01.03.2006
Finanzierungsinstrumente für den Mittelstand
Dieser Text ist vom 01.03.2006 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Ziel ist häufig die Stärkung der Eigenkapitalbasis – weniger Probleme mit der Kreditversorgung
Der Mittelstand zeichnet sich bei der Unternehmensfinanzierung besonders dadurch aus, dass er traditionell in hohem Maße durch Bankkredite finanziert ist, die auch weiterhin die wichtigste Finanzierungsquelle des Mittelstandes bleiben werden. Aktuelle Umfragen zeigen, dass sich die Finanzierungssituation vieler Unternehmen bei einer sich zuletzt positiver entwickelnden Geschäfts- und Ertragslage verbessert hat. Die Herausforderung im Bereich der Unternehmensfinanzierung ist deshalb weniger eine Frage einer angemessenen Kreditversorgung. Sie resultiert vielmehr aus der Tatsache, dass sich die Differenzierung der Kreditkonditionen nach Bonitäten spürbar fortsetzt. Bei den Unternehmen, die über schlechtere Konditionen klagen, steht neben den Zinsen vor allem das Thema Sicherheiten im Vordergrund.
Ergänzend zur Kreditfinanzierung werden künftig auch andere Finanzierungsinstrumente interessanter: Factoring, Leasing und so genannte Mezzanine-Finanzierungen, die eine Zwischenform von Eigen- und Fremdkapital darstellen. Letztlich geht es beim Einsatz alternativer Finanzierungsinstrumente auch darum, die Eigenkapitalbasis der Unternehmen zu stärken, sich fit zu machen für den Rating–Prozess und die Voraussetzungen für die Inanspruchnahme von Fremdkapital zu verbessern.
Die nachstehende Tabelle gibt einen groben Überblick, welche Finanzierungsinstrumente sich für die jeweilige Unternehmensgröße eignen. Einige seien beispielhaft hervorgehoben.
LEASING
Unter Leasing wird die zeitlich begrenzte Nutzungsüberlassung von Mobilien, Immobilien oder Arbeitskräften zu konstanten Raten verstanden. Leasing stellt eine Sonderform der Fremdfinanzierung dar und gehört inzwischen zum Standardrepertoire mittelständischer Unternehmen. Nach einer Studie des Instituts für Mittelstand, Bonn, nutzen rund 63 Prozent der Unternehmen diese Variante. Die besondere Attraktivität des Leasing besteht darin, dass es eine eigenkapitalschonende Kapazitätserweiterung und eine Bilanzverkürzung ermöglicht. Dennoch sollte es angesichts einer oftmals verhältnismäßig hohen Ratenbelastung nicht als ein Allheilmittel betrachtet werden.
FACTORING
Factoring ist der laufende Verkauf von kurzfristigen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an eine Factoring Gesellschaft. Die Vorteile bestehen insbesondere in einer Erhöhung der Unternehmensliquidität bei gleichzeitiger Verlagerung des Kreditrisikos aus Umsatztätigkeiten und einer Verringerung des Verwaltungsaufwandes. Im internationalen Vergleich hat Factoring auf dem deutschen Markt noch einiges aufzuholen. Die Herausgabe von Kundenforderungen ist noch für viele Unternehmen ein Tabu. Sie befürchten Verunsicherungen auf der Kundenseite und damit auch den endgültigen Verlust ihrer Klientel an die Konkurrenz. Die Finanzierungskosten des Factoring sind vom Volumen und der Übernahme von Dienstleistungen abhängig. Die aus dem Forderungsverkauf resultierende Liquidität kann zum Abbau von Verbindlichkeiten genutzt werden, was der Eigenkapitalquote und Bilanzstruktur zugute kommt und das Rating verbessern hilft.
ASSET-BACKED-SECURITIES (ABS)
Insbesondere für größere Unternehmen sind Asset-Backed-Securities eine effiziente Methode, Forderungen zu Geld zu machen. Prinzipiell kann aber jedes Unternehmen als Verkäufer auftreten. Geeignete Forderungen sind solche aus Leasing, Miete oder Lieferungen und Leistungen. Zum Zweck des Verkaufs gründet das Unternehmen eine so genannte Zweckgesellschaft. Banken oder Factoringgesellschaften kaufen den Firmen beziehungsweise der rechtlich selbstständigen Zweckgesellschaft die Forderungen ab, die diese gegenüber Kunden haben. Die Finanzdienstleister bündeln die Forderungen und machen marktfähige Wertpapiere daraus, die als Anleihen am Kapitalmarkt angeboten werden. Eine ABS-basierte Finanzierung hat besonders für solche Unternehmen Vorteile, die über einen hohen Anteil an Forderungen in ihrer Bilanz verfügen. Der Finanzierungseffekt ist über die Freisetzung liquider Mittel umso stärker, je länger die Laufzeit der Forderungen ist. Auf Grund seiner sehr aufwändigen und komplexen Finanzierungstechniken und der hohen Transaktionskosten sind Asset-Back-Finanzierungen erst ab einem Mindestvolumen von fünf Millionen Euro vorteilhaft.
