01.08.2006
Branche der Champions
Dieser Text ist vom 01.08.2006 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Maschinen- und Anlagenbau der Region profitiert von Globalisierung
Zeit für gute Nachrichten: Der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland verzeichnet seit 2002 stetig wachsende Umsätze. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) korrigierte jüngst seine eigene Prognose nach oben: Um fünf Prozent werde in diesem Jahr schätzungsweise die Produktion steigen, einschließlich der Preissteigerungen wird ein nominales Plus von rund sieben Prozetn erwartet. Der Aufschwung erfolge zudem sehr breit und umfasse 24 von insgesamt 28 Fachbereichen des Verbandes. Die traditionell vor allem im Export starke Branche verzeichnet sogar in der bisland zurückhaltenderen Inlandsnachfrage stabile Zuwächse. Eine positive Entwicklung, die sich auch in der Region Trier nachvollziehen lässt. Auch hier behaupten sich die Maschinen- und Anlagenbauer mit ihren verschiedenen Sparten im Durchschnitt seit zwei Jahren wieder sehr gut am Markt. Expansionspläne, starke Innovationsorientierung und eine betont weltoffene Haltung kennzeichnen die erfolgreichen Betriebe. Stellvertretend für die Branche stellen wir einige Unternehmen mit unterschiedlichen Produkten vor.
Manchmal sind Metaphern aussagekräftiger als von ihren Erfindern gedacht. Wer sich auf die Suche macht nach den „hidden champions“, also den versteckten Weltmeistern, der hat zum Beispiel ein aufschlussreiches Aha-Erlebnis im Falle der Feluwa Pumpen GmbH in Mürlenbach. Denn das Werk, das mit weiteren einander ergänzenden Hightech-Unternehmen integriert ist in die ARCA Flow Group, liegt buchstäblich versteckt in einer wildromantischen Flussaue und ist verkehrstechnisch angebunden über eine schmale Straße, die inzwischen auch Teil des Kylltal-Radweges ist.
Was Geschäftsführer Heinz M. Nägel mit seinem rund 90-köpfigen Team nicht davon abhielt, die weltgrößte Pumpe ihrer Art zu entwerfen und zu fertigen, sie mit einer logistischen Meisterleistung vom „Eifeler Radweg“ gen China zu schicken und dort in Gang zu setzen. Die Feluwa ist, seit er den Betrieb im Jahr 2000 nach einer Insolvenz übernahm, strikt auf Erfolgskurs mit ständig steigenden Umsätzen vor allem im Export und wurde in diesem Jahr mit dem Großen Preis des Mittelstandes ausgezeichnet. Dabei ist die gepflegte Idylle des Firmenstandortes mehr als ein Beiwerk: „Die Umwelt prägt den Menschen“, ist Nägel überzeugt und geht mit dieser Einstellung nicht nur in eine praktisch gelebte soziale Verantwortung für seine Mitarbeiter, sondern auch in das weltweite Marketing seiner Produkte. Die Globalisierung versteht er als Lebenselixier des Unternehmens mit Kunden in allen Kontinenten, das mit dem Problem der Raubkopien sehr pragmatisch umgeht: „Wir liefern sehr guten After-Sales-Service, aber wir geben kein Know-how preis. Dort, wo sich etwa eine Konstruktion nicht schützen lässt, verkaufen wir die Pläne zu einem guten Preis“, lautet die Win-win-Strategie, die aus Nägels intensiver Kenntnis der chinesischen Mentalität erwachsen ist. Zudem handelt es sich bei den Feluwa-Projekten – wie etwa Pumpen für den neuen Berliner Hauptstadtbahnhof – überwiegend um sehr spezielle Maßanfertigungen, die für die individuellen Kundenanforderungen jeweils hochkarätige Ingenieurskunst erfordern. „Bei uns ist es nicht die Menge der verkauften Anlagen, sondern deren Besonderheit, die das Geschäft ausmacht“, erläutert Nägel die Ausrichtung, „wir bieten sozusagen die ‚Rosinen’ des Engineering.“ Bei technischen Innovationen vertraut Feluwa zunehmend auf die Bionik und ermöglicht damit eine längere Lebensdauer, größere Sicherheit, zielgenauere Einsatzmöglichkeiten und zugleich Kostenersparnisse. „Das ist insgesamt viel mehr als nur eine Nische“, lautet die Erklärung für eine gute Marktposition, die den aktuellen Branchentrend noch übertrifft.
