01.04.2007
Gespür für Menschen
Dieser Text ist vom 01.04.2007 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Petra van Oyen führt in Hillesheim Spezialhersteller von Betriebseinrichtungen
Sportfans kennen die Chefin des mittelständischen Unternehmens PAVOY noch aus ihren Zeiten, als sie für ZDF und RTL als Fernseh-Moderatorin von Sportsendungen auftrat. Zuvor hatte sie aus gesundheitlichen Gründen eine Karriere als Tennisprofi beenden müssen. Die Zielstrebigkeit, aber auch die Teamorientierung, die zum Sport gehören, kommen der 45-Jährigen nun in ihrem Arbeitsfeld als Geschäftsführerin der PAVOY GmbH Paul van Oyen Betriebseinrichtungen in Stahl zu Gute. Nach dem Tod ihres Vaters und Unternehmensinhabers im Jahr 2001 überließ sie die Betriebsleitung zunächst einem angestellten Generalbevollmächtigten, während sie selbst zu dieser Zeit noch als Managerin für Sportsponsoring und Öffentlichkeitsarbeit der Audi AG tätig war. Doch bald war klar, dass dies nur eine vorübergehende Lösung sein konnte. „Wir waren konjunkturbedingt in einer kritischen Lage. Im Jahr 2004 musste ich die Entscheidung treffen: entweder den Betrieb schließen oder selbst aktiv in die Geschäftsführung einsteigen“, schildert van Oyen ihre Anfänge als mittelständische Unternehmerin. „Ich wollte es wenigstens versuchen, denn ich fühlte mich verantwortlich für die rund 65 Mitarbeiter und ihre Familien. Viele gehörten schon lange Jahre zur Firma. Und ich wollte das Lebenswerk meines Vaters aufrechterhalten.“ Zudem hatte sie die Erfahrung mit ihren ebenfalls im Betrieb an leitender Position stehenden Brüdern gemacht, dass drei verschiedene Temperamente zu wenig an einem Strang ziehen – schließlich war sie es, die sich in der klassischen Männerdomäne einer Produktion von Werkbänken, Stahlschränken und oder Lagersystemen behauptete. „Anfangs hatte ich von der technischen Seite unserer Erzeugnisse kaum Ahnung“, blickt sie zurück, „das einzige, was der neue Bereich mit meiner vorherigen Arbeit gemeinsam hatte, war, dass Autos ebenfalls aus Metall sind.“
So wird man Petra van Oyen auch kaum bei abendlichen Stammtischen von Unternehmern oder Unternehmerinnen finden. Dafür jedoch voller Begeisterung in ihrem Büro, bei der weiteren Optimierung ihrer Produkte für Betriebseinrichtungen und der dazugehörigen Abläufe. Große Freude macht es ihr, wenn sie einen PAVOY-Schrank, der ausschließlich „made in Germany“ ist und über den qualifizierten Fachversandhandel vertrieben wird, als Großaufnahme in einer internationalen Hochglanz-Zeitschrift für kunstvolle Inneneinrichtungen entdeckt. Dann wird klar: Solche kleinen Erfolge genießt sie mehr als jede glamouröse Party.
MOTIVIEREN DURCH DELEGIEREN
Aber sie brachte das wesentliche Rüstzeug mit, ihrer Position als Geschäftsführerin gerecht zu werden. Dazu gehörten ihre Erfahrungen im Bereich der Personalführung – die Mitarbeiter zu motivieren und sie in die Entwicklung des Unternehmens so einzubinden, dass sie sich mit den Zielen identifizieren und sich an den Problemlösungen beteiligen. „Ich musste und wollte unsere fähigen Leute dazu bringen, ihre Ideen einfließen zu lassen und die Produktionsabläufe zu optimieren. Es war notwendig, mehr ‚Zug’ in den Arbeitsalltag zu bringen und neue Kundenkreise aufzubauen.“ Das ist gelungen, der Verkauf der Standard- und Spezialanfertigungen ihres Werks wurde nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Benelux-Ländern, Frankreich, Österreich und der Schweiz wesentlich gesteigert. Mit dem dafür notwendigen Gespür für Menschen baute sie ein Team von Experten und Führungskräften um sich auf, denen sie vertrauensvoll definierte Aufgaben delegieren kann und die stolz sind auf ihre Mitverantwortung für den Unternehmenserfolg. Das Betriebsklima erlebt sie als sehr engagiert, und sie wird darin von ihrer Crew bestätigt. „Ich kann nicht alles selbst wissen, aber ich muss wissen, wer was weiß“, erläutert van Oyen ihre Einstellung als Chefin von mittlerweile siebzig Beschäftigten. Diese Haltung, ihre Mitarbeiter zu fordern, habe in den Jahren von 2004 bis 2006 eine Umsatzsteigerung von beinahe fünfzig Prozent erreicht, die nicht allein durch die auch konjunkturell besseren Rahmenbedingungen erklärbar ist. Derzeit ist das Werk so gut ausgelastet, dass eine weitere Expansion absehbar scheint.
