01.09.2008
Faszination Feinblech
Dieser Text ist vom 01.09.2008 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Die ProContur GmbH im Industriegebiet Wittlich-Wengerohr hat mit individuellen Produkten eine Nische erobert
Wer erstmals die ProContur GmbH im Industriegebiet Wittlich-Wengerohr betritt, wird wahrscheinlich zunächst die Ohren spitzen und sich fragen: Was ist das für ein Geräusch, das zwar gedämpft, aber ohne Unterlass zu hören ist? Sind es dumpfe Schläge oder gar Schüsse?
„ProContur“-Geschäftsführer Frank Weigelt lacht und klärt auf: In diesem Fall ist es die Trumatic 5000 R, eine der schnellsten CNC-Stanz-Nibbelmaschinen der Welt aus dem Hause Trumpf, die im stetigen, ureigenen Rhythmus ihre Arbeit verrichtet. Immer wenn der Stempel auf das Werkstück trifft, gibt es einen Schlag. „Das ist Musik in meinen Ohren“, sagt der Firmengründer. Denn würden die sündhaft teuren Maschinen stillstehen, wäre es schlecht bestellt um das Unternehmen, das individuelle Produkte aus Feinblech fertigt. Doch das Gegenteil ist der Fall, produziert wird ohne Unterlass, wenn erforderlich auch nachts oder an den Wochenenden: „Wir verzeichnen eine sehr gute Geschäftsentwicklung, haben uns in den vergangenen drei Jahren strategisch gut weiterentwickelt und optimal am Markt positioniert“, sagt Frank Weigelt. Die Arbeit trage Früchte, Mensch (mittlerweile sind es 42 Beschäftigte) und Maschine hätten viel zu tun.
Eine erfolgreiche Entwicklung, die der 42-Jährige nicht unbedingt voraussehen konnte, als er 1994 den Sprung ins kalte Wasser wagte. Zuvor hatte der „Dauner Jung“, der heute in Wittlich lebt, Maschinenbau studiert und neun Jahre bei einem renommierten Unternehmen der Blechbranche in der Eifel gearbeitet, als Projekt-Ingenieur und Leiter der Fertigung. Dort gab es laut Frank Weigelt ein „super Produktprogramm“ aus standardisierten Teilen. So reifte die Idee, Kunden individuelle, maßgeschneiderte Produkte aus Feinblech anzubieten. Gesagt, getan. Die ProContur GmbH hatte eine Nische gefunden, suchte und fand Kunden und wuchs kontinuierlich. Aus ein, zwei Beschäftigten am Anfang wurden 34, heute sind es 42.
Doch was genau macht nun der Nischen-Entdecker? „Feinblech und sonst nichts. Basta“, erklärt Weigelt. Wo die Arbeit großer Schaltschrankbauer aufhört, genau da beginnt ProContur. Immer wenn Kunden aus der Elektronik- oder Medizintechnik Sonderwünsche haben und kleine und mittlere Losgrößen (25 bis 10 000 Stück pro Fertigungslos) brauchen, sind die Wittlicher gefragte Partner. Aus „Feinblech vom Feinsten“ entstehen dann Elektronikgehäuse, Schaltkästen, Einbauschränke für die Medikamente in Krankenwagen, Werkstattwagen, Displays oder aber Shop-Theken für Kosmetika, wie man sie in Drogerien findet. „Elektrifizierte Möbelstücke“ nennt Frank Weigelt sie. Da muss jedes Loch, muss jede Ritze stimmen, da steckt der Teufel im Detail. Dazu heißt es: Stanzen, Nibbeln, Laserschneiden, Umformen, Schweißen, Punktschweißen, Bolzenschweißen und mittels moderner Methoden der Pulverbeschichtung auch die gewünschte Farbe ins Spiel bringen. Das Unternehmen versteht sich als Full-Service-Anbieter, konstruiert und fertigt nicht nur, sondern begleitet den Kunden während der gesamten Phase von der Idee bis hin zur Logistik und bietet als Dienstleistung auch die Kommissionierung an. Die Kunden kommen aus ganz Deutschland, der Exportanteil liegt bei 25 Prozent. Hier liegt die Nachfrage vor allem in den Benelux-Ländern.
