Sprungmarken zu den wichtigsten Seitenabschnitten


Suche Hauptnavigation A-Z Übersicht Hauptinhalt Servicelinks


IHK Trier


Seitenkopf

Seitenhauptinhalt

15.02.2000

Auf den Spuren des Jahrhunderts genießen


Dieser Text ist vom 15.02.2000 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Das Restaurant „Clauss-Feist“ in Traben-Trarbach gehört zu den Adressen, die für einen ausschließlichen Schlemmer-Besuch einfach zu schade sind. Wer einen Blick in das Jugendstil-Haus wirft, wird umgehend von dem besonderen Charme und Ambiente gefangen genommen und große Lust bekommen, gleich im dazugehörigen Hotel eine Nacht zu verbringen. So ist das Restaurant auch nicht getrennt, sondern im Gesamtkonzept mit dem Hotel zu bewerten. Dem Gault Millau ist die Küche 13 Punkte wert.

Das Hotel „Bellevue“ mit seinem Restaurant „Clauss-Feist“ dürfte in seinem Gesamt-Erscheinungsbild wohl einmalig in Deutschland sein. Herrschaftlich thront es visà-vis des Moselufers, adäquat umgeben von weiteren Jugendstil-Bauten in der Nachbarschaft.

Das Ehepaar Clauss-Feist ließ sich im Jahr 1903 vom Berliner Jugendstilarchitekten Bruno Möhring das ehrwürdige Haus errichten. Der Professor, der damals landesweit etliche Häuser konstruierte und auch für die Brücke zwischen Traben und Trarbach verantwortlich zeichnete, setzte seinen Stil vom Dach bis in den Keller durch. Typische Farben wie ein leuchtendes Gelb, Blau, Rostrot und ein warmes Grün dominieren noch heute das Haus. Fresken zieren die Wände, leuchtende Fenster stechen ins Auge, Jugendstil-Lampen erhellen die Räume. Überall lauern wertvolle Blickfänge, das Dekor ist bis zur handgefertigten Verkleidung der Heizkörper im Sinne des Jugendstils ausgereift.

Gründung des Hauses im Jahr 1903

Über 80 Jahre verblieb das „Bellevue“ im Familienbesitz, 1987 erwarb es ein deutscher Hotelbesitzer. „ein reiner Liebhaberkauf“, kommentiert Restaurantleiter Klaus-Peter Möncks. Das Haus sei in sehr baufälligem Zustand gewesen, der Hotelbesitzer habe es sorgsam restaurieren lassen. Durch einen Zufall stieß der Urenkel des Malers, der 1903 die Ausgestaltung des Hauses übernommen hatte, auf die Original-Schablonen und Farbmischtabellen. So konnten Fresken und Wände originalgetreu wieder hergestellt werden.

Im vergangenen Jahr verkaufte der Einzelbetreiber den kostenintensiven Hotelkomplex an eine Gruppe von Teilhabern. Direktor ist Matthias Ganter, der versucht, das traditionsreiche Haus in Anlehnung an den überbrachten Stil zu führen. 60 Hotelzimmer und Suiten sowie Appartments gehören dazu und eben das Restaurant mit insgesamt 15 Tischen. Auch hier zieren liebevoll restaurierte Fresken die Wände, nach außen hin können sich die Gäste am Blick auf die Mosel erfreuen. Wie im „Stübchen“ , dem nebenan liegenden Speiseraum mit 20 Plätzen, in dem Hotelgäste frühstücken und in den häufig auch andere Gäste aus Platzgründen ausweichen, sind die Tische im Restaurant mit leuchtend-gelben Tischtüchern eingedeckt. Darauf befinden sich ausgefallene Blumen-Arrangements, die Restaurantleiter Möncks selbst herstellt: „Wir dekorieren gerne opulent und auffällig, platzieren große Gestecke.“ Da Platzteller im Jugendstil nicht vorgesehen waren, befinden sich auf den Tischen nur das Besteck sowie drei verschiedene Gläser. „In ihrer Form sind die Gläser schlicht, wir legen aber Wert auf gutes glas, damit die Note des Weines richtig zur Geltung kommt“, so Möncks.

