15.10.2004
Sinn und Sinnlichkeit im Reich der Düfte
Dieser Text ist vom 15.10.2004 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Edith Lücke zählt mit ihrer Trierer „first in beauty“ -Parfümerie zu den „Top Ten“ Deutschlands
Das denkmalgeschützte Kaufmannshaus – ein stattlicher Bau
aus dem 18. Jahrhundert – fällt sofort ins Auge. Außerdem duftet
es angenehm. Dieser Wohlgeruch und der rote Teppich auf der
Straße weisen den Weg und verkünden: Willkommen. Die Residenz von
Edith Lücke in der Trierer Neustraße ist von außen nicht
einsehbar und hat etwas von einem schönen Überraschungsei mit
einem betörenden Innenleben. Denn kaum hat man die Parfümerie
betreten, ist man mitten drin in einem Reich der Düfte, der Sinne
und des Wohlbefindens. Farben, Formen, Musik und Materialien
signalisieren: Hier stehen alle Zeichen auf Sinn und
Sinnlichkeit, hier darf man relaxen, träumen, sich verwöhnen
lassen. Flakons scheinen in den Originalregalen der alten
Weinhandlung nur darauf zu warten, ihren „Charme“ zu versprühen.
An den Wänden ersetzen Fotos der klassischen, strahlenden
Schönheit Audrey Hepburn herkömmliche Werbe-Poster aufgedonnerter
Modells. Das Personal: unaufdringlich, natürlich, sympathisch.
Und dann steht plötzlich die Frau im Raum, die das alles aufgebaut hat. Edith Lücke ist kleiner und zierlicher, als das Foto vermuten lässt, das sowohl Lücke-Tüten als auch Anzeigen-Serie bestimmt. Doch schnell wird deutlich, warum sie in der Fachpresse stets als Powerfrau beschrieben wird. Nach einer herzlichen Begrüßung kommt sie sofort zur Sache. „Ja, bei uns ist immer was los. Wir sind ein richtig großer Betrieb geworden“, sagt das Energiebündel und begrüßt im gleichen Atemzug eine Kundin, die ihr Neugeborenes mitgebracht hat.
VON TRIER AUS IN DEN DUFTOLYMP
Die „fast“ 53-Jährige ist nun schon seit über 30 Jahren in der Kosmetik-Branche tätig und hat sich längst einen großen Namen gemacht. Lücke: „In einer Zeit, in der viele privat geführte Parfümerien schließen, behaupten wir uns gut, zählen zu den Top Ten Deutschlands. Vor allem in den vergangenen zwei Jahren sind wir einen guten Schub weitergekommen.“ Was sie vor allem freut: Diese Bewertung, zu den begehrten Premium-Parfümerien gezählt zu werden, basiere nicht auf nackten Umsatzzahlen, sondern auf ihr wichtigen Werten wie Image, Personal, Fachkompetenz, Ausbildung und Angebot.
Erfolg und Beachtung seien nicht über Nacht gekommen, sondern Schritt für Schritt. Deshalb laufe sie auch nicht Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren. „Damals habe ich superklein angefangen. Mit einer Praktikantin an Bord ging es los. Neben dem Verkauf von Parfum hatte ich bereits das Standbein Kabine für kosmetische Behandlungen. Dem Konzept bin ich bis heute treu geblieben“, sagt sie. Viel zu verdanken habe sie der Ausbildung bei Gräfin von Haugwitz in der Berufsfachschule für Kosmetik in Bonn. Heute noch weiß sie eine gute Lehre zu schätzen ebenso wie berufliche Wanderjahre. Ein glücklicher Umstand sei zudem gewesen, dass sie in einer Trierer Drogerie arbeitete und dort früh mit Führungsaufgaben betraut wurde.
SCHÖNHEIT ALS LEBENSELIXIER
„Wahrscheinlich hatte ich immer schon ein selbstständiges Gefühl“, weiß sie heute. So wurde – zunächst mit einer Kollegin – dann alleine der Grundstein gelegt zur „Parfümerie Edith Lücke.“ Interesse hatte sie auch immer an dem schönen Haus in der Neustraße, und als der kleine Laden frei wurde, griff sie zu. „ Der Platz reichte damals aus“, so Edith Lücke. Doch mit dem Wachstum kam auch der Wunsch, sich im großen Stil in Sachen „ Schönheit als Lebenselixier“ zu verdingen. Heute setzt sie auf einer Fläche von 400 Quadratmetern ihre Ideen um und hat ein Institut der Sinne geschaffen.
