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01.11.2008

Auf dem Weg zum Rad- und Wanderland


Dieser Text ist vom 01.11.2008 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Touristische Wachstumspotenziale für die Region Trier

Wandern und Radwandern setzen sich in Deutschland mehr und mehr als touristische Trends durch. Die Tendenz geht hin zum intensiven Erleben und Entspannen in der Natur. Die sanften Bewegungsarten Wandern und Radfahren, meist in Kombination mit einem Kurzurlaub, haben Hochkonjunktur. Vom Bewegungsdrang und der Natursehnsucht profitieren insbesondere die Mittelgebirgsregionen mit ihren Flusslandschaften.

Foto: Hans-Jürgen Sittig
Foto: Hans-Jürgen Sittig
Rheinland-Pfalz kennt seine naturräumlichen Potenziale und weiß sie in der Tourismusstrategie 2015, die die künftige touristische Zielrichtung des Landes bestimmt, geschickt in Wert zu setzen. Die von der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (RPT) und dem Europäischen Tourismusinstitut (ETI) gemeinsam erarbeitete Strategie konzentriert sich dabei auf die chancenreichsten Themen und Märkte, mit denen die gute touristische Position weiter ausgebaut werden kann. Wander- und Radwandertourismus wie auch Gesundheits- und Weintourismus auf Basis des jeweiligen Kulturguts, stellen die Säulen dar, auf die Rheinland-Pfalz in Zukunft baut.

ZIEL: TOP-DESTINATION IM RADTOURISMUS
Radfahren ist die beliebteste Urlaubsaktivität der Deutschen, rund 48 Prozent der Touristen nutzen das Fahrrad im Urlaub. 18,4 Millionen Radtouristen, sowohl Tages- als auch Übernachtungsgäste, radeln jährlich auf rheinland-pfälzischen Radwegen. Sie sind als Pärchen, mit Familienangehörigen und auch in Gruppen unterwegs und verweilen durchschnittlich 5,7 Tage. Während ihrer Reise besuchen sie gerne Städte und historische Bauwerke, genießen regionale Speisen und Getränke und stehen Weinproben und Weinfesten offen gegenüber. Auf Qualitätsbewusstsein, das Erleben des Authentischen wie auch Gastfreundschaft legen sie großen Wert.

Foto: Hunsrück-Touristik
Foto: Hunsrück-Touristik
In Zukunft soll sich das Bundesland zu einer TOP-Destination für den Radtourismus entwickeln, so ist es in den Zielen der Zukunftsstrategie festgeschrieben. Durch konsequenten Ausbau der radtouristischen Infrastruktur (Wege, Beschilderung, Unterkünfte, Servicestation), der radtouristischen Produkte und Pauschalen sowie einem verstärkten Marketing soll dieses Ziel erreicht werden.

Die Regionen sind aufgerufen, diese Strategie mit Leben zu füllen und unsere Ferienregionen mit Mosel, Eifel und Hunsrück sind dabei gut aufgestellt.

Die Mosel zählt, laut Radreiseanalyse 2008 des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC), zu den zehn beliebtesten Radregionen Deutschlands. Der 238 Kilometer lange Moselradweg, der im Saarland startet und über Trier nach Koblenz verläuft, ist bereits ein Klassiker und lockt jährlich eine Vielzahl an Radtouristen in die Region. Aber auch der Kylltal- und der Saar-Radweg gewinnen immer mehr an Popularität und gehören gemeinsam mit dem Moselradweg zu den sieben rheinland-pfälzischen Radfernwegen, die längs der großen Flüsse des Landes verlaufen. Eine Besonderheit stellen die Radwege auf stillgelegten Bahntrassen dar, wie zum Beispiel der Maare-Mosel Radweg, der auf der ehemaligen Bahntrasse von Daun bis Bernkastel-Kues durch die Vulkaneifel ins Moseltal führt. Zu dem öffnen die Veloroute SaarLorLux und der Eifel-Ardennenweg den Weg für grenzüberschreitendes Radeln zwischen Lothringen, Luxemburg, Ostbelgien, dem Saarland und der Region Trier. Insgesamt gibt es in Rheinland-Pfalz ein qualitätsgeprüftes Radwegenetz von aktuell mehr als 5 000 Kilometer. Gleichzeitig hat der ADFC bislang in Rheinland-Pfalz zirka 500 fahrradfreundliche Gastbetriebe mit dem Zertifikat Bett & Bike ausgezeichnet, davon befinden sich zirka 200 in der Region Trier.

