14.04.2003
Fitness-Branche in der Region beweist Stehkraft
Dieser Text ist vom 14.04.2003 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Sportstudios beweisen in Zeiten schwacher Konjunktur langen Atem – Das Gesundheitsbewusstsein steigt, neue Anbieter drängen auf den Markt.
Spätestens wenn die ersten Sonnenstrahlen des Frühjahres
neue Lebensgeister wecken, das knappe T-Shirt den dicken Pulli
verdrängt und viele auch in Bikini und Badehose eine gute Figur
machen möchten, ist der Run auf Fitness-Studios groß. Doch nicht
nur die Devise „Weg mit dem Winterspeck“ oder der Wunsch nach
Idealgewicht und Traummaßen machen Sportstudios zum Renner.
Gesundheit und Wohlbefinden sind vielen Menschen lieb und teuer
geworden. So beweist trotz der wirtschaftlich schlechten
Großwetterlage der Fitness-Sektor einen langen Atem, die Branche
boomt, die Geschäfte laufen gut. Obwohl immer mehr Unternehmen
auf den Markt drängen, kann von Sättigung – so Experten – noch
keine Rede sein. Auch in der Region Trier wollen mehr vom großen
Kuchen essen, der Kunde trifft mittlerweile auf gesunde Vielfalt
und hat die Wahl. Die Konsequenz: Um die ständig steigenden
Erwartungen zu erfüllen, müssen die Anbieter fit für die Fitness
sein.
Warum nur sollte ich mir die Fitness etwas kosten lassen, wenn ich doch bequem die Laufschuhe anziehen und zum Nulltarif durch den Wald joggen kann? Was soll ich neben den wohl proportionierten, gut aussehenden Menschen, die bestens „gestylt“ Gewichte stemmen? Antworten auf diese Fragen findet, wer sich intensiver mit der Fitness-Branche beschäftigt. Denn die Zeiten sind längst vorbei, als in Deutschland jeder einfach so ein Studio eröffnen konnte und so genannte Mucki-Buden wie Pilze aus dem Boden schossen.
In den Fitness-Centern moderner Prägung geht es nicht mehr ausschließlich um Bodybuilding, Muskelmasse und tolles Aussehen, sondern um den besten Weg, müde Muskeln so sinnvoll wie möglich munter zu machen. Das große Schlagwort heißt „Gesundheit“. Und wer jemals die schmerzhafte Erfahrung einer Bandscheiben-Schädigung gemacht hat, für den ist klar: Natürlich sind die Waldläufe gut und wichtig, aber ebenso die ergänzende, professionelle Stärkung der verkümmerten Rückenmuskulatur.
Muskelmänner und viel mehr
Ein gutes Fitness-Angebot weckt Begeisterung, die gute Nachfrage wiederum sorgt für neue Konzepte und auch Firmengründungen. Jedenfalls sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Das Wachstum der Fitness-Branche ist gigantisch: Von 1990 bis 2002 stieg die Zahl der Fitness-Anlagen bundesweit von 4 100 (mit insgesamt 1,7 Millionen Mitgliedern) auf 6 500 (mit 5,08 Millionen Mitgliedern).
Der Gesamtumsatz der Anlagen stieg von 1,6 Milliarden € auf über fünf Milliarden €. Diese Zahlen nennt der Deutsche Sportstudioverband (DSSV), der die Interessen der gewerblichen Fitness-, Wellness- und Racket-Anbieter vertritt. Aus Sicht des DSSV ist trotz des Booms der vergangenen Jahre das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. „Der positive Trend wird sich fortsetzen“, heißt es.
Die Panik kleinerer Clubbesitzer, die sich plötzlich von Ketten und Filialisten umgeben sehen, sei unbegründet. Im Gegensatz zu den USA würden in Deutschland häufig sogar kleinere Anlagen mit familiärem Charakter bevorzugt.
