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15.10.2003

Kosteneffiziente Logistik wird im Wettbewerb immer bedeutender


Dieser Text ist vom 15.10.2003 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Ansätze zur logistischen Verbesserung liegen in allen Prozessschritten der Beschaffung, der Verarbeitung, der Kommissionierung und schließlich in der Distribution. Diese Abläufe sollten regelmäßig nach Einsparmöglichkeiten durchsucht werden. Denn was passiert, wenn die Zahl der Produkte, der Varianten oder der Artikel, die Vielfalt der Kundenwünsche oder schlicht die nachgefragte Menge zunehmen? Dann verdeckt oft die Erfahrung und Intuition einzelner Mitarbeiter, dass der Prozess am Rande des zuverlässigen Bereiches entlang schlingert. Und was passiert, wenn der zentrale Mitarbeiter ausfällt? Dann werden die Schwachstellen deutlich und es kann der Eindruck entstehen, dass nur noch eine umfangreiche Investition in Maschinen oder DV aus der untragbaren Logistiksituation herausführt. Aber viel öfter sind es zunächst kleine Schritte, die zum Erfolg führen. Wenn solche kostengünstigen Verbesserungen an den richtigen Stellen im Logistikprozess angreifen, vollzieht sich der Wandel zu mehr Zuverlässigkeit und Prozessbeherrschung ohne Bruch. Aber wo sind die richtigen Ansatzpunkte? In der Regel sind es volle Häger, fehlende Vorprodukte, lange Durchlaufzeiten, Engpass-Maschinen, Prioritätenlisten, Eilaufträge, Prognoseabweichungen, Prognoseänderungen, Teillieferungen und Fehlbestände im Fertigwarenbereich. Die dadurch verursachten Kosten tauchen allerdings in keiner Kostenstellenrechnung auf und bleiben somit verborgen. Bei der Analyse von Logistikschwachstellen finden sich oft Ursachen, die nicht ohne größere Investitionen zu beheben sind. Dass der erste Anschein trügen kann, zeigt ein Projekt des Autors bei einem Geschenkartikel-Hersteller. Dort sollte das Problem eines übervollen Lagers und einer begrenzten Kommissionierfläche durch eine Investition in Lagertechnik gelöst werden. Diese Investition konnte jedoch durch eine Anzahl kleiner Schritte vermieden werden, indem der Kundenauftrags-Prozess und die Waren-Disposition durch begrenzte IT-Anpassungen grundlegend verbessert wurden. Die Anzahl von Fehl-Artikeln in der Kommissionierung wurde reduziert und damit die Produktivität der Kommissionierer gesteigert. Auch der Anteil der Teillieferungen konnte gesenkt werden. Die Lagerbestände wurden kontinuierlich gemessen und gesenkt. Dieses Beispiel zeigt, dass kleine Maßnahmen an der richtigen Stelle auch ohne große Investitionen die Situation erleichtern können. In solchen Fällen rückt oft die Qualität der logistischen Information ins Blickfeld. Fehlende oder unklare Informationen führen zur Informationssuche und zu Verzögerungen, die die Produktivität drücken. Irrtümer und Verspätungen beeinträchtigen die Qualität der Logistik-Dienstleistung. Dreh- und Angelpunkt ist in allen Fallen der Prozess, der zunächst zu untersuchen und zu glätten ist. Ein Logistik-Projekt startet sehr effizient mit der Darstellung der wesentlichen kritischen Prozesse wie Beschaffung, Lagerung und Distribution. In verarbeitenden Unternehmen ist zusätzlich die Produktion ein zentraler Prozessabschnitt.
PROZESSE VERANSCHAULICHEN
Die übersichtliche und vereinfachte Darstellung von Material- und Informationsflüssen führt auch im mittelständischen Unternehmen zu erstaunlichen Erkenntnissen: Kapazitäten sind in den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette nicht abgestimmt. Planungen von Beschaffung, Produktion und Distribution werden über zu lange Perioden angelegt und kurzfristig geändert. Informationen von Kunden und Lieferanten bleiben liegen, bis sie gebündelt verarbeitet werden. Und häufig lassen sich Bestandsreservierungen nicht zuverlässig vornehmen. Die Auswirkungen all dieser kleinen Ursachen sind dem Praktiker aus der persönlichen Erfahrung bekannt: Der Stress der eigenen Mitarbeiter und die Unzufriedenheit der Kunden nehmen zu. Die Ursachen bleiben unscheinbar und wirken im täglichen Geschäft erträglich. Die Folgen können jedoch gravierend sein. Logistikabläufe zu straffen und fit für den Wettbewerb zu machen, ist kein Hexenwerk, es erfordert allerdings eine Veränderung im