MEZZANINE-FINANZIERUNGEN
Mezzanine-Finanzierungen sind zwischen dem Eigenkapital und dem Fremdkapital angesiedelt. Mezzanine-Kapital weist insbesondere die Nachrangigkeit im Bezug auf die sonstigen Gläubiger und die Vorrangigkeit gegenüber dem haftenden Eigenkapital als Wesensmerkmale auf. Charakteristisch sind weiterhin ein weiteres Entgelt für die Kapitalbereitstellung im Vergleich zum klassischen Fremdkapital und eine zeitliche Befristung der Kapitalüberlassung auf zirka sechs bis zehn Jahre.
Gebräuchliche Formen des Mezzanine-Kapitals sind nachrangige Darlehen, Genussscheine und Wandel-Optionsscheine sowie stille Beteiligungen(typisch oder atypisch).
Durch die Nachrangigkeit von Mezzanine-Kapital gegenüber klassischem Fremdkapital wird im Wesentlichen die Klassifizierung als wirtschaftliches Eigenkapital abgeleitet. Die Vergütung unterteilt sich regelmäßig in eine feste laufende Verzinsung plus eine variable Zinskomponente, eventuell ergänzt um eine Abschlusszahlung am Ende der Laufzeit.
Der wichtigste Vorteil der Mezzanine-Finanzierung ist der Eigankapitalcharakter, der im Wesentlichen durch den Rangrücktritt im Insolvenzfall hinter dritte Gläubiger erreicht wird. Der Unternehmer erhält Liquidität ohne Sicherheiten und kann dadurch seinen Kreditspielraum aufrecht erhalten.
Das höhere Risiko des Kapitalgebers wird durch eine höhere Verzinsung im Vergleich zur klassischen Kreditfinanzierung vergütet. Mezzanine- Kapital ist deshalb eher ein ergänzender stabilisierender Faktor der Gesamtfinanzierung. Deshalb müssen der Anlass der Finanzierung, die Kosten und die möglichen Partner sehr genau abgewogen werden.
DIE BETEILIGUNGSFINANZIERUNG
Bei einer Beteiligungsfinanzierung handelt es sich um eine besondere Form der mezzaninen Finanzierung, die für viele mittelständische Unternehmen interessant sein kann. Der noch relativ junge deutsche Markt für Beteiligungskapital weist eine erhebliche Vielfalt von Anbietern auf. Eine Studie der KfW-Bankengruppe unterscheidet zwei primäre Gruppen: einmal renditeorientierte Gesellschaften und förderorientierte Gesellschaften. Die Gruppen von Beteiligungsgesellschaften unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Renditeerwartungen, sondern auch im Bezug auf ihre Beteiligungspolitik.
Ein positiver Aspekt ist die Förderung des unternehmerischen Denkens auf Grund der externen Fachkompetenz durch die Mitwirkung der Beteiligungsgesellschaften an der strategischen Unternehmensführung. Wesentlicher Vorzug der Beteiligungsfinanzierung ist natürlich die Bereitstellung der Eigenmittel. Von Nachteil ist, dass der Aufwand, den passenden Beteiligungspartner zu finden, ernorm sein kann. Außerdem resultiert aus einer Beteiligung auch ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis gegenüber der Beteiligungsgesellschaft.
Eine Sonderrolle spielen die öffentlichen Beteiligungsgesellschaften.
Insbesondere die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Rheinland-Pfalz (MBG) mbH, die Wagnisfinanzierungsgesellschaft für Technologieförderung in Rheinland-Pfalz (WFT) und die VRT Venture Capital Region Trier Unternehmensbeteiligungsgesellschaft bieten Beteiligungskapital für kleine und mittlere Unternehmen. An der regionalen Gesellschaft sind die Sparkassen der Region Trier, die regionalen Genossenschaftsbanken, IHK und Hwk Trier und die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH beteiligt. Nähere Informationen dazu sind im Internetprogramm der ISB unter www.isb.rlp.de zu finden.
