Sprungmarken zu den wichtigsten Seitenabschnitten


Suche Hauptnavigation A-Z Übersicht Hauptinhalt Servicelinks


IHK Trier


Seitenkopf

Seitenhauptinhalt

10.09.2001

Besuchern blüht ein Blumen-Paradies


Dieser Text ist vom 10.09.2001 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Kleines Orchidarium und Alpengarten Daleiden sind eine Reise wert - Zarte Pflänzchen und robuste Gebirgsgewächse zeigen Rasse und Klasse

Ihre Heimat sind die Tropen Südostasiens oder Mittel- und Südamerikas, doch in der fernen Eifel fühlen sie sich offensichtlich ganz wie zu Hause und entfalten ihre Blütenpracht: Orchideen aller Formen und Farben blühen in Daleiden im Orchidarium auf. Dort hat die Familie Schronen ein Pflanzenparadies geschaffen, in dem die Besucher mit allen Sinnen genießen können. Nicht nur die Schönheit jeder Pflanze inmitten der natürlichen Tropenlandschaft mit Bachlauf und Wasserfall ist ein Blickfang, auch der Duft der Orchideen ist betörend. Und auch das gibt es nur in der Eifel: Gleich hinter den Tropen beginnen die Alpen. Der Sturm auf Gipfelkreuz und Almhütte Marke Daleiden führt durch einen üppigen Garten entlang kleiner Felsen mit einer Fülle farbenfroher Gebirgspflanzen. 15 000 Besucher pro Jahr zählen Orchidarium und Alpengarten, 30 000 sollen es werden. 'Das ist doch ein ganz normaler Blumenladen', entfährt es der älteren Frau aus Trier, als sie das kleine Orchidarium in Daleiden betritt. Doch nur wenige Augenblicke später kommt die Besucherin aus dem Staunen nicht mehr heraus und schwärmt: 'Wunderschön.'
Und in der Tat: Wohin nur soll man den Blick als Erstes richten?

'Flower Power' in der Eifel

Da entfaltet eine Orchidee in zartem Rosa ihre Blüten, ihre 'Nachbarin' präsentiert
sich als kirschrotes Wunder der Natur, dort ist eine 'Stanhopea platyceras'
fantastisch in Form, lockt eine dufte Rassige mit Nektar für Nachtfalter. Daneben
- fast schon gespenstisch anmutend - reckt die 'Dracula vampira' ihre Blüten, als
wolle sie die Besucher verschlingen. Eine andere 'prostet' den Gästen zu, ihre
Blüte hat die Form eines Trinkbechers. Und schon ist man mitten drin in dem
Geflecht aus Formen und Farben. Der Tropenwald erwacht und lädt ein zur Reise
ins Paradies. Ein Wasserfall plätschert, Schlingpflanzen durchkreuzen den Weg,
Kakteen zeigen sich bestechend schön, Schildkröten lassen sich lautstark ins
Wasser plumpsen, und der Papagei verrät: 'Ich bin Ara, und du?'
Kaum zu glauben, dass in den 70er-Jahren mit vier Pflanzen der Grundstein gelegt
wurde zum heutigen Orchidarium, das über 1 000 verschiedene Orchideenarten
und weitere botanische Raritäten beherbergt.
'Das fing ganz bescheiden an, schließlich habe ich mein Hobby zum Beruf
gemacht und angefangen, Orchideen zu züchten', sagt der frühere
Vermessungstechniker Josef Schronen. Schon als Kind hatten es ihm Orchideen
angetan. Beim 'Kühehüten' hatte er seine Freude an den knallig lilafarbenen
Blüten der Orchis und Dactylorhiza, die es an den Wald- und Wiesenrändern
damals noch häufig gab.

