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01.09.2018

Revolution reloaded


Dieser Text ist vom 01.09.2018 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Industrie 4.0, Arbeit 4.0: Die Digitalisierung fordert ein Umdenken auf allen Ebenen

Revolution muss nicht immer Klassenkampf sein. Auch bei der digitalen Transformation greifen immer mehr Experten auf den Begriff zurück, der für radikale Veränderung steht. Und tatsächlich: Nur wenige Entwicklungen haben seit der industriellen Revolution im 18. Jahrhundert einen so enormen Einfluss auf den Alltag genommen. Und streng genommen, steckt die digitale Revolution noch in den Kinderschuhen.

Die Digitalisierung revolutioniert unser Leben in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit. Produktionsprozesse ändern sich, die Kommunikation ist schneller und direkter. Digitalisierung bedeutet aber auch, anders zu arbeiten. Und dabei schreitet die digitale Transformation so schnell voran wie kaum eine andere industrielle Revolution vor ihr. Glauben Sie nicht? Nun erinnern Sie sich nur an eine Fahrt in den Urlaub vor elf Jahren. Waren Sie fortschrittlich, haben Sie Ihr Navigationsgerät mit Spucke und leichtem Druck an der Frontschutzscheibe befestigt. Hatten Sie das nötige Kleingeld für diesen Luxus nicht, dann halfen nur ein Beifahrer mit höheren Geografiekenntnissen oder das Runterkurbeln des Seitenfensters verbunden mit der Hoffnung auf ortskundige Passanten. Seit 2007 gibt es Google Maps.

Die Arbeitswelt wird sich verändern

Die digitale Transformation bringt viele Änderungen mit sich und macht auch vor der Arbeitswelt nicht halt. Dass Tätigkeiten sich verändern oder sogar aussterben, ist dabei allerdings nicht neu. Oder haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis noch Schriftsetzer, Kammerdiener oder Haderlumpe? „Ich glaube aber nicht, dass uns durch die Digitalisierung nun die Arbeit ausgehen wird“, sagt Professor Jörn Block, Leiter der Forschungsstelle Mittelstand an der Universität Trier. Ein generelles Berufesterben sei demnach nicht zu befürchten, dennoch müssen sich viele Betriebe und vor allem deren Mitarbeiter auf deutliche Veränderungen einstellen.
„Je mehr Routine in einer Tätigkeit steckt, desto eher ist sie durch eine Maschine zu ersetzen“, sagt Block. Damit meint er nicht nur Mitarbeiter am Fließband, die schon jetzt häufig durch Maschinen zu ersetzen wären, sondern auch Berufe wie Pressereferenten, Börsenmakler oder Hochschulprofessoren. Nun fallen die letztgenannten Berufe aber nicht weg, sondern verändern sich lediglich. Der Pressereferent wird künftig weniger Pressemitteilungen schreiben und muss stattdessen mit kreativeren Projekten aufwarten, der Hochschulprofessor werde weniger klassische Vorlesungen halten und dafür mehr in Interaktion mit den Studierenden interpretieren, einordnen und diskutieren.