Angebot muss stimmen
In dieser Nische „klein, aber fein“ fühlt sich auch Diplom-Fitnesstrainer- und lehrer Torsten Reitz wohl. „Unser Akzent liegt auf guter Betreuung, nicht darauf, Trends nachzueifern“, sagt der Geschäftsführer des Sport- und Fitness-Centers „REHA-Fit“ in der Trierer Luxemburger Straße. Etwa 400 Mitglieder entscheiden sich für die unterschiedlichen Kurse von Spinning bis Aqua-Jogging, das Training an den Kraft- und Ausdauergeräten oder nutzen Schwimmbad und Sauna. „Die breite Streuung macht’s. Das ist sicherlich ein Vorteil von uns.“
Im November 1995 eröffnet ist das Fitness-Center aber auch Bestandteil des im Haus angesiedelten Reha- und Gesundheitszentrums und übernimmt die Nachbetreuung von Patienten. Obwohl REHA-Fit sich in ruhigem Fahrwasser befindet, hat Reitz doch die Bewegung in der Branche gespürt. „Jeder hat das gemerkt. Wenn innerhalb von zwei Jahren gleich drei neue Fitness-Center in Trier auftauchen und man davon ausgehen kann, dass von 100 000 Einwohnern sechs bis acht Prozent Fitness machen, kann man sich das ausrechnen.“ Denn der zu verteilende Kuchen sei tatsächlich in etwa gleich groß geblieben, eine neue Fitness-Kette aktiviere nicht ad hoc 2 000 neue Mitglieder.
Dick und Dünn
Ein „alter Hase“ im Geschäft mit der Fitness ist Bernhard Wollscheid. Seit 15 Jahren in Trier in der Branche aktiv, beweist sein Erfolg, dass nicht nur neue Besen gut kehren und bei den Kunden „ziehen“. Wollscheids „Bodystyle – Fitness-Studio GmbH“ in der Metternichstraße genießt nicht nur bei Sportlern einen guten Ruf, sondern auch in der Branche – sogar bei Mitbewerbern. Seit dem Umzug aus dem ersten Domizil (Hawstraße), können sich Sportler nunmehr auf einer Fläche von 3 300 Quadratmetern in über 60 Kursen austoben.
Obwohl etwa 2 000 Mitglieder eine deutliche Sprache sprechen, ist Stillstand ein Fremdwort. „Wir verändern und entwickeln uns ständig“, sagt Patrick Heim, Assistent der Geschäftsführung und zuständig für die Bereiche Marketing und Eventplanung. Jüngste „Kinder“ sind der Fußball-Rasenplatz im Haus und das Basketball-Feld.
Trotz des spürbaren Verdrängungswettbewerbs in der Branche und dem Wechsel einiger Kunden sei das Stammpublikum „Bodystyle“ treu geblieben. Ohnehin konsolidiere sich der Markt in Trier wieder, die Tendenz sei eher stagnierend, das Flächenangebot sei ausgereizt. Während Patrick Heim das sagt, lässt gerade James Marsh an einem der Geräte die Muskeln spielen. „Ja bei uns trainieren die Trierer Basketballer und auch die Handball-Miezen. Aber niemand braucht Angst vor großen Namen zu haben: Zu uns kommt ein gemischtes Publikum, alt, jung, dick, dünn. Wir sprechen die breite Masse an, sind kein Trendstudio“, sagt Heim.
Gütesiegel als Wegweiser
Ein aktueller Studiotest der Zeitschrift „Fit for fun“ hat ergeben, dass die deutschen Fitness-Center im Schnitt „gute“ Arbeit leisten. Jeder zweite Befragte plädiert für ein mögliches Gütesiegel für Fitness-Studios, über 90 Prozent messen einer zertifizierten Qualitätskontrolle eine mittlere bis große Bedeutung zu. Die Umfrage hat auch ergeben: Die engagierten Betreiber gesundheitsorientierter Fitness-Center sind auf dem richtigen Weg.
Die hohen Anforderungen führen letztendlich zu einem hohen Investitionsrisiko des Unternehmers. Trotzdem blickt Gunnar Schäfer optimistisch nach vorne. Das Studio der Zukunft biete eine Mischung aus Wellness, Fitness und Gesundheit. Und da sieht der Diplomsportlehrer mit ambulanter Reha-Ausbildung sein Unternehmen gut gerüstet für den Wettbewerb. Schäfer ist geschäftsführender Gesellschafter der Spirit Center GmbH am Trierer Porta Nigra Platz.
Die Lage im Gesundheitswesen mit Leistungskürzungen der Kassen verlange Eigenverantwortlichkeit der Menschen in punkto Gesundheit. Die Sensibilität wachse, Zeit und Geld in das eigene Wohlbefinden zu investieren.
