01.07.2018
Hightech statt Tafel und Kreide
Dieser Text ist vom 01.07.2018 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Die BBS Prüm hat ihre digitalen Hausaufgaben erledigt
Schon beim ersten Blick in das Schulgebäude der Berufsbildenden Schule (BBS) in Prüm fällt eines ins Auge: ein großes Display an der Wand, auf dem die Unterrichtspläne und Vertretungsstunden aufgeführt sind. Ein zusätzlicher Nachrichtenticker hält Schüler und Lehrer über die neuesten Ereignisse auf dem Laufenden. Doch das ist nur die Spitze des sogenanntes Eisberges, was die Digitalisierung in der BBS Prüm angeht. Denn hier hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan.
„Wir sind veränderten Lernkulturen gegenüber schon immer aufgeschlossen gewesen“, sagt Schulleiter Manfred Stumps. Und so lag es dem Kollegium am Herzen, den rund 1000 Schülern zeitgemäß das Lernen mit digitalen Anwendungen zu ermöglichen. „Schließlich gehören die heute mit zum Leben“, sagt Stumps. „Multimediales Lernen ist zukunftsweisend – und wird auch vielen Unternehmen immer wichtiger.“
Mit dem iPad zum Abitur
Der Einsatz von iPads ist im Beruflichen Gymnasium an der BBS Prüm seit 2011 Standard. Alle Räume sind mit WLAN ausgestattet, in das sich die Schüler einloggen, um mit Apps zu arbeiten. Und so gestaltet sich der Matheunterricht ganz modern: Neben der altbekannten Tafel findet sich ein großer Flachbildschirm an der Wand, der den Unterrichtsstoff aufzeigt. Je nach Bedarf werden hier die Inhalte der einzelnen iPads abgebildet, sodass die Arbeiten der einzelnen Schüler eingeblendet werden können. Im Matheunterricht der 12. Klasse werden auf dem Bildschirm Ableitungen von Funktionen sichtbar, „perfekt dargestellt und ohne jeglichen Zeitaufwand abbildbar“, erklärt Stumps. Doch das iPad halte noch viele weitere Vorteile bereit: „Wir verteilen beispielsweise keine Blätter und Kopien mehr, sondern stellen PDF zur Verfügung“, sagt Stumps. Das laufe alles so reibungslos, dass die BBS Prüm den Unterricht mit iPads künftig auch in der Fachschule für Erzieher sowie die höhere Berufsfachschule für Sozialassistenz einführen werde. „Die heutigen Schüler sind digital natives, sie kennen gar keine Welt ohne die Dauerpräsenz von Kommunikationsmedien und Internet. Der Umgang mit Tablets ist für sie selbstverständlich. Also sollten wir die Vorteile auch in der Schule nutzen.“ Und das macht die BBS Prüm mit Erfolg: Selbst in den Abiturprüfungen des Beruflichen Gymnasiums kommt das iPad zum Einsatz. Und es gibt bereits erste Unternehmen, die ihren Azubis die iPads finanzieren möchten, da sie vom multimedialen Lernen überzeugt sind.
Schüler halten dank 3D-Druck eigene Modelle in der Hand
Der Unterricht im Bereich Metall- und KFZ-Technik kann mit etwas Besonderem aufwarten: einem 3D-Drucker. Seit Jahren führt die Berufsbildende Schule die CNC- und CAD-Ausbildung sowohl im theoretischen Unterricht als auch in der Simulation mit spezieller Lernsoftware durch. Die Schüler erhalten Einzelaufträge, die sie am Rechner ausführen. „Es fehlte jedoch immer die Haptik. Unsere Schüler konnten das simulierte Werkstück oder die Baugruppe nicht in die Hand nehmen“, sagt Stumps. Das hat sich nun grundlegend geändert. Seit 2017 druckt der 3D-Drucker mit Kunststoff die simulierten Stücke in verkleinertem Maßstab als Modell aus.
