15.10.2002
Experten reinsten Wassers
Dieser Text ist vom 15.10.2002 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Der Rohstoff für sauberes Trinkwasser kommt aus Pelm – weltweiter Export
Weltweit muss Wasser aufbereitet werden, um als
zuverlässig gesundes Lebensmittel zu dienen. Vom Eifeler
Hausbrunnen bis zur industriellen Filtration in Neuseeland ist
hoch veredelter Kalk aus der Produktion der Pelmer Firma
Rheinkalk Akdolit der Stoff, aus dem die Reinheit ist. Das
angeschlossene Labor AWA Institut kontrolliert, dass die Chemie
stimmt.
Die Geschichte der Nutzung des Dolomitgesteins bei Gerolstein ist uralt: Seit jeher wurde Kalk für den Eigenbedarf in Holzbranntöfen hergestellt. Als sich um 1830 gleich mehrere Pelmer Kalkbrenner zusammentaten und einen Ringofen in Betrieb nahmen, war dies der erste Schritt zu einer industriellen Verarbeitung. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das dieser Kooperation folgende Familienunternehmen Neuendorf mit einer Kalkaufbereitungs-, Mahl- und Löschanlage erstmals fähig, den damals ausschließlich für Bau- und Düngezwecke benötigten Stoff normgerecht herzustellen und zu vertreiben.
1960 fiel der eigentliche Startschuss für das Akdolit-Werk: „Akdolit“ ist eine Abkürzung für aktiver Dolomit, und nun wurden – neben dem Kalkwerk – Produkte zur Entsäuerung und Filtration von Wasser hergestellt. Noch heute ist diese „ Symbiose von Kalkwerk und Akdolit-Werk“ das Kerngeschäft in Pelm, wobei das Werk seit 1980 vollständig zur Wülfrather Rheinkalk-Gruppe gehört und die wiederum zur belgischen Lhoist-Gruppe.
„Die Einbindung in eine solche Konzernstruktur ermöglicht uns zum Beispiel aufwändige Untersuchungen zur Umwelt wie Zählungen von Pflanzen und Insekten und detaillierte Kartografierungen“, schildert Geschäftsführer Gerd Möller, selbst Pelmer Urgestein, einen der Vorteile, die dem Eifeler Werk durch die Holding entstehen und die für Laien auf den ersten Blick nicht unbedingt mit einem Kalkwerk in Verbindung gebracht werden. Doch Umweltschutz und Renaturierung der Abbauflächen sind wichtig für das Unternehmen, das absolut auf eine natürliche Ressource, wie es der Dolomit ist, angewiesen bleibt und mit Produkten zur Trinkwasseraufbereitung und Abwasserreinigung selbst eng mit dem Sektor Ökologie verbunden ist. Rund 1,8 Millionen € sind für die Rekultivierung der Landschaft zurückgestellt.
Zudem verraten die Forschungen der Biologen nicht nur, welche seltenen Orchideen oder Falter auf den ehemaligen Kalkmagerrasen wieder angesiedelt werden, sondern wie es um die optimale Beschaffenheit des Bodens im Hinblick auf den Kalkabbau aussieht. In punkto Umweltverträglichkeit ist das Pelmer Werk ausgerechnet dank eines älteren Herstellungsverfahrens befähigt, das Kohlendioxid, das der Schachtofen als Abgase ausstößt, wieder dem Produktionsprozess zuzuführen.
Hochwertige Veredelung lohnt sich
„Der Kalk ist als Baustoff viel zu schade“, schätzt Gerd Möller den Wert des Rohstoffs hoch ein. Bei Rheinkalk Akdolit gehen nur sieben Prozent der Produktion von rund 32 000 Tonnen Kalkgestein jährlich in den Bau oder werden als Dünger vor allem in Weinbergen genutzt. Diese Abbaumenge ist vergleichsweise gering: „Es war unsere unternehmerische Entscheidung, keinen Massenabbau zu betreiben, sondern die hochgradige Veredelung lohnt sich für uns.“ Damit macht das Werk derzeit rund 20 Millionen € Umsatz im Jahr, und die Marktperspektiven sind vor allem im Ausland sehr gut, im Inland ist der Markt gesättigt.
Derzeit belegt eine Spende von 1 000 Tonnen Branntkalk von der Mutterfirma an die Flutopfer in Sachsen, dass sich Kalk zum Vernichten von Keimen, Viren und Bakterien eignet und dass er dem Schlamm das Wasser entzieht. „In einem Ford Sierra sind 120 Kilogramm Kalk verarbeitet“, verrät Möller einen weiteren Nutzen des Allround-Stoffes. Im Alltag für jedermann erlebbar ist der Nutzen des Kalks als Wasserfilter in Kaffeemaschinen – doch weitaus bedeutsamer für das Pelmer Werk sind Wasserwerke, Ingenieurbüros oder Anlagenbauer, die mit Akdolit-Erzeugnissen Trinkwasser und Abwasser filtern oder entsäuern. In dieser Branche ist das mit 42 Mitarbeitern vergleichsweise kleine Unternehmen aus der Vulkaneifel Marktführer: Rund 4 800 Kunden gibt es weltweit, von „fast allen“ Wasserwerken in Deutschland bis zu Abnehmern in den USA, Neuseeland, in der Karibik, in China, Litauen, Namibia oder Portugal. Allein für eine Meerwasserentsalzungsanlage in Dubai wurde die beträchtliche Menge von 1 700 Kubikmetern Filtermaterial benötigt: „Wenn klar ist, das Material kommt aus Germany, wird gekauft, denn wir liefern das Beste der Welt“, ist Möller stolz auf die Qualität seiner Erzeugnisse.