Leasing, Factoring, Mezzanine Kapital, ABS – mit diesen innovativen Finanzierungsformen können tatkräftige mittelständische Unternehmer auch aus eigener Kraft heraus die Chance nutzen, die Eigenkapitalquote ihres Betriebes zu verbessern. Nach wie vor gilt aber: Auch wenn die relative Bedeutung im gesamten Finanzierungsmix mit der Zeit abnehmen wird, wird der klassische Bankkredit auch in Zukunft der zentrale Baustein der Mittelstandsfinanzierung bleiben.
Ergänzend zur Kreditfinanzierung werden künftig auch andere Finanzierungsinstrumente interessanter: Factoring, Leasing und so genannte Mezzanine-Finanzierungen, die eine Zwischenform von Eigen- und Fremdkapital darstellen. Letztlich geht es beim Einsatz alternativer Finanzierungsinstrumente auch darum, die Eigenkapitalbasis der Unternehmen zu stärken, sich fit zu machen für den Rating–Prozess und die Voraussetzungen für die Inanspruchnahme von Fremdkapital zu verbessern.
Die nachstehende Tabelle gibt einen groben Überblick, welche Finanzierungsinstrumente sich für die jeweilige Unternehmensgröße eignen. Einige seien beispielhaft hervorgehoben.
LEASING
Unter Leasing wird die zeitlich begrenzte Nutzungsüberlassung von Mobilien, Immobilien oder Arbeitskräften zu konstanten Raten verstanden. Leasing stellt eine Sonderform der Fremdfinanzierung dar und gehört inzwischen zum Standardrepertoire mittelständischer Unternehmen. Nach einer Studie des Instituts für Mittelstand, Bonn, nutzen rund 63 Prozent der Unternehmen diese Variante. Die besondere Attraktivität des Leasing besteht darin, dass es eine eigenkapitalschonende Kapazitätserweiterung und eine Bilanzverkürzung ermöglicht. Dennoch sollte es angesichts einer oftmals verhältnismäßig hohen Ratenbelastung nicht als ein Allheilmittel betrachtet werden.
FACTORING
Factoring ist der laufende Verkauf von kurzfristigen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an eine Factoring Gesellschaft. Die Vorteile bestehen insbesondere in einer Erhöhung der Unternehmensliquidität bei gleichzeitiger Verlagerung des Kreditrisikos aus Umsatztätigkeiten und einer Verringerung des Verwaltungsaufwandes. Im internationalen Vergleich hat Factoring auf dem deutschen Markt noch einiges aufzuholen. Die Herausgabe von Kundenforderungen ist noch für viele Unternehmen ein Tabu. Sie befürchten Verunsicherungen auf der Kundenseite und damit auch den endgültigen Verlust ihrer Klientel an die Konkurrenz. Die Finanzierungskosten des Factoring sind vom Volumen und der Übernahme von Dienstleistungen abhängig. Die aus dem Forderungsverkauf resultierende Liquidität kann zum Abbau von Verbindlichkeiten genutzt werden, was der Eigenkapitalquote und Bilanzstruktur zugute kommt und das Rating verbessern hilft.
ASSET-BACKED-SECURITIES (ABS)
Insbesondere für größere Unternehmen sind Asset-Backed-Securities eine effiziente Methode, Forderungen zu Geld zu machen. Prinzipiell kann aber jedes Unternehmen als Verkäufer auftreten. Geeignete Forderungen sind solche aus Leasing, Miete oder Lieferungen und Leistungen. Zum Zweck des Verkaufs gründet das Unternehmen eine so genannte Zweckgesellschaft. Banken oder Factoringgesellschaften kaufen den Firmen beziehungsweise der rechtlich selbstständigen Zweckgesellschaft die Forderungen ab, die diese gegenüber Kunden haben. Die Finanzdienstleister bündeln die Forderungen und machen marktfähige Wertpapiere daraus, die als Anleihen am Kapitalmarkt angeboten werden. Eine ABS-basierte Finanzierung hat besonders für solche Unternehmen Vorteile, die über einen hohen Anteil an Forderungen in ihrer Bilanz verfügen. Der Finanzierungseffekt ist über die Freisetzung liquider Mittel umso stärker, je länger die Laufzeit der Forderungen ist. Auf Grund seiner sehr aufwändigen und komplexen Finanzierungstechniken und der hohen Transaktionskosten sind Asset-Back-Finanzierungen erst ab einem Mindestvolumen von fünf Millionen Euro vorteilhaft.
