15.10.2002
Kultur ist Wirtschaft, Wirtschaft ist Kultur
Dieser Text ist vom 15.10.2002 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Initiative Region Trier demonstriert in Prüm: Wir bündeln unsere Kräfte nicht nur am Tag der Region – Kultur als „harter Standortfaktor“
Die Kultur ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor,
sie ist Motor engagierten Unternehmertums. Wer das bis dato
anders gesehen hat, der wurde am Tag der Region in Prüm eines
Besseren belehrt. 1000 Kulturschaffende und etwa 100
Institutionen waren der Einladung der Initiative Region Trier
(IRT) gefolgt und demonstrierten den Gästen der Abteistadt: Die
Region ist kulturell auf der Höhe. Theater, Malerei,
Kunsthandwerk, Literatur und Geschichte – in Prüm wurde
offensichtlich, welche Kultur-Kräfte in den Kreisen wirken.
Obwohl das Angebot qualitativ und quantitativ auf hohem Niveau
steht, war die Botschaft eindeutig: Kultur gehört nicht auf
Streichlisten, sie sollte Kommen lieb und teuer sein. Denn: Die
Investition in Kultur zahlt sich aus.
Sparen, sparen, sparen – dies ist oft oberstes Gebot, müssen Kommunen den Gürtel enger schnallen. Meist geht es dann zunächst der Kultur an den Kragen. „Kultur erleben“ hieß es deshalb oder dennoch beim Tag der Region in Prüm. Zwar wurde bei der Veranstaltung der IRT deutlich: Ohne ehrenamtliches Engagement und kreative Vereine bliebe die Kultur ein kostbares Gut. Gleichzeitig war die „Kul-Tour“ ein Plädoyer, Kultur nicht als schmückendes Beiwerk zu betrachten, sondern als wirtschaftliche Notwendigkeit.
Alles ist Kultur
Doch Kultur, was bedeutet das? Dr. Richard Groß, Landrat des Kreises Trier-Saarburg, hatte das Lexikon bemüht und zitierte daraus: „Kultur ist die Gesamtheit der geistigen, sozialen und materiellen Form des Zusammenlebens.“ Kultur sei somit auch Wirtschaft – und Wirtschaft auch Kultur.
Seine Kollegin, Landrätin Beate Läsch-Weber (Bernkastel-Wittlich), nennt Kultur und Wirtschaft ebenfalls in einem Atemzug. Man sei dem großen Kulturerbe der Region Trier verpflichtet. Sie ging aber noch einen Schritt weiter und befand: „Kultur ist ein ganz harter Standortfaktor.“
Den hohen Stellenwert, den die Kultur genießen müsse, stellte Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK, am Beispiel heraus. „Nicht umsonst haben wir die Landesgartenschau auf dem Trierer Petrisberg zur Kultur-Gartenschau erklärt. Da sagt schon ein Wort alles aus.“ Kultur als Pfund, mit dem man wuchern müsse.
Harry Thiele, Vorsitzender der Initiative Region Trier, sieht in der Landesgartenschau eine gute Plattform für den Tag der Region 2004.
„Offene“ Fürstentümer
In einer Kultur unterschiedlicher Mentalitäten mit Kultur Geld verdienen, das sei in der Region Trier möglich, so Thiele weiter. Warum? „Wir haben keine abgrenzende Region, wir sind offen. Landräten sagt man gerne nach, sie herrschten über Fürstentümer. In der Region Trier setzt man darauf, Probleme gemeinsam zu lösen.“ Den Landkreisen Daun, Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg und der Stadt Trier bescheinigte er ein hohes Maß an regionaler Identität, in punkto Zusammenwachsen seien sie weiter als viele andere. Beate Läsch-Weber pflichtete ihm bei: „Andere reden über Region, wir handeln.“ Für die Kreise sei regionale Zusammengehörigkeit keine neue Erfahrung, sondern Alltag. Sie sprach Harry Thiele aus der Seele.
Kultur-Kreise ziehen
Schließlich ist das die Bestätigung, dass die IRT auf dem richtigen Weg ist. Synergie-Effekte nutzen, Kräfte bündeln – genau mit diesem Ziel ist die Initiative einmal angetreten. Thiele: „Dazu nehmen wir uns eines bestimmten Themas an und versuchen, es nach außen zu tragen.“
„Kultur erleben“ – diese Parole hatte die IRT für Prüm herausgegeben. Sie war Anspruch und Programm zugleich. Junge Künstler treffen alte Meister, frische Blutspuren führen zum Eifel-Mörder, gute Geister locken in graue Gemäuer, Computer-Kinder gehen auf Zeitreisen weit zurück. Nur einen Steinwurf weiter lässt ein Feuer spuckender Vulkan niemanden kalt, und antike Helden von Trierer Festspielen üben den Gleichklang mit Mozart Marke Eifel. Außerdem war in Prüm Geschichte zum Greifen nah. Denn parallel zum Tag der Region feierte die Stadt Prüm den runden Geburtstag „1250 Jahre Basilika“ .
Und die bot eine prächtige Kulisse für das vielfältige Programm auf der Bühne: Sei es das Stadttheater Trier, das Lust machte auf Oper, Operette und Musical. Oder aber der Prümer Theaterverein, der die Geschichte der Abtei in einem vielbeachteten Stück „aufarbeitete“.