„Es ist wahnsinnig spannend und einfach toll, die eigenen Projekte so darstellen zu können“, ist Schülerin Daniela Sonnen begeistert. Sie erlernt im zweiten Jahr den Beruf der Zerspanungsmechanikerin beim Metallbauunternehmen TS Verbindungsteile in Bitburg und arbeitet auch dort mit der Software CAD. Diese hat sie sich auch privat heruntergeladen – als Schüler geht dies kostenfrei – und probiert hier selbst nach Feierabend mit viel Elan, Geschick und Begeisterung Kniffe aus, die sie in der Berufsschule gelernt hat. So entstehen Gehäuse und Kugellager – aber auch Ohrringe hat sie schon selbst kreiert. „Es ist einfach super, diese Projekte dank des 3D-Druckers einmal in der Hand zu halten. So ein Angebot hat nicht jede Schule!“ Das sehen auch ihre Klassenkameraden so: Der 3D-Drucker läuft rund um die Uhr und fertigt am laufenden Band frisch ausgetüftelte Modelle an.
Praxisnahe Module auf dem Handy lösen
Ganz neu auf dem Markt ist das webbasierte Lernprogramm Electude, das es Schülern in der KFZ-Ausbildung ermöglicht, dank interaktiver Animationen und Simulationen das komplette Fahrzeug kennenzulernen – Reparatur und Wartung inklusive. Firmen wie Mercedes-Benz und Volvo nutzen das Programm bereits innerhalb ihrer betrieblichen Ausbildung. Seit Februar 2018 gehört die Berufsschule Prüm zu den Pilotschulen für die Einführung des simulations-basierten Lernens mit Electude.
Wie funktioniert die Anwendung konkret? Sie besteht aus über 500 Modulen, aufgeteilt in vier Lernstufen: vom Anfänger bis zum Diagnosespezialist. Die Module orientieren sich streng am Lehrplan und decken 90 Prozent der relevanten Inhalte ab. Der Lehrer kann für jede Klasse individuell Module zusammenstellen und den Stand der Schüler online kontrollieren. „Electude ist eine optimale Ergänzung zum theoretischen Unterricht“, sagt Stumps. „Denn es bietet sehr umfangreiche Animationen und praxisnahe Aufgabenstellungen.“ Außerdem sei es responsive angelegt, sodass man von jedem Gerät, Computer, Tablet und Handy, optimal damit arbeiten könne – und das weltweit von jedem Standort aus.
Mit LEGO-Robotern für den Arbeitsalltag lernen
Für die Werkzeug- und Industriemechaniker an der BBS Prüm gibt es einen spannenden Weg, sich erste Grundlagen der Steuerungstechnik zu erschließen. Sie arbeiten im projektorientierten Unterricht eigenständig mit LEGO Mindstorm-Robotern. „Vereinfacht ausgedrückt programmieren die Schüler am Notebook das ‚Gehirn‘ der Roboter“, erzählt Stumps. In einer Software geben sie Befehle ein, die an gewisse Farben gebunden sind. So kann die Farbe blau zum Beispiel bedeuten, dass sich der Roboter nach links drehen soll. Über Bluetooth ist der LEGO Mindstorm-Roboter mit dem Notebook verbunden und erhält so seine Befehle. Dank eines Farbsensors erkennt er, welche Farbe ihm vorgelegt wird, und reagiert entsprechend. „Hier geht es um das spielerische Lernen von Programmierung, Steuerung und Prozessabläufen“, sagt Stumps. Und das kommt gut an: „Die Aufgaben sind nah an der Wirklichkeit“, berichtet Schülerin Linda Schmidt, die bei der Arla Foods Deutschland GmbH in Pronsfeld eine Ausbildung zur Industriemechanikerin absolviert. „Bei uns werden beispielsweise Sortieranlagen eingesetzt, die die Produkte nach Größe ordnen müssen.“ Um in der Sprache des programmierten Roboters zu bleiben: Quasi dasselbe, nur in Grün.
Das Kollegium der Berufsschule Prüm ist mit Feuereifer dabei und stolz auf die Projekte, die es bereits umsetzen konnte. „Wir haben den ein oder anderen Überzeugungstäter unter uns“, lacht Schulleiter Stumps. Natürlich könne solch ein Unterricht nur erfolgen, wenn auch die Lehrer bereit seien, sich auf etwas Neues einzulassen, den Umgang mit digitalen Anwendungen selbst zu erlernen und sich für den modernen Unterricht fit zu machen.
