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01.05.2020

Ideenreich dem Stillstand trotzen


Dieser Text ist vom 01.05.2020 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Viele Unternehmen entwickeln in der Corona-Krise kreative neue Geschäftsmodelle und Vertriebswege

Strahlender Sonnenschein lockt, dennoch bleiben Straßen und Plätze trotz der ersten Lockdown-Lockerungen überwiegend leer. Die Beschränkungen gegen die Ausbreitung des Coronavirus verhindern nach wie vor vielerorts direkte Begegnungen mit Kunden. Statt voller Häuser dank Frühlingswetter-Bonus bleiben viele Unternehmen vom Totalverlust der Einnahmen bedroht. Mit Einfallsreichtum und neuen Geschäftsmodellen stemmen sich Betriebe in der Region Trier gegen diese wirtschaftliche Krise.

Besonders ungünstig ist die aktuelle Lage für alle Branchen, die sowohl von saisonalen Effekten als auch von der Notwendigkeit zum Publikumsverkehr betroffen sind. In der Gastronomie und Hotellerie ist ohne Gäste wenig zu erreichen. Aber die Küche kann noch genutzt werden und das eröffnet zumindest einige Optionen. In Linden's Pension und Restaurant in Ayl hat man beispielsweise ein seit längerem geplantes Kooperationsvorhaben in die Tat umgesetzt. „Wir bereiten unsere Speisen frisch zu. Dann werden sie runter gekühlt, in Beutel verpackt und nochmals pasteurisiert. So können sie dann im Supermarkt zum Verkauf angeboten werden“, erläutert Jörg Linden das Konzept.
Partner ist Edeka Eble in Saarburg-Beurig, der die Linden-Gerichte ins Sortiment genommen hat. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Einkaufsmarktes, Michael Eble, hat Linden die Idee schon seit einiger Zeit verfolgt. Notwendige Absprachen mit den Ämtern wegen der Hygienevorschriften waren bereits geklärt. So konnte das Projekt trotz der aktuellen Ausnahmesituation zeitnah realisiert werden. Und die täglich wechselnden sechs Speisen ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe sind bei den Kunden äußerst erfolgreich. „Uns erreichen viele positive Rückmeldungen. Gerade Gerichte wie Rinderbraten, die ansonsten eher aufwendig zuzubereiten wären, kommen sehr gut an“, berichtet Linden. Auch Suppen und Soßen, die mit ein wenig Wasserzugabe und kurzem Erhitzen verzehrfertig sind, erfreuen sich reger Nachfrage. Das Projekt möchte Linden auf jeden Fall fortsetzen und gegebenenfalls ausbauen. Neben dem Edeka-Markt hat bereits ein Standbetreiber für regionale Wochenmärkte die Gerichte in sein Angebot aufgenommen.

Wenn zuhause die Ruhe fehlt …
Manchmal hilft der Zufall, neue Möglichkeiten zu erschließen. Für das Weingut Longen-Schlöder war es die Nähe zum Neubaugebiet in Longuich. Dort wohnen viele Menschen, die normalerweise in Luxemburg arbeiten und jetzt ins Home-Office gewechselt sind. „Eine Frau hat uns angesprochen. Sie finde mit ihren beiden kleinen Kindern im Haus keine Konzentration für die Arbeit. Ob sie vielleicht in eines unserer Winzerhäuschen ausweichen könne?“, erzählt Markus Longen. Da Feriengäste derzeit ausfallen, die üblicherweise diese Appartements bewohnen, war der Weg für eine andere Nutzung frei. Für 25 Euro am Tag können die Winzerhäuschen nun als Büro gemietet werden. Tisch und W-LAN gehören ohnehin zur Grundausstattung und so steht dem Arbeiten im ruhigen, hellen und vollkommen autarken Ferienhaus nichts im Weg. Den Blick auf die frühlingshafte Natur gibt’s noch mit dazu. Nur bei der Verpflegung sei aufgrund der Corona-bedingten Verbote Eigenversorgung gefragt, schränkt Longen ein. Die frische Küche des Hauses gebe es derzeit nur per Lieferservice. Hingegen sei es für alle Kunden möglich, als Selbstabholer Wein in der Vinothek zu erwerben. „Der Weinverkauf auch über den Versandhandel läuft zurzeit sehr gut“, freut sich der Unternehmer, dass dieser Einnahmezweig durch die Krise nicht beeinträchtigt wurde.