Diese Lösung müsse die Kunden konkret in die Lage versetzen, wieder neue Produkte auf den Markt zu bringen – davon gehe die treibende Kraft aus, nicht von theoretischen Erwägungen. Um dieses hohe Tempo auf hohem Niveau durchzuhalten, hat Grohmann das Generieren von Innovationen im Entwicklungsprozess implementiert. Das beginnt mit sehr aufwändigen Recherchen über die produktionstechnischen und finanziellen Ressourcen und Anforderungen, die weltweit neu entstehen. „Ideen reichen nicht, dazu gehört sehr viel systematische Arbeit und eine Methodik, die den notwendigen Biss aufbringt“, lautet das vermutlich einzige „Betriebsgeheimnis“, das freiwillig verraten wird und zu dem außergewöhnlich hoch motivierte und von ihrer Mentalität her weltoffene Mitarbeiter beitragen. Mit dieser Vorgehensweise müssen kaum Neuentwicklungen und Projekte als Flops angesehen werden.
Die weitere Expansion von Grohmann Engineering ist somit vorgezeichnet, wobei der Standort Prüm positiv wirkt: „Wir haben eine starke Besucher-Frequenz von Ingenieuren unserer Kunden etwa aus Asien, die in der Zusammenarbeit mit ihrem Ehrgeiz beeindruckend sind. Die wiederum sind begeistert von der intakten Umgebung und den Möglichkeiten, die sich hier bieten. Es ist gleichgültig, ob wir in Frankfurt oder eben in der Eifel sitzen“, steht Klaus Grohmann zur Standortwahl, die er vor 25 Jahren traf.
„Mit dem deutschen Investitionsstau waren wir bis vor einiger Zeit deutlich konfrontiert“, berichtet Prokurist Frank Scheer, „aber dem konnten wir mit 80 Prozent Exportanteil gelassen begegnen. Derzeit haben wir ein absolutes Auftragshoch. Solche Schwankungen gibt es in unseren Abnehmerländern immer wieder in beträchtlichem Ausmaß, das ist Normalität. Aktuell haben wir vor allem an Bulgarien und Rumänien beste Erwartungen, die schon der EU beigetretenen Neulinge sind ebenfalls hervorragend angesprungen.“ In Fernost und China, in Russland und im Baltikum oder in Saudi-Arabien sind wichtige Kunden beheimatet, auch wenn Zentraleuropa und hier besonders Deutschland noch immer das Kerngeschäft ausmacht.
An die 2200 entscheidungskräftige Herren aus all diesen Ländern werden Mitte September zu Gast an der Mosel sein. Benninghoven geht den für einen Investitionsgüter-Produzenten ungewöhnlichen Weg, die Firmenkompetenz auf einer mehrtägigen Hausmesse darzustellen: „Wir präsentieren uns, aber zugleich die technologische und touristische Stärke unserer Region“, erwartet Scheer auch positive Resonanz von heimischen Vertretern aus Wirtschaft und Politik.
Die dürften ebenso wie die von weither angereisten Gäste beeindruckt sein allein von der Dimension einer typischen Asphalt-Aufbereitungsanlage. Es sind im Grunde bis zu 50 Meter hohe Giganten, die 400 Tonnen Asphalt pro Stunde erhitzen können. Dreißig bis vierzig Lkws werden benötigt, um die Einzelteile auf den langen Weg zu den Kunden zu schicken. „Mit Überbreite und Überlänge müssen wir in ganz Deutschland in Polizeibegleitung fahren, was Kosten verursacht“, nennt Scheer eine der Rahmenbedingungen, hinzu komme mit steigendem Prüfaufwand ein „schleichender Prozess des Bürokratismus“.