„Eines ist bei all dem jedoch ganz klar“, erklärt Stumps: „All diese digitalen Lernmodelle sind nur möglich, weil uns ansässige Unternehmen hervorragend unterstützen! Dafür sind wir ausgesprochen dankbar.“ Allerdings hoffe er nach wie vor auf eine stärkere Unterstützung durch das Land und die Schulträger. „Multimediales Lernen ist die Zukunft. Es wäre unglaublich wichtig, dies auch von Seiten der Schulträger finanziell mehr zu unterstützen und die Digitalisierung der Schulen vor Ort flächendeckend und tatkräftig zu fördern. Der künftige Breitbandausbau ist dazu ein guter erster Schritt.“
„Wir sind veränderten Lernkulturen gegenüber schon immer aufgeschlossen gewesen“, sagt Schulleiter Manfred Stumps. Und so lag es dem Kollegium am Herzen, den rund 1000 Schülern zeitgemäß das Lernen mit digitalen Anwendungen zu ermöglichen. „Schließlich gehören die heute mit zum Leben“, sagt Stumps. „Multimediales Lernen ist zukunftsweisend – und wird auch vielen Unternehmen immer wichtiger.“
Mit dem iPad zum Abitur
Der Einsatz von iPads ist im Beruflichen Gymnasium an der BBS Prüm seit 2011 Standard. Alle Räume sind mit WLAN ausgestattet, in das sich die Schüler einloggen, um mit Apps zu arbeiten. Und so gestaltet sich der Matheunterricht ganz modern: Neben der altbekannten Tafel findet sich ein großer Flachbildschirm an der Wand, der den Unterrichtsstoff aufzeigt. Je nach Bedarf werden hier die Inhalte der einzelnen iPads abgebildet, sodass die Arbeiten der einzelnen Schüler eingeblendet werden können. Im Matheunterricht der 12. Klasse werden auf dem Bildschirm Ableitungen von Funktionen sichtbar, „perfekt dargestellt und ohne jeglichen Zeitaufwand abbildbar“, erklärt Stumps. Doch das iPad halte noch viele weitere Vorteile bereit: „Wir verteilen beispielsweise keine Blätter und Kopien mehr, sondern stellen PDF zur Verfügung“, sagt Stumps. Das laufe alles so reibungslos, dass die BBS Prüm den Unterricht mit iPads künftig auch in der Fachschule für Erzieher sowie die höhere Berufsfachschule für Sozialassistenz einführen werde. „Die heutigen Schüler sind digital natives, sie kennen gar keine Welt ohne die Dauerpräsenz von Kommunikationsmedien und Internet. Der Umgang mit Tablets ist für sie selbstverständlich. Also sollten wir die Vorteile auch in der Schule nutzen.“ Und das macht die BBS Prüm mit Erfolg: Selbst in den Abiturprüfungen des Beruflichen Gymnasiums kommt das iPad zum Einsatz. Und es gibt bereits erste Unternehmen, die ihren Azubis die iPads finanzieren möchten, da sie vom multimedialen Lernen überzeugt sind.
Schüler halten dank 3D-Druck eigene Modelle in der Hand
Der Unterricht im Bereich Metall- und KFZ-Technik kann mit etwas Besonderem aufwarten: einem 3D-Drucker. Seit Jahren führt die Berufsbildende Schule die CNC- und CAD-Ausbildung sowohl im theoretischen Unterricht als auch in der Simulation mit spezieller Lernsoftware durch. Die Schüler erhalten Einzelaufträge, die sie am Rechner ausführen. „Es fehlte jedoch immer die Haptik. Unsere Schüler konnten das simulierte Werkstück oder die Baugruppe nicht in die Hand nehmen“, sagt Stumps. Das hat sich nun grundlegend geändert. Seit 2017 druckt der 3D-Drucker mit Kunststoff die simulierten Stücke in verkleinertem Maßstab als Modell aus.
„Es ist wahnsinnig spannend und einfach toll, die eigenen Projekte so darstellen zu können“, ist Schülerin Daniela Sonnen begeistert. Sie erlernt im zweiten Jahr den Beruf der Zerspanungsmechanikerin beim Metallbauunternehmen TS Verbindungsteile in Bitburg und arbeitet auch dort mit der Software CAD. Diese hat sie sich auch privat heruntergeladen – als Schüler geht dies kostenfrei – und probiert hier selbst nach Feierabend mit viel Elan, Geschick und Begeisterung Kniffe aus, die sie in der Berufsschule gelernt hat. So entstehen Gehäuse und Kugellager – aber auch Ohrringe hat sie schon selbst kreiert. „Es ist einfach super, diese Projekte dank des 3D-Druckers einmal in der Hand zu halten. So ein Angebot hat nicht jede Schule!“ Das sehen auch ihre Klassenkameraden so: Der 3D-Drucker läuft rund um die Uhr und fertigt am laufenden Band frisch ausgetüftelte Modelle an.