Zeit für den eigenen Webshop
Versandhandel über einen Online-Shop kann nicht nur in Covid-19-Zeiten ein sinnvoller Vertriebsweg sein. Im Gegensatz zu den Betreibern der großen Plattformen mit entsprechender Personalstärke ist der Aufbau eines Webshops jedoch für kleinere Anbieter mit erheblichem Arbeitsaufwand verbunden. Das hatte auch Anja Schröder vom Veranstaltungsservice Tischkultur bislang abgehalten, ein solches Angebot für ihren Deko-Verkauf aufzubauen. Doch mit den Kontaktbeschränkungen ist ein großer Teil des sonstigen Engagements weggebrochen. „Hauptsächlich sind wir bei Planung, Ausstattung und Dekoration von Veranstaltungen aktiv. Im Frühjahr beschäftigen uns normalerweise viele Hochzeiten oder Erstkommunionfeiern. Das fällt gerade aus“, sagt Schröder. Die zwangsweise freigewordene Zeit wollte sie nicht ungenutzt verstreichen lassen und so kam die Online-Präsenz auf die Arbeitsliste. Bisher verkaufte Anja Schröder ihre Arrangements im Showroom in Hetzerath. Pünktlich zur Osterzeit ist dann ihr neuer Webshop auf www.schroeders-tischkultur.de an den Start gegangen. Tischdekorationen, Home-Accessoires, Outdoor-Living finden sich dort ebenso wie Gestaltungselemente für Hochzeiten als farbenprächtig abgebildete Artikel wieder. Auch die passende Einstimmung für den Sommer kann man sich hier schon heraussuchen. Für die Krisenzeit hat sich der Webshop aus Sicht von Anja Schröder schon jetzt bewährt, sie möchte ihn als Ergänzung ihres Angebots künftig fortführen.

Digital mit den Gästen verbunden bleiben
Die Zeit produktiv nutzen – dieser Devise folgt auch Markus Reis vom Hotel Zeltinger Hof. Ausbau von kürzlich erworbenen Häusern zu Gäste-Suiten, Schulungen für neue Software oder Weinschulungen für die Azubis – dies sind nur einige Beispiele, was hinter den Kulissen in dem Hotel- und Restaurantbetrieb in Zeltingen-Rachtig läuft. Reis ist es wichtig, seinen Mitarbeitern das Gefühl zu vermitteln, dass sie gebraucht werden. „Alle, die bei mir arbeiten, werden die Krise gut überstehen“, versichert er ihnen. Gleichzeitig sorgt der Zeltinger Hof mit einem abwechslungsreichen Programm dafür, dass der Zeltinger Hof bei den Gästen nicht in Vergessenheit gerät. 
Wichtiges Mittel ist dabei die Kommunikation über Social Media. Auf Facebook künden zahlreiche Fotos und Videos von den Aktionen der jüngeren Tage. Die Gäste können nicht ins Restaurant? Dann gibt es das Essen eben zur Abholung oder es wird ausgeliefert. Auf Spargel und Lachs braucht niemand zu verzichten, lautet eine der Frühjahrsbotschaften. Die Speisekarte für den täglichen Mittagstisch findet sich nur einen Click weiter. Beratung für das passende Getränk zum Essen gibt’s auch. Mit befreundeten Winzern aus der Region zeichnet Reis „Weintalks“ als Video auf. Schließlich hat Wein im Konzept des Zeltinger Hofs traditionell einen hohen Stellenwert, wie schon der offizielle Namenszusatz „Gasthaus des Rieslings“ verrät.
Trotz des scheinbar unermüdlich sprudelnden Quells an Ideen wünscht sich der Hotelier aber, dass wieder etwas Normalität einkehrt. „Buchungen haben wir genug. Unsere Gäste wollen kommen. Hoffentlich können sie das bald wieder tun“, meint Reis. Zumindest eine Öffnung des Restaurantbetriebs mit eingeschränktem Sitzplatzsaal hielte er für durchaus vereinbar mit den geltenden Abstandsregeln.


