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15.06.2001

Mit Wagner-Teilen fährt die Branche gut


Dieser Text ist vom 15.06.2001 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Eine Zugfahrt, ein alter Freund und viele Ideen: Rudolf Wagner steht für die Firmen „WMK Maschinenbau“ und „rowa Automatisierungssysteme“

Die Tradition bewahren und die Zukunftsmusik spielen lassen - das sind für Rudolf Wagner keine Gegensätze. Im Gegenteil. Der 40-Jährige leitet die Firma Wagner in Kelberg und hält dort mit klassischem Maschinenbau das Erbe von Großvater und Vater hoch. Gefertigt werden Nutzfahrzeug-Teile aus Metall. Gleichzeitig setzt er mit seinem Freund Markus Willems im Unternehmen „rowa“ auf „High Tech“.

Mit der Entwicklung von Robotern, die in Apotheken die gewünschten Medikamente in rasantem Tempo auf die Ladentheke bringen, wurde das Duo zum Trendsetter und Marktführer.
Dank der Doppel-Strategie zählt Rudolf Wagner seit Jahren zu den großen Arbeitgebern in der Eifel. Heute ist er Chef von insgesamt 142 Beschäftigten und freut sich über kontinuierliches Wachstum. „ Kaum zu glauben, dass mein Großvater mit seiner urigen Dorfschmiede in Welcherath den Grundstein legte für das Unternehmen, das Sie heute hier sehen“, sagt Rudolf Wagner.

Großvater „schmiedete“ Firmen-Pläne

Der 65. Geburtstag im Jahr 2000 sei nochmals eine gute Gelegenheit gewesen, die
Geschichte mit Höhen und Tiefen Revue passieren zu lassen: Am Anfang die
Schmiede mit Werkstatt für Wagenbau und Fahrzeugreparaturen, hinzu kommen
Handel mit Landmaschinen und Motorrädern, Installation von Elektro- und
Wasserleitungen, Heizungs- und Pumpstationenbau, 1958 auch Auto-Handel. Aus
gesundheitlichen Gründen übergibt Wilhelm Wagner 1969 seinem Sohn den
Betrieb. Es ist gleichzeitig der Beginn der spanabhebenden Fertigung.
Auftraggeber erkennen, „dass die Eifler auf krummen Maschinen termingerecht
gerade Werkstücke herstellen können“. Die Produktion steigt, die Abteilung
Maschinenbau gewinnt an Bedeutung. 1971 zieht das Unternehmen ins
Industriegebiet Kelberg, wo mehr Platz vorhanden ist, und firmiert fortan unter
dem Namen „WMK - Wagner Maschinenbau Kelberg“.

Grünschnabel springt ins kalte Wasser

1989 wird Rolf Wagner WMK-Chef. Etwa zur gleichen Zeit wird das Autohaus
verkauft - man will sich ganz auf den Maschinenbau konzentrieren. „Ich kam
frisch von der Uni in Aachen. Ich wurde gebraucht und habe sicher auch frischen
Wind reingebracht“, erzählt Rudolf Wagner. Aber: „Ich hatte keine Gelegenheit,
mir irgendwo erste Sporen zu verdienen, tauchte quasi als Grünschnabel auf.“
Und just in dem Moment gab es Turbulenzen in der Branche. Der wichtigste
Auftraggeber zur mechanischen Metallbearbeitung steckte in der Krise und
überlegte, im Ausland fertigen zu lassen. Die bis dato erfolgreiche Mono-Struktur
der Firma Wagner wirkte plötzlich wie ein „losgelassenes Damoklesschwert“.
Wagner: „Die Geschichte war brutal. Es war nicht so einfach, neue Aufträge zu
finden. Wir mussten Personal abbauen.“ Es wurde ein Sozialplan erarbeitet, 40
Beschäftigte verloren ihren Job - allerdings zeitlich gestreckt über mehrere Jahre.
„Kommunikation mit Samthandschuhen“, lautete die Devise - für Wagner mit ein
Grund, warum in keinem Fall das Arbeitsgericht bemüht werden musste.

„Die Eifler können schaffen“

„Bist du verrückt, in Deutschland zu investieren“ - diesen Satz hörte „der
Grünschnabel“ in der schwierigen Zeit häufiger. „Nein“, seine Antwort. Schließlich
„kann man sich auf die Eifeler verlassen, denn sie können schaffen.“ Es begann
die Phase der Rundreise, alte Kontakte zu Mercedes-Benz wurden neu geknüpft.
Die ersten Angebote in der Nutzfahrzeug-Konstruktion wurden „mit spitzem
Bleistift“ gerechnet - und siehe da: Wir konnten uns bei Daimler beweisen.
Mercedes hatte ein Versorgungsproblem, wir übernahmen und begeisterten mit
unserer Flexibilität, sagt der Firmenchef. „WMK“ hatte einen Fuß in der Tür,
bekam den so genannten Actros-Auftrag. Heute zählt das Unternehmen zu den
etablierten Zulieferern für DaimlerChrysler, ist der größte Bearbeiter für den
Bereich schwere Nutzfahrzeuge, und Rudolf Wagner sagt mit Stolz: „ Würde man
bei einem Sattelzug alle Wagner-Teile herausnehmen, bliebe nicht mehr viel
übrig.“
Auf einer Produktionsfläche von 7 000 Quadratmetern arbeiten heute 100
Beschäftigte in der mechanischen Metallbearbeitung. In dem riesigen
Maschinenpark wird gefräst, gebohrt und gedreht, Metallteile von wenigen Gramm
bis zu einem Gewicht von hundert Kilogramm können bearbeitet werden. Die
Ausrichtung liegt auf dem Begriff „flexibel“. Integrierte Datenverarbeitung und
moderne Fertigungssteuerung führen zu kurzen Durchlaufzeiten und ermöglichen
es, bei Veränderungen schnell zu reagieren. Neben der Kontrolle durch den
Werker sorgen Stichproben per Computer für Güte. Dem Taster entgeht keine
falsche Bohrung.