Praxisnahe Module auf dem Handy lösen
Ganz neu auf dem Markt ist das webbasierte Lernprogramm Electude, das es Schülern in der KFZ-Ausbildung ermöglicht, dank interaktiver Animationen und Simulationen das komplette Fahrzeug kennenzulernen – Reparatur und Wartung inklusive. Firmen wie Mercedes-Benz und Volvo nutzen das Programm bereits innerhalb ihrer betrieblichen Ausbildung. Seit Februar 2018 gehört die Berufsschule Prüm zu den Pilotschulen für die Einführung des simulations-basierten Lernens mit Electude.
Wie funktioniert die Anwendung konkret? Sie besteht aus über 500 Modulen, aufgeteilt in vier Lernstufen: vom Anfänger bis zum Diagnosespezialist. Die Module orientieren sich streng am Lehrplan und decken 90 Prozent der relevanten Inhalte ab. Der Lehrer kann für jede Klasse individuell Module zusammenstellen und den Stand der Schüler online kontrollieren. „Electude ist eine optimale Ergänzung zum theoretischen Unterricht“, sagt Stumps. „Denn es bietet sehr umfangreiche Animationen und praxisnahe Aufgabenstellungen.“ Außerdem sei es responsive angelegt, sodass man von jedem Gerät, Computer, Tablet und Handy, optimal damit arbeiten könne – und das weltweit von jedem Standort aus.
Mit LEGO-Robotern für den Arbeitsalltag lernen
Für die Werkzeug- und Industriemechaniker an der BBS Prüm gibt es einen spannenden Weg, sich erste Grundlagen der Steuerungstechnik zu erschließen. Sie arbeiten im projektorientierten Unterricht eigenständig mit LEGO Mindstorm-Robotern. „Vereinfacht ausgedrückt programmieren die Schüler am Notebook das ‚Gehirn‘ der Roboter“, erzählt Stumps. In einer Software geben sie Befehle ein, die an gewisse Farben gebunden sind. So kann die Farbe blau zum Beispiel bedeuten, dass sich der Roboter nach links drehen soll. Über Bluetooth ist der LEGO Mindstorm-Roboter mit dem Notebook verbunden und erhält so seine Befehle. Dank eines Farbsensors erkennt er, welche Farbe ihm vorgelegt wird, und reagiert entsprechend. „Hier geht es um das spielerische Lernen von Programmierung, Steuerung und Prozessabläufen“, sagt Stumps. Und das kommt gut an: „Die Aufgaben sind nah an der Wirklichkeit“, berichtet Schülerin Linda Schmidt, die bei der Arla Foods Deutschland GmbH in Pronsfeld eine Ausbildung zur Industriemechanikerin absolviert. „Bei uns werden beispielsweise Sortieranlagen eingesetzt, die die Produkte nach Größe ordnen müssen.“ Um in der Sprache des programmierten Roboters zu bleiben: Quasi dasselbe, nur in Grün.
Das Kollegium der Berufsschule Prüm ist mit Feuereifer dabei und stolz auf die Projekte, die es bereits umsetzen konnte. „Wir haben den ein oder anderen Überzeugungstäter unter uns“, lacht Schulleiter Stumps. Natürlich könne solch ein Unterricht nur erfolgen, wenn auch die Lehrer bereit seien, sich auf etwas Neues einzulassen, den Umgang mit digitalen Anwendungen selbst zu erlernen und sich für den modernen Unterricht fit zu machen.
„Eines ist bei all dem jedoch ganz klar“, erklärt Stumps: „All diese digitalen Lernmodelle sind nur möglich, weil uns ansässige Unternehmen hervorragend unterstützen! Dafür sind wir ausgesprochen dankbar.“ Allerdings hoffe er nach wie vor auf eine stärkere Unterstützung durch das Land und die Schulträger. „Multimediales Lernen ist die Zukunft. Es wäre unglaublich wichtig, dies auch von Seiten der Schulträger finanziell mehr zu unterstützen und die Digitalisierung der Schulen vor Ort flächendeckend und tatkräftig zu fördern. Der künftige Breitbandausbau ist dazu ein guter erster Schritt.“