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IHK Trier


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15.06.2004

Freiwilliges Engagement für das Kapital von morgen


Dieser Text ist vom 15.06.2004 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Die IHK motiviert Unternehmen erfolgreich zur Ausbildung – Auch für die Bewerber gibt es ein Aktionsprogramm

Nicht auf eine Ausbildungsabgabe, um Druck auf die Unternehmen auszuüben, sondern auf Motivation und freiwilliges Engagement im eigenen Interesse zählt die Trierer Industrie- und Handelskammer, wenn es darum geht, Ausbildungsplätze für junge Bewerber aufzutun. Darum hat man bei der IHK ein „ Sechs-Punkte-Aktionsprogramm zur Lehrstellenoffensive 2004“ aufgestellt.
Peter Pax, Geschäftsführer der SAE GmbH, macht sich Sorgen. Normalerweise hatte das junge Trierer Unternehmen mindestens 25 Bewerber pro Jahr für die Elektroniker-Ausbildung, doch in diesem Jahr sind es nur neun - „obwohl wir die Bewerbungsfrist bereits verlängert haben und in Jobbörsen verzeichnet sind“, sagt Peter Pax. Dazu komme, dass viele Bewerber viel zu schlechte Schulnoten mitbrächten. „Bisher war noch niemand dabei, der qualifiziert genug ist“, bedauert der Geschäftsführer. Personalmanager Dieter Press von der RWE Rhein-Ruhr-AG berichtet zwar von über die Jahre hinweg gleich bleibenden Zahlen. „Wir haben für 20 Ausbildungsstellen etwa 150 Bewerber, die aus Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien kommen“, sagt er. Auffällig sei jedoch ein stetig sich verschlechterndes Bewerberprofil, vor allem in Fächern wie Mathematik, Physik, Deutsch, in Verhalten und Mitarbeit.
Peter Haas von der Personalleitung Werk 1 bei der Firma Siegenia Aubi bedauert: „Gerade in gewerblich-technischen Berufen wie dem Industriemechaniker, die den Ruf haben, dass man sich dabei die Hände schmutzig macht, kommen sehr wenige Bewerbungen.“ Jährlich etwa sieben Azubis bilde das Unternehmen aus. „Bei beliebten Berufen wie dem Mechatroniker haben wir keinen Mangel an Bewerbungen zu beklagen“, fügt Haas hinzu.

DIE UNTERNEHMEN MOTIVIEREN
Die Situation ist deutschlandweit bekannt: Auf der einen Seite einige Modeberufe, bei denen die Bewerber den Firmenchefs fast die Türen einrennen, jedoch häufig nicht qualifiziert genug sind oder falsche Vorstellungen von dem Beruf haben. Auf der anderen Seite Lehrstellen, die unbesetzt bleiben, weil Jugendliche von ihnen keine Kenntnis haben – bei gleichzeitig immer mehr Jugendlichen, die keine Lehrstelle bekommen. Da tut eine konsequente und kontinuierliche Vermittlung Not, und die Unternehmen müssen motiviert werden, auszubilden – „freiwillig, nicht zwanghaft wie durch eine Ausbildungsplatzabgabe“, betont Marcus Kleefisch, bei der Trierer IHK Geschäftsbereichsleiter Aus- und Weiterbildung.
Hier greift das Konzept der Industrie- und Handelskammern. 15 ehrenamtliche Lehrstellenlotsen und ein fest angestellter Lehrstellenakquisiteur sind in Firmen unterwegs, um quasi Klinken zu putzen. Sie drehen ihre Runden in der ganzen Region rund um Trier, sprechen mit den Firmenchefs, fragen nach, wie viele Azubis es gibt und ob freie Stellen ausgeschrieben sind. Dabei sind die Lotsen, allesamt selbst ehemalige Geschäftsführer, Personalleiter, Manager oder Lehrwarte in den IHK-Betrieben der Region, ein wichtiges Bindeglied zwischen IHK und Unternehmen, denn sie informieren einerseits die Firmen über ihre Möglichkeiten und andererseits die IHK über freie Kapazitäten. „ Oft wissen die Unternehmen gar nicht, dass sie sich auch mit anderen Firmen zu einem Ausbildungsverbund zusammenschließen können, beispielsweise bei neuen Berufen wie dem Mechatroniker, der ja eigentlich zwei Berufe vereint“, weiß Lehrstellenakquisiteur Hans Möhn aus Erfahrung.

