13.06.2003
„Praxisorientiert und nicht am Leben vorbei studiert“
Dieser Text ist vom 13.06.2003 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Als Mitbegründerin der LTP hat Sabine Rademacher-Anschütz schon früh gezeigt, was sie kann. Jetzt ist sie Geschäftsführerin für Marketing und Vertrieb der gesamten apra-Gruppe.
„BWL auf der Uni wäre mir zu trocken gewesen – da bin ich
kein Typ für.“ Sabine Rademacher-Anschütz, Geschäftsführerin für
Marketing und Vertrieb der Dauner „apra“-Gruppe mit rund 270
Beschäftigen, wusste schon früh, was sie wollte. Deshalb ging sie
nach der zwölften Klasse zur Berufsakademie Mannheim. „Das ist
wesentlich praxisorientierter – man studiert nicht so am Leben
vorbei“, ist sich die diplomierte Betriebswirtin nach wie vor
sicher, dass dies die richtige Entscheidung war. Ihren
persönlichen Weg setzte sie 1989 nach dem Abschluss unbeirrt
fort, indem sie neun Monate in Frankreich und drei in England
arbeitete, um Kultur und Wirtschaftsleben kennen zu lernen. Erst
nach einem weiteren Jahr bei Siemens in Frankfurt kehrte sie in
heimatliche Gefilde zurück.
Der Hintergrund ihres Wissensdrangs war ein pragmatischer. Wollte sie doch in das von Wolfgang Appenzeller und Vater Wilfried Rademacher in Daun-Boverath gegründete Unternehmen „ apra-norm“ einsteigen. Was ihrer Überzeugung nach unmittelbar nach dem Studium keinen Zweck gehabt hätte. Eine mit Sicherheit weitsichtige Einschätzung. Denn durch die Mitbegründung der „apra“ -Tochter „LTP Kunststoff-Gehäuse-System“ 1991 gelang der Jung-Unternehmerin die Bewährung. Geburtsstunde für die Gesellschaft war die Suche der französischen „La Tolerie Plastique“ nach einem Partner in Deutschland. Ursprünglich sollte dieser ein reiner Vertriebspartner sein, der sich dann jedoch als Lizenznehmer etablieren konnte.
FIRMEN- UND FAMILIENGRÜNDUNG UNTER EINEM HUT
Unabhängig von ihren Geschäfts-Aktivitäten, hat Rademacher-Anschütz nicht weniger Engagement bei der Familiengründung bewiesen. 1994 heiratete sie ihren heutigen Mann, den sie schon aus der Schulzeit kennt. Ende der 90er kamen die beiden Kinder zur Welt. Die Doppelfunktion Geschäftsleitung und Kindererziehung konnte die 37-Jährige nicht schrecken. Hatte doch auch ihre Mutter trotz der Kinder immer in der Firma mit gearbeitet. „Wenn man mit so etwas groß wird, weiß man was auf einen zukommt“, erklärt die Tochter. Das Kunststück, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, gelingt der Unternehmerin „ mit einem Mann, der mit hilft, und einem Aupair-Mädchen.“ Die drei täglichen Mahlzeiten nehmen sie fast immer gemeinsam ein. Wobei das Essen selbst eher Nebensache ist und der Schwerpunkt darauf liegt, sich zu sehen und den Tag zu besprechen. Themen sind dann zum Beispiel die Musikschule oder Benjamins Fortschritte beim Englisch-Unterricht, von dem der Sechsjährige begeistert ist. Beim Abspielen der Sprach-Kassetten hört seine Schwester Carolin, gerade mal vier, eifrig mit. Was die Eltern sehr freut, da ihre Kinder so viel leichter Sprachen lernen. Schon bei der Wahl der Namen ihrer Sprösslinge haben sie großen Wert darauf gelegt, dass diese in allen drei Weltsprachen vorkommen.
Neben der Begeisterung für Sprachen hatte das Herz der Geschäftsführerin vor der Geburt ihrer Kinder der Leichtathletik gehört. Hoch- und Weit-Sprung zählten ebenso zu ihren Leidenschaften wie Schwimmen oder Skifahren. „Der Wettkampf ist etwas, was mich immer sehr gereizt hat“, resümiert die 37-Jährige mit Blick auf ihre sportlichen Aktivitäten, für die heute die Zeit fehlt.