Filtermaterial für Anlagen in Dubai
Um die ganze Palette an Wasseraufbereitungsprodukten herstellen zu können – wobei jeder Kunde individuellen Bedarf hat je nach Wassergüte, und er wird von Rheinkalk Akdolit seinen speziellen Anfordernissen entsprechend beraten und beliefert -, kauft das Pelmer Werk Steinkohle, Braunkohle und Petrolkoks hinzu. Diese Stoffe – und die Verätzungsgefahr beim Kalkbrannt – bedingen hohe Arbeitsschutzmaßnahmen, hinzu kommt das Gefahrenpotenzial durch die laufenden Maschinen und den Abbau im Steinbruch, der 20 Meter hohe Wände hat. Jedes Jahr nimmt Rheinkalk Akdolit am Wettbewerb für Arbeitssicherheit des Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie teil und wurde 1995 prämiert. Ein externer Sicherheitsberater und ein interner Unfallschutzbeauftragter sind im Einsatz.
Zu den 42 Mitarbeitern, denen das hohe Sicherheitsniveau zugute kommt, gehören auch Diplom-Chemiker, Chemielaboranten und Verfahrenstechniker. Im Pelmer Werk werden in Zukunft zwei Auszubildende eingestellt, einer im kaufmännischen Bereich, der andere im Labor des benachbarten AWA Instituts, das im Jahr 2000 eingerichtet wurde.
Das AWA Institut für Umweltanalytik ist zwar eine eigenständige GmbH für angewandte Wasserchemie, gehört jedoch ebenfalls zur Rheinkalk-Gruppe und betreut unter anderem die Kunden des Akdolit-Werks. Atom-Absorptions-Spektroskopie, Ionenchromotografie, UV/VIS-Fotometrie, Fließinjektion, IR-Spektroskopie und andere hoch moderne Analysemethoden sind hier möglich, das Institut ist in vielen Bundesländern als unabhängiges Prüfinstitut zugelassen und hat den Pelmern dadurch die Marktführerschaft beschert. Derzeit wird ein neues Schulungszentrum ausgebaut, das Kunden und Mitarbeitern der Auslandsvertretungen zur Verfügung steht.
Angelika Koch
Die Geschichte der Nutzung des Dolomitgesteins bei Gerolstein ist uralt: Seit jeher wurde Kalk für den Eigenbedarf in Holzbranntöfen hergestellt. Als sich um 1830 gleich mehrere Pelmer Kalkbrenner zusammentaten und einen Ringofen in Betrieb nahmen, war dies der erste Schritt zu einer industriellen Verarbeitung. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das dieser Kooperation folgende Familienunternehmen Neuendorf mit einer Kalkaufbereitungs-, Mahl- und Löschanlage erstmals fähig, den damals ausschließlich für Bau- und Düngezwecke benötigten Stoff normgerecht herzustellen und zu vertreiben.
1960 fiel der eigentliche Startschuss für das Akdolit-Werk: „Akdolit“ ist eine Abkürzung für aktiver Dolomit, und nun wurden – neben dem Kalkwerk – Produkte zur Entsäuerung und Filtration von Wasser hergestellt. Noch heute ist diese „ Symbiose von Kalkwerk und Akdolit-Werk“ das Kerngeschäft in Pelm, wobei das Werk seit 1980 vollständig zur Wülfrather Rheinkalk-Gruppe gehört und die wiederum zur belgischen Lhoist-Gruppe.
„Die Einbindung in eine solche Konzernstruktur ermöglicht uns zum Beispiel aufwändige Untersuchungen zur Umwelt wie Zählungen von Pflanzen und Insekten und detaillierte Kartografierungen“, schildert Geschäftsführer Gerd Möller, selbst Pelmer Urgestein, einen der Vorteile, die dem Eifeler Werk durch die Holding entstehen und die für Laien auf den ersten Blick nicht unbedingt mit einem Kalkwerk in Verbindung gebracht werden. Doch Umweltschutz und Renaturierung der Abbauflächen sind wichtig für das Unternehmen, das absolut auf eine natürliche Ressource, wie es der Dolomit ist, angewiesen bleibt und mit Produkten zur Trinkwasseraufbereitung und Abwasserreinigung selbst eng mit dem Sektor Ökologie verbunden ist. Rund 1,8 Millionen € sind für die Rekultivierung der Landschaft zurückgestellt.