Die für die exportierende Wirtschaft stets bedeutsame Komplizierung in der Mehrwertsteuer-Rückerstattung macht sich gleichfalls bemerkbar. Doch das seien alltägliche Randerscheinungen, mit denen man nun einmal zu tun habe. Mit Blick in die Zukunft jedenfalls ist Scheer sicher, dass die derzeit gute wirtschaftliche Situation des Unternehmens und der Branche dank einer geschickten Nutzung der globalen Chancen anhalten wird.
Weblinks der im Bericht genannten Firmen:
Autotherm Ludwig Brümmendorf GmbH & Co. KG, Waxweiler
Benninhoven GmbH 6 Co. KG, Wittlich
Clemens GmbH & Co. KG Maschinenfabrik, Wittlich
Feluwa Pumpen GmbH, Mürlenbach
Grohmann Engineering GmbH, Prüm
Kirsch GmbH, Trier
Köhl Maschinenbau GmbH, Trier
Volvo Construction Equipment GmbH & Co. KG, Konz
Manchmal sind Metaphern aussagekräftiger als von ihren Erfindern gedacht. Wer sich auf die Suche macht nach den „hidden champions“, also den versteckten Weltmeistern, der hat zum Beispiel ein aufschlussreiches Aha-Erlebnis im Falle der Feluwa Pumpen GmbH in Mürlenbach. Denn das Werk, das mit weiteren einander ergänzenden Hightech-Unternehmen integriert ist in die ARCA Flow Group, liegt buchstäblich versteckt in einer wildromantischen Flussaue und ist verkehrstechnisch angebunden über eine schmale Straße, die inzwischen auch Teil des Kylltal-Radweges ist.
Was Geschäftsführer Heinz M. Nägel mit seinem rund 90-köpfigen Team nicht davon abhielt, die weltgrößte Pumpe ihrer Art zu entwerfen und zu fertigen, sie mit einer logistischen Meisterleistung vom „Eifeler Radweg“ gen China zu schicken und dort in Gang zu setzen. Die Feluwa ist, seit er den Betrieb im Jahr 2000 nach einer Insolvenz übernahm, strikt auf Erfolgskurs mit ständig steigenden Umsätzen vor allem im Export und wurde in diesem Jahr mit dem Großen Preis des Mittelstandes ausgezeichnet. Dabei ist die gepflegte Idylle des Firmenstandortes mehr als ein Beiwerk: „Die Umwelt prägt den Menschen“, ist Nägel überzeugt und geht mit dieser Einstellung nicht nur in eine praktisch gelebte soziale Verantwortung für seine Mitarbeiter, sondern auch in das weltweite Marketing seiner Produkte. Die Globalisierung versteht er als Lebenselixier des Unternehmens mit Kunden in allen Kontinenten, das mit dem Problem der Raubkopien sehr pragmatisch umgeht: „Wir liefern sehr guten After-Sales-Service, aber wir geben kein Know-how preis. Dort, wo sich etwa eine Konstruktion nicht schützen lässt, verkaufen wir die Pläne zu einem guten Preis“, lautet die Win-win-Strategie, die aus Nägels intensiver Kenntnis der chinesischen Mentalität erwachsen ist. Zudem handelt es sich bei den Feluwa-Projekten – wie etwa Pumpen für den neuen Berliner Hauptstadtbahnhof – überwiegend um sehr spezielle Maßanfertigungen, die für die individuellen Kundenanforderungen jeweils hochkarätige Ingenieurskunst erfordern. „Bei uns ist es nicht die Menge der verkauften Anlagen, sondern deren Besonderheit, die das Geschäft ausmacht“, erläutert Nägel die Ausrichtung, „wir bieten sozusagen die ‚Rosinen’ des Engineering.“ Bei technischen Innovationen vertraut Feluwa zunehmend auf die Bionik und ermöglicht damit eine längere Lebensdauer, größere Sicherheit, zielgenauere Einsatzmöglichkeiten und zugleich Kostenersparnisse. „Das ist insgesamt viel mehr als nur eine Nische“, lautet die Erklärung für eine gute Marktposition, die den aktuellen Branchentrend noch übertrifft.