Ein großer Meilenstein war im Jahr 2000 der Umzug an den heutigen Standort im Industriegebiet Wengerohr. In der Belinger Straße wurde ein moderner Betrieb errichtet mit ausreichend Platz zur Weiterentwicklung. So entstand zwischenzeitlich schon wieder eine neue Halle, eine andere wurde erweitert. Ganz aktuell gibt es weitere Expansionspläne.
Doch der Chef reagierte nicht etwa mit Entlassungen, sondern mit Aktivität. „Entlassungen, wo es doch ohnehin schon schwierig genug ist, Fachleute zu finden: nein. Der Umsatzeinbruch war für mich gleichbedeutend mit der Aufgabe, Kurs zu halten in die richtige Richtung“, sagt er. Der Vertrieb wurde stark ausgeweitet, die Kehrtwende gelang.
„Wir haben uns im Haus vertriebsmäßig positioniert.“ Heißt: Aus einer „One-Man-Show“ wurde eine Mannschaftsleistung, der Vertrieb wird aktiv gestaltet. Heute sind fünf Handelsvertreter in Deutschland tätig, drei weitere Mitarbeiter nur für den Vertrieb zuständig. Vertriebstagungen und Schulungen der Mitarbeiter taten ihr Übriges. Seit 2006 lädt man zu Hausmessen ein oder präsentiert sich als Aussteller auf Fachmessen wie zum Beispiel der „SPS“ in Nürnberg oder der „Electronica“ in München.
Viel investiert die ProContur GmbH in die Aus- und Weiterbildung. Aus Weigelts Sicht „gut angelegtes Geld“, das dem Unternehmen viel bringt. Sich selbst nimmt er da nicht aus und besucht Schulungen, um sich weiter zu entwickeln. Schließlich hat sich auch sein Aufgabengebiet mit der Größe des Unternehmens gewandelt. Weg von der Technik hin zum Manager, der Personal führen und strategisch vorausplanen muss. Das Unternehmen sei in einem Marktumfeld, das nicht statisch bleibe, sondern sich ständig wandle. „Die Dynamik nimmt zu, da muss man proaktiv handeln.“ Teamarbeit ist Frank Weigelt wichtig, die er auch von seinen Mitarbeitern einfordert. Genauso wie Ideen und Eigenverantwortlichkeit. Immer wieder trifft man sich zum Brainstorming, bei dem das Team wertvolle Bausteine liefert zur Zukunft des Unternehmens. Seine Aufgabe sei die des Moderators oder Gestalters. Es gehe um ein Klima „von Offenheit, Respekt, Loyalität, Vertrauen und Fairness“. Das soll intern und extern „gelebt“ werden. Zum Team gehört auch Jutta Weigelt. Frank Weigelts Ehefrau ist Assistentin der Geschäftsführerin und seine „beste Beraterin“: „Wir ergänzen uns gut, haben gemeinsam gute Ideen.“
Nicht auf dem Plan steht dagegen, mit dem Unternehmen abzuwandern in ein Land, in dem kostengünstiger produziert werden kann. „Ich brauche Fachkräfte, mein Unternehmen lebt von Qualität“, sagt Frank Weigelt. Doch noch viel wichtiger ist ein anderer Grund: Mit seiner Frau und den beiden Kindern, sechs und elf Jahre alt, ist er fest verwurzelt in der Region. Auch die Kinder sollen in ihrer Heimat eine gute Infrastruktur vorfinden und merken, dass es sich lohnt, in der Region etwas auf die Beine zu stellen. Freizeit mit der Familie genehmigt sich der Chef auf jeden Fall. Wer am Wochenende Zeit zum Regenerieren hat, sei nun einmal in der Woche belastbarer. Familie, Wandern, Mountainbike-Fahren: So findet er den Ausgleich zur Arbeit, wo er dann wieder voller Energie der „Faszination Feinblech“ erliegt.
