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IHK Trier


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01.04.2017

Freude, schöner Götterfunken


Dieser Text ist vom 01.04.2017 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Über die Gründe, warum die Region täglich ein Loblied auf Europa singen sollte

Die Europäische Union steht nach zaghaften Strukturreformen, Schuldenkrisen und nicht zuletzt dem Brexit-Votum auf dem Prüfstand. Für die Region Trier bietet die EU vor allem Vorteile. Grenzüberschreitende Tourismusprojekte, Auszubildende mit internationaler Erfahrung und Handel mit den europäischen Nachbarn: Die Region profitiert von ihrer geografischen Lage – im Herzen Europas.

Brücken sind Symbole, besonders wenn sie über Grenzen führen. Das gilt beispielsweise für die zahlreichen Wanderbrücken, die innerhalb des deutsch-luxemburgischen Naturwanderparks beide Nachbarländer miteinander verbinden. Sechs davon hatte die Vereinigung Deutsch-Luxemburgischer Naturpark zwischen 1960 und 1980 errichtet. Als diese mit der Zeit immer maroder wurden, erfolgte die Sanierung im Rahmen des Bundesprogramms für transnationale Zusammenarbeit als sogenanntes Interreg-Projekt. Die Gesamtkosten von etwas mehr als 700 000 Euro wurden damit letztlich zu einem großen Teil aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) finanziert. Diese Förderung ist transnationalen Projekten vorbehalten, die laut Ausschreibung von besonderem Bundesinteresse sind und einen Beitrag zur nachhaltigen Raumentwicklung leisten. Wer die Anforderungen erfüllt, kann dann auf eine Förderung von bis zu 85 Prozent der Gesamtkosten hoffen.

Besonders attraktiv für Privatpersonen ist hingegen eine Förderung über das Leader-Programm. Deren Fördermittel stammen ebenfalls aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und werden jedoch von Lokalen Aktionsgruppen (LAGs) verwaltet. In der Region gibt es konkret die LAGs Moselfranken, Bitburg-Prüm, Vulkaneifel, Erbeskopf, Mosel oder Hunsrück. Eine Übersicht, welche LAG für den jeweiligen Wohnort zuständig ist, findet sich im Internet: www.impulsregionen.rlp.de.

Förderungsfähig können Projekte laut der LAG Moselfranken sein, wenn sie einen Innovationsgehalt oder Mehrwehrt für die Region bieten oder eines der Ziele des jeweiligen Leader-Entwicklungskonzepts widerspiegeln. Das sind beispielsweise Projekte, die das bürgerliche Engagement stärken, die Natur- und Kulturlandschaft pflegen oder Angebote im Tourismus nachhaltig weiterentwickeln. Mögliche Ziele gibt es aber weitaus mehr. Eine vollständige Liste findet sich direkt auf der Seite der LAG: www.lag-moselfranken.de.

Mit EU-Mitteln zum Viez aus dem Automaten
Wo viele Wanderer des Weges ziehen, da wird ein kühler Viez willkommen sein. Das dachte sich zumindest Armin Hunsicker vor knapp eineinhalb Jahren. Hunsicker betreibt einen Viezhof in Fisch (Landkreis Trier-Saarburg). Durch die 400-Einwohner-Gemeinde verlaufen insgesamt drei überörtliche Wanderwege. Zwei davon führen direkt am Viezhof Hunsicker vorbei. Nicht selten überkam die Wanderer dann die Viez-Lust. Wer da auf eine kühle Erfrischung setzte, musste schon Glück haben, dass im Familienbetrieb einer der insgesamt vier Hunsickers anwesend war. Was Fisch nämlich fehlt, sind Kneipen oder sonstige Einkaufsmöglichkeiten.
Inspiriert von diversen Lebensmittelautomaten, die vielerorts vor Metzgereien auf dem Land stehen, reifte in Armin Hunsicker die Idee, auch Viez über einen solchen Automaten anzubieten. Er entwickelte seinen Plan weiter und beschloss, auch regionale Produkte wie Eier, Milch, Käse oder Wurst in die Produktpalette aufzunehmen. Das alles unter dem Namen Viezomat. Seine Idee stieß schnell auf Gegenliebe. Neben dem Mehrwert für Wanderer würde solch ein Automat auch eine rudimentäre Einkaufsmöglichkeit, vor allem für ältere Menschen, bieten. Und auch die Vorteile für Hunsicker liegen auf der Hand: „Die Lebensmittel sind rund um die Uhr verfügbar, Personalkosten gibt es nicht.“ Ein Lokalpolitiker gab ihm dann denn Tipp, dass für sein Projekt eine Förderung aus EU-Mitteln infrage kommen könnte. Er wandte sich an die LAG Moselfranken und hatte Erfolg. Bei Gesamtkosten von etwa 20 000 Euro könnte er eine Förderung von etwa 6000 Euro erhalten.

