01.09.2012
So schmeckt der Saargau
Dieser Text ist vom 01.09.2012 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Wo besondere Produkte zu Hause sind – Whisky, Käse und Fisch aus dem Saargau sind längst in aller Munde
Schon an der Eingangstür könnte man ihn am Duft erkennen. Es riecht angenehm, irgendwie anziehend. Eine Mischung aus Getreide, Alkohol und Frucht. Oder ist es Honig? Die beleuchtete Theke „empfängt“ Besucher mit gut gefüllten Flaschen in edlem Design und verrät, woher der „Wind“ weht. Neben Schnäpsen ist es Whisky, der hier gebrannt wird. Doch wer nun an schottische Hochmoore, an Nebel und rauchige Torffeuer denkt, der irrt. Irland? Kanada? Ebenso weit gefehlt. Dieses „Hochland“ liegt im Saargau.
In Wincheringen-Bilzingen, auf einem Höhenzug zwischen den Weinanbaugebieten Mosel und Saar, wird in einer Whisky-Brennerei „Threeland Single Malt“ produziert. Ein für unsere Region nicht unbedingt typisches Produkt.
Whisky „made im Saargau“? „Ja, warum nicht?“ fragt Andreas Vallendar zurück. Er war schon lange Feuer und Flamme, die hohe Kunst des Whisky-Brennens in seiner Heimat salonfähig zu machen. Doch der Reihe nach.
KEINE SCHNAPSIDEE: WHISKY MADE IM SAARGAU
Im 1824 gegründeten Gutshof in Bilzingen destilliert Familie Vallendar bereits seit mehreren Generationen Obstbrände. „Auch mein Vater hatte neben seiner Arbeit in der Landwirtschaft und im Weinbau eine Obstbrennerei. Es war sein Hobby“, erzählt Andreas Vallendar, der die Technik des Schnapsbrennens ebenfalls als „interessant“, vor allem aber als „ausbaufähig“ einstufte. Während seiner Studien- und Ausbildungszeit beschäftigte sich der heutige Ingenieur der Getränketechnologie zunächst mit dem Bierbrauen. Vor allem die Analytik faszinierte ihn. Inhaltsstoffen auf den Grund gehen, Spirituosen bewerten – nach und nach tastete er sich auch an das Thema Whisky heran. „Ich habe immer gerne quer gearbeitet.“ Mit Erfolg. Brennmeister Andreas Vallendar und sein Bruder Carlo haben ein neues „Fass aufgemacht“: ein Whisky-Fass.
Bereits mit den ersten herangereiften Produkten der 2004 gegründeten „Distillery Avadis“ waren die Newcomer schnell in aller Munde. Nicht zuletzt, weil Jim Murray 2010 in seinem Buch „Whisky-Bible“ den „Threeland Single Malt Whisky 2006“ der „AV-Brennerei Andreas Vallendar“ als brillant bezeichnete und 93 von 100 möglichen Punkten vergab. Die „Bible“ gilt tatsächlich als so etwas wie die Bibel der Whisky-Liebhaber. Es ist ein Standardwerk, in dem Murray beschreibt, welcher Whisky weltweit wie schmeckt. Andreas Vallendar: „Das Lob war ein Türöffner.“
NEIN, KEIN SCHOTTE - EIN "THREELAND SINGLE MALT"
In einem Gourmet-Magazin hieß es schwärmerisch: „Schönes helles Amalgam aus röstigen und honigkaramelligen Noten, konsequent am Gaumen, kompakt und anhaltend.“
Ein Whisky also, der genauso gut schmeckt wie ein schottischer Import? Gut – ja, aber: „Es ist ein anderer Whisky, als der, der in schottischen Betrieben hergestellt wird.“ Und das ist durchaus gewollt. „Wir müssen uns abheben. Geschmack ist der Hauptabgrenzungsfaktor“, erklärt Andreas Vallendar. Und wie ist die Geschmacksphilosophie? „Ganz einfach, erst einmal hat es mir geschmeckt. Und dann braucht man Glück, auch den Geschmack anderer zu treffen.“ Seine Whiskys haben einen „leichten, malzigen, weinigen Charakter“.