VOLL AUF EXPANSION DANK OSTEUROPA
Die Autotherm Ludwig Brümmendorf GmbH & Co. KG in Waxweiler teilt manches mit der Feluwa: nicht nur die idyllische Ortsrandlage, in der man kaum Industrie oder Hightech vermuten würde, sondern die Stärke in Forschung und Entwicklung, den globalen Markt und den Schwerpunkt der maßgeschneiderten Lösungen mit intensivem Service. Autotherm ist mit mehr als 50 Beschäftigten spezialisiert auf die Konstruktion, Fertigung und Montage von kompletten Räucher- und Kühlanlagen inklusive Steuerung für die Fleisch oder Fisch verarbeitende Industrie, aber auch für kleinere Abnehmer wie Metzgereien und direktvermarktende Höfe. Nur zwei Prozent des Umsatzes macht der deutsche Markt aus, was zur Folge hat, dass die Frage der Zölle und Währungsschwankungen relevanter ist als etwa eine hiesige Konjunkturschwäche. „Seit etwa zwei Jahren können wir dank des Exportes einen regelrechten Boom verzeichnen, vor allem in Russland und der Ukraine expandiert unser Absatz, Aserbaidschan und Georgien sind neu hinzu gekommen“, schildert Torsten Brümmendorf das Wachstum. Schon seit der Firmengründung 1949 sei der familiär geführte Betrieb mit Blick auf internationale Absatzchancen ausgerichtet. „Für den Standort Waxweiler haben wir eine besondere Verantwortung“, ist Brümmendorf sicher, dass Hierbleiben für sein Unternehmen grundsätzlich der richtige Weg ist. Ständige Neu-Akquise weltweit ist Grundvoraussetzung für den Geschäftserfolg, da die Anlagen mit einer Lebensdauer von durchschnittlich bis zu dreißig Jahren gesegnet sind. Innovative Eigenentwicklungen wie ein Kosten senkendes Dampfrauchsystem stärken die Position. Die gesamte Branche stehe jedoch immer häufiger vor dem Phänomen, dass die hohe Qualität der deutschen Maschinen und Anlagen im Ausland eher gewürdigt wird als daheim. Dabei erfordert es die Natur der Autotherm-Anlagen, dass sie in intensivem Kontakt gemeinsam mit den Kunden konzipiert werden. Lösungen von der Stange sind auf Grund der Vielfalt individueller Vorgaben etwa im Hinblick auf den Geschmack und die Konsistenz der Nahrungsmittel, die verarbeitet werden, nicht möglich. „Wir überzeugen unsere Kunden – auch in Osteuropa – mit Hilfe von Vorführanlagen, die direkt mit den Produkten der Kunden vor Ort getestet werden.“ Da die Inbetriebnahme vor Ort aufwändig ist, muss jede gelieferte und montierte Anlage beim ersten Durchlauf reibungslos funktionieren – eine Kompetenz, die wesentlich von der hohen Qualifikation der Mitarbeiter abhängt.
DRINGEND GESUCHT: FACHKRÄFTE, TOPFIT IN TECHNIK UND FREMDSPRACHEN
Die größte aktuelle Sorge von Walter Breuer, Geschäftsführer der Köhl Maschinenbau GmbH in Trier, ist bei seit anderthalb Jahren boomender Nachfrage denn auch, woher er die benötigten „high potentials“ nehmen soll, die sowohl solide Ingenieursqualifikationen mitbringen als auch fließend Französisch sprechen und die zugleich fit sind im Vertrieb. Denn die Produkte der Maschinenbaufirma, die zur in Trier und Luxemburg beheimateten Köhl Unternehmensgruppe gehört, sind ebenfalls keine Standard-Anlagen, sondern Maßarbeit: komplette Hochregallager von der Konzeption bis zum EDV-gestützten Innenleben, Palettenfördertechnik für ein sehr breites Spektrum von Waren sowie spezielle Anlagen für die Tabak- und Zigarettenindustrie. „Die Personalfrage ist für uns zurzeit das A und O, denn bereits eine fundierte Angebotserstellung mit allen technischen Einzelheiten, wie sie die Kunden erwarten, bindet so viele personelle und finanzielle Ressourcen, dass wir geeignete Verstärkung