Die Zeichen stehen schon jetzt auf Expansion
Neben dem Förderantrag musste Hunsicker zum Beispiel Angebote von verschiedenen Firmen und Stellungnahmen von Behörden einholen sowie eine Wirtschaftlichkeitsberechnung und Bebauungspläne einreichen. In der Summe seien das zwischen 30 und 40 DinA4-Seiten gewesen. Ein „Riesenaufwand“, den er aber Dank tatkräftiger Unterstützung, auch seitens der LAG, bewältigen konnte. „Das könnte man aber sicher auch etwas unkomplizierter gestalten“, merkt Hunsicker an. Nun, da der Papierkram erledigt ist, scheint der Fahrplan klar: „Ab April oder Mai soll der Automat nun vor dem Viezhof stehen.“ Weitere Pläne hat Hunsicker auch schon. „Wenn es gut läuft, versuchen wir, etwas mehr als 20 verschiedene Produkte anzubieten.“
 
Und auch der Viez scheint Potenzial nach oben zu besitzen. „Wir erleben zurzeit einen regelrechten Boom“, sagt Hunsicker. Vor allem der Viezkonsum unter 20- bis 30-Jährigen sei in den vergangenen Jahren konstant angestiegen. Als Hunsicker noch 20 war, hätte es das nicht gegeben. „Da hatten wir unser Bier und waren zufrieden.“ Das große Geld, vermutet Hunsicker, wird er mit seiner Idee dennoch nicht verdienen. Das sei ihm auch nicht wichtig: „Ich möchte vor allem zeigen, dass man auch in einem kleinen Ort problemlos zahlreiche Produkte anbieten kann.“

Grenzenlose Ausbildung

Bildung ist nicht erst seit Bologna ein europäischer Gedanke. Im Rahmen der grenzüberschreitenden Ausbildung existieren aktuell etwa 100 Ausbildungsverhältnisse in IHK-Berufen. Die Auszubildenden sind bei einem luxemburgischen Unternehmen angestellt und leisten dort auch den betrieblichen Teil ihrer Ausbildung. Für den schulischen Teil besuchen sie allerdings eine Berufsschule in der Region Trier, und auch die Prüfungen werden vor der IHK Trier abgelegt. Möglich ist das zurzeit theoretisch in knapp 50 IHK-Berufen. Die Organisation der Ausbildung erfolgt in enger Zusammenarbeit. Mitarbeiter der IHK Trier und der luxemburgischen Handelskammer besuchen die Betriebe beispielsweise gemeinsam, um deren Eignung als Ausbildungsbetrieb festzustellen. Gleiches Prinzip gilt für Beratungsangebote. Wird ein duales Studium grenzüberschreitend absolviert, kommt zusätzlich die Hochschule Trier mit ins Boot. Die Möglichkeit bietet sich vor allem angehenden Maschinenbauern.

Spedition stellt ein Drittel aller Ausbildungsverhältnisse
Der weltweit tätige Logistikdienstleister Kühne + Nagel, dessen Luxemburger Zentrale sich in Contern befindet, beschäftigt seit vielen Jahren in der Regel etwa 30 Auszubildende in Kooperation mit der IHK Trier, also rund ein Drittel aller grenzüberschreitenden Ausbildungsverhältnisse aus dem IHK-Bereich. Die meisten davon sind angehende Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung. Katja Lier, Ausbildungsleiterin bei Kühne + Nagel in Luxemburg, freut sich über die Möglichkeit: „Wir können so als Ausbildungsbetrieb sicher sein, dass unsere Auszubildenden optimal auf den Beruf vorbereitet werden.“ Erst seit 2015 werde in Luxemburg beispielsweise überhaupt eine ähnliche Berufsausbildung zum deutschen Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung angeboten. Davor gab es ausschließlich die grenzüberschreitende Lösung.

Auszubildende können auf diesem Weg neben ihrem Berufsabschluss auch erste internationale Erfahrungen sammeln, sagt Lier. Die Nachwuchsfachkräfte seien dann nicht nur für den luxemburgischen Arbeitsmarkt interessant, sondern haben durch den anerkannten IHK-Abschluss auch alle Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt. „Man hat im Prinzip auf beiden Seiten der Grenze einen Fuß in der Tür“, sagt Lier. Viele der Auszubildenden stammen übrigens aus der Region Trier/Saarbrücken mit entsprechend kurzen Anfahrtswegen zur Berufsschule in Trier.

Die grenzüberschreitende Ausbildung sieht Lier in den kommenden Jahren im Aufwind. Viele Unternehmen fingen gerade erst an, sich damit zu beschäftigen. „Da kommen in den nächsten Jahren sicher noch ein paar Ausbildungsverhältnisse dazu.“ Das Konzept biete schließlich einen wirklichen Wettbewerbsvorteil. „Damit werben wir natürlich auch in Vorstellungsgesprächen mit potenziellen Nachwuchskräften.“

Vom Azubi zum Auslandspraktikanten

Betriebe aus der Region Trier, die ihren eigenen Auszubildenden erste Auslandserfahrungen ermöglichen möchten, können das ohne viel Aufwand realisieren. Hierzu bietet die IHK Trier beispielsweise die Möglichkeit an, die auf einer Vereinbarung des Landes Rheinland-Pfalz mit der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens basiert. Deutsche Unternehmen schicken einen Auszubildenden für die Dauer eines Praktikums zu einem belgischen Betrieb und nehmen dafür im Gegenzug einen belgischen Jugendlichen auf.