TRAINING AUF UNBEQUEMEN WEGEN
Die Beschäftigten hatten sie bei ihrem Einstieg in die operative Führung zunächst eher kritisch beäugt: „Viele fragten sich, wie ich mich als Branchenfremde halten würde und ob meine Leitungsfunktion nicht nur ein Intermezzo sei.“ Doch solche Zweifel seien schnell zerstreut gewesen. „Sie haben gemerkt, dass es mir ernst ist und dass ich auch bereit bin, sie mit ins Boot zu holen.“ Ihre Philosophie war es, den Weg entweder gemeinsam zu schaffen oder gemeinsam zu scheitern, „ich bin eine überzeugte Team-Playerin, was den eigenen Betrieb betrifft“. Diese Eigenschaft als Mensch, der beziehungsorientiert denkt und handelt, widerspricht nur auf den ersten Blick einer anderen, die sich durch ihr gesamtes Leben zieht: „Ich war von Kindesbeinen an selbstständig und gewohnt, meinen eigenen Weg zu gehen. Das war nie bequem, aber es hat mich trainiert. Es gehört zum Sport, dass man dort kämpft und siegen will – Dinge, die auch einen Unternehmer ausmachen.“ Es komme darauf an, diese Führungskompetenzen in sich selbst aufzubauen, um zur Führung anderer Menschen befähigt zu sein.
LANDLEBEN HILFT ZUR KONZENTRATION AUF DAS WESENTLICHE
Dabei hat sie erfahren, dass männliche Unternehmerkollegen zwar nicht unbedingt mehr Unterstützung von außen erfahren. „Aber sie wachsen beruflich in ein sichereres Grundgefühl hinein als die meisten Frauen und sie können mehr zeitliche Freiräume nutzen“, ist van Oyen überzeugt. Für sie selbst ist die viel diskutierte Vereinbarkeit von Familie und Karriere allerdings kein Problem. Vielleicht liege es daran, teilt sie die Vermutung vieler „Powerfrauen“ in den Chefetagen, dass Frauen in Führungspositionen andere Erwartungen an eine Partnerschaft haben, als es die übliche Rollenverteilung ermöglicht, und dass sich daraus ein Leben als Alleinstehende quasi von selbst ergibt. „Ich bin mit meiner Arbeit und meinen beiden Hunden schon ziemlich ausgefüllt. Der tägliche Energielevel im Betrieb ist sehr hoch, ich muss mich ständig in jedem Augenblick auf neue Fragen und Herausforderungen einstellen können, die von meinen Mitarbeitern oder Kunden an mich herangetragen werden. Zum Ausgleich suche ich in der Freizeit eher die Stille und Bewegung in der Natur.“ Negativ sieht sie das ganz und gar nicht, vielmehr ist sie froh, gemeinsam mit anderen im „kleinen Kosmos“ ihrer Firma Größeres bewegen und die arbeitsfreien Stunden mit ausgedehnten Spaziergängen rund um Hillesheim verbringen zu können. Das relativ zurückgezogene Landleben hat sie bereits als Fernsehmoderatorin und als Audi-Managerin ganz bewusst als ein Umfeld gesucht, welches ihr am meisten entspricht.So wird man Petra van Oyen auch kaum bei abendlichen Stammtischen von Unternehmern oder Unternehmerinnen finden. Dafür jedoch voller Begeisterung in ihrem Büro, bei der weiteren Optimierung ihrer Produkte für Betriebseinrichtungen und der dazugehörigen Abläufe. Große Freude macht es ihr, wenn sie einen PAVOY-Schrank, der ausschließlich „made in Germany“ ist und über den qualifizierten Fachversandhandel vertrieben wird, als Großaufnahme in einer internationalen Hochglanz-Zeitschrift für kunstvolle Inneneinrichtungen entdeckt. Dann wird klar: Solche kleinen Erfolge genießt sie mehr als jede glamouröse Party.
Angelika Koch