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13.09.2002

Caesars Weg von den Wein-Etiketten zur Faltschachtel


Dieser Text ist vom 13.09.2002 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Im Jahr 101 seiner Geschichte setzt MMP Caesar auf Innovation und Wertschöpfung

Das Traben-Trarbacher Traditions-Unternehmen Caesar wird in der Region untrennbar mit seinem Ursprungsgeschäft in Verbindung gebracht. Doch mit dem Drucken von Wein-Etiketten und Akzidenzen hat das Werk seit 1965 nichts mehr zu tun. Die Gesellschaft hat sich längst zu einem kompetenten Hersteller von Faltschachteln entwickelt - mit Kunden in mehreren Ländern Europas. Auf dem hart umkämpften Markt konnte sich das Unternehmen als Spezialist für bestimmte Veredelungstechniken positionieren. Seit 1994 gehört MMP Caesar zum Mayr-Melnhof-Konzern, dem führenden Faltschachtelhersteller in Europa.

Als Teil des Konzernverbundes „Mayr-Melnhof Packaging“ (MMP) setzt das Traben-Trarbacher Traditionsunternehmen - heute MM Packaging Caesar GmbH & Co KG - nach wie vor auf den Ausbau gewachsener Strukturen und die Verbindung von Tradition und Moderne. Das spiegelt sich auch im Büro des Geschäftsführers wider, der diese Funktion im zwölften Jahr innehat und bereits 1969 für sieben Jahre im Hause tätig war. Hans Blank hat neben Verpackungs-Ideen, die vielleicht einmal realisiert werden, stets die Geschichte des bedruckten Kartons vor Augen. Zwei betagte Zeugen erinnern daran, was machbar ist, wenn Idee und Produkt stimmen. Beim Blick auf die Miniatur-Nachbildung einer Gutenbergpresse drängt sich dem Ingenieur ein Vergleich mit der Leistungsfähigkeit heutiger Druckmaschinen auf. Bei der neueren Generation liegt das Optimum bei 14 000 Bogen Karton pro Stunde. Kein Vergleich zu der mühsamen Präzisionsarbeit der Anfangsjahre, als die Farbe noch mit dem Pinsel auf einen Lithographiestein aufgetragen wurde. Interessierte Besucher dürfen sich in Blanks Büro vom beachtlichen Gewicht eines dieser plangeschliffenen Sandstein-Exemplare überzeugen.

Guter Know-how-Transfer im Konzernverbund

Der Geschäftsführer ist sich der soliden Position des Unternehmens innerhalb des Konzernverbundes bewusst. „Caesar stellt kontinental die größte Einzelfirma mit dem höchsten Materialdurchsatz dar“, betont Blank. Die Umstellung vom vorherigen „freien Leben“ auf den „gewissen Direktivismus“ sei jedoch nicht einfach gewesen. Auch der Umgang mit früheren Konkurrenten war ein Lernprozess: Mit dem ausschließlich für die Zigaretten-Industrie produzierenden Trierer Schwesterunternehmen arbeitet man eng zusammen. Im Gegenteil: Blank betont das „gute Miteinander“ von „MMP Trier GmbH“ und MMP Caesar, das durch „ Sub-Contracting“ in zum Teil großen Auflagen noch verstärkt wird. Der interne Wettbewerb mit europäischen MMP-Töchtern hat für ihn einen „befruchtenden Faktor“: „Der Know-How-Transfer funktioniert hervorragend.“ Eine etwaige Bedrohung für Caesar sieht der Geschäftsführer daher weniger von außen, sondern erkennt eher im direkten Umfeld „ein gewisses Gefahrenpotenzial.“ Das größte Problem in Traben-Trarbach sei der Standort selbst. Die Verkehrsanbindung sei nicht optimal, und ein Standort ohne Hochwasser-Risiko und ohne die Abhängigkeit von nur einer Zufahrt hätte mit weniger Problemen zu kämpfen. Außerdem seien auf dem Betriebsgelände selbst nicht die besten Voraussetzungen für einen optimalen Materialfluss gegeben. „Die Firma ist in Erweiterungsschritten aneinander gestückelt worden“, erklärt Blank zur gewachsenen Bausubstanz. Doch das Equipment sei sehr gut - die Haupt-Maschinen seien in der letzten Zeit neu angeschafft worden. Die Summe der seit MMP-Zugehörigkeit getätigten Investitionen beziffert Blank auf 15 Millionen Euro. Wachstums-Chancen sieht er daher in einer Optimierung der Wertschöpfungskette. Statt mehr Tonnage müsse der Anteil höherwertiger Aufträge erhöht werden. Die neueste Entwicklung im Haus bezeichnet er deshalb als einen Schritt in die richtige Richtung.