MühlenthalersEiner dieser Bett & Bike Betriebe ist das Mühlenthaler's Parkhotel in Konz, das bereits seit zwölf Jahren zertifiziert ist. In unmittelbarer Nähe der drei Radwege Mosel, Saar und Sauer gelegen, hat sich das familiengeführte drei Sterne Hotel mit einer radfahrerfreundlichen Ausstattung wie einem Fahrradschuppen, in dem 30 Räder Platz
Fotos: Thewalt
Fotos: Thewalt
haben, einem Trockenraum, Gepäcktransfer, einem Notfallreparaturkoffer und auch der Kooperation mit dem örtlichen Fahrradverleih und Reparaturservice ideal auf Radwanderer eingestellt. Die Besitzerin Marita Mühlenthaler hält zudem viele kleine Annehmlichkeiten wie ein gesundes Frühstücksbuffet für die sportliche Klientel, das mit Produkten aus der Region gespickt ist, Kartenmaterial oder ein frisch gezapftes Radler zur Begrüßung für ihre Gäste bereit. Sie setzt auf enge Zusammenarbeit mit den lokalen und regionalen Touristikern und beherbergt zum einen Eintages-Touristen, die über die Touristinformation Radpauschalen gebucht haben, und zum anderen solche, die in Konz ihren Stützpunkt haben und von dort aus kleinere Routen ins Umland fahren. Im Hinblick auf die touristische Vermarktung wünscht sich Mühlenthaler mehr Geschlossenheit und Kooperation von Seiten der anderen Hotels, um sich besser als Region Obermosel vermarkten zu können. „Zudem könnte beispielsweise ein privat organisierter Gepäcktransfer, den ein Unternehmen für alle Hotels in der Umgebung anbietet, den zeitintensiven hoteleigenen Shuttleservice ersetzen“, so die Zukunfts-vorstellungen von der Hotelbesitzerin.

MIT MOUNTAIN-BIKING JUNGE LEUTE ANZIEHEN
Auch Manuel Kervyn de Lettenhove,Hotel Koch-Schilt
Geschäftsführer des Hotel-Restaurants Koch-Schilt in Irrel, hat sich auf Radtouristen eingestellt. Die Bett & Bike Qualifizierung sieht er als Aushängeschild für engagierte und radfreundliche Betriebe. Sein Hotel liegt in der Nähe des Prüm-,Nims- und Sauerradwegs. Bei der Nutzung der Eifelradwege für die


Radtouristen
Lettenhove
Fotos: Thewalt
macht er allerdings Abstriche, da die Radwege
 in der Südeifel stärkere Höhenunterschiede aufweisen und eine größere sportliche Leistungsfähigkeit voraussetzen, als beispielsweise an der Mosel. Er selbst sieht ein höheres Potenzial im Mountainbiking. „Das Ferschweiler Plateau bietet dazu ideale naturräumliche Gegebenheiten“, so der Hotelier. Eine neue, teure Infrastruktur wäre hierfür nicht notwenig, da Mountainbiker keine befestigten Wege benötigen. Auch auf die klassische Wegbeschilderung könne verzichtet werden, da GPS-fähige Geräte die Navigation übernehmen. Kervyn de Lettenhove sieht darin eine deutliche Attraktivitätssteigerung der Eifel für junge Leute und erhofft sich dadurch eine zahlungskräftigere, jüngere Zielgruppe nach Irrel locken zu können.

„Der Radtourismus in der Region Trier besitzt weiterhin ein enormes Wachstumspotenzial“, so das Statement von Andrea Weber, Vizepräsidentin der IHK Trier und Hotelchefin des Deutschen Hofs in Trier. Trier ist ein Knotenpunkt verschiedener Radwege. Mosel-, Kylltal-, Ruwer-Hochwald-Radweg und die Veloroute Saar-Lor-Lux treffen hier aufeinander. „Nicht in die Nischen gehen, sondern den bestehenden Tourismus weiter ausbauen“, lautet ihr Motto. Sie plädiert dafür, die vorhandene Vielfalt an Radnebenstrecken in der gesamten Region Trier stärker nach außen zu kommunizieren, um die Gäste, die die klassische Moselroute gebucht haben, ein zweites Mal in die Region zu locken und sie durch Sternradeln länger in der Region zu halten. Allerdings sieht sie ein großes Manko in der Qualität des Radwegenetzes der Stadt Trier. Vor allem innerhalb der Stadt selbst mangele es an fahrradtouristischer Infrastruktur. Die überregionalen Radwanderrouten sollten stärker mit den Radwegen der Stadt Trier vernetzt werden. Zudem befinden sich der Mosel- und der Kylltalradweg in einigen stadtnahen Abschnitten in einem schlechten Zustand, merkt Andrea Weber kritisch an. Insgesamt muss die Stadt Trier fahrradfreundlicher werden, um sich im Einklang mit den umliegenden Ferienregionen als Top-Destination für Fahrradfahrer präsentieren zu können.