Bei dem so hochgelobten Whisky handelt es sich um einen zweifach destillierten Malt. Die „schonend gemälzte Gerste“ stammt aus dem Dreiländereck Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Daher auch der Name „Threeland“. Der „etwas andere“ Geschmack oder Charakter, der dem Brennmeister so wichtig ist, resultiert aus der Lagerung in Barrique-Holzfässern. Die waren zuvor für den Weißweinausbau genutzt worden. Vallendar: „Das Fass prägt den Charakter.“
Qualität und Mund-zu-Mund-Propaganda – das sind bisher die Säulen der Vermarktung. „Man kann hier einfach klingeln. Der Hauptverkauf spielt sich bei uns auf dem Hof ab“, sagt Vallendar. Noch: Denn neben der Direktvermarktung läuft auch der Verkauf via Internet gerade an – und zwar vielversprechend. In wichtigen Getränke-Internet-Shops ist „Threeland“ schon zu finden: der Single Malt, der Single Malt „Sherry Finish“ und der Single Malt „Port Wood Finish“. Für „Einsteiger“ oder den kleinen „Whisky-Durst zwischendurch“ gibt es den Klassiker auch im Kleinformat: der Single Malt Mini.
MARKTFORSCHUNG AM HOF, KLINKEN-PUTZEN UND DAS INTERNET
Ansonsten setzt man auf Pressearbeit, Klinkenputzen und den Ausbau eines guten Händlernetzes. Die Familie ist auf ungewohntem Terrain unterwegs, doch abwegig ist es keinesfalls. Der Trend spricht ganz klar für das „Unternehmen“ Whisky aus deutschen Landen. Denn: Regionale Produkte sind im Kommen.
Als Whisky-Produzent habe man ein sehr selektives Publikum, beim Thema Whisky spiele die Philosophie eine große Rolle. Andreas Vallendar ist es wichtig, seine Kunden (sie kommen vornehmlich aus Deutschland, Luxemburg und Belgien) kennen zu lernen, ihre Anregungen und ihre Kritik aufzugreifen. Deshalb findet er es nach wie vor gut, dass viele der Kunden nach Bilzingen kommen. „Marktforschung am Hof“ nennt er das. Und die will er ausbauen. Ein Besucherzentrum schaffen, Seminare anbieten, Verkostungsmöglichkeiten eröffnen. „Wir bedienen eine Nische. Es ist eine interessante Produktion gegen den Strom“, sagt Andreas Vallendar.
DIE FORELLE AUS DEM ROSENGARTEN
Gegen den Strom schwimmen: Damit kennt sich im reinen Wortsinn auch ein anderer Anbieter aus dem Saargau aus. Und es geht auch um Flüssiges. Um Wasser nämlich. Fische brauchen ganz besondere „Rahmenbedingungen“, um gut und gesund zu gedeihen. Und die Gesundheit der Fische ist das A und O der Firmenphilosophie des Forellengutes Rosengarten, das Marc Rosengarten in Trassem betreibt. „Fischzucht, Flussfischerei, Futtermittel, Fischräucherei“ – das Forellengut hat gleich mehrere Betätigungsfelder.
Vertrieb und Vermarktung: Da ist Arnim Schmidt-Dominé, der ansonsten in Trier-Heiligkreuz einen Kommunikationsdienst aufgebaut hat, der Ansprechpartner. Mit Kommunikation kennt er sich aus, und wohl dem, der eine Führung à la Schmidt-Dominé auf dem Forellengut erleben kann. Während er die hochmoderne Technik, die Wasser-Zuleitung aus der Leuk, die Brut-Häuser und die naturnahen Teiche zeigt und die Arbeitsweise erklärt, wird deutlich, wie viel Sorgfalt, Liebe und Leidenschaft dahinterstecken. „In der Forellenzucht spielt die Wasserqualität eine ganz große Rolle. Nur im klaren, sauerstoffreichen Wasser bleibt der Fisch gesund. Das macht ihn lecker“, sagt Arnim Schmidt-Dominé. Neben Regenbogen- und Bachforellen sei vor allem der Saibling anspruchsvoll.
