Sprungmarken zu den wichtigsten Seitenabschnitten


Hauptinhalt Servicelinks


IHK Trier


Seitenkopf

Seitenhauptinhalt

01.11.2010

Tausche Firmenbus gegen Raum für die Betriebsfeier


Dieser Text ist vom 01.11.2010 und könnte inhaltlich veraltet sein.

80 Firmen und gemeinnützige Organisationen kommen beim ersten BUnternehmen-Abend in Saarburg ohne Geld miteinander ins Geschäft

Der Abschluss guter Geschäfte und Verträge ganz ohne Geld – darum drehte sich alles beim ersten BUnternehmen-Abend Ende September in der alten Gießhalle der Glockengießerei Mabilon im Saarburger Staden. Rund 80 Unternehmen sowie gemeinnützige Einrichtungen aus der Verbandsgemeinde Saarburg waren der Einladung des Lokalen Büdnisses für Familie der VG Saarburg e.V. sowie den Kooperationspartnern, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier und dem Saarburger Gewerbeverband, gefolgt. Obwohl die wenigsten Teilnehmer im Vorfeld auch nur ansatzweise eine Vorstellung davon hatten, was sie an diesem Abend erwartete, kann sich die Bilanz dieser ungewöhnlichen Premiere sehen lassen: Mehr als 20 Verträge mit so genannten Engagementvereinbarungen zwischen Betrieben und gemeinnützigen Organisationen durfte IHK-Geschäftsführer Günther Kiefer als symbolischer Notar während des auf eine Stunde begrenzten speed-datings gegenzeichnen.

Die Idee zu diesem gleichermaßen unkonventionellen wie erfolgreichen Konzept stammt aus den Niederlanden. „Dort ist diese Marktplatz-Methode, bei der Unternehmen und Gemeinnützige zusammengebracht werden, längst ein Standardverfahren“, erläuterte Norbert de Wolf, geschäftsführender Gesellschafter Sandton Hotels Deutschland & Oranje Wolf GmbH und ehrenamtlich agierender Mitinitiator, zu Beginn der Veranstaltung. „Es ist ein optimales Mittel, um sich schnell zu finden und in einer klassischen Win-Win-Situation gegenseitig zu unterstützen. Einzige Voraussetzung: Geld ist tabu.“
In Deutschland hat die Bertelsmann-Stiftung die Initiative aus dem Nachbarland aufgegriffen und ist dabei, sie bundesweit zu etablieren. In 40 Städten ist ihr dies bislang gelungen.

Norbert de Wolf
Norbert de Wolf
HEMMUNGEN ÜBERWINDEN UND AUFEINANDER ZUGEHEN
In Saarburg läutete Norbert de Wolf das einstündige speed-dating mit einem lauten Gongschlag ein. Dr. Anette Barth, Geschäftsführerin Lokales Bündnis für Familie der VG Saarburg e.V., ermunterte die rund 80 Besucher: „Überwinden Sie die ersten Hemmungen, und gehen Sie aufeinander zu!“

An mehreren Stationen in der historischen Gießhalle waren Treffpunkte zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten eingerichtet worden. So ging es an einem Stehtisch um „Bereitstellung von Infrastruktur und Sachmittel“, an einem anderen um „Beratung und Know-how“. Gesucht wurde von einer Unternehmensberatung aus Trier beispielsweise Unterstützung in der Öffentlichkeitsarbeit und Hilfe beim Umzug des Büros, vom Arbeitskreis Integration in der VG Saarburg ein Fachmann, der für das Interkulturelle Netzwerk Konz eine Homepage erstellt, während eine Saarburger Immobilienfirma einen Praktikumsplatz für Schüler anbot, ein renommiertes Saarburger Hotel einen Seminar-Raum für bis zu 50 Personen zur Verfügung stellte, ein Saarburger Hörgeräte-Akustiker Hörtestaktionen in Betrieben anbot oder die Lebensberatungsstelle Saarburg sich mit Beratung, Vorträgen und Elternkursen auf dem Marktplatz einbrachte.