brauchen“, so Breuer. Bisweilen resultiert aus einem umfassenden Angebot für ein Gesamtprojekt lediglich der Auftrag für einen Teil des Ganzen – eine für die Branche typische Situation, die Köhl Maschinenbau erfolgreich und mit wachsenden Umsätzen managt. Die Kundenbeziehungen sind allein auf Grund des Volumens und der Bedeutung, die eine funktionierende Logistikausstattung für jeden Betrieb hat, von hoher Beratungsintensität und viel gegenseitigem Vertrauen geprägt, das durch die gute Arbeit der am jeweiligen Projekt beteiligten Fachkräfte lebt. Breuer bestätigt voll den Trend des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), dass ein wirksamer Aufschwung den Export und teils sogar das Inlandsgeschäft kennzeichnet. Aber: „Unsere Kunden leben wiederum von ihren Kunden – wenn es durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer wieder Konsumzurückhaltung geben sollte, wird sich das auf unsere Branche auswirken.“ Doch selbst die in Europa immer stärkere Restriktion des Tabakverbrauchs hat bislang nicht zu einem Rückgang der Umsätze im Segment geführt, das bei Köhl auf den Bedarf der Zigarettenindustrie zugeschnitten ist. „Hier sind wir nicht auf europäische Länder beschränkt, sondern bauen und liefern weltweit. Insgesamt ist die Nachfrage in diesem Sektor sogar gestiegen.“
UNABHÄNGIG SEIN VOM DEUTSCHEN UND EUROPÄISCHEN MARKT
Ähnlich gelassen kann Bernd Clemens, Geschäftsführender Gesellschafter der Clemens GmbH & Co. KG Maschinenfabrik in Wittlich, auf Schwankungen im Weinkonsum der Deutschen oder gar der Europäer reagieren. Zwar war der Ursprung der Firmengründung 1952 in der Erfindung eines Sitzpfluges für die nahen Steillagen der Moselwinzer begründet, doch längst ist der Betrieb mit derzeit 100 Beschäftigten, zu denen 20 Auszubildende gehören, unabhängig von den Rahmenbedingungen eines regionalen oder nationalen Marktes. Geliefert wird nach Australien oder Südafrika, Schweden oder Russland, Amerika, Japan oder Thailand. Zum klassischen Bereich Weinbergstechnik mit Entlaubern, Pflanzmaschinen oder Bodenlockerern ist die Kellereitechnik mit Abfüll-, Reinigungs- und Etikettieranlagen gekommen sowie immer wichtiger der Sondermaschinenbau, der bereits ein Drittel des Umsatzes ausmacht. Hier beruht das Geschäft auf vielen unterschiedlichen Branchen – von der Sterilisationsanlage für Kakaobohnen bis zur Verpackungsmaschine. „Wir haben eine hohe Fertigungstiefe, weil wir Edelstahl so gut wie Schwarzmaterial einsetzen können, und ein gutes Engineering. Das erlaubt es uns, ganz individuelle Kundenwünsche von der Planung und Konstruktion bis zur fertigen Anlage mit Inbetriebnahme zu erfüllen“, beschreibt Clemens den wesentlichen Vorteil zur Konkurrenz, die immer häufiger – und das gefördert mit EU-Mitteln – in Osteuropa produziert. Die erklärte Strategie ist es, das Know-how auf jeden Fall in Wittlich zu halten, um das Standbein Projektierung zu stärken. Krisenfestigkeit musste Clemens in den Jahren zuvor beweisen, denn die Investitionszurückhaltung in der Industrie und die Stagnation im Weinkonsum machten sich bemerkbar. „Das hat sich Ende letzten Jahres ganz rapide gedreht, wir fahren Volllast und haben einen deutlich höheren Auftragsbestand.“ Clemens geht von einer dauerhaften Entwicklung aus und nicht nur von einer „Blase“. Gute Nachricht für die Mitarbeiter und die Ausbildungssituation – für die sich Clemens mit einer weit überdurchschnittlichen Azubi-Quote und einem ehrenamtlichen Engagement bei der Initiative SchuleWirtschaft aus purer Überzeugung einsetzt.