DIE PRODUKTE SIND EIN GUTER FANG
Seit 1973 führt Familie Rosengarten auf dem Forellengut die Regiefäden und hat das frühere Mühlengelände stetig renoviert und erneuert. Heute zählt der Betrieb zu den führenden Fischzuchtunternehmen in Rheinland-Pfalz und im Raum Saar-Lor-Lux und ist Ausbildungsbetrieb im Beruf „Fischwirt“. Neben den Forellen werden auch Zierfische, Störe und Satzfische gezüchtet. Satzfische – so nennt man Forellensetzlinge und Speisefische für Fischzuchten, Angelsportvereine und Hobbyteichwirte. Der Betrieb bewirtschaftet zudem Gebiete auf Saar und Mosel, und so können den Kunden auch Aal, Zander und Weißfische aus eigenem Fang angeboten werden.
Auf der riesigen Anlage direkt an der Leuk gibt es Platz für 30 Teiche, drei Bruthäuser, die Verarbeitungshalle und eine so genannte Hälteranlage. Die Größe des Areals bedeutet aber nicht, dass es um Masse geht. Der Betrieb setzt eindeutig auf Qualität. „Unsere Fische haben viel Platz zum Schwimmen. Die Besatzdichte ist gering. Die Becken sind so angelegt, dass sie sich nicht so leicht verletzen können. Wir halten unsere Fische in naturnahen Teichen. Natur pur statt Massentierhaltung.“ Das Forellengut hat das sogar schriftlich, hat sich vom Deutschen Institut für Nachhaltigkeit zertifizieren lassen und das Prüfsiegel „Gesicherte Nachhaltigkeit“ erhalten.
Die Fische schmecken einfach lecker, und das spricht sich herum. In einer Feinschmecker-Zeitung etwa hieß es: „Traditionelles Handwerk, moderne Technik und naturnahe Zucht sorgen für ausgezeichnete Qualität.“ Oder: „Lecker, eben eine typische ‚Rosengarten-Forelle‘.“
DIREKTVERMARKTUNG STEHT WEITERHIN HOCH IM KURS
Und der Verkauf? Arnim Schmidt-Dominé bringt auf Anfrage bestellte Ware mit nach Trier. „Wir beliefern auch Gastronomiebetriebe vom südlichen Saarland bis hinter Trier.“ In vielen Feinkostläden sind die Rosengarten-Produkte ebenfalls zu finden; man zeigt sich auf Messen und gehört zu einem Händlerpool. Werbung, Anzeigen, das Internet, der Web-Shop – Rosengarten nutzt die ganze Bandbreite aus. Aber hoch im Kurs steht weiterhin die seit Jahren bewährte Direktvermarktung. Die Kunden kommen direkt auf das Gut und kaufen im Fischladen: Frisch- und Räucherfisch, Fischpasteten, Salate, Fischsuppen, und auch Fischplatten für die Feier zu Hause oder den Sekt-Empfang in der Firma gehen gerne über die Theke.
„Wohlfühlen wie ein Fisch im Wasser“ – diese Devise soll auch für Besucher gelten. Führungen, kulinarische Erlebnisse (Wein, Kultur, Fisch), Tage der offenen Tür, Musik, Sommerfest, mal ist ein Winzer da, dann wieder eine Käserei vertreten: Das „Forellengut Rosengarten“ lässt sich einiges einfallen, um auf sich aufmerksam zu machen.
