01.07.2006
Der Steuermann der „Saarflotte“ ist eine Frau
Dieser Text ist vom 01.07.2006 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Cornelia Hauck ist Geschäftsführerin der „SPS Saar-Personenschiffahrt“ in Saarburg
Könnte es einen sinnigeren Treffpunkt für ein Gespräch mit der Chefin einer Flotte geben als das Oberdeck eines stattlichen Schiffes? Wohl kaum. Und so geht es bei strahlendem Sonnenschein an Bord der „Stadt Saarburg“ – einem imposanten Dreideckschiff – auf gemütlicher Tucker-Tour von Saarburg Richtung Serrig und zurück. Zeit, Muße und Eindrücke genug für eine anregende Unterhaltung. Doch so schön die Schiffsreise auf der Saar auch ist, Cornelia Hauck lässt keinen Zweifel aufkommen, dass die Situation eher untypisch ist, dass sie sich den „Luxus“ schon lange nicht mehr gegönnt hat: „Es bleibt keine Zeit. Ich bin dafür zuständig, dass die Schiffe voll sind und es an Bord an nichts fehlt.“ Dabei könnte und dürfte die Geschäftsführerin der „SPS Saar-Personenschiffahrt GmbH & Co KG“ ein Schiff dieser Größenordnung führen, doch: „Das überlasse ich unseren Profis. Wie gesagt, mein Geld verdiene ich am Telefon.“
Die ersten Sporen verdiente sie sich in einer Schifffahrt-Speditionsgesellschaft und lernte in einer „Männerdominanten Abteilung“, dass „Schifffahrt etwas sehr Konservatives ist.“
Auch die „Saarflotte“ hat Zuwachs bekommen. Neuzugang ist das Fahrgastschiff „Saargold“, auf dem 250 Menschen im Hauptsalon, im oberen Salon oder an Deck einen Platz finden. Die „Saargold“ ist zwar gebraucht, aber trotzdem ein modernes Schiff, das gut in Schuss ist. Kurz habe man über einen Neubau nachgedacht, aber wegen der Höhe der Kosten (1,8 bis drei Millionen Euro) davor zurückgeschreckt. „Eine schlechte Saison wegen schlechten Wetters, und schon hätten wir uns den Hals zugehalten. Das wollten wir nicht“, so Cornelia Hauck. Stattdessen habe man sich entschieden, die Motoren aller Schiffe zu erneuern. So schlagen heute „abgasarme Herzen“ in den Schiffen. Trumpf der „Saargold“: Sie hat eine Heizung. So ist man künftig nicht mehr auf die Sommer-Saison beschränkt, sondern kann Sonderfahrten zum Beispiel für Weihnachtsfeiern oder Feten zum Jahreswechsel ins Programm nehmen. Drei Schiffe im Einsatz, das bedeutet auch, dass genügend Personal da sein muss. Sechs Festangestellte zählt die „Saarflotte“: zwei Schiffsführer, zwei Matrosen, zwei feste Bedienungen. Bei großen Partys oder Hochzeiten an Bord kommen weitere Aushilfen hinzu.