Möglichst breiten Geschmack treffen

Die insgesamt zehn Service-Kräfte, die je nach Gästeaufkommen eingesetzt werden, arbeiten mit Clochen. „Das ist für uns zwar auch eine Stilfrage, in erster Linie jedoch notwendig, weil die Wege von der Küche zu den Tischen einfach zu lang sind“, erklärt der Restaurantleiter. Was sich unter den Clochen befindet, beschreibt der gebürtige Kölner als „gehobene Klasse, jedoch keine Sterne-Kategorie“. „Wir haben den Anspruch, eine überdurchschnittliche Küche zu bieten, die mal Raffiniertes, mal Einfaches hervorbringt. Das Sternekochen überlassen wir anderen, dafür sind wir nicht ausgerichtet.“ Ihnen sei wichtig, den Geschmack einer möglichst breiten Klientel zu treffen, für jeden Geldbeutel etwas bereit zu halten.

Selbstkritisch stellt der Restaurantfachmann und Hotelbetriebswirt fest, dass die Qualität der Küche in der Vergangenheit nicht immer Kontinuität bewiesen habe. An der Verbesserung arbeit jedoch vor allem der im November vergangenen Jahres neu eingestellte Küchenchef Stefan Schleier. Ihm zur Seite stehen ein Souschef, eine ausgelernte Kraft sowie fünf Auszubildende und eine Spülfrau.

„Wir bieten eine Frische-Küche, verwenden keine Convenients.“ Was aus der Region an Produkten zu beziehen ist, nutzen die Traben-Trarbacher. „Wir bekommen häufig das Reh aus dem Hunsrück oder der Eifel, den Fisch, so weit möglich, aus beheimateten Gewässern.“ Zwei Süß- und zwei Salzwasserfische stehen regelmäßig auf der zweigeteilten Karte. Die kleine Karte bietet auch rustikale Gerichte mit landestypischem Einschlag und ist in ihrer Zusammenstellung relativ beständig. Die große Karte wechselt häufiger, orientiert sich an den saisonalen Angeboten.

Namhafte Weingüter auf der Karte

„Richtige Klassiker gibt es bei uns nicht, allerdings einige Gerichte, die auffallend stark nachgefragt werden“, berichtet Möncks. So sei der Zander in Kartoffelkruste mit frischem Gemüse „ein Renner“, ebenso der in Dornfelder geschmorte Moselaal mit Lauchzwiebeln und das Duett von der Wildente an Rotkrauttimale mit glacierten Birnen. Klaus-Peter Möncks: „Wir möchten traditionelle Küche mit einem exotischen Einschlag verbinden. Allerdings ist mit dem Begriff „exotisch“ nicht ein asiatischer Einfluss gemeint, der passt nicht in unsere Küche.“ die Teller-Dekoration sei wichtig, jedoch nur so weit, dass sie nicht zur spielerei ausarte.

Bei der Zusammenstellung der Weinkarte hat Möncks auf professionelle Hilfe zurückgegriffen: Der amtierende Sommelier-Weltmeister Markus Del Monego hat einen Großteil der Rotweine empfohlen. Die übrigen Weine hat der Restaurantleiter auf die Karte gehoben. „Bei den Weißweinen liegt der Schwerpunkt selbstverständlich auf Mosel-Saar-Ruwer. Die namhaften Güter sind alle vertreten, dennoch ist diese Karte weiter ausbaufähig und soll im Wandel bleiben.“ Auffallend viele halbe Flaschen bietet das Haus seinen Gästen, deren Bedürfnisse für alle Angestellten oberste Priorität haben. „Aus der Jugendstil-Epoche und dem Vermächtnis der Hotelgründer möchten wir vor allem die Gastgeber-Funktion herüber gerettet wissen“, erkärt der Restaurantleiter. „Damals nahm sich das Ehepaar Clauss-Feist im Speisesaal seinen Gästen an, heute wollen wir das mit einem festen Team im Service-Bereich gewährleisten.

Persönlichkeit und Freundlichkeit sind oberste Maxime.“

Die (Stamm-) gäste sollen das gesamte Haus als einen Teil ihres Lebens betrachten, einen Ort, an dem sie immer mal wieder vom Alltag abtauchen können. „Insofern ist das Restaurant auch nicht vom Rest des Hauses zu trennen, es ist Teil des Gesamtkonzeptes2, so Möncks. „Jedem, der unser Haus betritt, möchten wir das Gefühl vermitteln, auf ihn gewartet zu haben. Es soll wie ein Nachhausekommen sein.“

Susanne Windfuhr

Seitenfuß