15.03.2000
Gegenüber dem Dom weltlich genießen
Dieser Text ist vom 15.03.2000 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Ihren zweiten Jahrestag als Pächter im „Palais Kesselstatt“ haben Katja und Burkhard Weiler gerade erst hinter sich gelassen. Nachdem das Patrizierhaus mit dem besonderen Charme unter Weilers Vorgänger für kurze Zeit geschlossen war, hat das ambitionierte Gastronomen-Paar dem Restaurant neues Leben eingehaucht. Mit viel Enthusiasmus und Ideen blicken die beiden nach vorne und ziehen positive Bilanz nach ihrem Start in Trier. Einen guten Eindruck gewann auch der Gault Millau, der das Restaurant neu in seine aktuelle Ausgabe hob und gleich mit 13 Punkten bewertete.
Für Katja und Burkhard Weiler hat sich der viel zitierte
Ausspruch „Zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“
offensichtlich bewahrheitet. Auf der Suche nach einem Objekt, mit
dem sich die Norddeutsche und der Bitburger in der Region
selbstständig machen können, hörten sie vor mehr als zwei Jahren
vom frei gewordenen „Palais Kesselstatt“. Hotelfachfrau Weiler
war gleich Feuer und Flamme: „Als ich das sah, habe ich sofort
gesagt, da möchte ich rein.“ Woher die Liebe auf den ersten Blick
rührte, ging der 31-Jährigen erst später auf: „In der Schweiz, wo
ich einige Jahre gearbeitet habe, waren mehrere Häuser in diesem
Stil ausgerichtet. Das wurde mir allerdings erst bewusst, als wir
hier schon angefangen hatten.“
Vor der Restaurant-Wiedereröffnung am ersten Februar 1998 veranlassten sie kleinere Renovierungsarbeiten. „Bei der grundlegenden Linie, dem Anstrich sowie dem Mobiliar des Barockbaus waren wir natürlich festgelegt, dies darf nicht verändert werden. Wir haben jedoch die Grundtöne an den Wänden leicht aufgehellt, so dass insgesamt ein freundlicherer Eindruck entstanden ist“, erklärt Katja Weiler.
In drei Räumen können die Gastgeber insgesamt rund 100 Personen empfangen. Dabei stehen bei normalem Betrieb das Kaminzimmer und das Barockrestaurant zur Verfügung. Wenn dort der Platz nicht ausreicht, nehmen Weilers den seitlich gelegenen Barockraum hinzu.
Restaurants im Restaurant
Jeder der drei Räume hat seinen eigenen Charakter, ist mit einem anderen Anstrich versehen. „Es gibt Gäste, die vorzugsweise im vorderen Kaminzimmer sitzen, andere, die die grünliche Wandfarbe dort nicht mögen', weiß die Gastgeberin. Die Tische sind überall gleich eingedeckt; Gläser, Besteck und Servietten liegen bereit, frische Blumen und Kerzen schmücken den ansonsten schlicht gehaltenen Tisch. Auf den Fensterbänken sorgt Katja Weiler für eine jahreszeitlich abgestimmte Dekoration. Zurzeit hat sie dort aufgeschlagene, alte Bücher mit Schleifen und weiteren Accessoires drapiert. „Ich versuche, im Einklang mit dem barocken Stil nach meinem Geschmack Akzente zu setzen.“
In jedem Fall kommt ihr das getragene, feierliche Ambiente des Hauses mit seinen Kronleuchtern und Ölbildern der ehemaligen Besitzer, den Stuckdecken und Parkettböden entgegen: „Ich liege genau auf dieser alten Schiene. Es ist ein bisschen verspielt, aber nicht verkitscht, das macht für mich den Reiz aus.“
Ein weiterer Reiz besteht für die Hotelfachfrau, die tagtäglich im Service steht, im dazugehörigen historischen Weinkeller des Anwesens. Durch die verzweigten Kellergänge führt sie nach Anmeldung Besuchergruppen und hält (fast täglich) Weinproben ab. Aber auch neugierige Restaurantgäste entführt sie spontan nach dem Mittag- oder Abendessen auf eine Stippvisite in den Keller. Klar, dass sie sich auch am Tisch die Weinberatung bei den fast 150 Positionen vorbehält. Davon tragen mehr als die Hälfte das „Kesselstatt“-Etikett, vereinzelt stößt der Gast aber auch auf andere Tropfen aus Frankreich, Italien sowie auf wenige Angebote der sogenannten neuen Welt-Weine. Böse Überraschungen wird der Weinfreund übrigens nach der Bestellung nicht erleben: Für jeden ersichtlich prangt über manchen Positionen der Vermerk „ Leider ausgetrunken“.