TRADITIONSREICHE SCHIFFERFAMILIE
Dass sie einmal Besitzerin dreier Fahrgastschiffe sein würde, war lange nicht abzusehen. Und das, obwohl der heute 39-Jährigen die Liebe zu Schiffen quasi in die Wiege gelegt worden war und sie sich bis heute auf dem Wasser in ihrem Element fühlt. Cornelia Hauck stammt aus einer traditionsreichen Schifferfamilie. Die Wasserverbundenheit der Familie reicht weit zurück. Sieben oder acht Generationen haben bereits Seemannsgarn gesponnen, so genau weiß das niemand mehr. „Mein Vater hatte Binnenschiffe, und auch meine Mutter – ansonsten Apothekerin – hat das Schifffahrtspatent“, erzählt Cornelia Hauck, die ihr erstes Lebensjahr auf einem riesigen Schubschiff verbrachte. Darauf hatte die Familie eine große Wohnung. Erst als für den älteren Bruder die Kindergartenzeit begann, zog die Mutter mit den Kindern an Land – in Flussnähe an den Neckar. „Doch in den Ferien waren wir immer auf dem Schiff, liefen Häfen an, spielten auf Kieshaufen. Es war etwas sehr Schönes, aber auch Normales“, sagt Cornelia Hauck. Obwohl die Binnenschifffahrt zu der Zeit noch ein prosperierendes Geschäft war, wollte Tochter Hauck zunächst Musik studieren. Doch weil sie nach eigenen Angaben nicht gut genug war, entschied sie sich zum BWL-Studium mit dem Schwerpunkt Spedition.Die ersten Sporen verdiente sie sich in einer Schifffahrt-Speditionsgesellschaft und lernte in einer „Männerdominanten Abteilung“, dass „Schifffahrt etwas sehr Konservatives ist.“
SCHWEISSEN, DREHEN, SCHRAUBEN: KEIN PROBLEM
Doch abschreckende Wirkung hatte diese Erfahrung nicht. Es folgte ein Wirtschaftsingenieurstudium, wobei ihr das technische Praktikum sehr gefiel. Schweißen, drehen, schrauben – das alles fand sie spannend. Von dort ging es in die Industrie. In der Vertriebsabteilung eines Export-Unternehmens bekam sie die Chance, ihre Reiselust auszuleben. Es folgten drei Jahre bei einem anderen Unternehmen und die Erkenntnis: „Das angestellte Dasein ist nichts für mich. Mir wurde klar: Ich muss mich selbstständig machen.“ Sie stellte sich die Frage: Was kann ich, was andere Menschen nicht können? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: Schifffahrt.
KAUF DER „STADT SAARBURG“ UND DER „STADT MERZIG“
Mit ihrem damaligen Freund, der heute in Saarburg gemeinsam mit ihr die Geschäftsführung stellt, pachtete sie zunächst in Meschede ein Passagierschiff für Ausflügler, die sich am See einen schönen Tag machen wollen. „Das Boot hatten wir drei Monate lang renoviert, das Angebot wurde angenommen, doch die Pachtzahlungen waren sehr hoch“, erinnert sie sich. Etwa zur gleichen Zeit hatten Haucks Eltern in Saarbrücken die Personenschifffahrt erworben. „Dort habe ich hin und wieder beim Marketing geholfen, bedient oder den Abwasch gemacht.“ Und festgestellt: „Das boomt, der Tourismus entwickelt sich, die Umsätze sind enorm. Und: Das wäre etwas für uns.“ Das Paar riskierte es, innvestierte 830 000 Mark und kaufte 1995 in Saarburg das Unternehmen „Saar-Personenschiffahrt“ mit zwei Passagierschiffen: das fast 38 Meter lange Fahrgastschiff „Stadt Saarburg“ mit Platz für 300 Menschen und die kleinere „Stadt Merzig“ mit 190 Plätzen.