NICHT PREISE ZÄHLEN, SONDERN „HELLE KÖPFE“
Als Sponsor von „Jugend forscht“ sieht sich die Kirsch GmbH in Trier-Biewer ähnlich in der Verantwortung für die Förderung des Nachwuchses, der letztlich als gut ausgebildete Fachkräfte dem Anlagenbauer zu Gute kommt. Stringent verfolgt der geschäftsführende Gesellschafter Manfred Schmidt die Strategie, nicht über den Preis zu argumentieren, sondern über die besonders hohe Qualität der Erzeugnisse, die autarke Entwicklungskapazität und einen professionellen 24-Stunden-Service, der bei Problemen zur Seite steht. Denn die Kunden von Kirsch müssen Tag und Nacht hundertprozentig auf das vertrauen können, was der 150-Mann-Betrieb entwickelt, baut und liefert: Es sind unter anderem Krankenhäuser, Sendeanstalten, Banken, Sportstadien oder Militärs, die mit Stromerzeugungsaggregaten bestückt werden und so eventuelle Netzausfälle oder etwa bei Armee-Einsätzen das Fehlen jeglicher Strom-Infrastruktur absolut zuverlässig kompensieren müssen. Hinzu kommen Hilfsantriebe für Trolleybusse und Dauerantriebe für Hybridbusse. „Bei den Netzersatzanlagen ist nach wie vor Deutschland unser wichtigster Markt“, erläutert Schmidt, „hier sind entsprechende Ausrüstungen teils gesetzlich vorgeschrieben. Die Sonderstromlösungen nach Maß werden nicht nur in Europa, sondern weltweit eingesetzt, der Exportanteil wächst.“ Technisches Hilfswerk, Feuerwehren und Rotes Kreuz sind weitere wichtige Abnehmer. Wichtig ist in jedem Fall die genaue Kenntnis der Einsatzbedingungen: Welche Stromleistung wird benötigt, welche Emissionen der Dieselmotoren sind zulässig, welche klimatischen Bedingungen herrschen? Eine Fülle von Einzelfaktoren bedingt eine Fülle passgenau gebauter Aggregate. Schmidt schildert einen Absatzmarkt auf konstant gutem Niveau mit Stammkunden und effektivem Empfehlungsmanagement, das zu Neukunden führt. „Eindeutig zugenommen hat jedoch der Beratungs- und Informationsbedarf, was wir mit einem breiteren Portfolio abdecken.“ Voraussichtlich werde der Umfang dieser Dienstleistungen weiter zunehmen, da es weltweit vermehrt zu Stromausfällen komme wegen mangelnder Wartung des Leitungsnetzes. Generell gilt die Devise, dass Kirsch nicht auf möglichst viele Abnehmer zielt, sondern sich auf gute Partnerschaften konzentriert. „Wir gehen bei einem Markt lieber in die Tiefe als an der Oberfläche zu bleiben.“ Die hohe Kompetenz des Unternehmens für Spezial-Lösungen wird vor allem über Fachmessen und Fachartikel publik gemacht, lautes Werben ist nicht notwendig. „Die relative Stabilität ist sehr angenehm, aber man muss sie sich täglich erarbeiten“, lautet das solide optimistische Fazit von Manfred Schmidt.