Trotz des Booms sei aber das Risiko für den Unternehmer nicht geringer geworden, müsse der doch immer mehr in seinen Fuhrpark investieren. Wo meist eine Hantel ausreiche, werde heute das High-Tech-Gerät gefordert. Anbieten müsse er Ausstattung und Personal auf hohem Niveau, gleichzeitig einen annehmbaren Preis fordern. „Man braucht natürlich eine Menge X an Kunden, um das alles bezahlen zu können“, sagt Schäfer. Bei der derzeitigen Wirtschaftslage müsse man schon attraktive Angebote machen und sehr kreativ sein. Natürlich habe man gemerkt, dass neue Anbieter auf dem Trierer Markt Kunden lockten, aber: „Der Markt ist noch nicht gesättigt.“
Körper und Geist im Einklang
Das Spirit Center tritt seit Juni 2001 unter dem Namen Reebok auf, hat sich mit dem Kauf der Lizenz verpflichtet, Reebok-Richtlinien einzuhalten. Sauna und Solarium sind Pflicht, ebenso bestimmte Kurse. Ansonsten ist das Center autonom, Schäfer kann seine Philosophie ganzheitlicher körperlicher Fitness für Jedermann umsetzen.
Ohne großen Konkurrenzdruck geht der Fitness & Wellness Park „well.come“ in Wittlich ins Rennen. Im früheren französischen Offizierscasino finden Interessierte auf 2 00 Quadratmetern über 100 moderne Trainingsgeräte, ein modernes Testzentrum, präventives Gesundheitstraining, das so genannte Dr. Wolff Rückenfitness-Zentrum, Kinderhort, Saunawelt und nicht zuletzt 120 Parkplätze. Uwe Schüller ist geschäftsführender Gesellschafter der Well.com GmbH. Der 41-jährige Diplom-Sportlehrer ist seit vielen Jahren hauptberuflich im Sport aktiv, leitet unter anderem eine eigene Tennisschule.
Die Entscheidung, einen Fitnesspark zu eröffnen, war das Ergebnis einer zweijährigen Vorbereitungsphase mit Marktanalyse und Wirtschaftlichkeitsberechnung. Denn der Bedarf in Wittlich ist da, die Konkurrenzsituation überschaubar. Jahrelang sei in dem Sektor wenig passiert in der Stadt. Es gebe lediglich einen weiteren Anbieter, der aber eine andere Klientel, mehr den sportlichen Gast bediene. Schüller geht es darum, Fitness, Wellness und Lifestyle unter einem Dach zu vereinen.
Kooperationen mit Krankengymnasten und Ärzten gibt es bereits, die Zusammenarbeit mit einer ortsansässigen Beauty-Farm soll in Kürze folgen. Im Oktober 2002 feierte Schüller die Eröffnung und vermeldet eine gelungene Markteinführung. „Wir mussten uns neu positionieren, sind aber zufrieden und werden unsere Marktchance mit einer Dienstleistung auf hohem Niveau nutzen.“
Während das „Well.come“ Wert auf mediterranes Ambiente legt, freundliche Farben dominieren, sehen die Räume des Kieser Trainings in der Trierer Herzogenbuscher Straße geradezu steril aus. „Stimmt, steril und weiß. Zudem ist es ganz ruhig hier, auch wenn viel Betrieb ist“, erklärt Anja Weis. Die Geschäftsleiterin der Kieser Training Health Systems Trier GmbH versucht erst gar nicht, den ersten Eindruck zu revidieren. Muss sie auch nicht, denn das Ambiente ist Teil der Firmenphilosophie. Unter dem Motto „Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz“ erlaubt das Kieser Training die Konzentration auf das Wesentliche. Wer Ablenkung beim Aqua-Jogging, Spinning oder an der Bar sucht, der ist beim Kieser Training an der falschen Adresse. Sämtliche Betriebe, die das Kieser-Konzept umsetzen, gleichen wie ein Ei dem anderen. Getreu der Devise „Der Mensch wächst am Widerstand“ geht es ausschließlich um gesundheitsorientiertes Krafttraining.