Arbeitnehmer haben nun andere Ansprüche
Die digitale Transformation verlangt aber nicht nur den Arbeitnehmern mehr Flexibilität ab. „Auch die Organisationen müssen sich anpassen“, sagt Block. Das liege aber nicht nur an der Digitalisierung, sondern habe auch andere Gründe. „Der Arbeitnehmer will andere Arbeitsformen“, sagt Block. Teilzeitlösungen und die Arbeit aus dem Home-Office nehmen zu. Die Jobs, bei denen man 40 Jahre dasselbe macht, werden seltener. „Man muss in Zukunft flexibler sein“, weiß Block. Der Trend werde durch die Digitalisierung lediglich beschleunigt.
Für Unternehmen bedeute der digitale Wandel auch, dass die Hierarchien flacher werden. Kann ein Mitarbeiter den Firmenchef heute über digitale Wege direkt kontaktieren, so konnte vor ein paar Jahren noch die Vorzimmerdame zur schier unüberwindbaren Hürde mutieren. Dabei sieht Block mittlerweile auch die E-Mail als Auslaufmodell. „Das geht inzwischen schneller und interaktiver.“ Die direktere Kommunikation über digitale Wege ermögliche dann auch wieder andere Organisationsformen. Muss der Mitarbeiter noch im Büro sitzen, wenn er sich bei Bedarf per Videocall zuschalten ließe?
Doch wodurch entsteht Effizienz eigentlich durch den Einsatz von Daten? In der Industrie 4.0 wird zwischen Big Data und Smart Data unterschieden. Unter Big Data versteht man riesige Datenmengen, die so ohne weiteres nicht nutzbar sind. Smart werden die Daten durch entsprechende Interpretation. Kommen wir noch einmal zu unserem Anfangsbeispiel zurück. Google sammelt für seinen Kartendienst Maps in Echtzeit viele Bewegungs- und Standortdaten von allen Smartphones, deren Besitzer der Datenübertragung nicht widersprochen haben. Mit den Daten lässt sich für sich gesehen noch nicht viel anfangen. Sie liefern aber den Rohstoff für viele Funktionen. Smart werden sie dadurch, dass Algorithmen die einzelnen Bewegungsdaten in Verbindung setzen. So errechnet der Kartendienst beispielsweise Staus, ohne auf offizielle Staumeldungen angewiesen zu sein. Der Nutzen von Smart Data liegt beispielsweise aber auch in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle durch eine zielgerichtete Analyse bereits vorhandener Datenmengen. Die möglichen Anwendungsgebiete sind dabei sehr vielseitig.
Data Discovering oder Data Mining beschreibt dabei die systematische Anwendung statistischer Methoden auf große Datenbestände. Diese haben das Ziel, neue Zusammenhänge zu finden, woraus sich möglicherweise Trends abzeichnen lassen. Konkret lassen sich diese Techniken im Marketing oder Finanzsektor einsetzen. Ausfallwahrscheinlichkeiten im Kreditscoring lassen sich so beispielsweise besser ermitteln, ebenso wie passgenaue Zielgruppen für Werbekampagnen.

Viele Daten verlangen nach hoher Sicherheit
Bei aller Euphorie für das Thema Smart Data darf nicht vergessen werden: Große Datenmengen bringen auch große Verantwortung mit sich. Oft werden höchstsensible, personenbezogene Daten gesammelt und teilweise extern verarbeitet. Eine der größten Herausforderungen im Umgang mit Daten sind damit unweigerlich der Datenschutz und die Datensicherheit, die zuletzt mit dem Inkrafttreten der neuen europäischen Datenschutzgrundverordnung für manches Kopfzerbrechen bei den Unternehmen gesorgt haben. Eine große Frage, die sich seitdem stellt, ist, wann und wenn ja, welche Daten darf ich überhaupt sammeln, speichern und verarbeiten. Die zweite große Frage ist, wie schütze ich die Daten, die mir vorliegen. Der Umgang mit insbesondere personenbezogener Daten erfordert ein Höchstmaß an Sicherheit.
„Bedrohungen durch digitale Angriffe sind etwas Alltägliches und nichts Außergewöhnliches“, sagt Dr. Thomas Simon, Shareholder Managing Director der IT-Haus GmbH in Föhren. Verrückt machen müsse man sich deswegen jedoch nicht, sagt er. „Eine gut gewartete Firewall reicht in den meisten Fällen aus.“ Vergleichbar sei diese mit der Haustür eines Einfamilienhauses. Ist eine gute Tür verbaut und fest verschlossen, wird es auch vielen Einbrechern entsprechend schwer gemacht. Knifflig wird es, wenn sich die digitalen Angreifer eines Hilfsmittels bemühen. „Das häufigste Angriffstor ist die E-Mail“, sagt Simon. Sie haben gewonnen, Ihre Rechnung finden Sie im Anhang: So oder so ähnlich beginnen häufig E-Mails, die in den Postfächern landen. Wer die Links in den E-Mails öffnet, riskiert dabei, dem Angreifer Tür und Tor zum Unternehmen zu öffnen. Um im Bild des Hauses zu bleiben. „Es ist ein wenig so, als würde man die Haustür offen stehen lassen“, sagt Simon.

