Im Gleichklang mit bundesweiten Entwicklungen erlebten Rheinland-Pfalz und die Region Trier in den vergangenen Jahren eine Gründungswelle. Nach dem von den IHK-Starterzentren erstmals für das gesamte Bundesland Rheinland-Pfalz vorgelegten Gründerreport zeigt der Vergleich 2005 zu 2004 aber wieder einen Rückgang der Gewerbeanmeldungen um 6,43 Prozent und der Neuerrichtungen um 8,47 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach Feststellung der IHK Trier erwies sich das Gründungsgeschehen in der Region Trier mit einer Abnahme der Gewerbeanmeldungen um 4,35 Prozent und der Neuerrichtungen um 6,97 Prozent stabiler als im Land Rheinland-Pfalz insgesamt. Unabhängig von der zu registrierenden leichten Abschwächung bleiben das Land Rheinland-Pfalz und die Region Trier aber weiterhin auf einem hohen zahlenmäßigen Gründungsniveau.
ARBEITSLOSIGKEIT EIN GRÜNDUNGSMOTIV
Die IHK Trier führt den leichten Rückgang der Gründungsraten auch darauf zurück, dass schwache Geschäftskonzepte durch Beratung verhindert werden konnten und die Gründungseuphorie der Ich-AG abgeebt ist.
Für die Hälfte der vom Starterzentrum der IHK Trier im Jahr 2005 Beratenen gab die Arbeitslosigkeit den Anstoß dazu, eine berufliche Selbstständigkeit anzustreben.
Die Branchenstruktur der Neuerrichtungen wird besonders geprägt vom Bereich Handel und Gastgewerbe mit rund 35 Prozent sowie dem Sektor Grundstücks- und Wohnungswesen mit 23 Prozent der insgesamt rund 4.000 Neuerrichtungen im Jahr 2005. Auf das verarbeitende Gewerbe entfielen dagegen lediglich vier Prozent der Neuerrichtungen.
STARTERZENTREN SIND ERSTE ANLAUFSTELLEN FÜR GRÜNDER
Bei den IHK-zugehörigen Betrieben verbuchte die IHK Trier im Jahresvergleich 2004/2005 eine Zunahme von 2,31 Prozent und bewegte sich damit auf Landesniveau. Im Landes- und Bundesvergleich legten im Bereich der IHK Trier allerdings die handelsregisterlich eingetragenen Unternehmen mit einem vollkaufmännischen Geschäftsumfang nur unterdurchschnittlich zu.
Bei den im Handelsregister eingetragenen Firmen ist die GmbH die beliebteste Rechtsform. Jedoch ist seit der Entscheidung des Bundesgerichtshofes (BGH) im Frühjahr 2003 die nach englischem Recht gegründete Limited mit Niederlassung in Deutschland attraktiver geworden. Auch die IHK Trier registrierte deutlich mehr Nachfrage nach europäischen Rechtsformen.
In Rheinland-Pfalz haben sich die Starterzentren von Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern als die zentrale Anlaufstelle für Unternehmensgründer etabliert. Sie bieten an 26 Standorten ein flächendeckendes Angebot. Im Rahmen dieses Konzeptes wurden die Beratungsangebote des Starterzentrums der IHK Trier auch im ersten Halbjahr 2006 stark nachgefragt. Für rund 915 Gründungswillige wurden telefonische Erstauskünfte gegeben. 370 Gründungsinteressierte haben an Informationsabenden, Seminaren und Workshops zur Unternehmensgründung teilgenommen. 200 Gründungsinteressierte wurden Starterpakete mit schriftlichen Basisinformationen herausgegeben.
Beratung und Information tun – so die Auffassung der IHK Trier - im Gründungsgeschehen weiterhin Not. Aus der täglichen Beratungspraxis empfiehlt die IHK Trier angehenden Unternehmensgründern nicht die Fördermittel, sondern den Kunden in den Mittelpunkt des Geschäftsvorhabens zu stellen. Unerlässliche Grundlage für die Selbstständigkeit seien eine entsprechende Kalkulation des Gründers und ein sehr gut kalkulierter Businessplan, mit dem der Gründer sich die Chancen und Risiken seines Vorhabens klar vor Augen führt. Denn ohne „Kompass“, so die IHK, drohe Schiffbruch. Vor diesem Hintergrund bietet die IHK Trier Workshops an, in denen das Rüstzeug für die Erstellung von Businessplänen vermittelt wird. Weiterhin regt die IHK Trier an, Lebenspartner und Familie in die Gründungsentscheidung einzubeziehen, weil sich gerade für langjährig abhängig Beschäftigte die Lebensumstände durch eine Selbstständigkeit fundamental ändern können. Schließlich wird angeraten, einen „Schwimmtest“ zu absolvieren. Vor dem Sprung ins kalte Wasser sollten angehende Unternehmer versuchen, Freunde und Bekannte von der Unternehmensidee zu überzeugen.
Um das Gründerklima generell zu verbessern, wird gefordert, das Thema Selbständigkeit durchgehend in die Lehrprogramme der Schulen und Hochschulen zu integrieren, das Nebeneinander mehrerer Förderinstrumente, insbesondere für Arbeitslose, zu beenden und bürokratische Hürden und Gründungsformalitäten abzubauen.
Lothar Philippi
philippi@trier.ihk.de