MEZZANINE-FINANZIERUNGEN
Mezzanine-Finanzierungen sind zwischen dem Eigenkapital und dem Fremdkapital angesiedelt. Mezzanine-Kapital weist insbesondere die Nachrangigkeit im Bezug auf die sonstigen Gläubiger und die Vorrangigkeit gegenüber dem haftenden Eigenkapital als Wesensmerkmale auf. Charakteristisch sind weiterhin ein weiteres Entgelt für die Kapitalbereitstellung im Vergleich zum klassischen Fremdkapital und eine zeitliche Befristung der Kapitalüberlassung auf zirka sechs bis zehn Jahre.
Gebräuchliche Formen des Mezzanine-Kapitals sind nachrangige Darlehen, Genussscheine und Wandel-Optionsscheine sowie stille Beteiligungen(typisch oder atypisch).
Durch die Nachrangigkeit von Mezzanine-Kapital gegenüber klassischem Fremdkapital wird im Wesentlichen die Klassifizierung als wirtschaftliches Eigenkapital abgeleitet. Die Vergütung unterteilt sich regelmäßig in eine feste laufende Verzinsung plus eine variable Zinskomponente, eventuell ergänzt um eine Abschlusszahlung am Ende der Laufzeit.
Der wichtigste Vorteil der Mezzanine-Finanzierung ist der Eigankapitalcharakter, der im Wesentlichen durch den Rangrücktritt im Insolvenzfall hinter dritte Gläubiger erreicht wird. Der Unternehmer erhält Liquidität ohne Sicherheiten und kann dadurch seinen Kreditspielraum aufrecht erhalten.
Das höhere Risiko des Kapitalgebers wird durch eine höhere Verzinsung im Vergleich zur klassischen Kreditfinanzierung vergütet. Mezzanine- Kapital ist deshalb eher ein ergänzender stabilisierender Faktor der Gesamtfinanzierung. Deshalb müssen der Anlass der Finanzierung, die Kosten und die möglichen Partner sehr genau abgewogen werden.
DIE BETEILIGUNGSFINANZIERUNG
Bei einer Beteiligungsfinanzierung handelt es sich um eine besondere Form der mezzaninen Finanzierung, die für viele mittelständische Unternehmen interessant sein kann. Der noch relativ junge deutsche Markt für Beteiligungskapital weist eine erhebliche Vielfalt von Anbietern auf. Eine Studie der KfW-Bankengruppe unterscheidet zwei primäre Gruppen: einmal renditeorientierte Gesellschaften und förderorientierte Gesellschaften. Die Gruppen von Beteiligungsgesellschaften unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Renditeerwartungen, sondern auch im Bezug auf ihre Beteiligungspolitik.
Ein positiver Aspekt ist die Förderung des unternehmerischen Denkens auf Grund der externen Fachkompetenz durch die Mitwirkung der Beteiligungsgesellschaften an der strategischen Unternehmensführung. Wesentlicher Vorzug der Beteiligungsfinanzierung ist natürlich die Bereitstellung der Eigenmittel. Von Nachteil ist, dass der Aufwand, den passenden Beteiligungspartner zu finden, ernorm sein kann. Außerdem resultiert aus einer Beteiligung auch ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis gegenüber der Beteiligungsgesellschaft.
Eine Sonderrolle spielen die öffentlichen Beteiligungsgesellschaften.
Insbesondere die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Rheinland-Pfalz (MBG) mbH, die Wagnisfinanzierungsgesellschaft für Technologieförderung in Rheinland-Pfalz (WFT) und die VRT Venture Capital Region Trier Unternehmensbeteiligungsgesellschaft bieten Beteiligungskapital für kleine und mittlere Unternehmen. An der regionalen Gesellschaft sind die Sparkassen der Region Trier, die regionalen Genossenschaftsbanken, IHK und Hwk Trier und die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) GmbH beteiligt. Nähere Informationen dazu sind im Internetprogramm der ISB unter www.isb.rlp.de zu finden.
Leasing, Factoring, Mezzanine Kapital, ABS – mit diesen innovativen Finanzierungsformen können tatkräftige mittelständische Unternehmer auch aus eigener Kraft heraus die Chance nutzen, die Eigenkapitalquote ihres Betriebes zu verbessern. Nach wie vor gilt aber: Auch wenn die relative Bedeutung im gesamten Finanzierungsmix mit der Zeit abnehmen wird, wird der klassische Bankkredit auch in Zukunft der zentrale Baustein der Mittelstandsfinanzierung bleiben.
Lothar Philippi
philippi@trier.ihk.de
philippi@trier.ihk.de