Dufte Typen mit Zugkraft

Schubkraft, den Traum vom eigenen Orchideen-Heim zu verwirklichen, bekam
Josef Schronen vor allem 1992 bei der 3. Orchideenschau im
Dorfgemeinschaftshaus. 'Die Resonanz war phänomenal. Wir zählten 7 000
Besucher und haben die Ausstellung noch um eine Woche verlängert.' Bereits
1993 feierten Josef Schronen und seine Familie die Eröffnung des kleinen
Orchidariums, in dem es schnell grünte und blühte und das zu einem beliebten
Treffpunkt für Orchideenfreunde aus aller Herren Länder wurde. Mittlerweile zählt
das Orchidarium 15 000 Besucher im Jahr.

Zu Tode pflegen muss nicht sein

Es ist nicht nur die Möglichkeit, seltene Orchideenarten zu bewundern und
wunderschöne Pflanzen für die eigene Fensterbank zu kaufen. Gerne lassen sich
die Besucher auch vom Experten beraten, denn manchmal steckt der Teufel im
Detail. Zu viel Sonne, zu wenig Wasser - Orchideen sind zwar extrem
anpassungsfähig, schlecht behandelt kann aus einer Schönheit in wildem Violett
aber schnell eine welke Trauerweide werden. Doch der Profi weiß Rat und ist
sichtlich in seinem Element. 'Schauen Sie mal, das ist gar nicht so schwer.' Sagt
es und taucht ein Exemplar mit feinen Streifen ins Wasser.
Josef Schonen hat sogar eine Broschüre herausgegeben mit Tipps und Tricks zur
Pflege. Darin heißt es aber auch: 'Alle Orchideen stehen weltweit unter
Naturschutz. Das ist ungeheuer wichtig, da überall auf der Welt die Lebensräume
dieser wundervollen Pflanzenfamilie vernichtet werden.' Der Ratgeber ist auch ein
Plädoyer, die Finger von Naturformen zu lassen und Hybriden den Vorzug zu
geben. Hybriden sind vom Gärtner gezüchtete Pflanzen, die in der Natur nicht
vorkommen.

Tropen mit Alpen-Anschluss

Kenner wie Josef Schronen wissen, dass Orchideen nicht nur in den Tropen,
sondern auch in den Alpen wachsen und gedeihen. Ein Grund, auch in Daleiden
die Brücke zwischen Tropen und Alpen zu schlagen. 1996 wurde deshalb auf einer
Fläche von 1 500 Quadratmetern der Alpengarten angelegt.
Zwischen Bächen und Felsvorsprüngen blühen etwa der 'Dianthus alpinus' -
Sonnenkind aus den Ostalpen -, das Edelweiß oder aber der schöne Herbstenzian
'Gentiana sino-ornata'. Er liebt torfigen, moorigen Boden. Andere brauchen
Wassernähe. So gehört Wasser in jede größere Steingartenanlage. Das nasse
Element ist zudem ein Refugium für Frösche, Molche oder Eidechsen.
Der Ausbau des Gartens schreitet zügig voran, aus der vormals grünen Wiese soll
ein bunter Teppich von 2 500 Quadratmetern entstehen.
'30 000 Besucher im Jahr, das wäre super. Mehr sollten es aber nicht werden',
bilanziert Josef Schronen. Beim Blick in die Zukunft muss dem Pflanzenliebhaber
ohnehin nicht bang werden, schließlich ist Sohn Guido in Vaters Fußstapfen
getreten. 'Er hat Gärtner gelernt, ist bereits Meister und wird den Betrieb zum 31.
Dezember 2003 übernehmen. Dann bin ich 65 Jahre alt und überlasse ihm das
Feld', sagt Schronen.

Liebe fürs Leben

An seiner Liebe zu den seltenen Pflanzen wird das wenig ändern, schließlich hat
er auch in seinem Haus prächtig gefüllte Fensterbänke. Wie viele es sind? 'Da
müssen Sie meine Frau fragen …' Und seine Lieblingsorchideen? 'Die kann ich gar
nicht alle aufzählen!'

Ingrid Fusenig

Seitenfuß