DER MANN MIT DEN WEISSEN STIEFELN
Einkaufsmöglichkeiten direkt beim Erzeuger in der Heimat schaffen, die Kunden kennen lernen, zeigen, wo der gute Geschmack zu Hause ist. Diese Strategien verfolgt auch Peter Büdinger. Sein Metier: Käse aus Rohmilch, garantiert selbst gemacht. Wie er seine leckeren Produkte an den Mann und die Frau bringt, kann man vor Ort erleben. Am besten samstags, dann ist Käsemarkt.
Also nichts wie hin zum Käse-Produzenten des Vertrauens: Es ist 10 Uhr, das regnerische Wetter regt nicht gerade zum „Außentermin“ an, doch in Mannebach herrscht auf dem Hof von Peter Büdinger und seiner Familie bereits Hochbetrieb. Denn der Käsemarkt entpuppt sich als eine etwas größere Veranstaltung. „Mannebacher Marktleut“ – so der Slogan – bieten hier ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse feil. Da gibt es neben Käse auch Mannebacher Viez. Apfelsaft oder Hochprozentiges. Doch nicht nur Anbieter aus der Gemeinde beschicken den Markt. Nur einige Beispiele: „De Bääker“ Peter Marxen aus Dittlingen backt vor Ort im Holzbackofen. „Hej ged Brot gebaak“, sagt er. Sein „Rezept“: „Saaten und Mahlerzeugnisse in Biolandqualität aus regionalem Anbau.“ Fleisch, Wurst, Geflügel kommen aus Perl-Nennig und Merzkirchen, der Wein stammt vom Weingut Schmitt-Kranz in Riol. „Gemeinsam sind wir stark“ lautet die Devise.
Doch zurück zum Käse. „Wenn Sie meinen Mann suchen, das ist der mit den weißen Stiefeln“, erklärt Petra Büdinger. Doch die „weißen Stiefel“ sind noch nicht aufgetaucht. Peter Büdinger ist noch in der eigenen Käserei, die ein paar Kilometer vom Hof entfernt liegt. Nachschub muss her, denn der Käse geht weg wie warme Semmel. Das Angebot in der Käse-Theke kann sich sehen und vor allem schmecken lassen. Da gibt es Frisch- und Schnittkäse in vielen Variationen – mal naturbelassen, mal als Spezialitäten mit Bockshornklee, Bärlauch, Knoblauch oder italienischen Kräutern. Bergkäse, Nusskäse, Knobistange, Pfannenkäse – alles, was das Herz begehrt. Hoch im Kurs steht vor allem der „Mannebert“, ein Camembert. Den hat Peter Büdinger gerade mitgebracht und erklärt: „Der ist ganz frisch. Den würde ich noch ein paar Tage liegen lassen, dann schmeckt er so richtig gut.“
WO DIE MILCH FLIESST UND EINE NEUE EINKOMMENSQUELLE SPRUDELT
Die Milchwirtschaft mit damals 70 Kühen betreibt die Familie nicht mehr; heute arbeiten Petra und Peter Büdinger abseits des Betriebs. Doch die Käse-Produktion läuft im Nebenerwerb munter weiter. Die Kühe sind passé. Doch sie waren es, die die Idee zur eigenen Käserei reifen ließen. Damals war der Milchpreis schlecht. „Man muss doch aus unserer guten Milch etwas machen können“ lautete der Gedanke. Den Milchfluss in alternative Einkommensquellen umwandeln. So begannen die Büdingers, die Käseherstellung zu lernen. In Kursen, Vorträgen, Seminaren – und mit Experimentierfreude. So war am Anfang „der Kochtopf mit Milch“. Ja, und was daraus geworden ist, kann jeder schmecken.
Donnerstags und freitags von 14 bis 19 Uhr ist auch der Riedhof-Käseladen geöffnet, freitags ist man auf dem Trierer Wochenmarkt vertreten. Weil die Zeit einfach fehlt, sich noch häufiger draußen auf Märkten zu präsentieren, entstand überhaupt erst die Idee zum Markt am Samstag. Aus der Not hat man eine Tugend gemacht.
