Wer weitsichtig denkt, verschafft sich einen Vorsprung. Der Trierer Einzelhändler Rudolf Berg hat sich mit diesem Talent und seiner Entscheidung, mit dem vom Vater Peter Berg 1953 gegründeten Unternehmen Schuh Berg frühzeitig ins Online-Geschäft einzusteigen, zweifelsohne einen Wettbewerbsvorsprung verschafft. Und auch dafür gesorgt, den Fortbestand des 1984 in der Neustraße eröffneten stationären Standortes zu sichern.
„Wir versuchen, das Besondere zu finden“
2001 startete Berg mit seinen Schuhen die ersten Online-Geh-Versuche. „In erster Linie sollte damit ein zweites Standbein aufgebaut werden, um den stationären Standort abzusichern und zu stärken“, erläutert Jana Berg die Motivation ihres Vaters. „Durch die zusätzlichen Verkaufskanäle konnten wir einerseits unsere Reichweite erheblich erhöhen, andererseits unseren Kunden in Trier immer eine größere Bandbreite an besonderen Marken und Modellen bieten.“
Gemeinsam mit ihrem Bruder Tim trägt sie in dritter Generation die Verantwortung für das Unternehmen. „Gute Schuhe für jede Lebenslage“ – so beschreibt Berg die Konzeption. „Wir versuchen immer, die bessere Alternative, das Besondere zu finden. Am liebsten in Europa produziert, zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis.“ Bei Kinderschuhen mit rund 25 Markenherstellern und einem von Rudolf Berg entwickelten passgenauen Fußvermessungssystem (ZentiMetrix) genießt der Familienbetrieb einen besonderen Ruf.
Alle Produkte auch im Online-Shop
Während sich die Eltern Rudolf und Josephine aus dem operativen Geschäft zurückgezogen haben, unterstützen sie ihre Kinder nach wie vor im Hintergrund. Etwa beim Einkauf, Entdecken neuer Marken oder bei der Ideenfindung.
Zwei Online-Shops betreibt Schuh Berg seit zehn beziehungsweise 15 Jahren. Der eine umfasst das gesamte Sortiment, der andere ist ein Shop für Kinderschuhe. „Jedes Produkt, das wir in unserem Geschäft anbieten, ist auch online zu finden.“ Fünf Mitarbeiter (inklusive Versand) kümmern sich um das Online-Geschäft.
Betrug das Verhältnis stationärer/Online-Handel bis vor wenigen Jahren 70 zu 30 Prozent, beschreibt die 33-Jährige es inzwischen mit 50 zu 50 Prozent. Corona habe die Situation stark verändert.
Neues Geschäft in Triers Innenstadt
Wegen der unmittelbaren Kundennähe und des direkten Feedbacks, das der stationäre Handel ermöglicht, und zum Teil ärgerlicher Retouren, die der Online-Handel verursacht, wäre Berg das frühere Verhältnis lieber. Doch sie räumt ein: „Ohne unsere Online-Shops wäre die Situation schwieriger, und wir könnten nicht das Sortiment bieten, das wir über die Jahre aufgebaut haben.“
Dabei zieht sich der renommierte Einzelhändler keineswegs aus dem stationären Handel zurück. Anfang Juni hat Schuh Berg mit „Shoes“ in der Trierer Fleischstraße ein neues Geschäft eröffnet. Konzentriert auf Damen- und Herrenschuhe, setzt das Familienunternehmen an dieser Stelle stärker auf Laufkundschaft.
In der Neustraße haben sich die Bergs eine Stammkundschaft über die Grenzen Triers hinaus aufgebaut. Mit einem Ladenlokal, gestaltet von Jana Bergs Tante, Designerin, nach den Vorstellungen der Bergs: „mit echten Materialien wie Holz, Kork, Leder, warmen Farben und schönen Haptiken“, so Jana Berg. Und mit einer kompetenten Beratung, seit jeher das A und O ihres Geschäftes, ergänzt Berg.
Leidenschaft für gute Produkte
Wie sie es überzeugend engagiert beschreibt, liegt darüber hinaus die Rezeptur für den Erfolg in der „Leidenschaft für gute Produkte“, der offensichtlich vererbten Unternehmer-DNA und einem unbedingten Gestaltungswillen. Und dies nicht nur auf ihr Geschäft bezogen: „Die Zeit ist nicht einfach, aber man sollte das Positive sehen. Wir haben in Trier nach wie vor eine schöne Innenstadt. Meine Hoffnung ist, dass den Menschen bewusst wird, wie wichtig eine lebendige Innenstadt ist, und dies auch von allen Seiten gefördert wird.“