
Die Großregion von Luxemburg, Saarland, Lothringen, Rheinland-Pfalz und Wallonien liegt bekanntermaßen im Herzen Europas. Führt man sich das gerne genutzte Bild von den Straßen als „Lebensadern der Wirtschaft“ vor Augen, so leidet dieses Netzwerk allerdings nach wie vor an deutlich erkennbaren Durchblutungsstörungen!
In vielen Bereichen wächst die Großregion zusammen und insbesondere für die rund 160 000 Grenzpendler ist sie zu einer alltäglichen und greifbaren Realität geworden. Trotzdem bleibt die vorhandene Verkehrsinfrastruktur nach wie vor vielfach Stückwerk, das allzu oft gerade auf deutscher Seite sein abruptes Ende oder eine nur unzureichende Fortsetzung findet. Dafür lassen sich genügend Beispiele aufzeigen. So endet die luxemburgische Autobahn bei uns immer noch sprichwörtlich im Wald, da die Realisierung der Nord- und Westumfahrung Triers auch nach jahrzehntlangem Fordern seitens der Wirtschaft eine bisher unerfüllte Vision geblieben ist. Dies gilt ebenso für den Lückenschluss der A 1 und damit die Anbindung der Großregion in Richtung Nordrhein-Westfalen. Eine Zugfahrt von Trier nach Luxemburg oder gar Metz wird schnell zur Odyssee, was einerseits auf infrastrukturelle Defizite zurückzuführen ist, zum anderen aber auch auf die Tatsache, dass an den Grenzen technische und bürokratische Schnittstellen entstanden sind. Diese stehen der Entwicklung eines attraktiven grenzüberschreitenden Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ebenso im Wege wie die unterschiedlichen Tarifsysteme. Obwohl die Großregion mit der Fertigstellung des TGV Est Paris-Straßburg mit Antennen nach Metz, Saarbrücken und Luxemburg ab 2007 an das Transeuropäische Hochgeschwindigkeitsnetz angebunden wird, droht der Region Trier auch hier die Gefahr aufs Abstellgleis zu geraten, solange nicht die Schienenverbindung Trier-Luxemburg, wie von der IHK Trier seit langem gefordert, angemessen ausgebaut werden kann.
Seit Jahren sind all diese Schwachstellen bekannt, konkret geschehen ist allerdings nicht viel und in manchen Bereichen gar nichts. Seit Jahren kommt die Umsetzung der von der Wirtschaft erhobenen Forderungen auf diesem Gebiet kaum voran. Es bleibt daher unsere Aufgabe, in einer Politik der kleinen Schritte immer wieder darauf hinzuweisen, dass eine gute Verkehrsinfrastruktur und ein funktionierender ÖPNV wichtige Wachstumsfaktoren sind. Die Großregion Saar-Lor-Lux könnte zusätzliche wirtschaftliche Dynamik entfalten, das Zusammenwachsen aller Teilregionen könnte schneller vorankommen, wenn es ihr gelänge, sie zu einer zentralen Drehscheibe europäischer Verkehrsachsen zu entwickeln.
Es ist daher zu begrüßen, dass sich der Wirtschafts- und Sozialausschuss der Großregion unter dem Vorsitz unserer IHK erneut mit dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und dem Zustand des ÖPNV in der Großregion intensiv auseinandergesetzt hat und die wesentlichen Defizite in einem Abschlussbericht dokumentiert hat. Der Bericht enthält klare Empfehlungen, wo der Handlungsbedarf am größten ist. Eine am 22. Mai geplante Verkehrskonferenz bietet die Möglichkeit, das Thema erneut in den Blickpunkt des öffentlichen Interesses zu heben und zumindest weitere kleine Schritte anzustoßen. Es wäre daher zu begrüßen, wenn möglichst zahlreiche Unternehmen die Gelegenheit nutzen würden, durch ihre Anwesenheit und ihr öffentliches Plädoyer die Bedeutung der Projekte zu unterstreichen, um sie einer schnelleren Realisierung näher zu bringen. Auch kleine Schritte bringen uns einer schnelleren Verbindung näher.
Wolfgang Natus,
Präsident der IHK Trier