„WMK“ macht Umsatz

Gegen den Trend in der Branche konnte Rudolf Wagner Beschäftigung und Umsatz
ausbauen, 70 Mitarbeiter 1989, 100 heute. Vor allem durch die Übernahme der
Materialwirtschaftsaktivitäten für DaimlerChrysler konnte der Umsatz in 1999 und
2000 gesteigert werden. 1994 lag „WMK“ noch knapp über 10 Millionen Mark,
heute klettert der Umsatz an die 40-Millionen-Grenze.

Ausziehregale haben ausgedient

Für Rolf Wagner kein Grund, sich zurückzulehnen: „Der Druck war immer noch da.
Innovation war gefragt. Und ich hatte den Willen nach Veränderung.“ Der
Familienvater entwickelte indessen eine besondere Mixtur für die
Ideen-Schmiede: Weg vom Schreibtisch, immer im Gespräch bleiben. Und: Zug
fahren. Im Intercity nach Hamburg diskutierte er mit einem Apotheker-Paar über
die Gesundheitsreform und Möglichkeiten, im Arbeitsprozess zu entschlacken. Das
war die Geburtsstunde von „Kollege Roboter“, der in einem hochtechnischen
Regalsystem die gewünschten Pillen und Pasten „aufspürt“ und sie in rasantem
Tempo auf die Ladentheken spuckt. Die Kommissionierautomaten - so der
Fachbegriff - machen den Apotheker indessen nicht überflüssig. Er gewinnt
einfach mehr Zeit, seiner originären Aufgabe nachzukommen, den Kunden zu
beraten und ihn im Idealfall noch von einem weiteren Produkt zu überzeugen. Die
fixe Maschine scheint sich zu rechnen, denn obwohl der Apotheker für seinen
flinken Helfer tief in die Tasche greifen muss, hat die Firma „ rowa“
Automatisierungssysteme bereits 140 Anlagen verkauft - zum jeweiligen Preis
einer kleinen Eigentumswohnung. Das Geheimnis: Die Apotheken konnten ihren
Umsatz steigern.
Mitgesellschafter und Geschäftsführer bei „rowa“ ist Wagners Freund Markus
Willems. Der hatte zwar einen „sehr guten Job“ bei TechniSat, aber die Lust war
größer, als Pionier Neuland zu betreten. 1996 gegründet findet man den
„rowa“-Roboter heute nicht nur in Deutschland, sondern mittlerweile auch in
Italien, England, Frankreich, in der Schweiz und ganz aktuelle auch in Portugal.
Die Firma ist zumindest räumlich damit an ihre Grenzen gestoßen und wird in
Kelberg neu bauen.

Der Freund springt mit ins Boot

„Das ist notwendig, weil wir gewachsen sind“, sagt Markus Willems. In schönem
Ambiente soll ein neuer Dienstleistungsektor gedeihen mit Platz für Warenlager
und Schulungsräume. Mit sechs Mitarbeitern fing der 33-jährige Diplom-Kaufmann
(Schwerpunkt Marketing) vor fünf Jahren an, die Roboter-Vision seines Freundes
wahr werden zu lassen. Heute hat er 42 Beschäftigte, und ein Ende der
Fahnenstange ist für den Dauner nicht erreicht. „Im Moment wächst der Markt
noch stark, so dass wir vemutlich bald auf 50 bis 60 Mitarbeiter aufstocken
werden.“ Das Herz der Firma wird in Kelberg bleiben, aber „wir müssen auch
dezentral wachsen“ mit Service- und Vertriebsstützpunkten in größeren Städten.
„Ein Risiko ist natürlich immer da, aber wir hatten ein gutes Jahr“, sagt Willems.
„Unser Kapital sind unsere Mitarbeiter, mit denen wir ein gutes Team bilden.“
Und Rudolf Wagner? Sollte ihm in Krisenzeiten wieder einmal nichts Innovatives
einfallen, dann setzt er sich eben erneut in den Zug und schaut, wohin die Reise
geht. Oder er erinnert sich an den Großvater, den „Hans Dampf in allen Gassen“.
Und vor allem an dessen Leitmotiv: „Alles jeht - nur e kabott Hohn jet net.“

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