DIE WANDERREGION NUMMER EINS WERDEN
Neben dem Radtourismus weist die Tourismusstrategie dem Wachstumsmarkt Wandern einen besonderen Stellenwert zu mit dem Ziel, Rheinland-Pfalz mit seinem hohen naturräumlichen Potenzial als Wanderregion Nummer Eins unter den deutschen Mittelgebirgen zu positionieren. An vorderster Front stehen die Prädikatswanderwege wie Saar-Hunsrück-Steig, Rheinsteig, Eifelsteig und Westerwaldsteig. Diese Wandertouristenmagnete sollen in den nächsten Jahren noch stärker beworben und Schritt für Schritt um prädikatisierte Kurztouren ergänzt werden. Bis zum Jahr 2010 soll landesweit ein großräumiges Netzwerk aus prädikatisierten Wanderwegen geschaffen werden, das alle touristischen Regionen des Landes verbindet.

Nach Angaben des deutschen Wanderinstituts gibt es einen richtigen Wandertrend. Laut Rainer Brämer, dem deutschen „Wanderpapst“, ist mit jeder Hightechwelle die Sehnsucht nach Natur gestiegen. So ist es nicht verwunderlich, dass „Natur und Landschaft genießen“ die Hauptmotive der Wanderer darstellen. Der klassische Genusswanderer ist gebildet, gut betucht und im Alter 45plus. Er möchte sich in der Natur aktiv fit halten, auch mal verweilen und die Aussicht genießen, außerdem abends gut essen, einen regionalen Wein trinken und in einer bequemen Unterkunft schlafen. Der jüngere Lifestyle-Wanderer hingegen mit hohem Bildungsniveau und kleinem Geldbeutel wandert gern auf attraktiven und herausfordernden Wegen, um zur Natur und sich selbst zu finden und legt dabei weniger Wert auf Konsum und Luxus.

Damit es der Wanderer bei der Wahl seiner Unterkunft einfacher hat, zeichnet der deutsche Wanderverband seit 2005 Beherbergungsbetriebe mit dem bundeseinheitlichen Prädikat „Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ aus. Angebote wie Hol- und Bringservice, Gepäcktransport, Tourenlunchpakete oder auch der Reservierungsservice für die nächste Unterkunft halten die Qualitätsgastgeber unter anderem für ihre Gäste bereit. Sowohl Ferienwohnungen als auch fünf Sterne Hotel ebenso wie reine Gastronomiebetriebe können sich über die Tourismusregion zertifizieren lassen.

ZERTIFIZIERUNG ZAHLT SICH AUS
Jungenwald HotelDie Niederländer Michael Coers und Esther de Jonge sind seit Juli 2008 zertifizierte Qualitätsgastgeber. Seit zwei Jahren stehen die Türen im Haus Jungenwald in Traben-Trarbach Wanderern und anderen Urlaubern offen. Durch die Mehrsprachigkeit und gezielte Werbung auf dem
Fotos: Thewalt
Fotos: Thewalt
Auslandsmarkt, besuchen neben Deutschen auch gern Belgier und Niederländer das Haus. „Sie werden durch den Wein an die Mosel gelockt, wissen aber nichts von der schönen Landschaft und den Möglichkeiten zum Wandern und der Ruhe“, so Michael Coers. Daran knüpfen die Besitzer an. Gemeinsam mit der Gemeinde und anderen Hotels wurden acht stillgelegte Wanderwege in Traben-Trarbach wieder revitalisiert. Eine regionale Wanderkarte und zwei öffentliche Wandertafeln geben eine gute Orientierung im Kaltenbachtal. Als Schmankerl für die Wanderer wurde eine öffentliche Wasserquelle errichtet, an der sich jeder erfrischen kann. Häufig nutzen die Wandergäste die Kombination aus Wander- und Wellness-Urlaub. Mit Gutscheinen können sie das Wellness-Angebot in den umliegenden Einrichtungen wie zum Beispiel den Moselthermen bargeldlos wahrnehmen und am Ende des Aufenthalts im Haus Jungenwald bezahlen. Seit der Zertifizierung zum Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland durch die Mosellandtouristik wird das Haus Jungenwald stärker nachgefragt. Sie stehen momentan als einer von erst drei Qualitätsgastgebern an der Mosel auf der deutschlandweiten Seite Wanderbares Deutschland. Als Tipp gibt Coers anderen Hotels mit auf den Weg: „Die Zertifizierung unbedingt machen, es ist nur ein geringer Aufwand. Wanderer sind immer frohe, sympathische Leute und sehr zufrieden.“