Auf den kleinen Flyern zum Käsemarkt ist ein Cartoon zu sehen. Darauf Peter Büdinger, wie der Zeichner ihn sieht: fröhlich, vor einem riesigen Käserollen-Berg. Die Aufschrift könnte passender kaum sein für den Saargau: „Wir machen hier die Lebensmittel.“
In Wincheringen-Bilzingen, auf einem Höhenzug zwischen den Weinanbaugebieten Mosel und Saar, wird in einer Whisky-Brennerei „Threeland Single Malt“ produziert. Ein für unsere Region nicht unbedingt typisches Produkt.
Whisky „made im Saargau“? „Ja, warum nicht?“ fragt Andreas Vallendar zurück. Er war schon lange Feuer und Flamme, die hohe Kunst des Whisky-Brennens in seiner Heimat salonfähig zu machen. Doch der Reihe nach.
KEINE SCHNAPSIDEE: WHISKY MADE IM SAARGAU
Im 1824 gegründeten Gutshof in Bilzingen destilliert Familie Vallendar bereits seit mehreren Generationen Obstbrände. „Auch mein Vater hatte neben seiner Arbeit in der Landwirtschaft und im Weinbau eine Obstbrennerei. Es war sein Hobby“, erzählt Andreas Vallendar, der die Technik des Schnapsbrennens ebenfalls als „interessant“, vor allem aber als „ausbaufähig“ einstufte. Während seiner Studien- und Ausbildungszeit beschäftigte sich der heutige Ingenieur der Getränketechnologie zunächst mit dem Bierbrauen. Vor allem die Analytik faszinierte ihn. Inhaltsstoffen auf den Grund gehen, Spirituosen bewerten – nach und nach tastete er sich auch an das Thema Whisky heran. „Ich habe immer gerne quer gearbeitet.“ Mit Erfolg. Brennmeister Andreas Vallendar und sein Bruder Carlo haben ein neues „Fass aufgemacht“: ein Whisky-Fass.
Bereits mit den ersten herangereiften Produkten der 2004 gegründeten „Distillery Avadis“ waren die Newcomer schnell in aller Munde. Nicht zuletzt, weil Jim Murray 2010 in seinem Buch „Whisky-Bible“ den „Threeland Single Malt Whisky 2006“ der „AV-Brennerei Andreas Vallendar“ als brillant bezeichnete und 93 von 100 möglichen Punkten vergab. Die „Bible“ gilt tatsächlich als so etwas wie die Bibel der Whisky-Liebhaber. Es ist ein Standardwerk, in dem Murray beschreibt, welcher Whisky weltweit wie schmeckt. Andreas Vallendar: „Das Lob war ein Türöffner.“
NEIN, KEIN SCHOTTE - EIN "THREELAND SINGLE MALT"
In einem Gourmet-Magazin hieß es schwärmerisch: „Schönes helles Amalgam aus röstigen und honigkaramelligen Noten, konsequent am Gaumen, kompakt und anhaltend.“
Ein Whisky also, der genauso gut schmeckt wie ein schottischer Import? Gut – ja, aber: „Es ist ein anderer Whisky, als der, der in schottischen Betrieben hergestellt wird.“ Und das ist durchaus gewollt. „Wir müssen uns abheben. Geschmack ist der Hauptabgrenzungsfaktor“, erklärt Andreas Vallendar. Und wie ist die Geschmacksphilosophie? „Ganz einfach, erst einmal hat es mir geschmeckt. Und dann braucht man Glück, auch den Geschmack anderer zu treffen.“ Seine Whiskys haben einen „leichten, malzigen, weinigen Charakter“.
