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IHK Trier


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15.10.2001

Die regionale Konjunktur schwächelt


Dieser Text ist vom 15.10.2001 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Nachlassende Auftragsdynamik in der Industrie

Der Konjunkturmotor ist ins Stottern geraten. Zu diesem Ergebnis kommt die IHK Trier in ihrer repräsentativen Konjunkturumfrage für den Herbst 2001. Befragt wurden rund 350 Unternehmen der Industrie, Bauwirtschaft, des Groß- und Außenhandels, des Einzelhandels und des unternehmensorientierten Dienstleistungsgewerbes.

In der Industrie prägen eine nachlassende Auftragsdynamik und zurückgehende Kapazitätsausnutzungsgrade das aktuelle Konjunkturmuster. Dennoch bewegt sich in einer Reihe von Industriezweigen die aktuelle Geschäftstätigkeit weiterhin noch auf einem zufriedenstellenden Niveau. Dies gilt für weite Bereiche der Investitionsgüterindustrie, aber auch das Ernährungsgewerbe. Dagegen erweist sich im IHK-Bezirk vor allem die Bauflaute als konjunktureller Hemmschuh. Sie strahlt negativ auf die baunahen Industriezweige, insbesondere die Steine- und
Erdenindustrie und die Holzbe- und -verarbeitung aus. Insgesamt stuften im verarbeitenden Gewerbe (Industrie- und Bauwirtschaft) 28 Prozent der an der Umfrage beteiligten Betriebe die aktuelle Geschäftslage als gut ein. Die Anzahl der unzufriedenen Stimmen bewegte sich bei 17 Prozent.

In der Vorleistungsgüterindustrie hat sich die Einschätzung des Geschäftsverlaufs
im Vergleich zum Frühjahr verschlechtert. Das Schwergewicht der Lageurteile hat
sich auf dem Durchschnittsprädikat befriedigend eingependelt. Nur noch jeder
fünfte Befragte beurteilte den aktuellen Geschäftsverlauf mit gut. Im
Investitionsgütersektor vermitteln die Unternehmensangaben ein positives Bild der
Geschäftslage. Recht günstig gestalteten sich die Geschäfts- und
Absatzbedingungen in weiten Teilen des Maschinenbaus. Zufriedenheit
signalisierten auch die Produzenten von elektrotechnischen Investitionsgütern.
Die Entwicklung der Auftragseingänge deutet allerdings an, dass sich die
Investitionsgüterkonjunktur zum Jahresende abflachen könnte. In der laufenden
IHK-Umfrage registrierten 40 Prozent der Befragten rückläufige Auftragseingänge.
Der im Frühjahr im Verbrauchsgütersektor erkennbare leichte Aufwärtstrend hat
sich im Jahresverlauf fortgesetzt. Nur jedes zehnte befragte Unternehmen
beurteilte den aktuellen Geschäftsverlauf als schlecht. Die Entwicklung der
Auftragseingänge verleiht der Verbrauchsgüterkonjunktur ein etwas solideres
Fundament als zum Beginn des Jahres. Auf dieser Grundlage erwarten die
befragten Getränkehersteller, die Produzenten von Tabakerzeugnissen sowie die
fleisch- und milchverarbeitenden Nahrungsmittelproduzenten eine Fortsetzung der
insgesamt durchaus zufriedenstellenden Geschäftsentwicklung.

Handel rechnet mit rückläufigen Umsätzen

Das schwache Konsumverhalten findet bei den Bewertungen zur aktuellen
Geschäftslage im Handel einen sichtbaren Niederschlag. Die schwächere
Konjunktur hat die Käufer vorsichtig disponieren lassen und dazu geführt, dass die
Händler eher mit rückläufigen Umsätzen rechnen. 41 Prozent der befragten
Einzelhändler beurteilten die aktuelle Situation als schlecht, gar 52 Prozent
mussten rückläufige Umsätze hinnehmen. Bei der konjunkturellen Entwicklung im
unternehmensnahen Dienstleistungsbereich wird stärker als zuvor eine
Verknüpfung mit der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung deutlich. Insgesamt
deuten die ermittelten Unternehmensmeldungen eine nachlassende Dynamik und
eine verhaltenere Geschäftsentwicklung bei den unternehmensnahen
Dienstleistern an.

Das Gefährdungspotenzial für die ohnehin labile konjunkturelle Situation wurde im
Jahresverlauf nach Auffassung der IHK Trier durch Überregulierungen zur
Teilzeitarbeit und zur betrieblichen Mitbestimmung unnötig erhöht. Zwar sollte die
Steuerreform den Investitionen und dem Konsum in diesem Jahr einen
zusätzlichen Schub geben, die gestiegenen verfügbaren Einkommen sind jedoch
größtenteils durch den Anstieg der Inflationsrate absorbiert worden.