Ein Anhänger der klassischen Küche
Ehemann Burkhard fühlt sich nach seiner Ausbildung im Bitburger Hotel „Zum Simonbräu“ und der anschließenden Zeit an der Mosel sowie sechs Jahren in Schweizer Küchen an seinem jetzigen Standort pudelwohl. Gemeinsam mit zwei ausgelernten Köchen und drei Auszubildenden versucht er, „die Küchenleistung kontinuierlich zu steigern“. „Vordinglich möchte ich den erreichten Standard sichern und ihn Schritt für Schritt ausbauen, ohne mich zu vergaloppieren. Dazu gehört für mich auch, nicht jedem gerade angesagten Trend nachzulaufen, ich bin der Klassik treu.“
Weiler bietet eine regionale Frischeküche mit eindeutig klassischen Akzenten. Der Hummercocktail hat dort ebenso seinen Platz wie die Entenbrust, der Lammrücken oder das Rinderfilet in Bordelais. Die Karte richtet sich nach den saisonalen Markt-Angeboten. Der Koch betont, keine Fertigprodukte zu verwenden. „Zum Selbstläufer hat sich erfreulicherweise mittlerweile unser fünfgängiges Weingut-Menü entwickelt. Über dieses Angebot zum wirklich vernünftigen Preis haben wir versucht, den Gästen die Hemmschwelle zu nehmen, unser Haus zu betreten.“ Einige hegten ob des prunkvollen Barockbaus nach wie vor falsche Vorstellungen über das Restaurant.
Neben dem Weingut-Menü gibt es ab zwei Personen auch ein „ wine and dine“-Essen, wahlweise mit vier oder fünf Gängen serviert. Katja Weiler stellt dabei drei bis vier zu den Speisen ausgewählte Weine vor, „gerade für Auswärtige eine hervorragende Gelegenheit, eine Vorstellung vom hiesigen Wein zu bekommen.“
Mit einer täglich wechselnden Fisch-Karte zieht Burkhard Weiler nach eigener Aussage besonders viele Luxemburger Gäste an. Trierer Geschäftsleute suchen das „Palais Kesselstatt“ gerne in der Mittagszeit auf. „Was den Abend betrifft, stellen wir gerade fest, dass sich die Klientel etwas verjüngt“, so der Pächter. Allerdings gehörten Familien mit kleinen Kindern nicht unbedingt zu den Stammgästen.
Kinderkrankheiten sind überwunden
Die beiden sind stolz auf ihre bisherige Leistung, empfinden Anfangsschwierigkeiten als überwunden. „Wir mussten uns im kalten Wasser frei schwimmen, unweigerlich auch Fehler machen. Nach einem Jahr wussten wir aber, was jeder Tag so bringt“, erklärt die Chefin. Vor allem den Mitarbeiterstamm hätten sie sich mühsam aufbauen müssen. „Gute Leute sind halt nicht immer frei, wenn man sie braucht, und unsere Anforderungen ans Personal sind relativ hoch.“ Inzwischen haben die beiden ein Team, „das motiviert ist und auf das wir uns verlassen können. Nun müssen wir das Boot auf Kurs bringen,“ so Katja Weiler.
