01.05.2025
„Mehr Vertrauen bedeutet weniger Bürokratie“
Dieser Text ist vom 01.05.2025 und könnte inhaltlich veraltet sein.
DIHK-Präsident Peter Adrian aus Trier über unnötige Hürden und dringende Lösungen
Welche Unterschiede gibt es zwischen den Bundesländern und EU-Staaten in der Umsetzung von Vorschriften?
Jedes der 16 Bundesländer hat seine eigene Bauordnung mit teils widersprüchlichen Regelungen. In Rheinland-Pfalz kann ich ein Industriegebäude ohne Genehmigung abreißen, in Nordrhein-Westfalen benötige ich ein umfangreiches Verfahren. In Bayern kann ich auf einem Flughafen unter bestimmten Bedingungen ohne Genehmigung bauen, in Rheinland-Pfalz oder NRW nicht. Diese Unterschiede führen zu erheblichen Verzögerungen und Unsicherheiten für Unternehmen. Viele Standards werden in anderen EU-Ländern anders ausgelegt und stellen somit einen Wettbewerbsnachteil für unseren Standort dar.
Welche Empfehlungen haben Sie für die neue Bundesregierung, um Bürokratie abzubauen?
Vertrauen in die Wirtschaft und die Bürger ist der Schlüssel. Wo Vertrauen besteht, kann Kontrolle reduziert werden. Weniger Kontrolle bedeutet weniger Bürokratie. Es gibt zahlreiche Bereiche, in denen Genehmigungsverfahren vereinfacht oder ganz abgeschafft werden könnten, ohne dass Sicherheit oder Umweltstandards darunter leiden.
Herr Adrian, wie wirkt sich die Bürokratie konkret auf Ihr Unternehmen aus?
Ich bin schon seit vielen Jahrzehnten Unternehmer, und eigentlich habe ich in dieser Zeit deutlich mehr Bürokratieaufbau als Bürokratieabbau erlebt. Das ist eine fatale Entwicklung. Denn Bürokratie verursacht nicht nur direkte Kosten, sondern bindet auch Kapazitäten, die wir für produktive Tätigkeiten bräuchten.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Vor zehn Jahren habe ich einen Mitarbeiter eingestellt, der sich nur um Genehmigungsverfahren und die Kommunikation mit Behörden kümmert. Heute sind damit zusätzlich zwei Anwälte plus zwei weitere eigene Mitarbeiter permanent beschäftigt. Wir könnten diese Ressourcen viel sinnvoller in Innovation und Wachstum investieren, doch stattdessen kämpfen wir uns durch immer komplexere Vorschriften.
Haben Sie aufgrund von Bürokratie schon einmal ein Projekt aufgegeben?
Leider ja. Es gibt Projekte, die wirtschaftlich sinnvoll wären, aber durch bürokratische Hürden unrentabel oder schlicht nicht realisierbar werden. In manchen Fällen dauern Genehmigungsprozesse so lange, dass sich die Rahmenbedingungen währenddessen ändern und das Projekt am Ende nicht mehr tragfähig ist.
Vergleichen Sie die heutige Situation mit Ihrer Unternehmensgründung. Was hat sich verändert?
Die Anforderungen und die damit verbundenen Verzögerungen sind deutlich gestiegen. Trotz aller Hürden gibt es in Deutschland aber noch immer gute Chancen für das Unternehmertum. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und langfristig zu denken.
Allein aus dem Green Deal der EU müssen noch rund 200 Rechtsakte in nationales Recht umgesetzt werden. Wie bewerten Sie das?
Das Ziel des Green Deals ist grundsätzlich richtig, aber wir müssen aufpassen, dass wir Europa nicht mit Vorschriften überfrachten. Überregulierung kann dazu führen, dass Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig sind und Investitionen verlagert werden. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Machbarkeit ist essenziell.
Zur Person
Die von Peter Adrian 1989 gegründete TRIWO AG mit Sitz in Trier beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeitende und ist in vier Geschäftsbereichen tätig: Industrie- und Gewerbeparks, Flughafenbetrieb, Automobiltestcenter sowie Spezialmaschinenbau. Als Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und Vizepräsident der IHK Trier setzt sich Peter Adrian für wirtschaftsfreundlichere Rahmenbedingungen ein und plädiert für einen effizienten Abbau bürokratischer Hindernisse.
