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15.03.2003

Mehr Infos für die Bank


Dieser Text ist vom 15.03.2003 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Das aktuelle Interview mit Rating-Experte Günter Schmitt

Auch die kleinen und mittleren Unternehmen müssen sich künftig stärker um ihre Bonitätsbeurteilung kümmern, von sich aus auf die Banken zugehen und ihnen gegenüber offener mit Informationen umgehen. Diesen Rat gibt der Rating-Experte Günter Schmitt im Interview mit Blickpunkt Wirtschaft.
Viele Unternehmen sind bei dem Begriff Rating noch verunsichert. Führen Sie dies auf die bereits jetzt spürbare restriktivere Kreditpolitik der Banken zurück oder haben sich viele Unternehmen noch nicht intensiv genug um das Rating gekümmert?

Schmitt: Ich bin sicher beides trifft zu. Ohne Zweifel steht fest, dass die Kreditaufnahme für kleine und mittlere Unternehmen in den letzten Jahren zunehmend schwieriger geworden ist. Diese Entwicklung geht allerdings nicht nur auf die aktuelle Diskussion um Basel II zurück. Bereits in den vergangenen Jahren hat das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen den Paragrafen 18 KWG in Form von ergänzenden Rundschreiben wesentlich verschärft. Die Zeit ist vorbei, in der es ausreichte, der Bank einen ordnungsgemäß unterschriebenen Jahresabschluss einzureichen. Künftig braucht die Bank wesentlich detailliertere Unterlagen, die von einer Auflistung des vorhandenen Vermögens über einer Auflistung des Warenbestandes bis hin zur aktuellen Auftragslage reichen. Viele Unternehmer haben bisher schon gewusst, dass es bei den Banken so etwas gibt wie eine „Black Box“, von der aber so gut wie niemand wusste, was eigentlich drin ist. Weder sind die Unternehmen diese Frage bisher besonders engagiert nachgegangen, noch haben die Banken bisher viel über ihre internen Auswertungen verlautbaren lassen.

Was glauben Sie muss sich in der Kommunikation zwischen Bank und ihren Kunden künftig verändern?

Schmitt: Einerseits müssen die Banken künftig stärker ihrer Aufklärungspflicht nachkommen und dem Unternehmen sagen, welche Unterlagen sie benötigen und wozu sie diese brauchen. Andererseits kann ich nur allen Unternehmern den Rat geben: Gebt eurer Bank Informationen, Informationen und noch mal Informationen. Geht aktiv auf die Bank zu und fragt, welche Informationen sie benötigt. Dazu gehört es nach meiner Auffassung auch, die Fachleute aus den Banken mal in die Betriebe einzuladen, damit sie sich vor Ort Informieren können und gegebenenfalls Probleme besser verstehen können. Es ist also auch eine Holschuld des Unternehmers. Die Banker haben auf Grund des eben bereits erwähnten Paragrafen 18 KWG keine große Wahl. Sie müssen sich diesen Vorschriften unterwerfen, sonst drohen Verweise durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin, vormals Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen – BaKred) an die Geschäftsleitung der Bank und schlimmstenfalls dem Bankvorstand der Entzug seiner Bankleiterqualifikation und damit der Verlust seines Arbeitsplatzes. Diese Konsequenz sollten auch die Unternehmer als Kunden der Banken kennen.

Viele Experten sehen im Rating auch eine Chance. Durch eine intensivere Beschäftigung mit betriebswirtschaftlichen Kennziffern und weiteren qualitativen Faktoren könnte so manches Unternehmen auf ein solideres wirtschaftliches Fundament gestellt werden. Wie sieht es nach Ihrer Ansicht mit den betriebswirtschaftlichen Analysefähigkeiten im Mittelstand aus?

Schmitt: Natürlich ist das eine Chance. Aber seien wir doch mal ehrlich: Eine große Mehrheit mittelständischer Unternehmer hat sich doch bisher nur wenig intensiv mit betriebswirtschaftlichen Kennziffern auseinandergesetzt. Nehmen Sie als einfaches Beispiel eine Liquiditätsplanung, die nach meinen Erfahrungen in den wenigsten Unternehmen gemacht wird. Viele glauben, sie brauchen so etwas nicht, dabei gehen die meisten Unternehmen eher aus Liquiditätsgründen in die Insolvenz, als dass sie Probleme mit ihrer Eigenkapitalausstattung hätten. Dabei ist es doch so einfach auch ohne Excel-Tabelle auf zwei oder drei DIN-A4-Seiten wenigstens handschriftlich die zu erwartenden Zahlungsaus- und –eingänge aufzulisten. Bereits eine solche Grobplanung könnten die Banken als Indiz dafür werten, dass sich das Unternehmen auf dem richtigen Weg befindet. In der Zukunft werden solche Planungen noch wichtiger, denn die Nichteinhaltung von Kreditlimits oder der kurzfristig auftretende Bedarf an neuen Überziehungskrediten sind auch beim Scoring künftig richtige „Killerfaktoren“. Ich kann allen Unternehmen nur raten, sich mehr mit Planungsfragen zu beschäftigen und sich auf diese Anforderungen intensiver vorzubereiten.

Werden künftig alle Unternehmen, unabhängig von Branchen oder Umsatzgrößen, nach den gleichen Kriterien beurteilt werden?

Schmitt: Kleinere Unternehmen mit einem Umsatz unter fünf Millionen € und unter einer Million Kreditvolumen werden nicht geratet sondern nur gescort werden. Hierbei handelt es sich um eine Art abgespecktes Rating.

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