Den ersten geglückten Vertragsabschluss meldete Günther Kiefer fröhlich beeindruckt gerade mal fünf Minuten nach Ertönen des Start-Gongs. Blitzschnell gefunden hatten sich das Saarburger Autohaus Werner und das Saarburger Mehrgenerationenhaus (MGH). So sicherte Petra Werner-Behr der MGH-Mitarbeiterin Astrid Bauer zu, dem MGH gelegentlich einen Firmenbus zur Verfügung zu stellen. Im Gegenzug bot Astrid Bauer an, dass das Autohaus für eine Betriebsfeier die Glockengießerei nutzen darf oder wahlweise einen Erste-Hilfe-Kursus für die Belegschaft bekommt.

DER ZUFALL MISCHTE BEIM ERSTEN VERTRAGSABSCHLUSS MIT
„Wir sind uns geradewegs in die Arme gelaufen, das war reiner Zufall“, kommentierte Petra Werner-Behr. Dabei gab sie zu: „Ich hatte überhaupt keine richtige Vorstellung, wie das heute hier ablaufen würde. Man muss sich in dieses Tauschsystem ohne Geldverkehr erst hineindenken.“

So wie Petra Werner-Behr ging es allen von „Blickpunkt Wirtschaft“ befragten Besuchern. Auch Jutta Müntnich, Geschäftsführerin des Saarburger Hotels „Villa Keller“, sagte: „Mit dem Schreiben zur Einladung war ich erst ein bisschen überfordert, konnte mir nichts Konkretes unter der Idee vorstellen. Deshalb habe ich mir auch im Vorfeld zu wenig Gedanken gemacht, was ich von unserem Haus aus anbieten könnte.“ Herausgekommen ist für die „Villa Keller“ schließlich ein Vertrag mit der Kinder- und Jugendkunstschule im MGH. Weil in der „Villa Keller“ über drei bis vier Wochen eine Wand frei gemacht wird für die Arbeiten der jungen Nachwuchs-Künstler, wird Judith Iwan von der Kinder- und Jugendkunstschule wunschgemäß einen Laubkehrdienst für den Gastronomiebetrieb organisieren.
Geradezu als Vorzeigehändler an diesem Abend hat sich der Saarburger Unternehmer Gerd Benzmüller erwiesen. Gleich vier Verträge, unter anderem mit dem Saarburger Gymnasium sowie mit dem Mehrgenerationenhaus, hat der erfolgreiche Elektrohändler unterschrieben. Für die Schenkung von Elektrogeräten und das Bereitstellen eines Praktikumsplatzes fährt Benzmüller unter anderem einen Erste-Hilfe-Kursus für seine Mitarbeiter ein.

UNTERNEHMEN KÖNNEN IHR  GESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT UNTER BEWEIS STELLEN
Günther Kiefer
Günther Kiefer
Von der Idee überzeugt zeigten sich bei der Saarburger Premiere nicht allein die vier Wochen zuvor eingeladenen Teilnehmer. „Dieser Marktplatz bietet eine sehr gute Möglichkeit zu zeigen, dass und wie sich die Unternehmen in der Öffentlichkeit engagieren“, sagte IHK-Geschäftsführer Günther Kiefer. „Es ist spannend zu schauen, ob diese Idee funktioniert und ob sie sich auf weitere Städte unserer Region übertragen lässt. Von Seiten der IHK würden wir gerne weitere Unternehmen für dieses gesellschaftliche Engagement gewinnen.“
„Ich bin total zufrieden mit dem Verlauf dieses Abends, und es war eigentlich gar nicht so schwierig“, bilanzierte Dr. Anette Barth. Als „absolut gelungene Premiere“ bezeichnete SGV-Vorsitzender Heinz-Berthold Kind die Veranstaltung. „Das ist der Beginn von vielen neuen Freundschaften und Kooperationen“, meinte Moderator Thomas Vatheuer augenzwinkernd, um sich gleich darauf bei Norbert de Wolf zu erkundigen, ob es demnächst eine neue Runde in Saarburg geben wird. „Mein Gefühl sagt ja“, antwortete der umtriebige Unternehmer und leidenschaftliche Netzwerker und verabschiedete sich bei den Premieren-Teilnehmern mit einer Hausaufgabe: „Dazu brauchen wir Multiplikatoren.“

Seitenfuß