Nischen gibt es immer
Die Arbeit in der Nische neben den großen Fitness-Studios sei durchaus lohnenswert. Jedenfalls sei noch kein Kieser-Betrieb in Konkurs gegangen, und auch in Trier könne man gute Zahlen vorweisen. Ein Blick in die Statistik belege eine gute Erneuerungsrate, wenn Mitgliedschaften auslaufen. „Das ist ein Zeichen für gute Arbeit.“ Und gute Arbeit zahlt sich aus. Das jedenfalls sehen Fachleute des DSSV so. „Auch wenn den Leuten das Geld nicht mehr so locker sitzt, specken nur wenige ab, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Gute Fitness-Studios, auch kleine, werden Stehkraft beweisen.“
Ingrid Fusenig
Warum nur sollte ich mir die Fitness etwas kosten lassen, wenn ich doch bequem die Laufschuhe anziehen und zum Nulltarif durch den Wald joggen kann? Was soll ich neben den wohl proportionierten, gut aussehenden Menschen, die bestens „gestylt“ Gewichte stemmen? Antworten auf diese Fragen findet, wer sich intensiver mit der Fitness-Branche beschäftigt. Denn die Zeiten sind längst vorbei, als in Deutschland jeder einfach so ein Studio eröffnen konnte und so genannte Mucki-Buden wie Pilze aus dem Boden schossen.
In den Fitness-Centern moderner Prägung geht es nicht mehr ausschließlich um Bodybuilding, Muskelmasse und tolles Aussehen, sondern um den besten Weg, müde Muskeln so sinnvoll wie möglich munter zu machen. Das große Schlagwort heißt „Gesundheit“. Und wer jemals die schmerzhafte Erfahrung einer Bandscheiben-Schädigung gemacht hat, für den ist klar: Natürlich sind die Waldläufe gut und wichtig, aber ebenso die ergänzende, professionelle Stärkung der verkümmerten Rückenmuskulatur.
Muskelmänner und viel mehr
Ein gutes Fitness-Angebot weckt Begeisterung, die gute Nachfrage wiederum sorgt für neue Konzepte und auch Firmengründungen. Jedenfalls sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache. Das Wachstum der Fitness-Branche ist gigantisch: Von 1990 bis 2002 stieg die Zahl der Fitness-Anlagen bundesweit von 4 100 (mit insgesamt 1,7 Millionen Mitgliedern) auf 6 500 (mit 5,08 Millionen Mitgliedern).
Der Gesamtumsatz der Anlagen stieg von 1,6 Milliarden € auf über fünf Milliarden €. Diese Zahlen nennt der Deutsche Sportstudioverband (DSSV), der die Interessen der gewerblichen Fitness-, Wellness- und Racket-Anbieter vertritt. Aus Sicht des DSSV ist trotz des Booms der vergangenen Jahre das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. „Der positive Trend wird sich fortsetzen“, heißt es.
Die Panik kleinerer Clubbesitzer, die sich plötzlich von Ketten und Filialisten umgeben sehen, sei unbegründet. Im Gegensatz zu den USA würden in Deutschland häufig sogar kleinere Anlagen mit familiärem Charakter bevorzugt.
Angebot muss stimmen
In dieser Nische „klein, aber fein“ fühlt sich auch Diplom-Fitnesstrainer- und lehrer Torsten Reitz wohl. „Unser Akzent liegt auf guter Betreuung, nicht darauf, Trends nachzueifern“, sagt der Geschäftsführer des Sport- und Fitness-Centers „REHA-Fit“ in der Trierer Luxemburger Straße. Etwa 400 Mitglieder entscheiden sich für die unterschiedlichen Kurse von Spinning bis Aqua-Jogging, das Training an den Kraft- und Ausdauergeräten oder nutzen Schwimmbad und Sauna. „Die breite Streuung macht’s. Das ist sicherlich ein Vorteil von uns.“
Im November 1995 eröffnet ist das Fitness-Center aber auch Bestandteil des im Haus angesiedelten Reha- und Gesundheitszentrums und übernimmt die Nachbetreuung von Patienten. Obwohl REHA-Fit sich in ruhigem Fahrwasser befindet, hat Reitz doch die Bewegung in der Branche gespürt. „Jeder hat das gemerkt. Wenn innerhalb von zwei Jahren gleich drei neue Fitness-Center in Trier auftauchen und man davon ausgehen kann, dass von 100 000 Einwohnern sechs bis acht Prozent Fitness machen, kann man sich das ausrechnen.“ Denn der zu verteilende Kuchen sei tatsächlich in etwa gleich groß geblieben, eine neue Fitness-Kette aktiviere nicht ad hoc 2 000 neue Mitglieder.