1 679 NEUEINTRAGUNGEN IM VERGANGENEN JAHR
Für eine IHK-Ausbildung kommen laut Marcus Kleefisch in der Region Trier nach vorsichtiger Schätzung bis zu 2 500 Betriebe in Frage. „Individuell für jeden Betrieb müssten die Eignung für bestimmte Ausbildungsberufe und die Gegebenheiten sowie Voraussetzungen geklärt werden. Dies leisten unsere Ausbildungsberater.“ Viele Betriebe wissen gar nicht, dass es für ihre speziellen Anforderungen geeignete Ausbildungsberufe gibt. Das im vergangenen Jahr intensiv angewandte Konzept, aktiv an die Firmen heranzutreten, geht offensichtlich auf: In 1 380 aktiven Ausbildungsbetrieben in Industrie und Handel betreut die IHK Trier zurzeit 4 537 Ausbildungsverhältnisse in 135 verschiedenen IHK-Berufen. Allein 2003 konnten 1 679 Neueintragungen registriert werden. „Das sind etwa 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr und ein Prozentpunkt mehr als auf Landesebene“, sagt Kleefisch nicht ohne Stolz. Im April dieses Jahres waren es schon über 307 Verträge - fünf Prozent mehr als Ende April 2003.
Der Trierer Agentur für Arbeit gemeldet waren zwischen Oktober 2003 und März 2004 insgesamt 2 799 freie Ausbildungsstellen im Bezirk Trier – im Jahr zuvor waren es nur 2 667. Auch hier sind es also knapp fünf Prozent mehr als im Vorjahr.
Weit mehr Bewerber als freie Stellen gibt es laut Arbeitsagentur-Bericht unter anderem in den Bereichen Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel, Bürokauffrau/Bürokaufmann und Arzthelfer(in). Weniger beliebt sind Berufe in der Gastronomie, Metallberufe – und alles, wo man sich schmutzig machen kann. Obwohl gerade diese Berufe interessant und spannend sind und den Bewerbern gute Chancen sowie später gute berufliche Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Interessant ist hier auch das Verhältnis zwischen 1 444 unbesetzten Ausbildungsstellen und 1 712 noch nicht vermittelten Bewerbern. Zurzeit bilden die meisten der großen Unternehmen in der Region Trier aus. „Wir wollen auch die restlichen noch für eine Ausbildung gewinnen“, betont Marcus Kleefisch.

INTERESSE BEI DEN SCHÜLERN WECKEN
Um Firmen zur Ausbildung zu motivieren und Schüler auf ihre Berufslaufbahn vorzubereiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, veranstaltet die IHK über das Ausbildungsjahr verteilt die verschiedensten Aktionen. Auf dem Sechs-Punkte-Programm zur Lehrstellenoffensive stehen unter anderem Kooperationen auf regionaler Ebene mit Institutionen wie der Arbeitsagentur, der Handwerkskammer und der Schulaufsichtsbehörde. „Das Problem ist, dass die Schüler meist wenig von den Berufen wissen“, sagt Kleefisch. Da sehe man Handlungsbedarf. „Wir sind bei Elternabenden dabei, besuchen den Unterricht in den Berufsschulen und beteiligen uns an den Berufsinformationstagen“, erklärt Alexandra Lossjew, bei der Trierer IHK zuständig für Bildungsprojekte. In eigens organisierten Aktionswochen könnten die jungen Menschen darüber hinaus in das Berufsleben „ hineinschnuppern“. Besonders beliebt sei außerdem das Bewerbungstraining.

PATEN BEI PROBLEMEN
Eine wichtige Veranstaltung ist die Chancengarantie-Börse im Herbst (dieses Jahr am 14. Oktober). Im weiteren Rahmen ist auch geplant, Eignungstests für Bewerber anzubieten und ihnen ein IHK-Zertifikat auszuhändigen. „Gleichzeitig fragen wir bei den Unternehmen an, ob es nicht doch noch mehr Stellen gibt. Bewerber, die Probleme haben, bekommen außerdem von der IHK einen Paten zur Seite gestellt“, sagt Alexandra Lossjew. Um diese Gruppe der Bewerber kümmere man sich generell jetzt mehr als früher. Die Lehrstellenbörse sei einmalig in Deutschland.
Dass seine Lehrstellen qualifiziert besetzt sind, ist auch Hans-Josef Bayer ein Anliegen. Die Speditionsfirma Bayer und Sohn bildet jedes Jahr zwei Speditionskaufmänner und zwei Berufskraftfahrer aus. Dabei arbeitet die Firma wie viele Unternehmen Hand in Hand mit der IHK. „Vor Kurzem haben wir uns zusammengesetzt, um in Trier einen Berufsschulunterricht für Berufskraftfahrer ins Leben zu rufen“, erklärt Bayer. Bisher müssten seine beiden Lehrlinge nämlich einmal im Quartal nach Simmerath in der Nähe von Aachen zur Berufsschule fahren. „Diese Idee der IHK ist sehr gut“, sagt Bayer. „Denn wenn meine Azubis eine gute Ausbildung bekommen, profitiert letzten Endes das Unternehmen davon. Schließlich übernehmen wir die guten Leute, die bei uns gelernt haben.“
Birgit Pfaus

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