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IHK Trier


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01.03.2005

Eine Firma verbindet Tradition und Zukunft


Dieser Text ist vom 01.03.2005 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Die „Mutter“ C.Th. Leyendecker-Heil GmbH freut sich über ihre gesunden Töchter „Leyendecker Holzland“ und „Leyendecker bastelstube“

„Portland-Cement in stets frischer Waare, per Eisenbahn bezogen, empfiehlt bei billigen Preisen C. Th. Leyendecker vor’m Neuthor.“ So stand es 1860 in dicken, fetten Lettern in der „ Trier’schen Zeitung“. Es war die erste Anzeige des „ Jungunternehmers“ Carl-Theodor Leyendecker. Sie markierte gleichzeitig den Startschuss zur langen Firmengeschichte Leyendecker.
Ob Carl-Theodor Leyendecker 1860, als er den Grundstein legte für die Holz- und Baustoffgroßhandlung Leyendecker, schon geahnt haben mag, dass sein Name auch 145 Jahre später noch Begriff ist und über einer gesunden Unternehmensstruktur steht?
Bestimmt wäre er stolz, dass Urenkel und Ur-Urenkel die Fäden führen. Der 66-jährige Peter Leyendecker und Sohn Stefan sind nämlich die Geschäftsführer der Leyendecker-Mutter, sie leiten das Stammhaus „C. Th. Leyendecker-Heil GmbH“. „Töchter“ der GmbH sind zwei Unternehmen, die nicht nur einen guten Namen haben, sondern sich auch innovativ und modern am Markt behaupten: die „Leyendecker Holzland GmbH & Co. KG“ im Industriegebiet Trier-Zewen und die „Leyendecker bastelstube GmbH & Co. KG“, die mit neuem Gesicht zwar, aber doch den „alten“ Standort „Vor’m Neuthor“ (heute Saarstraße) hoch hält.
EIN „GUTER KAUFMANN“ UND „IDEALGESINNTER BÜRGER“
Doch der Reihe nach. Die Industrie- und Handelskammer der Stadt Trier war gerade fünf Jahre alt, da konnte sie eine Firma notieren, die sie bis zum aktuellen Jubiläum „150 Jahre IHK“ begleiten sollte: die Holz- und Baustoffgroßhandlung Leyendecker, die Carl-Theodor Leyendecker 1860 gründete. Damals war der Bereich der Trierer Saarstraße noch ein Vorort Triers, nämlich „ Löwenbrücken“, und hieß „Vor’m Neuthor“. Schon waren es wieder Zeitungsinserate, die eine Veränderung kundtaten. Zu lesen war: C.Th. Leyendecker-Heil. Carl-Theodor Leyendecker hatte die Tochter des Eisenhändlers Peter Heil, Anna-Catharina, geheiratet. Ein weiterer guter Name kam folglich hinzu, gepaart mit einem Blick für den Bedarf: Das Sortiment aus Holz, Rohren, Steinen und Zement sollte bis 1962 Bestand haben. Nach dem Tod des Gründers hatte die Firma keine Nachfolgeprobleme. 1909 trat Peter Karl Theodor in die Fußstapfen des Vaters und führte „Leyendecker-Heil“ – so steht es in der Firmenchronik – als „guter Kaufmann und idealgesinnter Trierer Bürger erfolgreich weiter.“ Als er 1933 starb, kam erstmals ein Branchenfremder ins Rennen. Sohn Willi Leyendecker, gelernter Maschinenbau-Ingenieur, sprang in die Bresche und seiner Mutter zur Seite. In Abendkursen büffelte er Buchführung, tagsüber führte er den Betrieb. Und machte sich einen guten Namen, nicht zuletzt als Vollversammlungsmitglied der IHK der Stadt Trier.
Der heutige Seniorchef, der 66-jährige Peter Leyendecker, hatte mehr Zeit als Vater Willi, sich zu rüsten für die Aufgaben in der Firma. Nach dem Besuch der höheren Handelsschule machte er in Kassel eine Lehre als Holzkaufmann. Mit „Elan und dem Kopf voller Ideen“, wie er heute erzählt, sei er nach Hause gekommen. Sein Vater habe es ihm ermöglicht, dass er gemeinsam mit seiner späteren Frau Brigitte Zonker die Kreativität auch ausleben durfte. Für Peter Leyendecker war klar, dass man im Dienstleistungsbereich punkten konnte, man spezialisierte sich auf Holz und dessen Verarbeitung. Als Willy Leyendecker 1981 starb, trat Frau Suzanne die Nachfolge an, bestens unterstützt von Sohn Peter und dessen Frau Brigitte.