Masken sind gefragt
Sich auf neue Bedarfe einstellen, diesen Weg ist die STUCO Fullservice GmbH gegangen. Produktion, Logistik und Service rund um Werbeartikel ist das normale Geschäftsfeld des Unternehmens in Speicher. In Corona-Zeiten hat man zusätzlich Mund- und Nasenschutzmasken sowie Schutzbrillen und -visiere in den Versandhandel mit aufgenommen. Gekoppelt ist dies mit einem Unterstützungsprojekt gemeinsam mit dem Kreisverband Bitburg-Prüm des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Über die Webseite hilfefuerhelden.de ist es möglich, Schutzausrüstung für Helfer in der Krise zu spenden. STUCO beschafft, lagert und liefert die hier gekauften Masken direkt an DRK, Feuerwehr, Krankenhäuser und niedergelassene Ärzte im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Als Anschub für die Aktion hat sich Unternehmen selbst mit einer Spende beteiligt.

Virtuell auf Reisen gehen
Wenn Sie mit einem Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer unterwegs wären, was würden Sie heute sehen? Aktuell sind solche Reisen gar nicht möglich, möchte man meinen. Doch dank einer Idee des Saarburger Reisebüros EURESA Consulting GmbH sind sie jetzt virtuell erlebbar. Normalerweise hilft das Unternehmen mit seinen 32 Mitarbeitern Kunden aus ganz Deutschland über spezialisierte Web-Portale und Direktberatung bei der Kreuzfahrtsuche. Nun laufen die Schiffe auf www.wegtraeumen.de jeden Tag digital jene Häfen an, die sie sonst in der Realität besuchen würden. Ein reichhaltiges Fotoalbum gewährt Einblicke in die Traumziele. „Wir stellen nur einen gewissen Teil der Fotos aus unserer Sammlung. Die Idee ist, dass Urlauber, die die Orte schon einmal besucht haben, ihre eigenen Bilder hochladen und so den anderen lebendige Reiseerfahrungen zeigen“, erklärt EURESA-Mitarbeiter Patrick Hausen das Konzept. 
Attraktiv soll das Ganze durch ein Bonuspunkte-System werden. Wer viele Bilder einstellt, sammelt Punkte für Gutscheine, die sich bei künftigen Reisebuchungen anrechnen lassen. Die genauen Details dieses Systems würden gerade noch ausgetüftelt, aber eine Belohnung für die Traumreisenden sei definitiv geplant, meint Hausen. „Für uns ist das eine Möglichkeit, gleichzeitig in Kundenbindung und Neukundengewinnung zu investieren.“ Gerade jetzt sei beides besonders wichtig. Nicht nur, dass in Corona-Zeiten kaum jemand neue Reisen buche, Stornierungen machten zusätzlich Arbeitserfolge der Vergangenheit zunichte. Um nach Ende der Krise wieder durchstarten zu können, müsse man sich bemühen, in der Aufmerksamkeit der Kunden zu bleiben. Die Idee zu den virtuellen Traumreisen kam durch einen unerwarteten Stichwortgeber, berichtet Hausen: „Unsere Geschäftsführer saßen bei einer Strategiebesprechung zusammen. Da lief im Radio eine Reportage über eine Yoga-Lehrerin, die wegen Corona ihre Kurse nun online anbietet.“ Ein weiteres Beispiel, wie kreative Ideen im positiven Sinne ansteckend sein können.

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