Bei dem so hochgelobten Whisky handelt es sich um einen zweifach destillierten Malt. Die „schonend gemälzte Gerste“ stammt aus dem Dreiländereck Deutschland, Luxemburg und Frankreich. Daher auch der Name „Threeland“. Der „etwas andere“ Geschmack oder Charakter, der dem Brennmeister so wichtig ist, resultiert aus der Lagerung in Barrique-Holzfässern. Die waren zuvor für den Weißweinausbau genutzt worden. Vallendar: „Das Fass prägt den Charakter.“
Qualität und Mund-zu-Mund-Propaganda – das sind bisher die Säulen der Vermarktung. „Man kann hier einfach klingeln. Der Hauptverkauf spielt sich bei uns auf dem Hof ab“, sagt Vallendar. Noch: Denn neben der Direktvermarktung läuft auch der Verkauf via Internet gerade an – und zwar vielversprechend. In wichtigen Getränke-Internet-Shops ist „Threeland“ schon zu finden: der Single Malt, der Single Malt „Sherry Finish“ und der Single Malt „Port Wood Finish“. Für „Einsteiger“ oder den kleinen „Whisky-Durst zwischendurch“ gibt es den Klassiker auch im Kleinformat: der Single Malt Mini.
MARKTFORSCHUNG AM HOF, KLINKEN-PUTZEN UND DAS INTERNET
Ansonsten setzt man auf Pressearbeit, Klinkenputzen und den Ausbau eines guten Händlernetzes. Die Familie ist auf ungewohntem Terrain unterwegs, doch abwegig ist es keinesfalls. Der Trend spricht ganz klar für das „Unternehmen“ Whisky aus deutschen Landen. Denn: Regionale Produkte sind im Kommen.
Als Whisky-Produzent habe man ein sehr selektives Publikum, beim Thema Whisky spiele die Philosophie eine große Rolle. Andreas Vallendar ist es wichtig, seine Kunden (sie kommen vornehmlich aus Deutschland, Luxemburg und Belgien) kennen zu lernen, ihre Anregungen und ihre Kritik aufzugreifen. Deshalb findet er es nach wie vor gut, dass viele der Kunden nach Bilzingen kommen. „Marktforschung am Hof“ nennt er das. Und die will er ausbauen. Ein Besucherzentrum schaffen, Seminare anbieten, Verkostungsmöglichkeiten eröffnen. „Wir bedienen eine Nische. Es ist eine interessante Produktion gegen den Strom“, sagt Andreas Vallendar.
DIE FORELLE AUS DEM ROSENGARTEN
Gegen den Strom schwimmen: Damit kennt sich im reinen Wortsinn auch ein anderer Anbieter aus dem Saargau aus. Und es geht auch um Flüssiges. Um Wasser nämlich. Fische brauchen ganz besondere „Rahmenbedingungen“, um gut und gesund zu gedeihen. Und die Gesundheit der Fische ist das A und O der Firmenphilosophie des Forellengutes Rosengarten, das Marc Rosengarten in Trassem betreibt. „Fischzucht, Flussfischerei, Futtermittel, Fischräucherei“ – das Forellengut hat gleich mehrere Betätigungsfelder.
Vertrieb und Vermarktung: Da ist Arnim Schmidt-Dominé, der ansonsten in Trier-Heiligkreuz einen Kommunikationsdienst aufgebaut hat, der Ansprechpartner. Mit Kommunikation kennt er sich aus, und wohl dem, der eine Führung à la Schmidt-Dominé auf dem Forellengut erleben kann. Während er die hochmoderne Technik, die Wasser-Zuleitung aus der Leuk, die Brut-Häuser und die naturnahen Teiche zeigt und die Arbeitsweise erklärt, wird deutlich, wie viel Sorgfalt, Liebe und Leidenschaft dahinterstecken. „In der Forellenzucht spielt die Wasserqualität eine ganz große Rolle. Nur im klaren, sauerstoffreichen Wasser bleibt der Fisch gesund. Das macht ihn lecker“, sagt Arnim Schmidt-Dominé. Neben Regenbogen- und Bachforellen sei vor allem der Saibling anspruchsvoll.
