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IHK Trier


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  • 01.01.2019

    Ein fester Platz für Bücher in Trier

    IHK gratuliert Buchhandlung Stephanus zu 140 Jahren Firmengeschichte

  • Foto: Dr. Matthias Schmitt
    Standortpolitik

    Dr. Matthias Schmitt

    Tel.: 0651 9777-901
    schmitt@trier.ihk.de


Dieser Text ist vom 01.01.2019 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Seit 140 Jahren haben Bücherfreunde in der Trierer Fleischstraße 16 eine Anlaufstelle für passende Lektüre. Mit wenigen, kriegsbedingten Unterbrechungen hat dort die Familie Stephanus ihre Buchhandlung geöffnet. Schon alleine dies ist ein Anlass, zu gratulieren, findet Dr. Jan Glockauer, Hauptgeschäftsführer der IHK Trier: „Dass ein Unternehmen so lange besteht, ist leider keineswegs selbstverständlich.“
Doch es gibt weitere Gründe, warum sich Glockauer und Dr. Matthias Schmitt, IHK-Geschäftsführer im Bereich Standortpolitik und Unternehmensförderung, mit einer Ehrenurkunde auf den Weg zu „Stephanus Bücher“ gemacht haben. Denn Inhaber Georg Stephanus ist zusätzlich seit langen Jahren, ehrenamtlich in der IHK-Vollversammlung und weiteren Gremien engagiert – darunter auch schon als IHK-Vizepräsident. „Sie sind für uns idealer Repräsentant des Handels“, lobt Glockauer.

Firmengeschichte liest sich wie Familienroman
Die 140-jährige Firmengeschichte liest sich wie ein spannender Familienroman von Thomas Mann, meint Georg Stephanus. Unternehmensgründer Heinrich Stephanus hatte keinen einfachen Start. In Bonn 1851 als Sohn eines Bäckers und Mehlhändlers geboren, wollte er schon früh Buchhändler werden. Zur Ausbildung ging er nach Riga. Zurück in Deutschland bot sich ihm 1878 die Gelegenheit, das Geschäft des Buchhändlers Eduard Groppe in Trier zu übernehmen. „Der katholische Verleger Groppe hatte in dem katholischen Priester Georg Friedrich Dasbach einen ernsthaften Widersacher. Groppe war Dasbach wohl zu liberal“, meint Georg Stephanus.
Mit dem Nachfolger dürfte der Priester ebenfalls nicht glücklich gewesen sein, denn Heinrich Stephanus war Protestant. „Damals sah eine Buchhandlung ganz anders aus als heute. Es gab eine Verkaufstheke und der Buchhändler bediente in einem weißen Kittel, wie ein Apotheker“, erzählt der Urenkel. Die Bücher wurden aus dem Lager an die Theke des 30 Quadratmeter kleinen Ladens gebracht.
Nach dem krankheitsbedingten Tod von Heinrich Stephanus trat 1913 sein Sohn Karl mit nur 18 Jahren das unternehmerische Erbe an. Zwei Jahre später musste er im Krieg kämpfen, seine drei Geschwister führten den Laden weiter. Nach dem Friedensschluss heiratete Karl Anna Brems. „Meine Großmutter gehörte zu den oberen Trierer Kreisen. Ihr Vater war der Domgoldschmied und Hofjuwelier Joseph Christoph Brems – natürlich ein echter Trierer Katholik“, erläutert der Enkel. Über die katholische Mutter sei mit den beiden Söhnen Karl und Georg die Familie Stephanus katholisch geworden. Wirtschaftlich ging es ab 1927 auch dadurch besser, dass die größte Buchhandlung in Trier, Lintz, Insolvenz anmelden musste. Doch schon in den 1930ern wuchs mit der nationalsozialistischen „Großdeutschen Buchhandlung Merkur“ in der Fleischstraße ein Mitbewerber heran.

Vom „Asyl“ nach Bombenangriff bis an die Universität
Im zweiten Weltkrieg wurde Großvater Karl erneut eingezogen. Sein ältester, 18-jähriger Sohn, Karl, musste an die Front – er fiel im September 1944 bei Prüm. So rückte der Bruder, Georg, in die Unternehmensnachfolge. Doch schon bald drohte das endgültige Ende des Geschäfts. Bei einem schweren Luftangriff alliierter Bomber am 23. Dezember 1944 ging das Haus in der Fleischstraße in Flammen auf.
Nach dem Krieg musste improvisiert werden. So erinnert sich Georg Stephanus an Erzählungen seines Vaters: „Zunächst wurde sehr schnell von der Privatwohnung in der Oerenstraße aus eine Art Bücherbörse organisiert.“ Dann fand der Buchhandel bei der Zoohandlung Lambert am Hauptmarkt ein vorübergehendes „Asyl“. Erst 1953 konnte wieder ein Ladenlokal in der Fleischstraße eröffnet werden.
1968 starb Großvater Karl und Vater Georg übernahm vollständig die Geschäfte. Er bekam einen großen Mitbewerber als Nachbarn: Auf dem Gelände der Paulinus-Druckerei entwickelte sich die bistumseigene Paulinus-Buchhandlung, die spätere Akademische Buchhandlung Interbook.
In diese Zeit fiel aber auch die Universitätsgründung. 1972 eröffnete Vater Georg eine zweite Buchhandlung in Uni-Nähe, in der Passage „Im Treff“. Auch in der Fleischstraße wurde um- und ausgebaut, 1981 erschloss man die erste Etage für die Kunden.
1994 ging die Buchhandlung an die vierte Generation: Der Vater übergab an die Brüder Peter und Georg. Ihre Zeit ist geprägt durch die besonderen Herausforderungen des digitalen Wandels, der starken Einfluss auf die gesamte Buchbranche ausübt. Vor rund einem Jahr hat sich Peter Stephanus aus der Geschäftsführung zurückgezogen, seitdem ist sein Bruder Georg alleine verantwortlich.

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