Die Angaben der Unternehmen zu den Geschäftserwartungen deuten auf ein
verlangsamtes Wachstumstempo im Jahre 2002 hin. Im verarbeitenden Gewerbe
hat sich die Zahl der Unternehmen, die eine Verschlechterung ihrer
Geschäftssituation befürchten im Vergleich zu den im Herbst 2000 und Frühjahr
2001 ermittelten Ergebnissen spürbar erhöht. Gleichwohl lassen die noch vor den
terroristischen Angriffen auf die USA ermittelten Unternehmensangaben keinen
rezessiven Konjunkturtrend erwarten. Eher noch bestand die Hoffnung, dass es
sich bei der Abschwächung um ein vorübergehendes Phänomen handeln und die
wirtschaftliche Entwicklung im Jahresverlauf 2002 in einen Wachstumspfad
einschwenken könnte. So erwarteten zum Befragungszeitpunkt 40 Prozent der
befragten Unternehmen eine Steigerung der Exporte im kommenden Jahr. Die
überwiegende Mehrheit ging zum Zeitpunkt der Befragung von einem sich wieder
verbesserndem weltwirtschaftlichen Konjunkturklima und davon aus, dass sich die
konjunkturelle Entwicklung in den USA wieder festigen könnte, mit positiven
Impulsen für die europäische Konjunktur, zum einen über den Export, zum anderen
aber auch über eine bessere Stimmung. Nach Auffassung der IHK Trier könnten
die Wirkungen dieser positiven Erwartungsspirale durch die aktuellen
weltpolitischen Gefährdungen zumindest verzögert werden.

Nach einem moderaten Verlauf der Investitionstätigkeit im Jahr 2001, dürfte sich
das Investitionsklima im kommenden Jahr eintrüben. Meldungen über steigende
Investitionsausgaben werden deutlich von Planungen übertroffen, die ein
rückläufiges Investitionvolumen vorsehen. Die Investitionsbereitschaft der
regionalen Unternehmen hat unter dem Eindruck der nachlassenden
Konjunkturdynamik gelitten. Vor allem die weitgehend leblose Inlandsnachfrage
begrenzt die Absatz- und Gewinnerwartungen und damit die entscheidenden
determinanten der Investitionsplanungen. Nicht zuletzt erwarten viele
Unternehmen aber auch, dass wichtige wirtschaftspolitische Hausaufgaben
erledigt und wirtschaftsfreundlichere Rahmenbedingungen gesetzt werden.
Staatliche Ausgabenprogramme können der wachsenden Unsicherheit und dem
konjunkturellen Gefährungspotenzial kaum entgegenwirken. Für
konjunkturpolitische Hektik sieht die IHK Trier daher keinen Anlass, wohl aber für
eine konsequente Reformpolitik. Positive Signale könnten von einem Vorziehen der
zweiten Stufe der Steuerreform ausgehen, die dem Mittelstand zusätzliche
finanzielle Handlungsspielräume verschaffen könnte. Als Wachstumsbremse dürfte
sich die für 2002 und 2003 geplante Erhöhung der Ökosteuer insbesondere vor
dem Hintergrund der zu erwartenden Ölpreisverteuerung erweisen.

Keine Entlastung des Arbeitsmarkts in Sicht

Die bereits im Frühjahr 2001 gegenüber dem Herbst 2000 nach unten korrigierten
Beschäftigungsplanungen der Unternehmen spiegeln die geringere konjunkturelle
Dynamik wider. Immerhin meldeten im Rahmen der laufenden Umfrage noch rund
30 Prozent der befragten Industrieunternehmen im dritten Quartal eine Steigerung
der Beschäftigtenzahl gegenüber dem Vorquartal. Für das kommende Jahr bleiben
die Planungen über Beschäftigungsausweitungen allerdings deutlich hinter den
Beschäftigungsplänen zurück, die eine Reduzierung der Mitarbeiterzahlen
vorsehen. Die für das Jahr 2002 absehbare wirtschaftliche Entwicklung dürfte
damit den Arbeitsmarkt eher be- als entlasten; der zuletzt eher demografischen
Einflüssen zuzuschreibende Abbau der Arbeitslosigkeit dürfte weiter ins Stocken
geraten.

Trotz schwächelnder Konjunktur steht dem Aufbau neuer
Beschäftigungsverhältnisse weiterhin das Problem entgegen, geeignete
Mitarbeiter für offene Stellen zu finden. Dies gilt insbesondere für den
Industriebereich, wo 20 Prozent der von der IHK Trier befragten Unternehmen
mehr offene Stellen meldeten als im Vorjahr und weitere 22 Prozent der Befragten
eine der des Vorjahres entsprechende Zahl unbesetzter Stellen registrierten. Nur
jedes zweite Industrieunternehmen hat offenbar keine Probleme mit der
Stellenbesetzung.

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