Die Parfümerie im Erdgeschoss bietet alles, was Frau und Mann an Duft, Pflege und dekorativer Kosmetik gerne hätten. Die Flakons sind Ausdruck des „who is who“ in der hohen Kunst, Düfte zu kreieren. Caron, Carita, Creed, Edith Lücke führt alle namhaften Firmen. Im Bereich Mode ist das nicht anders. Geschenkartikel und Geschenkideen findet König Kunde im glasüberdachten Innenhof des historischen Gebäudes. Im Obergeschoss schließlich ist alles der Schönheit gewidmet. Es gibt nicht nur eine Schminkschule, sondern perfekt gestaltete Räume zur kosmetischen Behandlung. „Rosenrot“, „Morgentau“ oder „ Tausendundeine Nacht“ – die Namen sind (Behandlungs-)Programm.
„Wir haben ein sehr gut gemischtes Kundenklientel. Von 16 bis 80 Jahren, alles vertreten, Frauen genauso wie Männer“, freut sich Edith Lücke. Und wenn sie sagt, sie genieße jeden Tag und gehe „supergerne zur Arbeit“, dann glaubt man ihr das sofort. Sie habe nicht nur Freude an ihrem Beruf, sondern liebe auch die Menschen, die zu ihr kommen.
Gleichwohl wird schnell deutlich, dass eiserne Disziplin dahintersteckt, einen Betrieb mit 18 Beschäftigten erfolgreich zu führen. Ihr Arbeitstag währt von sieben Uhr in der Früh bis mindestens 20:30 Uhr, dazu kaum ein freier Sonntag. Zeit für Hobbys wie Tennis bleibe selten. Ein Glück sei auch, dass ihr Mann voll hinter ihr steht und sie in ihrem Engagement unterstützt.
Unbewusst habe sie wohl den richtigen Weg gewählt und sich gegen Preismarketing entschieden. So trotze sie mit ihrem guten Team der Konkurrenz in der Stadt. Leider könnten nicht viele privat geführte Parfümerien dem Druck des Preismarketing standhalten und müssten schließen. Engagiert tritt sie deshalb ein für Qualität als oberstes Gebot. Sie arbeitet im Vorstand des Verbandes „first in beauty“, der auf „Klasse statt Masse“ setzt. Darin haben sich führende Parfümerien Deutschlands zusammengeschlossen, die sich allesamt Standards verpflichtet fühlen und sich von Ketten und Warenhäusern abgrenzen wollen. Edith Lücke kauft zum Beispiel keine Nahostware „von der Stange“, sondern schätzt kleine, feine Unternehmen in Italien oder Frankreich, vertraut Produkten aus den Trendstädten wie Mailand oder Paris.
DER KUNDE IST EIN LIEBER GAST
Dass Edith Lücke mittlerweile von Sylt bis zu den Alpen bekannt ist, ist für die Powerfrau Ansporn. Kapital sei ihr Team, sie rekrutiert junge Mitarbeiter ebenso wie reife Semester nach dem Motto: „Die Mischung macht es.“ Ihnen verlangt sie ein Höchstmaß an Professionalität ab, denn „das dürfen die Kunden erwarten“.
Ebenso, von der Chefin höchstpersönlich betreut zu werden. Edith Lücke hat kürzlich eigens eine Geschäftsführerin eingestellt, die ihr den Rücken frei hält. „Meine Reisen in die Duft-Metropolen habe ich zwar immer an den Wochenenden unternommen, aber mir fehlte doch zuletzt Zeit für meine Kunden.“ Ihr Geschäft sei nun einmal sehr stark auf ihre Person zugeschnitten, und das dürfe sich nicht ändern. Und so kommt es, dass Edith Lücke nicht nur die Kunden wie einen lieben Gast begrüßt und behandelt. Wenn einmal Not ist, dann packt sie zu, ganz gleich ob Augenbrauen zu zupfen sind oder eine Maske den Teint rosig schimmern lassen soll.
