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01.02.2017

Nationalpark, quo vadis?


Dieser Text ist vom 01.02.2017 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Erste positive Aspekte für regionale Tourismuswirtschaft ersichtlich

An Pfingsten 2015 hat das Land Rheinland-Pfalz zusammen mit dem Saarland seinen ersten Nationalpark eröffnet. Seitdem erstreckt sich auf einer Fläche von 10 000 Hektar der Nationalpark Hunsrück-Hochwald als ein außergewöhnliches Ökosystem, das für den strukturschwachen Raum und insbesondere für den Tourismussektor eine Chance darstellen kann. Denn: Ein Ziel des Nationalparks ist die Entwicklung der Region. Wo steht das Projekt jetzt?

Sören Sturm, Leiter Unternehmenskommunikation im Nationalparkamt, zieht eine positive Zwischenbilanz: „Die Effekte des Nationalparks greifen schneller als erwartet“, sagt er. „Wir haben nicht nur den jahrelangen Besucherrückgang in der Region gebremst, sondern können an verschiedenen Orten sogar wieder einen Besucherzuwachs verzeichnen.“ Jörn Winkhaus, Geschäftsführer der Hunsrück-Touristik, ergänzt: „Vor allem beim Tagestourismus ist in der Nationalparkregion eine positive Entwicklung der Gästezahlen zu verzeichnen. Beim Übernachtungstourismus ist die Nachfrage noch sehr verhalten.“

In den vergangenen Monaten seien 57 Nationalparkführer ausgebildet worden, die die Gäste im Nationalpark betreuen, berichtet Sturm. „Sie haben unterschiedliche Schwerpunkte, beispielsweise rollstuhlgerechte Führungen, Führungen auf Englisch oder Führungen mit kulturgeschichtlichem Schwerpunkt“, erzählt er. „Dieses Angebot trägt Früchte. Es kommen immer mehr Anfragen von Betrieben oder Vereinen.“

Gastronomische Angebote bleiben Knackpunkt
Selbstverständlich gebe es aber auch noch Baustellen – etwa im Bereich Gastronomie. „Wir sind eine Region mit einem Premiumwandersteig und nun auch einem Premiumnaturschutzgebiet. Gäste entwickeln damit auch einen hohen Anspruch an die Gastgeber. Dabei geht es nicht zwangsläufig um vier oder fünf Sterne. Die Angebote müssen regional authentisch sein“, sagt Sturm. „Permanent werden wir gefragt: Wo kann ich als Gast unterkommen und nach meiner Wanderung gut essen gehen?“ Vor diesem Hintergrund bilde das Nationalparkamt derzeit eine Partnerinitiative für Gastgeber aus Gastronomie und Beherbergung. „Die teilnehmenden Betriebe müssen bestimmte Anforderungen erfüllen und werden im Frühjahr 2017 von uns ausgezeichnet. Das Interesse ist groß. Über 50 Bewerbungen von Betrieben sind bei uns eingegangen“, so Sturm.

Die IHK Trier ist Mitglied des Vergabebeirates und befürwortet somit die touristischen Entwicklungen des Nationalparks. „Gerade für die Betriebe vor Ort bietet die Partnerinitiative die Möglichkeit, von den Werbeeffekten des Nationalparks zu profitieren und sich für nachhaltige Themen wie Qualitätsmanagement zu sensibilisieren. Häufig finden gerade kleine Betriebe aufgrund der hohen Arbeitsbelastung sonst selten Zeit, sich mit solchen Themen zu beschäftigen“, sagt Albrecht Ehses, IHK-Geschäftsführer International und Wein. Das erste Q-Seminar von Service Qualität Deutschland für die künftigen Nationalpark-Partnerbetriebe hat bereits stattgefunden: 18 QualitätsCoaches wurden ausgebildet.

Überhaupt hat der Nationalpark viel in Bewegung gesetzt. „Mich beeindruckt das außerordentliche private Engagement der Betriebe“, lobt Sturm die Unternehmen. „Der Nationalpark gibt Hoffnung: Es werden wieder vermehrt Investitionen getätigt.“ Auch im Bereich der Unternehmensnachfolge bewirke der Nationalpark ein Umdenken, beobachtet Sturm. Er berichtet von Unternehmern, deren Kinder sich entschließen, in den elterlichen Betrieb einzusteigen, weil sie im Nationalpark eine Perspektive sehen.

Schwachpunkt Bürokratie

Ist das Projekt Nationalpark also zum Selbstläufer geworden? Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil, sieht das noch nicht so. Seiner Meinung nach ist der Ansatz, durch die Einrichtung eines Nationalparks nicht nur Natur- und Klimaschutz zu betreiben sondern auch eine strukturschwache Region zu fördern, richtig. „Um den Nationalpark zum Erfolg zu führen, ist es erforderlich, dass ihn alle Ressorts der Landesregierung als gemeinsames Großprojekt begreifen und sich entsprechend dafür einsetzen“, sagt Hülpes. Probleme sieht er insbesondere in dem für die Regionalentwicklung wesentlichen Förderinstrument LEADER, durch das in Verbindung mit dem Landesförderprogramm EULLE EU-Mittel für strukturschwache Regionen eingesetzt werden. „Bürokratische Hürden und zu niedrig bemessene Fördermittel führen dazu, dass einige private Projekte im Bereich des Gastronomie- und Hotelgewerbes nicht realisiert werden können“, kritisiert Hülpes. Dabei attestiere eine Studie der Hochschule München zur Tourismusentwicklung gerade diesem Bereich erheblichen Nachholbedarf. Die Studie war von der Landesregierung ergänzend zum Landeskonzept zur Errichtung eines Nationalparks in Auftrag gegeben worden.

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