Dabei arbeitet die Chefin sehr gerne mit Azubis zusammen, nimmt deren Ausbildung und Förderung sehr ernst. „Aus meiner eigenen Erfahrung heraus ist mit besonders wichtig, jungen Mitarbeitern eine gute Grundlage zu bieten, auf der sie ihre Zukunft ausbauen können.“ Im Gegenzug erwarten sie und ihr Mann hundertprozentigen Einsatz: „Wer hier arbeitet, muss ausschließlich für den Gast da sein und sich ganz auf ihn einstellen. Private Belange sind Nebensache, die müssen draußen bleiben.“
Auch der Küchenchef ist hinter der Ausbildung seiner jungen Kollegen her: „Ich möchte eigenen Nachwuchs heranziehen und stachele meine Leute an, an Wettbewerben teilzunehmen. Die Erfahrung ist ganz wichtig.“
Seinen Gästen möchte der 39-Jährige einen Abend bescheren, der „immer wieder ein Erlebnis ist“. So lautet auch der Slogan, der auf Werbeprospekten des Hauses prangt. Und Katja Weiler fügt hinzu: „Unser Applaus ist, wenn die Gäste sich wohlfühlen. Darüber hinaus zeigt uns die 13 Punkte-Bewertung des Gault Millau, dass wir auf dem richtigen Weg sind“.
Susanne Windfuhr
Vor der Restaurant-Wiedereröffnung am ersten Februar 1998 veranlassten sie kleinere Renovierungsarbeiten. „Bei der grundlegenden Linie, dem Anstrich sowie dem Mobiliar des Barockbaus waren wir natürlich festgelegt, dies darf nicht verändert werden. Wir haben jedoch die Grundtöne an den Wänden leicht aufgehellt, so dass insgesamt ein freundlicherer Eindruck entstanden ist“, erklärt Katja Weiler.
In drei Räumen können die Gastgeber insgesamt rund 100 Personen empfangen. Dabei stehen bei normalem Betrieb das Kaminzimmer und das Barockrestaurant zur Verfügung. Wenn dort der Platz nicht ausreicht, nehmen Weilers den seitlich gelegenen Barockraum hinzu.
Restaurants im Restaurant
Jeder der drei Räume hat seinen eigenen Charakter, ist mit einem anderen Anstrich versehen. „Es gibt Gäste, die vorzugsweise im vorderen Kaminzimmer sitzen, andere, die die grünliche Wandfarbe dort nicht mögen', weiß die Gastgeberin. Die Tische sind überall gleich eingedeckt; Gläser, Besteck und Servietten liegen bereit, frische Blumen und Kerzen schmücken den ansonsten schlicht gehaltenen Tisch. Auf den Fensterbänken sorgt Katja Weiler für eine jahreszeitlich abgestimmte Dekoration. Zurzeit hat sie dort aufgeschlagene, alte Bücher mit Schleifen und weiteren Accessoires drapiert. „Ich versuche, im Einklang mit dem barocken Stil nach meinem Geschmack Akzente zu setzen.“
In jedem Fall kommt ihr das getragene, feierliche Ambiente des Hauses mit seinen Kronleuchtern und Ölbildern der ehemaligen Besitzer, den Stuckdecken und Parkettböden entgegen: „Ich liege genau auf dieser alten Schiene. Es ist ein bisschen verspielt, aber nicht verkitscht, das macht für mich den Reiz aus.“
Ein weiterer Reiz besteht für die Hotelfachfrau, die tagtäglich im Service steht, im dazugehörigen historischen Weinkeller des Anwesens. Durch die verzweigten Kellergänge führt sie nach Anmeldung Besuchergruppen und hält (fast täglich) Weinproben ab. Aber auch neugierige Restaurantgäste entführt sie spontan nach dem Mittag- oder Abendessen auf eine Stippvisite in den Keller. Klar, dass sie sich auch am Tisch die Weinberatung bei den fast 150 Positionen vorbehält. Davon tragen mehr als die Hälfte das „Kesselstatt“-Etikett, vereinzelt stößt der Gast aber auch auf andere Tropfen aus Frankreich, Italien sowie auf wenige Angebote der sogenannten neuen Welt-Weine. Böse Überraschungen wird der Weinfreund übrigens nach der Bestellung nicht erleben: Für jeden ersichtlich prangt über manchen Positionen der Vermerk „ Leider ausgetrunken“.