Bewahrt hat sich Edith Lücke auch ihre Liebe für Veränderungen und Überraschungen. So tüftelt sie ständig an der Ausstattung herum oder erfreut mit ihrem Faible für Poesie. Hier ein Zitat von Nietzsche, dort ein Spruch von Hermann Hesse. Gerne erzählt sie Geschichten zu den Edeldüften, die so zu sympathischen Begleitern werden.
Selbstverständlich haben es ihr die Klassiker auch in der Welt der Düfte angetan. „Ich liebe diese Sachen. So eine Kreation von Guerlain oder ein für Napoleon gefertigter Klassiker – das sind Juwelen“, urteilt die Fachfrau. Nicht alles, was der Trend vorschreibt, interessiere sie. Und wieder kommt es auf die Mischung an: „Für die Zukunft wünsche ich mir, Tradition und Zeitgeist miteinander zu verbinden.“
Ingrid Fusenig
Und dann steht plötzlich die Frau im Raum, die das alles aufgebaut hat. Edith Lücke ist kleiner und zierlicher, als das Foto vermuten lässt, das sowohl Lücke-Tüten als auch Anzeigen-Serie bestimmt. Doch schnell wird deutlich, warum sie in der Fachpresse stets als Powerfrau beschrieben wird. Nach einer herzlichen Begrüßung kommt sie sofort zur Sache. „Ja, bei uns ist immer was los. Wir sind ein richtig großer Betrieb geworden“, sagt das Energiebündel und begrüßt im gleichen Atemzug eine Kundin, die ihr Neugeborenes mitgebracht hat.
VON TRIER AUS IN DEN DUFTOLYMP
Die „fast“ 53-Jährige ist nun schon seit über 30 Jahren in der Kosmetik-Branche tätig und hat sich längst einen großen Namen gemacht. Lücke: „In einer Zeit, in der viele privat geführte Parfümerien schließen, behaupten wir uns gut, zählen zu den Top Ten Deutschlands. Vor allem in den vergangenen zwei Jahren sind wir einen guten Schub weitergekommen.“ Was sie vor allem freut: Diese Bewertung, zu den begehrten Premium-Parfümerien gezählt zu werden, basiere nicht auf nackten Umsatzzahlen, sondern auf ihr wichtigen Werten wie Image, Personal, Fachkompetenz, Ausbildung und Angebot.
Erfolg und Beachtung seien nicht über Nacht gekommen, sondern Schritt für Schritt. Deshalb laufe sie auch nicht Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren. „Damals habe ich superklein angefangen. Mit einer Praktikantin an Bord ging es los. Neben dem Verkauf von Parfum hatte ich bereits das Standbein Kabine für kosmetische Behandlungen. Dem Konzept bin ich bis heute treu geblieben“, sagt sie. Viel zu verdanken habe sie der Ausbildung bei Gräfin von Haugwitz in der Berufsfachschule für Kosmetik in Bonn. Heute noch weiß sie eine gute Lehre zu schätzen ebenso wie berufliche Wanderjahre. Ein glücklicher Umstand sei zudem gewesen, dass sie in einer Trierer Drogerie arbeitete und dort früh mit Führungsaufgaben betraut wurde.
SCHÖNHEIT ALS LEBENSELIXIER
„Wahrscheinlich hatte ich immer schon ein selbstständiges Gefühl“, weiß sie heute. So wurde – zunächst mit einer Kollegin – dann alleine der Grundstein gelegt zur „Parfümerie Edith Lücke.“ Interesse hatte sie auch immer an dem schönen Haus in der Neustraße, und als der kleine Laden frei wurde, griff sie zu. „ Der Platz reichte damals aus“, so Edith Lücke. Doch mit dem Wachstum kam auch der Wunsch, sich im großen Stil in Sachen „ Schönheit als Lebenselixier“ zu verdingen. Heute setzt sie auf einer Fläche von 400 Quadratmetern ihre Ideen um und hat ein Institut der Sinne geschaffen.
Die Parfümerie im Erdgeschoss bietet alles, was Frau und Mann an Duft, Pflege und dekorativer Kosmetik gerne hätten. Die Flakons sind Ausdruck des „who is who“ in der hohen Kunst, Düfte zu kreieren. Caron, Carita, Creed, Edith Lücke führt alle namhaften Firmen. Im Bereich Mode ist das nicht anders. Geschenkartikel und Geschenkideen findet König Kunde im glasüberdachten Innenhof des historischen Gebäudes. Im Obergeschoss schließlich ist alles der Schönheit gewidmet. Es gibt nicht nur eine Schminkschule, sondern perfekt gestaltete Räume zur kosmetischen Behandlung. „Rosenrot“, „Morgentau“ oder „ Tausendundeine Nacht“ – die Namen sind (Behandlungs-)Programm.