„ProContur“-Geschäftsführer Frank Weigelt lacht und klärt auf: In diesem Fall ist es die Trumatic 5000 R, eine der schnellsten CNC-Stanz-Nibbelmaschinen der Welt aus dem Hause Trumpf, die im stetigen, ureigenen Rhythmus ihre Arbeit verrichtet. Immer wenn der Stempel auf das Werkstück trifft, gibt es einen Schlag. „Das ist Musik in meinen Ohren“, sagt der Firmengründer. Denn würden die sündhaft teuren Maschinen stillstehen, wäre es schlecht bestellt um das Unternehmen, das individuelle Produkte aus Feinblech fertigt. Doch das Gegenteil ist der Fall, produziert wird ohne Unterlass, wenn erforderlich auch nachts oder an den Wochenenden: „Wir verzeichnen eine sehr gute Geschäftsentwicklung, haben uns in den vergangenen drei Jahren strategisch gut weiterentwickelt und optimal am Markt positioniert“, sagt Frank Weigelt. Die Arbeit trage Früchte, Mensch (mittlerweile sind es 42 Beschäftigte) und Maschine hätten viel zu tun.
EXPERTE FÜR SONDERWÜNSCHE
Doch was genau macht nun der Nischen-Entdecker? „Feinblech und sonst nichts. Basta“, erklärt Weigelt. Wo die Arbeit großer Schaltschrankbauer aufhört, genau da beginnt ProContur. Immer wenn Kunden aus der Elektronik- oder Medizintechnik Sonderwünsche haben und kleine und mittlere Losgrößen (25 bis 10 000 Stück pro Fertigungslos) brauchen, sind die Wittlicher gefragte Partner. Aus „Feinblech vom Feinsten“ entstehen dann Elektronikgehäuse, Schaltkästen, Einbauschränke für die Medikamente in Krankenwagen, Werkstattwagen, Displays oder aber Shop-Theken für Kosmetika, wie man sie in Drogerien findet. „Elektrifizierte Möbelstücke“ nennt Frank Weigelt sie. Da muss jedes Loch, muss jede Ritze stimmen, da steckt der Teufel im Detail. Dazu heißt es: Stanzen, Nibbeln, Laserschneiden, Umformen, Schweißen, Punktschweißen, Bolzenschweißen und mittels moderner Methoden der Pulverbeschichtung auch die gewünschte Farbe ins Spiel bringen. Das Unternehmen versteht sich als Full-Service-Anbieter, konstruiert und fertigt nicht nur, sondern begleitet den Kunden während der gesamten Phase von der Idee bis hin zur Logistik und bietet als Dienstleistung auch die Kommissionierung an. Die Kunden kommen aus ganz Deutschland, der Exportanteil liegt bei 25 Prozent. Hier liegt die Nachfrage vor allem in den Benelux-Ländern.
Ein großer Meilenstein war im Jahr 2000 der Umzug an den heutigen Standort im Industriegebiet Wengerohr. In der Belinger Straße wurde ein moderner Betrieb errichtet mit ausreichend Platz zur Weiterentwicklung. So entstand zwischenzeitlich schon wieder eine neue Halle, eine andere wurde erweitert. Ganz aktuell gibt es weitere Expansionspläne.
DER FAKTOR MENSCH
Doch Frank Weigelt verhehlt nicht, dass auch in seiner unternehmerischen Arbeit die Kurve nicht immer nach oben zeigte. Eine „Delle“ gab es 2003/2004. Ursache waren zunächst die Nachwehen des 11. Septembers 2001 mit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York. Die exportorientierten ProContur-Kunden hatten zu kämpfen und kauften weniger ein. Hinzu kam die Insolvenz eines so genannten A-Kunden, wodurch weitere 15 Prozent des Umsatzes wegfielen.Doch der Chef reagierte nicht etwa mit Entlassungen, sondern mit Aktivität. „Entlassungen, wo es doch ohnehin schon schwierig genug ist, Fachleute zu finden: nein. Der Umsatzeinbruch war für mich gleichbedeutend mit der Aufgabe, Kurs zu halten in die richtige Richtung“, sagt er. Der Vertrieb wurde stark ausgeweitet, die Kehrtwende gelang.