Speziell für Auszubildende aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe bietet die Berufsbildende Schule EHS mit Unterstützung der IHK Trier außerdem ein Austauschprogramm mit Frankreich. Deutsche Azubis können über das Programm drei Wochen lang in Hotels und Restaurants im Großraum Paris arbeiten. Französische Azubis kommen dafür im Austausch für drei Wochen zu einem Unternehmen aus Trier. Zur Vorbereitung auf das Praktikum nehmen die Auszubildenden an einem Sprachkurs teil. Informationen zu grenzüberschreitenden Praktika gibt Alexandra Lossjew, Telefon: (06 51) 97 77-3 60, E-Mail: lossjew@trier.ihk.de.

Die Vorteile der EU vergisst man schnell
Die Lieferanten sitzen in Italien, die Kunden kommen aus Luxemburg und das Geschäft steht seit 1974 in der Trierer Konstantinstraße. Für Peter Steffens, Geschäftsführender Gesellschafter von Fabius – Der Herrenausstatter, ist die Europäische Union nicht mehr wegzudenken. „Man vergisst so schnell, welche Vorteile man hat“, sagt er. Er könne sich noch daran erinnern, wieviel Zeit er alleine mit Geldwechseln verbracht habe, wenn er ins benachbarte Ausland musste. Von Zollpapieren ganz zu schweigen. „Das war ein Riesenaufwand“, sagt er. Heute könne Steffens genau so leicht nach Luxemburg fahren wie nach Saarburg.

Gleiches gelte auch für seine Kunden. Eine Studie der IHK Trier hat ergeben, dass ein Drittel aller regionalen Unternehmen Umsätze mit Kunden aus Luxemburg tätigt. Ein Fünftel der Einzelhändler gab an, mehr als 20 Prozent des Umsatzes mit Kunden aus dem Großherzogtum zu erzielen. Das gilt auch für Steffens, der 1989 die Geschäftsführung, zusammen mit Klaus-Peter Schilken, übernommen hatte. Luxemburger spielten laut Steffens allerdings schon vor der Verabschiedung des Schengener Abkommens, 1985, eine Rolle. Die Grenzöffnung hat das aber deutlich einfacher gemacht. „Vorher haben die Luxemburger Kunden ein bisschen länger überlegt, ob sie nach Trier oder Luxemburg-Stadt fahren, wenn sie an der Grenze mit einer Kontrolle rechnen mussten.“

PKW-Maut: Europa hat es gerade schwer genug

Zur möglichen Einführung einer PKW-Maut hat Steffens eine klare Meinung: „Europa hat es gerade schwer genug, da muss man nicht noch neue Probleme schaffen.“ Die Grenzregion Trier treffe eine PKW-Maut deutlich härter als Regionen ohne direkte Außengrenze, ist er sicher. Das hat Anfang März 2017 auch den Bundesrat veranlasst eine Nachbesserung der geplanten Maut zu fordern. Ohne Ausnahmen für die Grenzregionen gehe es nicht. In einer Stellungnahme heißt es weiter, dass die Maut eine Belastung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit darstelle und die bisherigen Erfolge der europäischen Integration gefährde. Das sehen auch die Industrie- und Handelskammern der Großregion so, die ihre Ablehnung kürzlich noch einmal in einer gemeinsamen Resolution zum Ausdruck gebracht haben. Darin heißt es, dass viele Bürger der Nachbarregionen durch Einführung einer PKW-Maut von ihren Besuchen in grenznahen Einkaufsstädten vermutlich abgehalten würden. Dadurch drohen Einzelhandel, Gastronomie und Kulturbranche erhebliche Umsatzeinbußen. Zugleich wirke sich die PKW-Maut wie eine Motivationsbremse auf all diejenigen aus, die sich für eine engere grenzüberschreitende Zusammenarbeit und das Zusammenwachsen der Großregion im Alltag einsetzen.

In einer möglichen Maut sieht Steffens allerdings nicht das einzige Problem. Im Grunde schade dem Einzelhandel am Ende alles, was Luxemburger abhalten könnte, über die Grenze zu fahren. Speziell denkt Steffens da an die Infrastruktur. „Kunden stehen nicht selten lange auf der B51 im Stau“, sagt er. Und die Parkplatzsituation sei schließlich auch nicht gut. Damit werde Steffens dann auch in seinem Geschäft konfrontiert. „Das ist mir natürlich unangenehm und sehr ärgerlich.“ Steffens betont jedoch: Man könne nicht sagen, dass Trier gar nichts tut. Als positive Beispiele nennt er verschiedene Aktionen der City Initiative Trier. Aber das alleine reiche nicht. „Bei der Erreichbarkeit muss etwas passieren. Das ist nicht gut.“

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