„Wir haben ein sehr gut gemischtes Kundenklientel. Von 16 bis 80 Jahren, alles vertreten, Frauen genauso wie Männer“, freut sich Edith Lücke. Und wenn sie sagt, sie genieße jeden Tag und gehe „supergerne zur Arbeit“, dann glaubt man ihr das sofort. Sie habe nicht nur Freude an ihrem Beruf, sondern liebe auch die Menschen, die zu ihr kommen.
Gleichwohl wird schnell deutlich, dass eiserne Disziplin dahintersteckt, einen Betrieb mit 18 Beschäftigten erfolgreich zu führen. Ihr Arbeitstag währt von sieben Uhr in der Früh bis mindestens 20:30 Uhr, dazu kaum ein freier Sonntag. Zeit für Hobbys wie Tennis bleibe selten. Ein Glück sei auch, dass ihr Mann voll hinter ihr steht und sie in ihrem Engagement unterstützt.
Unbewusst habe sie wohl den richtigen Weg gewählt und sich gegen Preismarketing entschieden. So trotze sie mit ihrem guten Team der Konkurrenz in der Stadt. Leider könnten nicht viele privat geführte Parfümerien dem Druck des Preismarketing standhalten und müssten schließen. Engagiert tritt sie deshalb ein für Qualität als oberstes Gebot. Sie arbeitet im Vorstand des Verbandes „first in beauty“, der auf „Klasse statt Masse“ setzt. Darin haben sich führende Parfümerien Deutschlands zusammengeschlossen, die sich allesamt Standards verpflichtet fühlen und sich von Ketten und Warenhäusern abgrenzen wollen. Edith Lücke kauft zum Beispiel keine Nahostware „von der Stange“, sondern schätzt kleine, feine Unternehmen in Italien oder Frankreich, vertraut Produkten aus den Trendstädten wie Mailand oder Paris.
DER KUNDE IST EIN LIEBER GAST
Dass Edith Lücke mittlerweile von Sylt bis zu den Alpen bekannt ist, ist für die Powerfrau Ansporn. Kapital sei ihr Team, sie rekrutiert junge Mitarbeiter ebenso wie reife Semester nach dem Motto: „Die Mischung macht es.“ Ihnen verlangt sie ein Höchstmaß an Professionalität ab, denn „das dürfen die Kunden erwarten“.
Ebenso, von der Chefin höchstpersönlich betreut zu werden. Edith Lücke hat kürzlich eigens eine Geschäftsführerin eingestellt, die ihr den Rücken frei hält. „Meine Reisen in die Duft-Metropolen habe ich zwar immer an den Wochenenden unternommen, aber mir fehlte doch zuletzt Zeit für meine Kunden.“ Ihr Geschäft sei nun einmal sehr stark auf ihre Person zugeschnitten, und das dürfe sich nicht ändern. Und so kommt es, dass Edith Lücke nicht nur die Kunden wie einen lieben Gast begrüßt und behandelt. Wenn einmal Not ist, dann packt sie zu, ganz gleich ob Augenbrauen zu zupfen sind oder eine Maske den Teint rosig schimmern lassen soll.
Bewahrt hat sich Edith Lücke auch ihre Liebe für Veränderungen und Überraschungen. So tüftelt sie ständig an der Ausstattung herum oder erfreut mit ihrem Faible für Poesie. Hier ein Zitat von Nietzsche, dort ein Spruch von Hermann Hesse. Gerne erzählt sie Geschichten zu den Edeldüften, die so zu sympathischen Begleitern werden.
Selbstverständlich haben es ihr die Klassiker auch in der Welt der Düfte angetan. „Ich liebe diese Sachen. So eine Kreation von Guerlain oder ein für Napoleon gefertigter Klassiker – das sind Juwelen“, urteilt die Fachfrau. Nicht alles, was der Trend vorschreibt, interessiere sie. Und wieder kommt es auf die Mischung an: „Für die Zukunft wünsche ich mir, Tradition und Zeitgeist miteinander zu verbinden.“
Ingrid Fusenig