Erster Preis für eine innovative Produktidee

Ende April ging Caesar mit einem neuen Produkt auf dem Markt, mit dem die Entwickler neue Wege im Bereich der Lebensmittel-Verpackung beschritten haben. Der „BackTray“ wurde auf der Verpackungsmittelmesse Interpack mit dem Deutschen Verpackungspreis 2002 ausgezeichnet. Die Papier/Karton-Verpackung - mikrowellengeeignet und auf 220 Grad Celsius erhitzbar - ist für Back- und Fleischwaren gedacht. Die umweltfreundliche Alternative könnte Aluminium oder Folie vom Markt drängen. Dass Innovation bei MMP Caesar einen hohen Stellenwert hat, zeigt sich in der hauseigenen Produktentwicklung, wo Mitarbeiter wie Wolfgang Hoberg täglich neue Faltschachtel-Finessen austüfteln. Die Palette reicht vom kreativen Aufpeppen eines früheren, leicht „angestaubten“ Verkaufsschlagers bis zum detailliert am Computer ausgearbeiteten zukunftsweisenden Stanz- und Falt-Wunder samt überzeugender Werbebotschaft.

Vertriebspezialist Manfred Köpp weiß um die enge Verbindung zwischen Wertschöpfungskette und Kunden-Verhältnis. Dank überwiegend mittelfristiger Rahmenvereinbarungen mit Kunden würden sich wertvolle Möglichkeiten für eine effizientere Gestaltung der beiderseitigen Produktionsketten ergeben, so der Key-Account-Manager. Nach Köpps Einschätzung ist das gemeinsame Analysieren von Doppel-Aufwendungen und des jeweiligen Stands der Informationstechnik unverzichtbar. Nicht minder das Teilen der daraus resultierenden Gewinne. Allein durch Hinterfragen könnten Prozesse schlanker gestaltet werden. Ziel sei, durch bessere Koordinierung Einsparungen zu erzielen. Gute Einkaufs- und Verkaufsleiter müssten sich daher als Moderatoren verstehen, die die Experten aus allen Teilbereichen ihrer Unternehmen zusammenführen, um ideale Abläufe über die gesamte Wertschöpfung zu realisieren. Vielschichtige Beziehungsebenen schaffen zudem gegenseitiges Vertrauen, die Basis zur Sicherung langfristiger Partnerschaften.

Vom Familienbetrieb zur Konzerntochter

Für das Traditions-Haus Caesar - 1901 von Max Heinrich Caesar als Buchdruckerei gegründet - hatte in den siebziger Jahren mit der Übernahme durch die Stollwerck-Imhoff-Gruppe eine schwierige Zeit begonnen. Der Kölner „Schokoladenkönig“ Hans Imhoff ließ im Zuge der „Diversifikation“ in Traben-Trarbach Tafeleinschläge drucken und seinen Bedarf an Kartonagen decken. Der Diversifikations-Epoche folgte zu Beginn der neunziger Jahre die Rückbesinnung auf die Kernkompetenzen - „eine glückliche Fügung“, wie Köpp feststellt. Denn Caesar habe sich zwischenzeitlich eine hohe Kompetenz aneignen können: „Wir waren in der Lage einwandfreie Qualität bereit zu stellen und hatten in Forschung, Entwicklung und Administration deutlich nachgelegt.“ Mit der parallel aufgebauten Informationstechnik konnte das Unternehmen sich im Markt gut positionieren. Am 1. Januar 1994 verkaufte Imhoff das Werk an Mayr-Melnhof. Eine günstige Entwicklung nahm ihren Anfang. Bis 2001 stieg die Mitarbeiterzahl von 260 auf einen Vier-Schicht-Betrieb mit 325 Personen. Der Umsatz wuchs von 35 auf 56 Millionen €. Bemerkenswert auch die Steigerung der verarbeiteten Kartonagen von 26 000 Tonnen in 1994 auf 47 500 Tonnen 2001. Dass diese Entwicklung bei einer unverändertenProduktionsfläche von 14 000 Quadratmetern realisiert wurde, ist ein Beleg für die Optimierung der Produktionsabläufe - aber auch ein Indiz für die hohe personelle Leistungsfähigkeit. Und die ist nach Ansicht der Unternehmensleitung das große Plus des Hauses. So bezeichnet Blank das Verhältnis zwischen Betriebsrat und Geschäftsleitung als „professionell - aber geprägt vom kommunikativen Dialog.“ In Verbindung mit dem Ziel „Lean-Management“ sind die hohe Entscheidungs- und Beratungskompetenz der Sachbearbeiter wesentliche Pfeiler der Unternehmensphilosophie. Geschäftsführer und Key-Account-Manager gewichten diesen Faktor daher gleich: „ Das wirkliche Kapital des Unternehmens ist die Qualität der Mitarbeiter“, betonen beide.