Ein Anhänger der klassischen Küche
Ehemann Burkhard fühlt sich nach seiner Ausbildung im Bitburger Hotel „Zum Simonbräu“ und der anschließenden Zeit an der Mosel sowie sechs Jahren in Schweizer Küchen an seinem jetzigen Standort pudelwohl. Gemeinsam mit zwei ausgelernten Köchen und drei Auszubildenden versucht er, „die Küchenleistung kontinuierlich zu steigern“. „Vordinglich möchte ich den erreichten Standard sichern und ihn Schritt für Schritt ausbauen, ohne mich zu vergaloppieren. Dazu gehört für mich auch, nicht jedem gerade angesagten Trend nachzulaufen, ich bin der Klassik treu.“
Weiler bietet eine regionale Frischeküche mit eindeutig klassischen Akzenten. Der Hummercocktail hat dort ebenso seinen Platz wie die Entenbrust, der Lammrücken oder das Rinderfilet in Bordelais. Die Karte richtet sich nach den saisonalen Markt-Angeboten. Der Koch betont, keine Fertigprodukte zu verwenden. „Zum Selbstläufer hat sich erfreulicherweise mittlerweile unser fünfgängiges Weingut-Menü entwickelt. Über dieses Angebot zum wirklich vernünftigen Preis haben wir versucht, den Gästen die Hemmschwelle zu nehmen, unser Haus zu betreten.“ Einige hegten ob des prunkvollen Barockbaus nach wie vor falsche Vorstellungen über das Restaurant.
Neben dem Weingut-Menü gibt es ab zwei Personen auch ein „ wine and dine“-Essen, wahlweise mit vier oder fünf Gängen serviert. Katja Weiler stellt dabei drei bis vier zu den Speisen ausgewählte Weine vor, „gerade für Auswärtige eine hervorragende Gelegenheit, eine Vorstellung vom hiesigen Wein zu bekommen.“
Mit einer täglich wechselnden Fisch-Karte zieht Burkhard Weiler nach eigener Aussage besonders viele Luxemburger Gäste an. Trierer Geschäftsleute suchen das „Palais Kesselstatt“ gerne in der Mittagszeit auf. „Was den Abend betrifft, stellen wir gerade fest, dass sich die Klientel etwas verjüngt“, so der Pächter. Allerdings gehörten Familien mit kleinen Kindern nicht unbedingt zu den Stammgästen.
Kinderkrankheiten sind überwunden
Die beiden sind stolz auf ihre bisherige Leistung, empfinden Anfangsschwierigkeiten als überwunden. „Wir mussten uns im kalten Wasser frei schwimmen, unweigerlich auch Fehler machen. Nach einem Jahr wussten wir aber, was jeder Tag so bringt“, erklärt die Chefin. Vor allem den Mitarbeiterstamm hätten sie sich mühsam aufbauen müssen. „Gute Leute sind halt nicht immer frei, wenn man sie braucht, und unsere Anforderungen ans Personal sind relativ hoch.“ Inzwischen haben die beiden ein Team, „das motiviert ist und auf das wir uns verlassen können. Nun müssen wir das Boot auf Kurs bringen,“ so Katja Weiler.
Dabei arbeitet die Chefin sehr gerne mit Azubis zusammen, nimmt deren Ausbildung und Förderung sehr ernst. „Aus meiner eigenen Erfahrung heraus ist mit besonders wichtig, jungen Mitarbeitern eine gute Grundlage zu bieten, auf der sie ihre Zukunft ausbauen können.“ Im Gegenzug erwarten sie und ihr Mann hundertprozentigen Einsatz: „Wer hier arbeitet, muss ausschließlich für den Gast da sein und sich ganz auf ihn einstellen. Private Belange sind Nebensache, die müssen draußen bleiben.“
Auch der Küchenchef ist hinter der Ausbildung seiner jungen Kollegen her: „Ich möchte eigenen Nachwuchs heranziehen und stachele meine Leute an, an Wettbewerben teilzunehmen. Die Erfahrung ist ganz wichtig.“
Seinen Gästen möchte der 39-Jährige einen Abend bescheren, der „immer wieder ein Erlebnis ist“. So lautet auch der Slogan, der auf Werbeprospekten des Hauses prangt. Und Katja Weiler fügt hinzu: „Unser Applaus ist, wenn die Gäste sich wohlfühlen. Darüber hinaus zeigt uns die 13 Punkte-Bewertung des Gault Millau, dass wir auf dem richtigen Weg sind“.
Susanne Windfuhr