Dick und Dünn
Ein „alter Hase“ im Geschäft mit der Fitness ist Bernhard Wollscheid. Seit 15 Jahren in Trier in der Branche aktiv, beweist sein Erfolg, dass nicht nur neue Besen gut kehren und bei den Kunden „ziehen“. Wollscheids „Bodystyle – Fitness-Studio GmbH“ in der Metternichstraße genießt nicht nur bei Sportlern einen guten Ruf, sondern auch in der Branche – sogar bei Mitbewerbern. Seit dem Umzug aus dem ersten Domizil (Hawstraße), können sich Sportler nunmehr auf einer Fläche von 3 300 Quadratmetern in über 60 Kursen austoben.
Obwohl etwa 2 000 Mitglieder eine deutliche Sprache sprechen, ist Stillstand ein Fremdwort. „Wir verändern und entwickeln uns ständig“, sagt Patrick Heim, Assistent der Geschäftsführung und zuständig für die Bereiche Marketing und Eventplanung. Jüngste „Kinder“ sind der Fußball-Rasenplatz im Haus und das Basketball-Feld.
Trotz des spürbaren Verdrängungswettbewerbs in der Branche und dem Wechsel einiger Kunden sei das Stammpublikum „Bodystyle“ treu geblieben. Ohnehin konsolidiere sich der Markt in Trier wieder, die Tendenz sei eher stagnierend, das Flächenangebot sei ausgereizt. Während Patrick Heim das sagt, lässt gerade James Marsh an einem der Geräte die Muskeln spielen. „Ja bei uns trainieren die Trierer Basketballer und auch die Handball-Miezen. Aber niemand braucht Angst vor großen Namen zu haben: Zu uns kommt ein gemischtes Publikum, alt, jung, dick, dünn. Wir sprechen die breite Masse an, sind kein Trendstudio“, sagt Heim.
Gütesiegel als Wegweiser
Ein aktueller Studiotest der Zeitschrift „Fit for fun“ hat ergeben, dass die deutschen Fitness-Center im Schnitt „gute“ Arbeit leisten. Jeder zweite Befragte plädiert für ein mögliches Gütesiegel für Fitness-Studios, über 90 Prozent messen einer zertifizierten Qualitätskontrolle eine mittlere bis große Bedeutung zu. Die Umfrage hat auch ergeben: Die engagierten Betreiber gesundheitsorientierter Fitness-Center sind auf dem richtigen Weg.
Die hohen Anforderungen führen letztendlich zu einem hohen Investitionsrisiko des Unternehmers. Trotzdem blickt Gunnar Schäfer optimistisch nach vorne. Das Studio der Zukunft biete eine Mischung aus Wellness, Fitness und Gesundheit. Und da sieht der Diplomsportlehrer mit ambulanter Reha-Ausbildung sein Unternehmen gut gerüstet für den Wettbewerb. Schäfer ist geschäftsführender Gesellschafter der Spirit Center GmbH am Trierer Porta Nigra Platz.
Die Lage im Gesundheitswesen mit Leistungskürzungen der Kassen verlange Eigenverantwortlichkeit der Menschen in punkto Gesundheit. Die Sensibilität wachse, Zeit und Geld in das eigene Wohlbefinden zu investieren.
Trotz des Booms sei aber das Risiko für den Unternehmer nicht geringer geworden, müsse der doch immer mehr in seinen Fuhrpark investieren. Wo meist eine Hantel ausreiche, werde heute das High-Tech-Gerät gefordert. Anbieten müsse er Ausstattung und Personal auf hohem Niveau, gleichzeitig einen annehmbaren Preis fordern. „Man braucht natürlich eine Menge X an Kunden, um das alles bezahlen zu können“, sagt Schäfer. Bei der derzeitigen Wirtschaftslage müsse man schon attraktive Angebote machen und sehr kreativ sein. Natürlich habe man gemerkt, dass neue Anbieter auf dem Trierer Markt Kunden lockten, aber: „Der Markt ist noch nicht gesättigt.“
Körper und Geist im Einklang
Das Spirit Center tritt seit Juni 2001 unter dem Namen Reebok auf, hat sich mit dem Kauf der Lizenz verpflichtet, Reebok-Richtlinien einzuhalten. Sauna und Solarium sind Pflicht, ebenso bestimmte Kurse. Ansonsten ist das Center autonom, Schäfer kann seine Philosophie ganzheitlicher körperlicher Fitness für Jedermann umsetzen.