Prüm sei geradezu prädestiniert, Kultur erlebbar zu machen, so Landrat Roger Graef (Bitburg-Prüm). „Prüm war Wiege der Kultur“, sagte er. Bewusst gebe es kein Kultur-Event, sondern „all das, was alle in ihren Kreisen anbieten – eben nur an einem Ort vereint.“ Er brachte den Tag der Region so auf den Punkt: „ Unsere Zukunft liegt nicht in Berlin.“
Die Lektion der IRT längst verinnerlicht hat Landrat Heinz Onnertz (Daun). Auf die Frage, was er denn mit einem unerwarteten Geldgeschenk von einer Million Euro bewege, antwortete er schlagfertig: „Ich rufe meine Amtskollegen an und frage, ob sie auch was bekommen haben und ob wir was gemeinsam machen können.“
Ingrid Fusenig
Sparen, sparen, sparen – dies ist oft oberstes Gebot, müssen Kommunen den Gürtel enger schnallen. Meist geht es dann zunächst der Kultur an den Kragen. „Kultur erleben“ hieß es deshalb oder dennoch beim Tag der Region in Prüm. Zwar wurde bei der Veranstaltung der IRT deutlich: Ohne ehrenamtliches Engagement und kreative Vereine bliebe die Kultur ein kostbares Gut. Gleichzeitig war die „Kul-Tour“ ein Plädoyer, Kultur nicht als schmückendes Beiwerk zu betrachten, sondern als wirtschaftliche Notwendigkeit.
Alles ist Kultur
Doch Kultur, was bedeutet das? Dr. Richard Groß, Landrat des Kreises Trier-Saarburg, hatte das Lexikon bemüht und zitierte daraus: „Kultur ist die Gesamtheit der geistigen, sozialen und materiellen Form des Zusammenlebens.“ Kultur sei somit auch Wirtschaft – und Wirtschaft auch Kultur.
Seine Kollegin, Landrätin Beate Läsch-Weber (Bernkastel-Wittlich), nennt Kultur und Wirtschaft ebenfalls in einem Atemzug. Man sei dem großen Kulturerbe der Region Trier verpflichtet. Sie ging aber noch einen Schritt weiter und befand: „Kultur ist ein ganz harter Standortfaktor.“
Den hohen Stellenwert, den die Kultur genießen müsse, stellte Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK, am Beispiel heraus. „Nicht umsonst haben wir die Landesgartenschau auf dem Trierer Petrisberg zur Kultur-Gartenschau erklärt. Da sagt schon ein Wort alles aus.“ Kultur als Pfund, mit dem man wuchern müsse.
Harry Thiele, Vorsitzender der Initiative Region Trier, sieht in der Landesgartenschau eine gute Plattform für den Tag der Region 2004.
„Offene“ Fürstentümer
In einer Kultur unterschiedlicher Mentalitäten mit Kultur Geld verdienen, das sei in der Region Trier möglich, so Thiele weiter. Warum? „Wir haben keine abgrenzende Region, wir sind offen. Landräten sagt man gerne nach, sie herrschten über Fürstentümer. In der Region Trier setzt man darauf, Probleme gemeinsam zu lösen.“ Den Landkreisen Daun, Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm, Trier-Saarburg und der Stadt Trier bescheinigte er ein hohes Maß an regionaler Identität, in punkto Zusammenwachsen seien sie weiter als viele andere. Beate Läsch-Weber pflichtete ihm bei: „Andere reden über Region, wir handeln.“ Für die Kreise sei regionale Zusammengehörigkeit keine neue Erfahrung, sondern Alltag. Sie sprach Harry Thiele aus der Seele.
Kultur-Kreise ziehen
Schließlich ist das die Bestätigung, dass die IRT auf dem richtigen Weg ist. Synergie-Effekte nutzen, Kräfte bündeln – genau mit diesem Ziel ist die Initiative einmal angetreten. Thiele: „Dazu nehmen wir uns eines bestimmten Themas an und versuchen, es nach außen zu tragen.“
„Kultur erleben“ – diese Parole hatte die IRT für Prüm herausgegeben. Sie war Anspruch und Programm zugleich. Junge Künstler treffen alte Meister, frische Blutspuren führen zum Eifel-Mörder, gute Geister locken in graue Gemäuer, Computer-Kinder gehen auf Zeitreisen weit zurück. Nur einen Steinwurf weiter lässt ein Feuer spuckender Vulkan niemanden kalt, und antike Helden von Trierer Festspielen üben den Gleichklang mit Mozart Marke Eifel. Außerdem war in Prüm Geschichte zum Greifen nah. Denn parallel zum Tag der Region feierte die Stadt Prüm den runden Geburtstag „1250 Jahre Basilika“ .
Und die bot eine prächtige Kulisse für das vielfältige Programm auf der Bühne: Sei es das Stadttheater Trier, das Lust machte auf Oper, Operette und Musical. Oder aber der Prümer Theaterverein, der die Geschichte der Abtei in einem vielbeachteten Stück „aufarbeitete“.
Prüm sei geradezu prädestiniert, Kultur erlebbar zu machen, so Landrat Roger Graef (Bitburg-Prüm). „Prüm war Wiege der Kultur“, sagte er. Bewusst gebe es kein Kultur-Event, sondern „all das, was alle in ihren Kreisen anbieten – eben nur an einem Ort vereint.“ Er brachte den Tag der Region so auf den Punkt: „ Unsere Zukunft liegt nicht in Berlin.“
Die Lektion der IRT längst verinnerlicht hat Landrat Heinz Onnertz (Daun). Auf die Frage, was er denn mit einem unerwarteten Geldgeschenk von einer Million Euro bewege, antwortete er schlagfertig: „Ich rufe meine Amtskollegen an und frage, ob sie auch was bekommen haben und ob wir was gemeinsam machen können.“
Ingrid Fusenig