Mitarbeiter als Bindeglied zwischen Kunde und Produktion

Petra Dürr hat daran seit drei Jahren ihren Anteil. Die Verkaufs-Sachbearbeiterin hat bei ihrem Eintritt über Wochen die gesamte Produktion durchlaufen vom Drucken, Stanzen und Kleben bis zur Qualitätssicherung und Filmbearbeitung. Für die mehrsprachige Fachkraft ein Plus bei der täglichen Arbeit, obwohl die Tage des traditionellen Filmmaterial-Handlings im Haus gezählt sind. „Filme auf eine Druckplatte zu kopieren, ist Schnee von gestern“, erklärt Dürr. Mit der überwiegenden Mehrheit seiner Kunden arbeitet Caesar auf IT-gesteuerter Basis. Für die Hälfte der 2 500 Artikel wurden bereits digitale Datensätze erarbeitet. Dieser Prozess soll noch im Laufe des Jahres abgeschlossen werden. E-Auctions, bei denen via Internet Angebote zu Anfrage-Paketen abgegeben werden, gehören zum Tagesgeschäft der Vertriebs-Mitarbeiter. Ebenso selbstverständlich ist die Pflege von Konsignationslägern - sowohl im Betrieb als vor Ort beim Kunden. Als „Bindeglied zwischen Kunde und Produktion“ profitiert Dürr von einer professionellen, abteilungsübergreifenden Kommunikationsfähigkeit bei Caesar. Diese kommt bei Testläufen für neue Promotions zum Tragen. Sie nennt ein Beispiel: „Unser Techniker kennt die Abpacklinien des Kunden und unsere Fertigungstechnologie sehr genau.“ Daraus würden sich die langfristigen Beziehungen ergeben, wie sie im Export bestünden.

Konzernverbund

„MM Packaging Caesar GmbH & Co.KG“ gehört zur „ Mayr-Melnhof Packaging Europe GmbH“. Dachgesellschaft ist die österreichische „Mayr-Melnhof AG“. Im Jahr 1998 übernahm MMP das von der Reynolds Tobacco outgesourcte Verpackungswerk, die heutige „MMP Trier GmbH“. Weitere der europaweit rund 20 MMP-Standorte: Alfeld, Berlin, Bielefeld, Dortmund, Heilbronn, Kaiserslautern sowie in Frankreich, Großbritannien, Polen, Rumänien, Ungarn und der Ukraine. Mit der jährlichen Verarbeitungskapazität von 340 000 Tonnen Karton ist MMP Europe führender Anbieter am europäischen Faltschachtelmarkt und mit 35 Prozent Marktanteil Marktführer in Deutschland. Als Einzelunternehmung wäre Caesar heute unter den „Top Ten“ der deutschen Faltschachtelhersteller.

Produkte und Kunden

Zur Produkt-Palette gehören Verpackungen für Tiefkühlkost (Pizza, Kuchen), Süßwaren (Schokolade, Pralinen), Cornflakes und Tiernahrung, die mit eingeklebten CD´s, beigepackten Postern, Klarsichtfenstern, Tragegriffen, Metallabreißhilfen oder Bronzierungen veredelt werden. Etwa 80 Prozent des Umsatzes macht Caesar mit seinen Haupt-Kunden Kellogg´s, Stollwerck, Dr. Oetker, Wagner Tiefkühlprodukte, JT International, Coppenrath & Wiese, Danone und Nestlé in Deutschland, Frankreich und Spanien. Das Werk ist zertifiziert nach DIN ISO 9001.
Ursula Schmieder

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