Ohne großen Konkurrenzdruck geht der Fitness & Wellness Park „well.come“ in Wittlich ins Rennen. Im früheren französischen Offizierscasino finden Interessierte auf 2 00 Quadratmetern über 100 moderne Trainingsgeräte, ein modernes Testzentrum, präventives Gesundheitstraining, das so genannte Dr. Wolff Rückenfitness-Zentrum, Kinderhort, Saunawelt und nicht zuletzt 120 Parkplätze. Uwe Schüller ist geschäftsführender Gesellschafter der Well.com GmbH. Der 41-jährige Diplom-Sportlehrer ist seit vielen Jahren hauptberuflich im Sport aktiv, leitet unter anderem eine eigene Tennisschule.
Die Entscheidung, einen Fitnesspark zu eröffnen, war das Ergebnis einer zweijährigen Vorbereitungsphase mit Marktanalyse und Wirtschaftlichkeitsberechnung. Denn der Bedarf in Wittlich ist da, die Konkurrenzsituation überschaubar. Jahrelang sei in dem Sektor wenig passiert in der Stadt. Es gebe lediglich einen weiteren Anbieter, der aber eine andere Klientel, mehr den sportlichen Gast bediene. Schüller geht es darum, Fitness, Wellness und Lifestyle unter einem Dach zu vereinen.
Kooperationen mit Krankengymnasten und Ärzten gibt es bereits, die Zusammenarbeit mit einer ortsansässigen Beauty-Farm soll in Kürze folgen. Im Oktober 2002 feierte Schüller die Eröffnung und vermeldet eine gelungene Markteinführung. „Wir mussten uns neu positionieren, sind aber zufrieden und werden unsere Marktchance mit einer Dienstleistung auf hohem Niveau nutzen.“
Während das „Well.come“ Wert auf mediterranes Ambiente legt, freundliche Farben dominieren, sehen die Räume des Kieser Trainings in der Trierer Herzogenbuscher Straße geradezu steril aus. „Stimmt, steril und weiß. Zudem ist es ganz ruhig hier, auch wenn viel Betrieb ist“, erklärt Anja Weis. Die Geschäftsleiterin der Kieser Training Health Systems Trier GmbH versucht erst gar nicht, den ersten Eindruck zu revidieren. Muss sie auch nicht, denn das Ambiente ist Teil der Firmenphilosophie. Unter dem Motto „Ein starker Rücken kennt keinen Schmerz“ erlaubt das Kieser Training die Konzentration auf das Wesentliche. Wer Ablenkung beim Aqua-Jogging, Spinning oder an der Bar sucht, der ist beim Kieser Training an der falschen Adresse. Sämtliche Betriebe, die das Kieser-Konzept umsetzen, gleichen wie ein Ei dem anderen. Getreu der Devise „Der Mensch wächst am Widerstand“ geht es ausschließlich um gesundheitsorientiertes Krafttraining.
Nischen gibt es immer
Die Arbeit in der Nische neben den großen Fitness-Studios sei durchaus lohnenswert. Jedenfalls sei noch kein Kieser-Betrieb in Konkurs gegangen, und auch in Trier könne man gute Zahlen vorweisen. Ein Blick in die Statistik belege eine gute Erneuerungsrate, wenn Mitgliedschaften auslaufen. „Das ist ein Zeichen für gute Arbeit.“ Und gute Arbeit zahlt sich aus. Das jedenfalls sehen Fachleute des DSSV so. „Auch wenn den Leuten das Geld nicht mehr so locker sitzt, specken nur wenige ab, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Gute Fitness-Studios, auch kleine, werden Stehkraft beweisen.“
Ingrid Fusenig