INNOVATIV UND SCHNELL REAGIEREN AUF MARKTSCHWANKUNGEN
Von relativer Stabilität ist in den hoch dynamischen globalen Märkten, auf denen die Grohmann Engineering GmbH in Prüm agiert, zumeist eher wenig zu spüren. „Wir müssen blitzschnell auf neue Anforderungen reagieren und neue Fertigungslinien entwickeln, denn unsere Kunden wiederum bewegen sich in Geschäftsfeldern, die ebenfalls von einem rasanten Innovationstempo bestimmt werden“, schildern Managing Director Klaus Grohmann und Vice President Norbert Minrath ein Umfeld, das in punkto Flexibilität, Kreativität und Disziplin viel von den insgesamt 420 Mitarbeitern und dem Management abverlangt. Grohmann Engineering konstruiert, baut und liefert Produktionsanlagen an Großkunden weltweit in den Bereichen Automobilindustrie, Halbleiterproduktion, Pharma- sowie elektronische Konsumgüterindustrie. „Unsere Strategie ist es, für die international führenden Hersteller wiederum der führende Partner für hoch technologische und komplexe Anlagen zu sein. Wir haben eine besondere Expertise darin, sehr schnell die aus Kundensicht perfekte Lösung zu bieten.“ Diese Lösung müsse die Kunden konkret in die Lage versetzen, wieder neue Produkte auf den Markt zu bringen – davon gehe die treibende Kraft aus, nicht von theoretischen Erwägungen. Um dieses hohe Tempo auf hohem Niveau durchzuhalten, hat Grohmann das Generieren von Innovationen im Entwicklungsprozess implementiert. Das beginnt mit sehr aufwändigen Recherchen über die produktionstechnischen und finanziellen Ressourcen und Anforderungen, die weltweit neu entstehen. „Ideen reichen nicht, dazu gehört sehr viel systematische Arbeit und eine Methodik, die den notwendigen Biss aufbringt“, lautet das vermutlich einzige „Betriebsgeheimnis“, das freiwillig verraten wird und zu dem außergewöhnlich hoch motivierte und von ihrer Mentalität her weltoffene Mitarbeiter beitragen. Mit dieser Vorgehensweise müssen kaum Neuentwicklungen und Projekte als Flops angesehen werden.
Die weitere Expansion von Grohmann Engineering ist somit vorgezeichnet, wobei der Standort Prüm positiv wirkt: „Wir haben eine starke Besucher-Frequenz von Ingenieuren unserer Kunden etwa aus Asien, die in der Zusammenarbeit mit ihrem Ehrgeiz beeindruckend sind. Die wiederum sind begeistert von der intakten Umgebung und den Möglichkeiten, die sich hier bieten. Es ist gleichgültig, ob wir in Frankfurt oder eben in der Eifel sitzen“, steht Klaus Grohmann zur Standortwahl, die er vor 25 Jahren traf.
BESSERE VERKEHRSINFRASTRUKTUR FÜR BESSERE AUSNUTZUNG DES BOOMS
So angetan von den örtlichen Rahmenbedingungen ist Robert Kramp, Geschäftsführer von Volvo Construction Equipment GmbH & Co. KG in Konz, nicht unbedingt. „Leider lässt die aktuelle Infrastruktur im Raum Trier-Konz zu wünschen übrig“, schildert er die Situation, „eine wesentliche Verbesserung sehen wir in dem Moselaufstieg.“ Dennoch kann er den Optimismus des Branchenverbandes VDMA auch aus seiner Sicht teilen. „Deutschland sowie die Exportmärkte verzeichnen im Jahr 2006 eine positive Entwicklung, was dazu führt, dass die gesamte Maschinenbaubranche boomt.“ Generell gilt dies auch für den Sektor, der in Konz für die Bauindustrie produziert wird: Kompaktradlader in sieben verschiedenen Varianten sowie Mobil- und Kettenbagger in fünf Modellen. Die teils wuchtigen Maschinen mit einem Einsatzgewicht von bis zu 22 Tonnen werden überwiegend in europäischen Ländern eingesetzt, nach wie vor ist Deutschland der wichtigste Absatzmarkt, gefolgt von Frankreich, wo Volvo seit Jahren Marktführer ist. „Allerdings verlagert sich das mehr und mehr dank des weltweit starken Volvo-Vertriebsnetzes hin zu den internationalen Märkten, insbesondere nach USA“, so Kramp. In Deutschland halte sich der Anteil bei Kompaktmaschinen konstant bei zirka 20 Prozent, doch insgesamt sei der Markt in den letzten zehn Jahren um etwa dieselbe Prozentzahl rückläufig gewesen, „was sicherlich seinen Ursprung in der Krise der Baubranche hat“. Dennoch kein Grund für Pessimismus: Die Baggerproduktion in Konz kompensiere diese Verluste und sichere so die Arbeitsplätze am Standort. Derzeit sind es rund 900 Beschäftigte, davon – wie allgemein in der Branche üblich – ein relativ geringer Frauenanteil von zehn Prozent. In gewisser Weise „bunt“ ist die Belegschaft trotzdem. „Etwa zwanzig verschiedene Nationen sind hier tätig“, erläutert Kramp die multikulturelle Ausrichtung, „im Wesentlichen handelt es sich bei den Ausländern allerdings um Koreaner und Schweden.“ Volvo teilt in Bezug auf die Akquise von passgenau ausgebildeten Fachkräften das branchenübliche Problem, die gesuchten Profile nämlich seien auf dem deutschen Markt nur schwer zu finden.