CHEFINNEN SIND IN DER WIRTSCHAFT IMMER NOCH EXOTEN
Bei aller Verantwortung für ihre Familie steht für die junge Mutter jedoch fest: „Ich bin ich – nicht mein Mann, nicht meine Kinder.“ Jeder müsse sich seinen Weg aufbauen und für sich entscheiden, was er für wichtig hält. Sicher sei auch sie den Weg gegangen, der vorgezeichnet war, aber „ich musste ihn mir trotzdem erarbeiten und muss ihm standhalten.“ Daher hat sie als Geschäftsführerin eines Mittelstands-Unternehmens, das 16 bis 17 Prozent seines Umsatzes europaweit tätigt, ihre ganz persönlichen Ansichten zur Situation der Frau in der Wirtschaft. Es habe sich zwar da schon was getan, doch: „Man wird hin und wieder noch als Exot betrachtet – und auch mal nicht ernst genommen.“ Was vor allem dann der Fall sein könne, wenn „Frau“ als Tochter einsteigen wolle. „Das hört sich zwar hart an – ist aber so“, konstatiert die Unternehmerin. Sie selbst ist froh, dank ihrer Beteiligung an der LTP-Gründung sagen zu können: „Ich brauch mich nicht zu verstecken.“ Dass es dennoch Anrufer gibt, die zwar „mit dem Chef“ aber nicht mit einer Chefin reden wollen, nimmt sie gelassen hin. „Da können manche nicht mit umgehen und legen auf.“
ZEHN PROZENT DER MITARBEITER AUSZUBILDENDE
Die Position der Unternehmensgruppe sieht die Betriebswirtin positiv. „Wir sind breit aufgestellt – das ist sicher in der heutigen Zeit ein Vorteil.“ Die Produktpalette aus Blech und Kunststoff könne „in allen Stückzahlen“ angeboten werden und sei in der Schienenverkehrstechnik und Kraftfahrzeugbranche ebenso gefragt wie in Raumfahrt, Telekommunikation, Laser- und Computertechnik. Stark vertreten ist „apra“ auch in Elektroindustrie und im Schaltanlagenbau sowie in der Mess- und Regeltechnik. Zu den Kunden zählen Trumpf Laser, Maxdata Systeme, Carl Zeiss oder MAN Roland. Probleme sieht Rademacher-Anschütz eigentlich nur darin, dass im Moment alles sehr schlecht geredet werde. Das konjunkturelle Umfeld sei nicht einfach und die Politik mache es der Wirtschaft nicht leichter. „ Viele haben Angst im Moment eine Entscheidung zu treffen“, bringt sie ihre Einschätzung auf den Punkt. Innerhalb der Gruppe war das Wachstum im vorigen Jahr geringer ausgefallen, nachdem es zuvor immer um fünf bis zehn Prozent jährlich gestiegen war. Daher investiert „apra“ weiter in die Zukunft. Nach den 6,5 Millionen € in 1999 für das Büro- und Produktionsgebäude der LTP sowie ein Logistikzentrum in Pützborn, ist das Jahr 2003 durch den Umzug von Boverath nach Mehren geprägt. Außerdem legt das Unternehmen großen Wert darauf auszubilden. „Zirka zehn Prozent unserer Mitarbeiter sind Auszubildende“, betont Rademacher-Anschütz. Es freut sie besonders, dass darunter auch Absolventen der Berufsakademie sind. Ihr Vater, der 2002 den Generationenwechsel umsetzte, hatte ihren Weg so gut gefunden, dass er diesen bei „ apra“ einführte. Die Tochter begrüßt diese Entscheidung, denn auch sie sieht einen Trend zu einer fachbezogenen Ausbildung. Ursula Schmieder
„apra”-Gruppe
„apra-norm“ Elektromechanik GmbH - Gründung 1969 als „ apra-gerätebau oHG“ in Daun-Boverath - produziert mit 175 Beschäftigten auf einer Fläche von 11 000 Quadratmetern (qm): 19-Zoll Schrank-, Gehäuse- und Einschubsysteme, 19-Zoll Baugruppenträger, Kleingehäusesysteme, kundenspezifische Gehäuse. Abteilung „Radaplast“ plus Logistikzentrum, Pützborn, zirka 15 Mitarbeiter, 1800 qm: Schalttafeleinbaugehäuse, Kunststoffspritzerei, Kunststoff-Formenbau. „apraNET“ GmbH, Pützborn - seit 2001 – zirka 9 Mitarbeiter, 1600 qm: Wandverteiler-Systeme, Glasfaser/Cu-Verteilertechnik, LAN(Netzwerk)-/Serverschränke und Arbeitsplatzsysteme. „ apra-Gerätebau“ GmbH und Co. KG – seit 1995 - Chemnitz, zirka 45 Mitarbeiter, 5600 qm: 19-Zoll Rechnereinschübe, Anzeigegehäuse, kundenspezifische Lösungen. „LTP” Kunststoff-Gehäuse-System GmbH, Pützborn – seit 1991 – zirka 32 Mitarbeiter, 1800 qm: Individuelle Kunststoffgehäuse in Fräs-, Biege- und Gießtechnik.
