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01.06.2007

Arbeitswillige Kraftprotze mit Stehvermögen


Dieser Text ist vom 01.06.2007 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Ausgefeilte Forst- und Industrietechnik trägt einen Namen: Werner – das Unternehmen in Trier-Ehrang ist Spezialist für Unimog-Systemlösungen aller Art

Wenn früher die Rede war vom „Seilwinden-Werner“, dann wusste zumindest in Trier jedes Kind: Das ist doch der Mann, der sich mit seinen Geräten für den Weinbau einen Namen gemacht hat. Mit Seilwinden eben, die auch die Arbeit in Schwindel erregenden Steillagen-Höhen möglich machten. 1902 hatte er in Trier-Ehrang den Grundstein gelegt für das Traditionsunternehmen, das später von seinem Sohn weitergeführt wurde und bis heute den Namen „Werner“ trägt. Fraglich ist jedoch, ob der Firmengründer sich heute noch in der „Werner Forst- und Industrietechnik GmbH“ zurechtfinden würde. Allein der Anblick des Unimogs in blitzendem silber-metallic, der gerade im Hof des Unternehmens auf seinen ersten Arbeitseinsatz wartet, würde ihn in Erstaunen versetzen und höchste Verzückung auslösen. Es ist ein Unimog vom Typ U 500, ein Kraftpaket mit ausgefeilter Technik Marke Werner; und natürlich – Tradition verpflichtet – einer Seilwinde im „Gepäck“.

Auch Harry Thiele und Peter Hagen steht die Begeisterung für dieses „große Spielzeug“ ins Gesicht geschrieben. „Das ist schon ein Rolls-Royce unter den Unimogs. Der hier kostet etwa 350 000 Euro“, schwärmt Thiele, seit 1. Dezember 2006 neuer Geschäftsführer der „Werner GmbH“. Produktionsleiter Peter Hagen ergänzt: „In diesem Fahrzeug steckt enorm viel Handarbeit. Das ist Maßschneiderei auf hohem Niveau. Allein die Getriebetechnik, das ist modernstes Level.“

WERNER: ALLES, WAS ROT IST
„Alles, was rot ist an diesem Unimog, das ist Marke Werner“, bringt Harry Thiele anschaulich auf den Punkt, wie „das Unimog-Geschäft“ funktioniert. Die „Werner GmbH“ hat eine Geräte-System-Partnerschaft mit dem Unternehmen Daimler, das in Gaggenau das „größte Lkw-Werk der Welt“ betreibt. Wieder bildlich gesprochen: Daimler liefert den Rohdiamanten, Werner sorgt für den Schliff. Das bedeutet: Chassis und Führerhaus stammen aus dem Hause Daimler, zu einem Spezial-Sonderfahrzeug mit Hydraulikstützen, Seilwinde und Kran wird es in Trier-Ehrang. Der neue Geschäftsführer: „Ein Unimog ist nur so viel wert, wie die Geräte darauf. Wir liefern je nach individuellen Wünschen den Maßanzug.“ Ganz gleich, ob nun in der Energiewirtschaft, der Industrie, im Straßenbau oder in der Land- und Forstwirtschaft, ganz gleich, ob nun für Behörden und Kommunen, Technisches Hilfswerk oder Forstbetrieb, bei Werner finden die Kunden die passende Systemlösung.

Harry Thiele ist natürlich längst in der Region Trier bekannt: Er war unter anderem IHK-Vizepräsident, Vorsitzender der Initiative Region Trier und Vorsitzender der Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU). Gleichwohl betritt der „alte Hase“ in Trier-Ehrang Neuland: „Früher beschäftigte ich mich mit Kunststoff, heute – scherzhaft formuliert – mit 'heavy metal', früher hatte ich 700 Mitarbeiter, heute sind es 75 Beschäftigte“, sagt er. In den vorangegangenen Tätigkeiten habe er der Automobilindustrie zugeliefert und fühlte sich oft als „Büttel der Branche. Heute bin ich Partner, und es ist ein symbiotisches Verhältnis zu Daimler.“

„ERNTEHELFER“ UND „GEMEINDEARBEITER“ VOLLER POWER
Die „Werner GmbH“ hat zudem ein zweites Standbein mit eigenen Fahrzeugen der Marke „WF Trac“. Bis auf wenige Teile, die zugeliefert werden müssen, entstehen diese Fahrzeuge komplett in Trier-Ehrang. Je nach Wunsch und Bedarf des Kunden können die „tracs“ flexibel verändert werden: Mal muss ein Front-Lader gebaut und montiert werden, mal ein Rückegerät für Baumstämme, ein Schnee- oder Erdschieber, ein Kurzholzanhänger, mal ein Kehrbesen. Mähen, schneiden, schieben – die WF-tracs sind kraftstrotzende Alleskönner. „Diese Fahrzeuge müssen schon etwas leisten. Die werden brutalst genutzt: Oft 15 Stunden am Tag – und das an sieben Tagen in der Woche“, erzählt Thiele.