Zudem verraten die Forschungen der Biologen nicht nur, welche seltenen Orchideen oder Falter auf den ehemaligen Kalkmagerrasen wieder angesiedelt werden, sondern wie es um die optimale Beschaffenheit des Bodens im Hinblick auf den Kalkabbau aussieht. In punkto Umweltverträglichkeit ist das Pelmer Werk ausgerechnet dank eines älteren Herstellungsverfahrens befähigt, das Kohlendioxid, das der Schachtofen als Abgase ausstößt, wieder dem Produktionsprozess zuzuführen.
Hochwertige Veredelung lohnt sich
„Der Kalk ist als Baustoff viel zu schade“, schätzt Gerd Möller den Wert des Rohstoffs hoch ein. Bei Rheinkalk Akdolit gehen nur sieben Prozent der Produktion von rund 32 000 Tonnen Kalkgestein jährlich in den Bau oder werden als Dünger vor allem in Weinbergen genutzt. Diese Abbaumenge ist vergleichsweise gering: „Es war unsere unternehmerische Entscheidung, keinen Massenabbau zu betreiben, sondern die hochgradige Veredelung lohnt sich für uns.“ Damit macht das Werk derzeit rund 20 Millionen € Umsatz im Jahr, und die Marktperspektiven sind vor allem im Ausland sehr gut, im Inland ist der Markt gesättigt.
Derzeit belegt eine Spende von 1 000 Tonnen Branntkalk von der Mutterfirma an die Flutopfer in Sachsen, dass sich Kalk zum Vernichten von Keimen, Viren und Bakterien eignet und dass er dem Schlamm das Wasser entzieht. „In einem Ford Sierra sind 120 Kilogramm Kalk verarbeitet“, verrät Möller einen weiteren Nutzen des Allround-Stoffes. Im Alltag für jedermann erlebbar ist der Nutzen des Kalks als Wasserfilter in Kaffeemaschinen – doch weitaus bedeutsamer für das Pelmer Werk sind Wasserwerke, Ingenieurbüros oder Anlagenbauer, die mit Akdolit-Erzeugnissen Trinkwasser und Abwasser filtern oder entsäuern. In dieser Branche ist das mit 42 Mitarbeitern vergleichsweise kleine Unternehmen aus der Vulkaneifel Marktführer: Rund 4 800 Kunden gibt es weltweit, von „fast allen“ Wasserwerken in Deutschland bis zu Abnehmern in den USA, Neuseeland, in der Karibik, in China, Litauen, Namibia oder Portugal. Allein für eine Meerwasserentsalzungsanlage in Dubai wurde die beträchtliche Menge von 1 700 Kubikmetern Filtermaterial benötigt: „Wenn klar ist, das Material kommt aus Germany, wird gekauft, denn wir liefern das Beste der Welt“, ist Möller stolz auf die Qualität seiner Erzeugnisse.
Filtermaterial für Anlagen in Dubai
Um die ganze Palette an Wasseraufbereitungsprodukten herstellen zu können – wobei jeder Kunde individuellen Bedarf hat je nach Wassergüte, und er wird von Rheinkalk Akdolit seinen speziellen Anfordernissen entsprechend beraten und beliefert -, kauft das Pelmer Werk Steinkohle, Braunkohle und Petrolkoks hinzu. Diese Stoffe – und die Verätzungsgefahr beim Kalkbrannt – bedingen hohe Arbeitsschutzmaßnahmen, hinzu kommt das Gefahrenpotenzial durch die laufenden Maschinen und den Abbau im Steinbruch, der 20 Meter hohe Wände hat. Jedes Jahr nimmt Rheinkalk Akdolit am Wettbewerb für Arbeitssicherheit des Bundesverbandes der Deutschen Kalkindustrie teil und wurde 1995 prämiert. Ein externer Sicherheitsberater und ein interner Unfallschutzbeauftragter sind im Einsatz.
Zu den 42 Mitarbeitern, denen das hohe Sicherheitsniveau zugute kommt, gehören auch Diplom-Chemiker, Chemielaboranten und Verfahrenstechniker. Im Pelmer Werk werden in Zukunft zwei Auszubildende eingestellt, einer im kaufmännischen Bereich, der andere im Labor des benachbarten AWA Instituts, das im Jahr 2000 eingerichtet wurde.
Das AWA Institut für Umweltanalytik ist zwar eine eigenständige GmbH für angewandte Wasserchemie, gehört jedoch ebenfalls zur Rheinkalk-Gruppe und betreut unter anderem die Kunden des Akdolit-Werks. Atom-Absorptions-Spektroskopie, Ionenchromotografie, UV/VIS-Fotometrie, Fließinjektion, IR-Spektroskopie und andere hoch moderne Analysemethoden sind hier möglich, das Institut ist in vielen Bundesländern als unabhängiges Prüfinstitut zugelassen und hat den Pelmern dadurch die Marktführerschaft beschert. Derzeit wird ein neues Schulungszentrum ausgebaut, das Kunden und Mitarbeitern der Auslandsvertretungen zur Verfügung steht.
Angelika Koch