Der Hintergrund ihres Wissensdrangs war ein pragmatischer. Wollte sie doch in das von Wolfgang Appenzeller und Vater Wilfried Rademacher in Daun-Boverath gegründete Unternehmen „ apra-norm“ einsteigen. Was ihrer Überzeugung nach unmittelbar nach dem Studium keinen Zweck gehabt hätte. Eine mit Sicherheit weitsichtige Einschätzung. Denn durch die Mitbegründung der „apra“ -Tochter „LTP Kunststoff-Gehäuse-System“ 1991 gelang der Jung-Unternehmerin die Bewährung. Geburtsstunde für die Gesellschaft war die Suche der französischen „La Tolerie Plastique“ nach einem Partner in Deutschland. Ursprünglich sollte dieser ein reiner Vertriebspartner sein, der sich dann jedoch als Lizenznehmer etablieren konnte.
FIRMEN- UND FAMILIENGRÜNDUNG UNTER EINEM HUT
Unabhängig von ihren Geschäfts-Aktivitäten, hat Rademacher-Anschütz nicht weniger Engagement bei der Familiengründung bewiesen. 1994 heiratete sie ihren heutigen Mann, den sie schon aus der Schulzeit kennt. Ende der 90er kamen die beiden Kinder zur Welt. Die Doppelfunktion Geschäftsleitung und Kindererziehung konnte die 37-Jährige nicht schrecken. Hatte doch auch ihre Mutter trotz der Kinder immer in der Firma mit gearbeitet. „Wenn man mit so etwas groß wird, weiß man was auf einen zukommt“, erklärt die Tochter. Das Kunststück, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, gelingt der Unternehmerin „ mit einem Mann, der mit hilft, und einem Aupair-Mädchen.“ Die drei täglichen Mahlzeiten nehmen sie fast immer gemeinsam ein. Wobei das Essen selbst eher Nebensache ist und der Schwerpunkt darauf liegt, sich zu sehen und den Tag zu besprechen. Themen sind dann zum Beispiel die Musikschule oder Benjamins Fortschritte beim Englisch-Unterricht, von dem der Sechsjährige begeistert ist. Beim Abspielen der Sprach-Kassetten hört seine Schwester Carolin, gerade mal vier, eifrig mit. Was die Eltern sehr freut, da ihre Kinder so viel leichter Sprachen lernen. Schon bei der Wahl der Namen ihrer Sprösslinge haben sie großen Wert darauf gelegt, dass diese in allen drei Weltsprachen vorkommen.
Neben der Begeisterung für Sprachen hatte das Herz der Geschäftsführerin vor der Geburt ihrer Kinder der Leichtathletik gehört. Hoch- und Weit-Sprung zählten ebenso zu ihren Leidenschaften wie Schwimmen oder Skifahren. „Der Wettkampf ist etwas, was mich immer sehr gereizt hat“, resümiert die 37-Jährige mit Blick auf ihre sportlichen Aktivitäten, für die heute die Zeit fehlt.