DIE PRODUKTE SIND EIN GUTER FANG
Seit 1973 führt Familie Rosengarten auf dem Forellengut die Regiefäden und hat das frühere Mühlengelände stetig renoviert und erneuert. Heute zählt der Betrieb zu den führenden Fischzuchtunternehmen in Rheinland-Pfalz und im Raum Saar-Lor-Lux und ist Ausbildungsbetrieb im Beruf „Fischwirt“. Neben den Forellen werden auch Zierfische, Störe und Satzfische gezüchtet. Satzfische – so nennt man Forellensetzlinge und Speisefische für Fischzuchten, Angelsportvereine und Hobbyteichwirte. Der Betrieb bewirtschaftet zudem Gebiete auf Saar und Mosel, und so können den Kunden auch Aal, Zander und Weißfische aus eigenem Fang angeboten werden.
Auf der riesigen Anlage direkt an der Leuk gibt es Platz für 30 Teiche, drei Bruthäuser, die Verarbeitungshalle und eine so genannte Hälteranlage. Die Größe des Areals bedeutet aber nicht, dass es um Masse geht. Der Betrieb setzt eindeutig auf Qualität. „Unsere Fische haben viel Platz zum Schwimmen. Die Besatzdichte ist gering. Die Becken sind so angelegt, dass sie sich nicht so leicht verletzen können. Wir halten unsere Fische in naturnahen Teichen. Natur pur statt Massentierhaltung.“ Das Forellengut hat das sogar schriftlich, hat sich vom Deutschen Institut für Nachhaltigkeit zertifizieren lassen und das Prüfsiegel „Gesicherte Nachhaltigkeit“ erhalten.
Die Fische schmecken einfach lecker, und das spricht sich herum. In einer Feinschmecker-Zeitung etwa hieß es: „Traditionelles Handwerk, moderne Technik und naturnahe Zucht sorgen für ausgezeichnete Qualität.“ Oder: „Lecker, eben eine typische ‚Rosengarten-Forelle‘.“
DIREKTVERMARKTUNG STEHT WEITERHIN HOCH IM KURS
Und der Verkauf? Arnim Schmidt-Dominé bringt auf Anfrage bestellte Ware mit nach Trier. „Wir beliefern auch Gastronomiebetriebe vom südlichen Saarland bis hinter Trier.“ In vielen Feinkostläden sind die Rosengarten-Produkte ebenfalls zu finden; man zeigt sich auf Messen und gehört zu einem Händlerpool. Werbung, Anzeigen, das Internet, der Web-Shop – Rosengarten nutzt die ganze Bandbreite aus. Aber hoch im Kurs steht weiterhin die seit Jahren bewährte Direktvermarktung. Die Kunden kommen direkt auf das Gut und kaufen im Fischladen: Frisch- und Räucherfisch, Fischpasteten, Salate, Fischsuppen, und auch Fischplatten für die Feier zu Hause oder den Sekt-Empfang in der Firma gehen gerne über die Theke.
„Wohlfühlen wie ein Fisch im Wasser“ – diese Devise soll auch für Besucher gelten. Führungen, kulinarische Erlebnisse (Wein, Kultur, Fisch), Tage der offenen Tür, Musik, Sommerfest, mal ist ein Winzer da, dann wieder eine Käserei vertreten: Das „Forellengut Rosengarten“ lässt sich einiges einfallen, um auf sich aufmerksam zu machen.
DER MANN MIT DEN WEISSEN STIEFELN
Einkaufsmöglichkeiten direkt beim Erzeuger in der Heimat schaffen, die Kunden kennen lernen, zeigen, wo der gute Geschmack zu Hause ist. Diese Strategien verfolgt auch Peter Büdinger. Sein Metier: Käse aus Rohmilch, garantiert selbst gemacht. Wie er seine leckeren Produkte an den Mann und die Frau bringt, kann man vor Ort erleben. Am besten samstags, dann ist Käsemarkt.