Denken bei jedem Mitarbeiter. Solche Veränderungen erfordern einen Erkenntnis- und einen Erziehungsprozess. Beides braucht seine Zeit und ist deshalb möglichst früh zu beginnen und kontinuierlich zu gestalten. Logistikkenntnissen der Mitarbeiter sind dabei von großem Vorteil. Solide Grundkenntnisse sollten auf allen Ebenen in ausreichendem Maß vorliegen. Am Anfang eines Logistik-Projektes erscheint für ein mittelständisches Unternehmen auch die gezielte Nutzung von externem Know-how sinnvoll. Mit der Erfahrung eines Beraters oder einer Hochschule findet das Unternehmen schneller zu den wirksamen Ansatzpunkten. Die Kosten bleiben überschaubar, wenn das Prinzip „Hilfe zur Selbsthilfe' verfolgt wird. Aus der Erkenntnis über die Schwachstellen in den Logistikabläufen und deren Ursachen entstehen Ziele. Diese Ziele müssen konkret und nachprüfbar sein. Doch wie wird es möglich, für jeden Mitarbeiter und jede Führungskraft im Tagesgeschäft die gewünschte Orientierung zu erzielen? Wie kann jeder Mitarbeiter und jedes Team zu neuen Verhaltensweisen bewegt werden? Die meisten Mitarbeiter werden neue Regeln gern befolgen, wenn ihnen die Zusammenhänge und Vorteile deutlich gemacht werden. Ein großer Teil der Mitarbeiter verfügt über erhebliche, oft unterschätzte Fähigkeiten zur Planung und Steuerung in seinem Arbeitsumfeld.
SCHWACHSTELLEN ERKENNEN
Und so ist es nicht verwunderlich, wie klar die Mitarbeiter in Schulungen die logistischen Schwachstellen in ihrem Umfeld erkennen. Allerdings fehlt in der Regel das allseits anerkannte Ziel und die Wegbeschreibung dorthin. Bei einem mittelständischen Geräte-Hersteller ergab zum Beispiel die Untersuchung des Beschaffungsprozesses, dass mehr als 60 Prozent der C-Teile überwiegend zu spät angeliefert wurden. Wird ein solches Lieferanten-Verhalten geduldet, entsteht die Gefahr von Fehlbeständen, und als Gegenmaßnahmen stellen sich erhöhte Lagerbestände, telefonische Fragen, Eiltransporte oder gar Produktionsänderungen ein. Dabei bleibt verborgen, dass die unzuverlässigen C-Teile-Lieferanten die Ursache bilden. Eine solche Situation wird transparent, wenn wichtige Kennzahlen objektiv gemessen werden: Der Anteil termingerecht gelieferter Sendungen, der Lieferbereitschaftsgrad, der Anteil von Teillieferungen usw. In Workshops kann den Mitarbeitern die Bedeutung dieser Kennzahlen erläutert werden. Erkenntnis und Erziehung in logistischen Prozessen: zwei Ansätze, bei denen die IHK Ulm und die Fachhochschule Ulm zusammen mit der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in der Region Ulm/Neu-Ulm helfen. Schon heute werden Hilfen in Weiterbildung und in Beratungsprojekten geleistet. Das Lehrgebiet Logistik (www.fh-ulm.de/~logistik) der Fachhochschule Ulm wird sein Angebot erheblich ausweiten. Die Logistik-Kompetenz wird gemeinsam mit der FH Neu-Ulm in der Logistik-Offensive der IHKs in Augsburg und Ulm sowie der Städte Ulm und Neu-Ulm an die Unternehmen herangetragen. Dadurch soll gezeigt werden, dass Logistik keine überflüssige Wissenschaft ist und dass die Logistik nicht auf große Unternehmen beschränkt ist.
LOGISTIKNETZWERKE
Im Gegenteil: Die großen Unternehmen gehen nur voran auf dem Weg zu einem optimierten unternehmensübergreifenden Logistiknetzwerk, dem sich viele mittelständische Unternehmen nicht entziehen können, wenn sie weiterhin mit großen Kunden Geschäfte machen wollen. Der Fertigungs-Chef von Ford Europe, Hans Schardt, erwartet, dass sich die Zahl der Automobilzulieferer bis zum Jahr 2010 von heute 3 000 auf 1 500 Unternehmen halbieren wird. Nach Schardts Einschätzung werden nur diejenigen Partner überleben, die zu einer reibungslosen Zusammenarbeit fähig sind, integriert in eine Wertschöpfungskette, die Supply Chain. Denn im Bereich Logistik, so Schardt, sind auf absehbare Zeit die größten Kostenreduzierungen möglich. Was bedeutet das für das mittelständische Unternehmen? Das mittelständische Unternehmen hat mit einer kontinuierlichen Verbesserung seiner Logistikprozesse und seiner Logistik-Kompetenz die Chance, sich gerade in konjunkturell schwachen Zeiten fit zu machen für niedrige Kosten und späteres Wachstum sowie für eine hohe Flexibilität gegenüber den Kunden.

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