WER RASTET, DER ROSTET
„Das erste Jahr war schön, aber auch hart. Eine Hängepartie“, erzählt die Chefin. Danach ging es stetig bergauf. Doch Cornelia Hauck dachte gar nicht daran, sich auf dem Anfangserfolg auszuruhen. 1997 pachtete man von der Stadt den Kiosk direkt an der Anlegestelle am Saarufer Saarburgs. 20 Sitzplätze gibt es, zudem wurden der Kartenvorverkauf und die Informationsstelle dort eingerichtet. Gekauft wurden auch Anlegestellen in Merzig und Ockfen, gepachtet sind die Anlegestellen in Mettlach und Saarburg. In Schoden wurde ein Kanu- und Kajakverleih aufgemacht.Auch die „Saarflotte“ hat Zuwachs bekommen. Neuzugang ist das Fahrgastschiff „Saargold“, auf dem 250 Menschen im Hauptsalon, im oberen Salon oder an Deck einen Platz finden. Die „Saargold“ ist zwar gebraucht, aber trotzdem ein modernes Schiff, das gut in Schuss ist. Kurz habe man über einen Neubau nachgedacht, aber wegen der Höhe der Kosten (1,8 bis drei Millionen Euro) davor zurückgeschreckt. „Eine schlechte Saison wegen schlechten Wetters, und schon hätten wir uns den Hals zugehalten. Das wollten wir nicht“, so Cornelia Hauck. Stattdessen habe man sich entschieden, die Motoren aller Schiffe zu erneuern. So schlagen heute „abgasarme Herzen“ in den Schiffen. Trumpf der „Saargold“: Sie hat eine Heizung. So ist man künftig nicht mehr auf die Sommer-Saison beschränkt, sondern kann Sonderfahrten zum Beispiel für Weihnachtsfeiern oder Feten zum Jahreswechsel ins Programm nehmen. Drei Schiffe im Einsatz, das bedeutet auch, dass genügend Personal da sein muss. Sechs Festangestellte zählt die „Saarflotte“: zwei Schiffsführer, zwei Matrosen, zwei feste Bedienungen. Bei großen Partys oder Hochzeiten an Bord kommen weitere Aushilfen hinzu.
ZUR SALSA-PARTY IN SEE STECHEN
Doch natürlich ist nicht nur die Ausstattung der Schiffe von Bedeutung. „Klar, wir haben viele ältere Gäste. Gleichwohl versuchen wir, junge Menschen zu interessieren. Wir wollen das herkömmliche Angebot ein bisschen entstauben“, erzählt die Geschäftsführerin. So gibt es die „normalen“ Kaffeefahrten nach Luxemburg oder zur Saarschleife nach Mettlach, bei denen man sich einfach zurücklehnen und die Landschaft genießen kann. Aber: Schiffstouren mit Erlebnischarakter seien heute gefragter denn je. In Kooperation mit dem Saarländischen Rundfunk etwa werden „Krimi-Hörspiele“ angeboten, die „superspannend sind und gut angenommen werden.“ Auf Klassenfahrten erfahren die Schüler, wie eine Schleuse funktioniert oder warum ein Schiff überhaupt schwimmt. Der Reisende kann wählen, ob er eine „Flusskreuzfahrt in den Sonnenuntergang“ unternimmt, ein Ticket für die Abendfahrt kauft, zum „Tanz um die Welt“ in See sticht, eine Salsa-Nacht an Bord verbringt oder im ruhigen Fahrwasser der Saar tanzen lernt (in Zusammenarbeit mit der VHS Saarburg). Cornelia Hauck: „Wir hatten auch einen Zauberer aus dem Saarland engagiert, den ich in Vietnam kennen gelernt hatte. Das kam hervorragend an.“ Ganz neu ist, dass die „Saarflotte“ auch Landgängern eine Attraktion zu bieten hat. Cornelia Hauck betreibt in der Stadt die „Saartal-Bahn“. Vom Wasserfall aus können Touristen und natürlich Einheimische mit der Bimmelbahn die Stadt erkunden.
WASSER, NICHTS ALS WASSER
Bimmelbahn, Events – manchmal muss Cornelia Hauck einfach „nur“ das Schiff klar machen. Zum Beispiel, wenn sich während der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland der Fanclub von Trinidad/Tobago ankündigt mit der Frage: „Dürfen wir tanzen an Bord?“ Dann sagt die Chefin nur: „Aber gerne“ und freut sich auf die nächste Schiffstour: „Da fahr‘ ich mit. Das wird lustig.“ Sportlich mag „Frau Kapitän“ es auch privat. Skaten, Radfahren – das ist ganz nach dem Geschmack der Cornelia Hauck. Doch ihr Element ist auch in der Freizeit das Wasser. Die 39-Jährige ist Tauchlehrerin, liebt diesen „meditativen Sport“, und wenn der Tag „mit schwimmen anfängt, dann ist er schon perfekt.“ Und für das liebste Hobby, das Segeln, da reicht ihr die Saar nicht aus: „Ich träume von einer Weltumseglung.“
Ingrid Fusenig