Also nichts wie hin zum Käse-Produzenten des Vertrauens: Es ist 10 Uhr, das regnerische Wetter regt nicht gerade zum „Außentermin“ an, doch in Mannebach herrscht auf dem Hof von Peter Büdinger und seiner Familie bereits Hochbetrieb. Denn der Käsemarkt entpuppt sich als eine etwas größere Veranstaltung. „Mannebacher Marktleut“ – so der Slogan – bieten hier ihre landwirtschaftlichen Erzeugnisse feil. Da gibt es neben Käse auch Mannebacher Viez. Apfelsaft oder Hochprozentiges. Doch nicht nur Anbieter aus der Gemeinde beschicken den Markt. Nur einige Beispiele: „De Bääker“ Peter Marxen aus Dittlingen backt vor Ort im Holzbackofen. „Hej ged Brot gebaak“, sagt er. Sein „Rezept“: „Saaten und Mahlerzeugnisse in Biolandqualität aus regionalem Anbau.“ Fleisch, Wurst, Geflügel kommen aus Perl-Nennig und Merzkirchen, der Wein stammt vom Weingut Schmitt-Kranz in Riol. „Gemeinsam sind wir stark“ lautet die Devise.
Doch zurück zum Käse. „Wenn Sie meinen Mann suchen, das ist der mit den weißen Stiefeln“, erklärt Petra Büdinger. Doch die „weißen Stiefel“ sind noch nicht aufgetaucht. Peter Büdinger ist noch in der eigenen Käserei, die ein paar Kilometer vom Hof entfernt liegt. Nachschub muss her, denn der Käse geht weg wie warme Semmel. Das Angebot in der Käse-Theke kann sich sehen und vor allem schmecken lassen. Da gibt es Frisch- und Schnittkäse in vielen Variationen – mal naturbelassen, mal als Spezialitäten mit Bockshornklee, Bärlauch, Knoblauch oder italienischen Kräutern. Bergkäse, Nusskäse, Knobistange, Pfannenkäse – alles, was das Herz begehrt. Hoch im Kurs steht vor allem der „Mannebert“, ein Camembert. Den hat Peter Büdinger gerade mitgebracht und erklärt: „Der ist ganz frisch. Den würde ich noch ein paar Tage liegen lassen, dann schmeckt er so richtig gut.“
WO DIE MILCH FLIESST UND EINE NEUE EINKOMMENSQUELLE SPRUDELT
Die Milchwirtschaft mit damals 70 Kühen betreibt die Familie nicht mehr; heute arbeiten Petra und Peter Büdinger abseits des Betriebs. Doch die Käse-Produktion läuft im Nebenerwerb munter weiter. Die Kühe sind passé. Doch sie waren es, die die Idee zur eigenen Käserei reifen ließen. Damals war der Milchpreis schlecht. „Man muss doch aus unserer guten Milch etwas machen können“ lautete der Gedanke. Den Milchfluss in alternative Einkommensquellen umwandeln. So begannen die Büdingers, die Käseherstellung zu lernen. In Kursen, Vorträgen, Seminaren – und mit Experimentierfreude. So war am Anfang „der Kochtopf mit Milch“. Ja, und was daraus geworden ist, kann jeder schmecken.
Donnerstags und freitags von 14 bis 19 Uhr ist auch der Riedhof-Käseladen geöffnet, freitags ist man auf dem Trierer Wochenmarkt vertreten. Weil die Zeit einfach fehlt, sich noch häufiger draußen auf Märkten zu präsentieren, entstand überhaupt erst die Idee zum Markt am Samstag. Aus der Not hat man eine Tugend gemacht.
Auf den kleinen Flyern zum Käsemarkt ist ein Cartoon zu sehen. Darauf Peter Büdinger, wie der Zeichner ihn sieht: fröhlich, vor einem riesigen Käserollen-Berg. Die Aufschrift könnte passender kaum sein für den Saargau: „Wir machen hier die Lebensmittel.“