MIT UND IN DER IHK ETWAS UNTERNEHMEN
„Mein Vater und wir als Nachfolger haben es damals geschafft, aus bescheidenen Anfängen mit sechs Beschäftigten eine Firma mit in Spitzenzeiten 125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu machen“, erzählt Peter Leyendecker. Er empfindet es als Selbstverständlichkeit, dass sich Menschen, die etwas „ unternehmen“ wollen, auch über ihren Betrieb hinaus engagieren. Er sei gerne in der IHK-Vollversammlung tätig gewesen und arbeite auch heute noch im Handelsausschuss mit, dies gelte auch für den Kreis Junger Unternehmer KJU. Wichtig sei der Firma Leyendecker stets, junge Menschen auszubilden und ihnen eine Chance zu geben. So seien zum Beispiel die beiden geschäftsführenden Gesellschafter von bastelstube und Holzland, Norbert Schwaben und Edwin Steffen, „Eigengewächse“. „Ich war ihr „Ausbildungsvater“. Ich habe das Glück, dass beide die alltägliche, operative Leitung zu aller und der Familie vollen Zufriedenheit übernommen haben. Überhaupt: Unsere Beschäftigten sind unser Kapital.“
Glücklich ist der Senior auch, dass seine Söhne Stefan und Ralf gut ausgebildet sind. „Stefan ist ja nun auch bereits Mit-Geschäftsführer der Mutterfirma Carl-Theodor Leyendecker-Heil, die einschließlich der gesamten Immobilien im Alleinbesitz der Familie ist, und im Holzland und in der bastelstube Mehrheitsgesellschafter ist und auch bleiben soll“, sagt Peter Leyendecker. Die Kontinuität werde durch tüchtige geschäftsführende Gesellschafter gewährleistet, „aber genauso wichtig ist eine Familie, die über Jahrzehnte mit den geringen Entnahmen das hohe Eigenkapital gewährleistet und damit die Voraussetzung geschaffen habe, Arbeitsplätze zu erhalten.“
Und das sind ganz aktuell viele: „25 Beschäftigte“ hauchen der bastelstube Leben ein. Vom „klein und gemütlich klingenden“ Namen sollte man sich nicht täuschen lassen. Auf 2 000 Quadratmetern präsentiert sich den Kunden ein bestens sortiertes Kreativfachgeschäft, das zum Verweilen und Stöbern einlädt: Gemälde, Drucke, Kunstkarten ergänzen ein buntes, originelles Angebot an Materialien, die motivieren, selber zum Künstler zu werden. Hier locken Garne und Dekostoffe, dort besondere Farben und Pinsel. Papier-, Büro- und Schreibwaren sind ebenso zu finden wie Geschenkartikel.

EIN „RIESE MIT HERZ“ MITTEN IN TRIER
Als „Riese mit Herz“ hat eine Fachzeitschrift die bastelstube beschrieben, in der „Zielstrebigkeit und ökonomisches Fingerspitzengefühl mit dem Wissen um die Kundenbedürfnisse zur gelebten Firmenphilosophie vereint werden.“
80 Beschäftigte zählt „Leyendecker Holzland“, das zweite operative Leyendecker-Unternehmen. Für Gesellschafter Edwin Steffen ist das „Holzland“ der Beweis dafür, dass für eine Traditionsfirma Zukunft kein Fremdwort ist. „Die Wurzeln sind sehr wichtig, jedoch was zählt ist das Heute und die Zukunft“, sagt Steffen. Seit 1998 am neuen Standort in der Luxemburger Straße gilt „Leyendecker Holzland“ in Trier und der Großregion als erste Adresse in Sachen Holz. Bereits drei Mal wurde Holzland Leyendecker mit dem begehrten Innovationspreis des Gesamtverbandes Deutscher Holzhandel ausgezeichnet. Der Holzgroßhandel für gewerbliche Kunden wie Schreinereien und Zimmereien ist ebenso dort vertreten wie der Holzeinzelhandel, wo der Kunde vom feinsten Parkett-Boden bis zur originellen Zimmertür Markenartikel findet. Neben dem Holz-Sortiment gibt es noch einen Garten- und Werkmarkt sowie Beschläge, Zubehör, Maschinen, Farben und Schrauben. Fachliche Beratung, hervorragender Service – in den Augen des Geschäftsführers eine Selbstverständlichkeit. Gute Ausbildung werde im Holzland groß geschrieben. Gerade in diesem Bereich spiele die IHK eine wichtige Rolle. „Wir greifen häufig auf das Ausbildungsangebot der IHK zurück, auch wenn es um Ausbildung der Ausbilder geht.“ Die IHK sei „unser Sprachrohr, betreibt ganz wichtige Lobby-Arbeit.“ Steffen engagiert sich darüber hinaus als geschäftsführender Vorstand im Marketing Club Trier-Luxemburg uns ist oft Gast bei Veranstaltungen des KJU und der IHK. „ Leyendecker Holzland“ sieht er für die Zukunft gerüstet. Entgegen dem Branchentrend sei das Jahr 2004 ein ausgezeichnetes gewesen mit einem zweistelligen Wachstum. Auch die Auftragsvorläufe ließen keine Einbrüche erwarten.