Im Bereich der Mobil-Kräne arbeitet die „Werner GmbH“ mit dem Hersteller Palfinger zusammen, weltweit die Adresse schlechthin für Mobil-Kräne. Palfinger liefert bis zu 40-Meter-Kräne für Unimog.

KERNGESUND UND ERTRAGREICH
Harry Thiele hat in den wenigen Monaten seiner „Amtszeit“ schon einiges verändert – er hat renoviert, für frische Farbe und die Vernetzung via Computer gesorgt – doch er weiß auch, dass er „ein kerngesundes, gut aufgestelltes, ertragreiches Unternehmen“ übernommen hat. Es sei eine „klassische Unternehmensnachfolge“ gewesen. Hans Junk habe mit 73 Jahren einen Nachfolger gesucht, er, Thiele, sei nach einem beruflichen „Ausflug“ nach Fulda in seiner Entscheidung frei gewesen. Zufall also. Beeindruckt ist der neue Chef vor allem von seinen Mitarbeitern – 70 sind es in Trier-Ehrang, fünf am Standort in Gaggenau, wo Geräte aufgebaut werden können. „Das sind allesamt Spitzenleute im Unternehmen. Diese Arbeit kann nur von hoch qualifizierten Facharbeitern geleistet werden. Für die Belegschaft hier ist es ohnehin mehr als nur ein Beruf. Das ist Leidenschaft, unsere Leute identifizieren sich mit ihren Produkten. Die Technik, die dahinter steckt, das fesselt sie“, weiß Thiele.

MIT HERZ UND VERSTAND
Wie vielfältig die Arbeitsprofile sind, das wird bei einem Rundgang durch das Unternehmen schnell deutlich. Im Hauptbau ist neben der Administration die Entwicklungsabteilung untergebracht. Ob am Bildschirm oder ganz traditionell am Zeichentisch – dort ist die Ideenschmiede. Neue Abgasvorschriften? Neue Arbeitsmodule? Die Werner-Ingenieure feilen an individuellen Lösungen.

Nur wenige Schritte weiter findet man alles, was zum klassischen Maschinenbau dazugehört. Drehen, fräsen, stanzen, schweißen, lackieren – an Werkbänken werden die Entwürfe der Entwickler umgesetzt. Auch in den Werkshallen sind hohe Handwerkskunst und Fachwissen gefragt. Da die Fahrzeuge nicht „von der Stange“ sind, sondern individuell „zugeschnitten“ werden, gibt es wenige „stets wiederkehrende Teile“. Harry Thiele: „Wir besetzen ein Nischenthema und produzieren in kleinen Stückzahlen.“ Am Trierer Standort wird aber nicht nur entwickelt, produziert, und montiert, auch der Service kann im Haus vorgenommen werden.

Die „Werner GmbH“ vertreibt ihre Kraftprotze zu 40 Prozent in Deutschland, mit 60 Prozent dickster Brocken ist aber der Export. „Sehen Sie: Dieses Pritschen-Fahrzeug geht nach Zypern, die drei Schwergewichte mit den Klimaanlagen auf dem Führerhaus nach Mexiko. Dort werden sie eingesetzt, um Pipelines oder Stromleitungen zu reparieren“, erklärt Harry Thiele.

SITZUNGEN AM STEHTISCH
Welche Veränderungen strebt der neue Geschäftsführer an? „Wir haben da hinten noch eine Fläche, die Expansion hier in Trier-Ehrang zulassen würde“, sagt Thiele und lächelt vieldeutig. Außerdem soll das Thema Fortbildung angekurbelt („Schulungen werden künftig Pflicht“) und der Bereich Ausbildung verstärkt werden. Momentan gibt es drei Auszubildende im Unternehmen, die „Marschroute liegt bei einem Anteil von zehn Prozent“. Was sich schon geändert hat: Harry Thiele mag keine langen Sitzungen, liebt Entscheidungsfreude. Kurzen Zusammenkünften förderlich ist die aktuelle Entscheidung, verstärkt an Stehtischen zu konferieren. Ob diese Neuerung wohl auch daran liegt, dass man stehend noch einen Blick auf die geballte Ladung Technik in Form eines „U 500“ werfen kann? Wieder lächelt Harry Thiele vielsagend.
Ingrid Fusenig

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