REGION PROFITIERT VOM GUTEN IMAGE DER MASCHINENBAUER
Von der Baubranche – genauer gesagt vom Straßenbau und somit vom Investitionsvolumen öffentlicher Haushalte – ist auch die Benninghoven GmbH & Co. KG mit insgesamt rund 500 Beschäftigten und Hauptsitz in Mülheim/Mosel sowie einem weiteren Standort in Wittlich abhängig. Sie baut und liefert als Komplettpaket inklusive Steuerung, Inbetriebnahme und sogar Schulung der späteren Anwender Anlagen, die der Asphaltaufbereitung dienen. „Mit dem deutschen Investitionsstau waren wir bis vor einiger Zeit deutlich konfrontiert“, berichtet Prokurist Frank Scheer, „aber dem konnten wir mit 80 Prozent Exportanteil gelassen begegnen. Derzeit haben wir ein absolutes Auftragshoch. Solche Schwankungen gibt es in unseren Abnehmerländern immer wieder in beträchtlichem Ausmaß, das ist Normalität. Aktuell haben wir vor allem an Bulgarien und Rumänien beste Erwartungen, die schon der EU beigetretenen Neulinge sind ebenfalls hervorragend angesprungen.“ In Fernost und China, in Russland und im Baltikum oder in Saudi-Arabien sind wichtige Kunden beheimatet, auch wenn Zentraleuropa und hier besonders Deutschland noch immer das Kerngeschäft ausmacht.
An die 2200 entscheidungskräftige Herren aus all diesen Ländern werden Mitte September zu Gast an der Mosel sein. Benninghoven geht den für einen Investitionsgüter-Produzenten ungewöhnlichen Weg, die Firmenkompetenz auf einer mehrtägigen Hausmesse darzustellen: „Wir präsentieren uns, aber zugleich die technologische und touristische Stärke unserer Region“, erwartet Scheer auch positive Resonanz von heimischen Vertretern aus Wirtschaft und Politik.
Die dürften ebenso wie die von weither angereisten Gäste beeindruckt sein allein von der Dimension einer typischen Asphalt-Aufbereitungsanlage. Es sind im Grunde bis zu 50 Meter hohe Giganten, die 400 Tonnen Asphalt pro Stunde erhitzen können. Dreißig bis vierzig Lkws werden benötigt, um die Einzelteile auf den langen Weg zu den Kunden zu schicken. „Mit Überbreite und Überlänge müssen wir in ganz Deutschland in Polizeibegleitung fahren, was Kosten verursacht“, nennt Scheer eine der Rahmenbedingungen, hinzu komme mit steigendem Prüfaufwand ein „schleichender Prozess des Bürokratismus“.
Die für die exportierende Wirtschaft stets bedeutsame Komplizierung in der Mehrwertsteuer-Rückerstattung macht sich gleichfalls bemerkbar. Doch das seien alltägliche Randerscheinungen, mit denen man nun einmal zu tun habe. Mit Blick in die Zukunft jedenfalls ist Scheer sicher, dass die derzeit gute wirtschaftliche Situation des Unternehmens und der Branche dank einer geschickten Nutzung der globalen Chancen anhalten wird.
Angelika Koch
Weblinks der im Bericht genannten Firmen:
Autotherm Ludwig Brümmendorf GmbH & Co. KG, Waxweiler
Benninhoven GmbH 6 Co. KG, Wittlich
Clemens GmbH & Co. KG Maschinenfabrik, Wittlich
Feluwa Pumpen GmbH, Mürlenbach
Grohmann Engineering GmbH, Prüm
Kirsch GmbH, Trier
Köhl Maschinenbau GmbH, Trier
Volvo Construction Equipment GmbH & Co. KG, Konz