Fronhof
Auch Astrid Hau, die Leiterin des Fronhofs am Keller See im Hochwald kann dem zustimmen. „Wanderer sind angenehme und nette Gäste, sie kommen bei jedem Wetter, haben immer die geeignete Ausrüstung dabei und sind hart im Nehmen“. Im Fronhof beherbergt und verköstigt sie ganzjährig und
Fotos: Thewalt
Fotos: Thewalt
wetterunabhängig die Wanderer, die den Saar-Hunsrück-Steig erwandern oder auch die anderen Wanderwege in der Umgebung nutzen. Die Qualitätsgastgeberin „Wanderbares Deutschland“ bietet auch kleine Dinge an, die das Leben eines Wanderers erleichtern wie Nähutensilien, Pflaster und Schnürsenkel. „Schön, dass die Gäste wieder kommen, um die anderen Wanderwege auszuprobieren oder bei einem Abstecher nach Trier die Römerstadt kennen zu lernen“, freut sich Astrid Hau über den guten Zuspruch.

WANDERSTEIGE PUNKTEN MIT QUALITÄT
Im April 2007 wurde der Saar-Hunsrück-Steig offiziell eröffnet. Die Vermarktung erfolgt gemeinsam auf rheinland-pfälzischer Seite durch die Hunsück- und die Naheland-Touristik und auf saarländischer Seite durch den Tourismusverband Merzig Wadern und die Tourismus-Zentrale des Saarlands. Projektträger ist der Naturpark Saar-Hunsrück e. V.. Die Bundesland übergreifende Kooperation funktioniere gut, berichtet Walburga Meyer, Leiterin der Touristinformation Hochwald-Ferienland in Kell am See. Von Beginn an haben die Beteiligten gemeinsam gearbeitet und Beschilderung, Vermarktung wie auch sonstige Maßnahmen wurden einheitlich gestaltet. Seit Eröffnung des Saar-Hunsrück-Steigs wird der hochwäldische Teilabschnitt stark frequentiert und von vielen Wandertouristen und Einheimischen als Freizeitmöglichkeit genutzt. „Auch die angegliederten touristischen Betriebe profitieren vom Saar-Hunsrück-Steig“, bemerkt die Leiterin der Keller Touristinfo, „sie haben schnell Erfolge gespürt und erkannt, dass der Steig noch ein Riesenpotenzial birgt“. Die Wanderbeschilderung erhält von den Gästen ein großes Lob. Ein Pocket-Guide beschreibt jede Etappe genau, so dass auf dem Steig auch ohne Karte gewandert werden kann. Dennoch ist einiges zu tun: Zehn bis 15 Kilometer lange Wanderschleifen sollen die naturräumlichen Highlights seitlich des Steiges einbinden, die Internetseite bekommt ein Relaunch und eine einheitliche Gaststättenbeschilderung wird entlang des Steiges aufgebaut.

Auch die Eifel hat sich vorgenommen in der Oberliga des Wandertourismus mitzuspielen und geht in naher Zukunft mit einem 300 Kilometer langen Premium-Wandersteig an den Start.

Die Chancen, die sich durch diese besonderen, überregional bekannten Qualitätsprodukte für den Wandertourismus bieten, sollten möglichst viele touristische Akteure nutzen, um den Wanderern mit innovativen Ideen in Verbindung mit einer gastronomischen Infrastruktur ein besonderes Urlaubserlebnis zu bereiten.
Kerstin Bauer, bauer@trier.ihk.de

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