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IHK Trier


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  • 01.03.2019

    'Bedrohung oder Gewinn?

    IHK ist Gastgeber für Diskussion über Globus-Markt in Trier

  • Foto: Dr. Matthias Schmitt
    Standortpolitik

    Dr. Matthias Schmitt

    Tel.: 0651 9777-901
    Fax: 0651 9777-505
    schmitt@trier.ihk.de


Dieser Text ist vom 01.03.2019 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Die geplante Ansiedlung eines Unternehmens erzielt zumeist geringes Echo in der breiten Öffentlichkeit. Bei Lebensmittelmärkten ist es anders – erst recht, wenn ein Großprojekt wie das Globus SB-Warenhaus im Trierer Westen mit 10 000 Quadratmetern Verkaufsfläche im Raum steht. Die Diskussion hierüber zieht schon jetzt – Jahre, bevor eine Baugenehmigung frühestmöglich erteilt werden könnte – weite Kreise.

Publikumsfragen fließen direkt ein

So auch an diesem Abend im Tagungszentrum der IHK Trier, die gemeinsam mit Handwerkskammer, Einzelhandelsverband, City-Initiative und Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg zur Debatte über die Globus-Ansiedlung eingeladen hat. Über 130 Gäste im Saal klatschen abwechselnd, wenn im Podium die Pro- oder Contra-Argumente teils sachlich, teils zugespitzt vorgetragen werden. Über SMS steuert das Publikum direkt Fragen bei, die Moderator Thomas Roth, Chefredakteur des Trierischen Volksfreunds, in die Diskutanten-Runde weitergibt. Für den neuen Markt argumentiert Stefan Ewerling (Expansionsleiter bei Globus) – dagegen sprechen Manfred Schmitt (Obermeister der Fleischer-Innung Trier-Saarburg) und Georg Stephanus (Inhaber der gleichnamigen Trierer Buchhandlung und Vorsitzender des IHK-Handelsausschusses). Oberbürgermeister Wolfram Leibe tritt als Vierter im Bunde dafür ein, die Möglichkeit einer solchen Ansiedlung durch die zuständige SGD Nord (Struktur- und Genehmigungsdirektion) prüfen zu lassen.

SGD Nord müsste prüfen

Ohne diese Landesbehörde wird es in keinem Fall gehen. Denn die Vorgaben des Landesentwicklungsprogramms (LEP IV) schließen ein Projekt, wie das von Globus geplante, im Grundsatz aus. Es sei denn, ein Zielabweichungsverfahren durch die SGD käme zu einem positiven Ergebnis. „Das ist das für diese Fälle vorgesehene, formale, trockene Verwaltungsverfahren – das sollten wir einleiten“, meint Leibe. Erst nach einer solchen, mehrjährigen Prüfung könnte der Stadtrat über die Ansiedlung entscheiden. Doch auch die im ersten Schritt notwendige Verträglichkeitsprüfung müsste vom kommunalen Gremium beauftragt werden. Weshalb schon jetzt über die Auswirkungen öffentlich debattiert wird.
Zwei Gutachten, beauftragt von Globus beziehungsweise dem Handelsverband Region Trier, bilden die Grundlage für unterschiedliche Zukunftsszenarien. „Die Befürworter erhoffen sich eine Stärkung des Oberzentrums als Handelsstandort und deutlich mehr Kunden aus Luxemburg. Die Kritiker sehen eine Verletzung des Einzelhandelskonzepts und befürchten Umsatzeinbußen zu Lasten der Nahversorgung und der Innenstadt“, fasst Dr. Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier, zusammen. Während sich der IHK-Handelsausschuss mehrheitlich für die kritische Position entschieden habe, verträten andere IHK-Mitgliedsunternehmen auch die Pro-Richtung. Die Kammer selbst sehe sich als Träger öffentlicher Belange nicht primär als Interessenvertretung einer bestimmten Branche. Sie prüfe daher Ansiedlungen formal nach den Geboten der Nichtbeeinträchtigung, Zentralität und städtebaulichen Integration.

Mehr Kunden oder Verdrängungskampf?

Eben diese Kriterien sehen Georg Stephanus und viele weitere Einzelhändler verletzt. „Der bei Globus erzielte Umsatz wird nicht neu generiert werden, sondern von bestehendem Handel weggenommen“, sieht er voraus. In den Stadtteilen Euren und West würden andere Lebensmittelmärkte dadurch in ihrer Existenz gefährdet. Das zeigten ähnliche Fälle, beispielsweise die Globus-Ansiedlung in Koblenz. Und durch die geplanten 2500 Quadratmeter Verkaufsfläche mit zentrumsrelevantem Sortiment werde auch aus der Innenstadt Kaufkraft abfließen.
Stefan Ewerling bewertet es entgegengesetzt. „Das Globus SB-Warenhaus bietet ein anderes Konzept als die Filialmärkte der großen Ketten. Wir produzieren einen Großteil unserer Lebensmittel selbst vor Ort“, erläutert er. Dank dieser Besonderheiten erweitere sich auch der Einzugsbereich für Kunden erheblich. Insbesondere setze man darauf, viele Luxemburger in den neuen Markt zu locken. Erfahrungen aus anderen grenznahen Globus-Märkten in Saarbrücken, Saarlouis und Freilassing bewiesen, dass das Konzept aufgehe und zusätzliche Kundschaft für die Städte generiert werde.
Speziell mit der Produktion direkt am Standort hat aber Manfred Schmitt ein Problem: „Die Fachkräfte, mit denen Globus für seine Fleischerei und den Verkauf kalkuliert, sind schon jetzt nicht mehr in unserer Region zu finden.“ Viele kleinere Betriebe würden durch einen zusätzlichen Verdrängungswettbewerb bei den Fachkräften zum Aufgeben gezwungen, ist er überzeugt. Sowohl Schmitt als auch Stephanus befürchten, dass eine Abkehr von der bisherigen Orientierung des städtischen Einzelhandelskonzepts – und sei es nur für diesen konkreten Fall – die „Büchse der Pandora“ öffnen würde. Weitere Ansiedlungen auf der „grünen Wiese“ könnten folgen und den bislang funktionierenden, auf eine attraktive Innenstadt fokussierten Einzelhandel verdrängen.

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