„Wir haben uns im Haus vertriebsmäßig positioniert.“ Heißt: Aus einer „One-Man-Show“ wurde eine Mannschaftsleistung, der Vertrieb wird aktiv gestaltet. Heute sind fünf Handelsvertreter in Deutschland tätig, drei weitere Mitarbeiter nur für den Vertrieb zuständig. Vertriebstagungen und Schulungen der Mitarbeiter taten ihr Übriges. Seit 2006 lädt man zu Hausmessen ein oder präsentiert sich als Aussteller auf Fachmessen wie zum Beispiel der „SPS“ in Nürnberg oder der „Electronica“ in München.
DAS RAD SCHNELLER DREHEN
Von 2005 bis heute habe man „eine schöne Entwicklung hingelegt“. Doch Wachstum um jeden Preis ist nicht das Ding von Frank Weigelt. Mit dem aktuellen Umsatz könne man sich gut am Markt behaupten, auch spricht er von einer „schönen Betriebsgröße“. Eine Ertragsoptimierung zieht er weiterem Umsatzausbau vor. Organisatorisch könne man viel tun, zum Beispiel im Bereich Auftragsablauf. Man habe ein Konzept erstellt mit dem Ziel, „dass sich das Rad in der Verwaltung schneller dreht“. Es gehe um Termintreue, kurze Lieferzeiten, ohne dass die Preise ins Uferlose steigen. Und natürlich Produktqualität als oberste Maxime. Dazu sind ständige Investitionen in neue Technologie erforderlich.Viel investiert die ProContur GmbH in die Aus- und Weiterbildung. Aus Weigelts Sicht „gut angelegtes Geld“, das dem Unternehmen viel bringt. Sich selbst nimmt er da nicht aus und besucht Schulungen, um sich weiter zu entwickeln. Schließlich hat sich auch sein Aufgabengebiet mit der Größe des Unternehmens gewandelt. Weg von der Technik hin zum Manager, der Personal führen und strategisch vorausplanen muss. Das Unternehmen sei in einem Marktumfeld, das nicht statisch bleibe, sondern sich ständig wandle. „Die Dynamik nimmt zu, da muss man proaktiv handeln.“ Teamarbeit ist Frank Weigelt wichtig, die er auch von seinen Mitarbeitern einfordert. Genauso wie Ideen und Eigenverantwortlichkeit. Immer wieder trifft man sich zum Brainstorming, bei dem das Team wertvolle Bausteine liefert zur Zukunft des Unternehmens. Seine Aufgabe sei die des Moderators oder Gestalters. Es gehe um ein Klima „von Offenheit, Respekt, Loyalität, Vertrauen und Fairness“. Das soll intern und extern „gelebt“ werden. Zum Team gehört auch Jutta Weigelt. Frank Weigelts Ehefrau ist Assistentin der Geschäftsführerin und seine „beste Beraterin“: „Wir ergänzen uns gut, haben gemeinsam gute Ideen.“
OHNE QUALITÄT GEHT NICHTS
Neue Pläne gibt es selbstverständlich genug. Zum Beispiel im Bereich der Solar- und Photovoltaikanlagen. „Das ist eine Branche der Zukunft“. Ziel ist zudem, den „guten Standort“ Wittlich voranzubringen – darum geht es ihm auch bei seiner Vorstandsarbeit im Wirtschaftskreis Wittlicher Tal.Nicht auf dem Plan steht dagegen, mit dem Unternehmen abzuwandern in ein Land, in dem kostengünstiger produziert werden kann. „Ich brauche Fachkräfte, mein Unternehmen lebt von Qualität“, sagt Frank Weigelt. Doch noch viel wichtiger ist ein anderer Grund: Mit seiner Frau und den beiden Kindern, sechs und elf Jahre alt, ist er fest verwurzelt in der Region. Auch die Kinder sollen in ihrer Heimat eine gute Infrastruktur vorfinden und merken, dass es sich lohnt, in der Region etwas auf die Beine zu stellen. Freizeit mit der Familie genehmigt sich der Chef auf jeden Fall. Wer am Wochenende Zeit zum Regenerieren hat, sei nun einmal in der Woche belastbarer. Familie, Wandern, Mountainbike-Fahren: So findet er den Ausgleich zur Arbeit, wo er dann wieder voller Energie der „Faszination Feinblech“ erliegt.
Ingrid Fusenig