Jedes der 16 Bundesländer hat seine eigene Bauordnung mit teils widersprüchlichen Regelungen. In Rheinland-Pfalz kann ich ein Industriegebäude ohne Genehmigung abreißen, in Nordrhein-Westfalen benötige ich ein umfangreiches Verfahren. In Bayern kann ich auf einem Flughafen unter bestimmten Bedingungen ohne Genehmigung bauen, in Rheinland-Pfalz oder NRW nicht. Diese Unterschiede führen zu erheblichen Verzögerungen und Unsicherheiten für Unternehmen. Viele Standards werden in anderen EU-Ländern anders ausgelegt und stellen somit einen Wettbewerbsnachteil für unseren Standort dar.
Welche Empfehlungen haben Sie für die neue Bundesregierung, um Bürokratie abzubauen?
Vertrauen in die Wirtschaft und die Bürger ist der Schlüssel. Wo Vertrauen besteht, kann Kontrolle reduziert werden. Weniger Kontrolle bedeutet weniger Bürokratie. Es gibt zahlreiche Bereiche, in denen Genehmigungsverfahren vereinfacht oder ganz abgeschafft werden könnten, ohne dass Sicherheit oder Umweltstandards darunter leiden.
Herr Adrian, wie wirkt sich die Bürokratie konkret auf Ihr Unternehmen aus?
Ich bin schon seit vielen Jahrzehnten Unternehmer, und eigentlich habe ich in dieser Zeit deutlich mehr Bürokratieaufbau als Bürokratieabbau erlebt. Das ist eine fatale Entwicklung. Denn Bürokratie verursacht nicht nur direkte Kosten, sondern bindet auch Kapazitäten, die wir für produktive Tätigkeiten bräuchten.
Können Sie ein Beispiel nennen?
Vor zehn Jahren habe ich einen Mitarbeiter eingestellt, der sich nur um Genehmigungsverfahren und die Kommunikation mit Behörden kümmert. Heute sind damit zusätzlich zwei Anwälte plus zwei weitere eigene Mitarbeiter permanent beschäftigt. Wir könnten diese Ressourcen viel sinnvoller in Innovation und Wachstum investieren, doch stattdessen kämpfen wir uns durch immer komplexere Vorschriften.
Haben Sie aufgrund von Bürokratie schon einmal ein Projekt aufgegeben?
Leider ja. Es gibt Projekte, die wirtschaftlich sinnvoll wären, aber durch bürokratische Hürden unrentabel oder schlicht nicht realisierbar werden. In manchen Fällen dauern Genehmigungsprozesse so lange, dass sich die Rahmenbedingungen währenddessen ändern und das Projekt am Ende nicht mehr tragfähig ist.
Vergleichen Sie die heutige Situation mit Ihrer Unternehmensgründung. Was hat sich verändert?
Die Anforderungen und die damit verbundenen Verzögerungen sind deutlich gestiegen. Trotz aller Hürden gibt es in Deutschland aber noch immer gute Chancen für das Unternehmertum. Wichtig ist, sich nicht entmutigen zu lassen und langfristig zu denken.
Allein aus dem Green Deal der EU müssen noch rund 200 Rechtsakte in nationales Recht umgesetzt werden. Wie bewerten Sie das?
Das Ziel des Green Deals ist grundsätzlich richtig, aber wir müssen aufpassen, dass wir Europa nicht mit Vorschriften überfrachten. Überregulierung kann dazu führen, dass Unternehmen nicht mehr wettbewerbsfähig sind und Investitionen verlagert werden. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Machbarkeit ist essenziell.
Zur Person
Die von Peter Adrian 1989 gegründete TRIWO AG mit Sitz in Trier beschäftigt mehr als 1000 Mitarbeitende und ist in vier Geschäftsbereichen tätig: Industrie- und Gewerbeparks, Flughafenbetrieb, Automobiltestcenter sowie Spezialmaschinenbau. Als Präsident der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und Vizepräsident der IHK Trier setzt sich Peter Adrian für wirtschaftsfreundlichere Rahmenbedingungen ein und plädiert für einen effizienten Abbau bürokratischer Hindernisse.