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01.01.2023
China: Partner, Rivale und Wettbewerber
Die Volksrepublik China ist ein wichtiger, aber zunehmend schwieriger Wirtschaftspartner
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Dieser Text ist vom 01.01.2023 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Die Diskussionen rund um China spitzen sich zu: Chinas Haltung im Russland-Ukraine-Krieg; Chinas Umgang mit Menschenrechten; der Cosco-Einstieg am Hamburger Hafen; der 20. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas; die Null-Covid-Politik und erhöhte Spannungen im China-Taiwan-Konflikt. Rund um diese Diskussionen mehren sich die Stimmen, die Deutschland in einer zu großen Abhängigkeit von China sehen und eine Abkehr fordern. Auch die Bundesregierung revidiert ihre Chinapolitik. Unter Federführung des Auswärtigen Amtes entsteht eine neue China-Strategie. Darin wird China als „Partner, systemischer Rivale und Wettbewerber“ definiert. Dies ist ein Bruch mit dem sehr chinafreundlichen Kurs der Regierung Merkel, unter der die Volksrepublik zum wichtigsten Handelspartner Deutschlands avanciert ist.
China und die Region
China ist für die rheinland-pfälzische Wirtschaft einer der wichtigsten Handelspartner. Auch in der Region Trier pflegen viele Unternehmen gute Wirtschaftsbeziehungen mit China. Im Jahr 2021 stellte die IHK Trier für 74 Unternehmen insgesamt 4091 Ursprungszeugnisse für Exporte in die Volksrepublik aus. Da diese nicht zwingend erforderlich sind, ist von weiteren Unternehmen mit Chinageschäft auszugehen. Aus der Region werden verstärkt Lebensmittel ausgeführt. Milchprodukte, Bier und auch Wein erfreuen sich großer Beliebtheit im Reich der Mitte. So wurden innerhalb des vergangenen Jahres rund 12 000 Hektoliter Moselwein nach China verschifft, sodass die Republik bei der mengenmäßigen Ausfuhr Platz 4 der wichtigsten Ausfuhrländer hinter USA, Norwegen und Kanada belegt. Die Gesamtvermarktung von Moselwein lag bei 207 000 Hektoliter.
China-Geschäft zunehmend problematisch
Das Geschäftsumfeld für deutsche Unternehmen in China ist insbesondere seit der Corona-Pandemie schwieriger geworden. Seit fast drei Jahren sind die Grenzen nach China aufgrund der Null-Covid-Politik de facto geschlossen und verhindern den persönlichen Austausch mit Geschäftspartnern. Zudem stellen die immer wiederkehrenden Lockdowns deutsche Unternehmen vor Ort vor große Herausforderungen. So hat sich beispielsweise die Zahl der in China tätigen Ausländer seit dem Frühjahr 2020 halbiert. Ein kleiner Lichtblick sind die im November 2022 trotz steigender Coronazahlen leicht gelockerten Einreisebestimmungen. Zudem wurden nach massiven Protesten Anfang Dezember Corona-Einschränkungen teilweise zurückgenommen. Neben Corona setzt die zunehmend protektionistische chinesische Wirtschaftspolitik deutsche Unternehmen unter Druck.
Die schlechte weltweite Nachfrage und die anhaltenden Corona-Lockdowns machen sich wirtschaftlich stark bemerkbar: Der chinesische Außenhandel ist im November 2022 unerwartet stark eingebrochen. Die deutschen Ausfuhren nach China fielen um 17,5 Prozent und Chinas Exporte nach Deutschland gingen um 14,4 Prozent zurück.
Es geht nur mit China!
Auch wenn sich deutsche Unternehmen mit Chinageschäft in einem schwierigen Umfeld bewegen und die Diskussionen um Entkopplung in vollem Gange sind, so bleibt China für die deutsche und auch regionale Wirtschaft ein relevanter und absehbar nicht zu ersetzender Markt. Zum einen ist China mit seinen 1,4 Milliarden Menschen ein überaus wichtiger Absatzmarkt, zum anderen sind viele deutsche Unternehmen auf chinesische Importe angewiesen. Dies trifft insbesondere auf die Automobil-, Chemie- und Elektroindustrie zu. Eine kritische Abhängigkeit besteht zum Beispiel bei Seltenen Erden, die unter anderem für den Bau von Elektromotoren oder Windturbinen gebraucht werden. Die Abhängigkeit von China bei Solarzellen liegt gar bei 95 Prozent. Eine wirtschaftliche Entkopplung ist daher kaum zu bewerkstelligen. Aber es bedarf einen klar definierten und selbstbewussten Umgang mit China. So ist es wichtig, dass im wirtschaftlichen Verhältnis mit China wechselseitig gültige Handels- und Investitionsregeln erreicht werden.