DER GESCHÄFTSGANG IN DEN RHEINLANDEN LITT
Natürlich ist bis zum „runden“ Geburtstag noch Zeit, doch bereits der 145. des Stammhauses Leyendecker soll ein wenig gefeiert werden. Peter Leyendecker greift deshalb dieser Tage noch häufiger als sonst zu alten Büchern, Zeitungen und Buchführungsbänden. „Der Blick in die Geschichte ist wirklich spannend, und es gibt viele Parallelen zu Problemen heutiger Prägung“, sagt er. Carl-Theodor Leyendecker habe die Firma gegründet in Zeiten der Depression. „Trier hatte gerade einmal 17 000 Einwohner. Die Arbeitslosenquote lag bei 40 Prozent. In einer alten Zeitung aus Leipzig wird die Steuerpolitik von 1860 kritisiert. Krieg lag in der Luft.“ In der „Geschichte der Stadt Trier“ liest sich das so: „Es leuchtet ohne weiteres ein, daß unter diesen Umständen der Geschäftsgang in den Rheinlanden leiden mußte, und daß speziell in Trier Handel und Industrie nicht den Aufschwung nahmen, welchen unter besseren allgemeinen Verhältnissen der Anschluß an das Eisenbahnnetz wohl mit sich gebracht hätte.“ Im Jahr 1869 spricht der städtische Verwaltungsbericht von „dem immer tieferen Sinken des Handwerkerstandes und dem Zunehmen der besitzlosen Klasse.“
Doch schon damals habe der Vorfahr Weitsicht bewiesen, das Gelände „Vor‘m Neuthor“ galt „als bedeutender Handelsplatz“.
Peter Leyendecker: „Wenn man Geld brauchte, da konnte man nicht einfach zur nächsten Sparkasse gehen. Mein Großvater erlebte die Krise, als die Hausbank Pleite ging. Er musste Eigentum verkaufen. Geld gab es von einem vermögenden Mann, aber nur unter der Prämisse, am Gewinn beteiligt zu sein.“ Und natürlich habe die Firma auch die Weltkriege, Bombardierung und Wiederaufbau erlebt. Willy Leyendecker zum Beispiel war kaum als Chef in Fahrt gekommen, da „forderten die Kriegsjahre auch von dem damals noch kleinen Unternehmen seinen Tribut. Der erste, gerade gekaufte Lastwagen wurde samt Fahrer kurzerhand fürs Vaterland requiriert.“
Doch auch in der „Neuzeit“ galt es, eine besondere Prüfung zu überstehen. Ein Großbrand zerstörte 1995 das komplette Gebäude des erst 1993 errichteten Holzfachmarktes am Standort Saarstraße. Doch man fand rasch einen Ersatz-Standort – und bereits 1998 hieß es: „Auf zum Holzland Leyendecker“.
Und spätestens zum 150. Geburtstag wird man nochmals einen Blick in die Geschichtsbücher werfen: „Man schreibt das Jahr 1860. Überall in Europa ist der Friede in Gefahr. Der Regent ist krank. Die Spannung der europäischen Verhältnisse wird immer geheimnisvoller und beängstigender. Man erwartet die letzte Phase des französischen Empire. In dieser knisternden Atmosphäre wagt ein Mann den Schritt in die Selbstständigkeit: Carl-Theodor Leyendecker.“
Ingrid Fusenig

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