CHEFINNEN SIND IN DER WIRTSCHAFT IMMER NOCH EXOTEN
Bei aller Verantwortung für ihre Familie steht für die junge Mutter jedoch fest: „Ich bin ich – nicht mein Mann, nicht meine Kinder.“ Jeder müsse sich seinen Weg aufbauen und für sich entscheiden, was er für wichtig hält. Sicher sei auch sie den Weg gegangen, der vorgezeichnet war, aber „ich musste ihn mir trotzdem erarbeiten und muss ihm standhalten.“ Daher hat sie als Geschäftsführerin eines Mittelstands-Unternehmens, das 16 bis 17 Prozent seines Umsatzes europaweit tätigt, ihre ganz persönlichen Ansichten zur Situation der Frau in der Wirtschaft. Es habe sich zwar da schon was getan, doch: „Man wird hin und wieder noch als Exot betrachtet – und auch mal nicht ernst genommen.“ Was vor allem dann der Fall sein könne, wenn „Frau“ als Tochter einsteigen wolle. „Das hört sich zwar hart an – ist aber so“, konstatiert die Unternehmerin. Sie selbst ist froh, dank ihrer Beteiligung an der LTP-Gründung sagen zu können: „Ich brauch mich nicht zu verstecken.“ Dass es dennoch Anrufer gibt, die zwar „mit dem Chef“ aber nicht mit einer Chefin reden wollen, nimmt sie gelassen hin. „Da können manche nicht mit umgehen und legen auf.“
ZEHN PROZENT DER MITARBEITER AUSZUBILDENDE
Die Position der Unternehmensgruppe sieht die Betriebswirtin positiv. „Wir sind breit aufgestellt – das ist sicher in der heutigen Zeit ein Vorteil.“ Die Produktpalette aus Blech und Kunststoff könne „in allen Stückzahlen“ angeboten werden und sei in der Schienenverkehrstechnik und Kraftfahrzeugbranche ebenso gefragt wie in Raumfahrt, Telekommunikation, Laser- und Computertechnik. Stark vertreten ist „apra“ auch in Elektroindustrie und im Schaltanlagenbau sowie in der Mess- und Regeltechnik. Zu den Kunden zählen Trumpf Laser, Maxdata Systeme, Carl Zeiss oder MAN Roland. Probleme sieht Rademacher-Anschütz eigentlich nur darin, dass im Moment alles sehr schlecht geredet werde. Das konjunkturelle Umfeld sei nicht einfach und die Politik mache es der Wirtschaft nicht leichter. „ Viele haben Angst im Moment eine Entscheidung zu treffen“, bringt sie ihre Einschätzung auf den Punkt. Innerhalb der Gruppe war das Wachstum im vorigen Jahr geringer ausgefallen, nachdem es zuvor immer um fünf bis zehn Prozent jährlich gestiegen war. Daher investiert „apra“ weiter in die Zukunft. Nach den 6,5 Millionen € in 1999 für das Büro- und Produktionsgebäude der LTP sowie ein Logistikzentrum in Pützborn, ist das Jahr 2003 durch den Umzug von Boverath nach Mehren geprägt. Außerdem legt das Unternehmen großen Wert darauf auszubilden. „Zirka zehn Prozent unserer Mitarbeiter sind Auszubildende“, betont Rademacher-Anschütz. Es freut sie besonders, dass darunter auch Absolventen der Berufsakademie sind. Ihr Vater, der 2002 den Generationenwechsel umsetzte, hatte ihren Weg so gut gefunden, dass er diesen bei „ apra“ einführte. Die Tochter begrüßt diese Entscheidung, denn auch sie sieht einen Trend zu einer fachbezogenen Ausbildung. Ursula Schmieder
„apra”-Gruppe
„apra-norm“ Elektromechanik GmbH - Gründung 1969 als „ apra-gerätebau oHG“ in Daun-Boverath - produziert mit 175 Beschäftigten auf einer Fläche von 11 000 Quadratmetern (qm): 19-Zoll Schrank-, Gehäuse- und Einschubsysteme, 19-Zoll Baugruppenträger, Kleingehäusesysteme, kundenspezifische Gehäuse. Abteilung „Radaplast“ plus Logistikzentrum, Pützborn, zirka 15 Mitarbeiter, 1800 qm: Schalttafeleinbaugehäuse, Kunststoffspritzerei, Kunststoff-Formenbau. „apraNET“ GmbH, Pützborn - seit 2001 – zirka 9 Mitarbeiter, 1600 qm: Wandverteiler-Systeme, Glasfaser/Cu-Verteilertechnik, LAN(Netzwerk)-/Serverschränke und Arbeitsplatzsysteme. „ apra-Gerätebau“ GmbH und Co. KG – seit 1995 - Chemnitz, zirka 45 Mitarbeiter, 5600 qm: 19-Zoll Rechnereinschübe, Anzeigegehäuse, kundenspezifische Lösungen. „LTP” Kunststoff-Gehäuse-System GmbH, Pützborn – seit 1991 – zirka 32 Mitarbeiter, 1800 qm: Individuelle Kunststoffgehäuse in Fräs-, Biege- und Gießtechnik.