„Das größte Risiko sind die Mitarbeiter“
Aus dem Beispiel wird eines klar. „Das größte Risiko sind die Mitarbeiter im Unternehmen“, mahnt Simon. „Die dürfen auch nicht auf solche E-Mails reinfallen.“ Wirklichen Schutz gebe es dagegen nicht. Sicher könnte man jede E-Mail an die IT zur Überprüfung weiterleiten. „Aber das muss ja auch noch operabel bleiben“, sagt Simon. Bedingung für ein funktionierendes Sicherheitskonzept sei demnach, die technische Sicherheitsstufe hoch zu halten und Mensch gleichermaßen zu schulen. Und das fortlaufend. „Denn Sicherheit ist keine einmalige Sache.“ Wer Hochsicherheit braucht, der muss allerdings auf mehrstufige Sicherheitskonzepte setzen. Für den kleinen Betrieb von nebenan ist das nicht zwingend erforderlich. Aber Simon weiß: „Sobald Patente mit im Spiel sind, werden Begehrlichkeiten geweckt.“
Doch wie sollte man reagieren, wenn der Ernstfall doch einmal eintritt und der unscheinbare Link im Posteingang angeklickt wird? „Man sollte zunächst die Verbindung zum Internet kappen“, rät Simon. Und das sollte man möglichst schnell tun, um den Schaden möglichst einzudämmen. Danach muss sich ein Experte das System anschauen und das geschaffene Einfallstor entfernen. Es macht laut Simon ebenfalls Sinn, sich in diesem Fall an die zuständigen Behörden zu wenden. Die Frage sei allerdings, wie man den Täter fassen könne. Das kann je nachdem sehr aufwändig sein und mehrere Jahre dauern. 2013 lag beispielsweise das Internetportal des Landes Sachsen-Anhalt für mehrere Stunden lahm. Auch nach mehreren Wochen ließ sich das Portal noch nicht aktualisieren, was für zahlreiche Beschwerden sorgte. Spezialisten des Landeskriminalamts hatten anschließen die digitale Spuren zurückverfolgt. Mit Erfolg: Sie ermittelten einen 18-jährigen Schüler aus Hamburg. Der gestand die Tat.

Warum eigentlich 4.0?
Manche Begriffe bürgern sich schnell ein, ohne dass man die eigentliche Bedeutung kennt. Ähnlich ist es mit Industrie 4.0 ergangen. Der Wortbestandteil Industrie ist noch einleuchtend. Das meint eben das produzierende Gewerbe. Doch warum 4? Warum Punkt? Warum 0? Die Antwort liegt in der Geschichte der Industrialisierung, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der Entwicklung der Dampfmaschine begann. Industrie 1.0, wenn man so will. Die zweite Revolution setzte dann mit der Fließbandtechnik ein, die dritte mit der Entwicklung von Computern und Elektronik. Und nun sehen die Experten mit der Digitalisierung und Vernetzung den nächsten Meilenstein der Industrie erreicht. Den vierten, um genau zu sein. Der Punkt und die Null stammen hingegen aus dem Softwarebereich. Dort werden nach dieser Schreibweise verschiedene Versionen angeben. Steht hinter dem Punkt eine Null, steht das in der Regel für ein großes Update mit deutlichen Weiterentwicklungen oder in unserem Bild gesprochen: für eine wahre Revolution.

IHK-Hub: Fit für die Märkte von morgen
Der Druck, Unternehmensprozesse zu digitalisieren und Geschäftsmodelle neu zu denken, wächst auch bei kleinen und mittleren Unternehmen. Häufig jedoch fehlt es am Know-how, gezielt Strategien zu entwickeln und diese auch konsequent umzusetzen. Die IHK Trier stellt daher unter der Marke „IHK-Hub“ einen neuen Service bereit, der Unternehmen auf dem Weg zur Digitalisierung unterstützt und hilft, Informationslücken zu schließen: Auf der Internetseite www.ihkhub-trier.de stellt die IHK fortlaufend Angebote und Leistungen zu den verschiedenen Facetten der digitalen Transformation zusammen. Unternehmen können sich hier schnell und umfassend informieren und finden neben aktuellen Veranstaltungen auch kompetente Ansprechpartner, die persönlich weiterhelfen. Ziel der Initiative ist es, Unternehmen, gleich welcher Größe und Branche, fit zu machen für die digitalisierten Märkte von morgen.

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