14.08.2003
Von Pantoffelhelden, Papiertigern, PS-Stärken und prickelnden Genüssen
Dieser Text ist vom 14.08.2003 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Gewerbegebiet Trier-Nord ist ein guter Nährboden für Unternehmen – gesunder Branchenmix.
Es ist das älteste Gewerbegebiet der Stadt und trägt
schlicht den Namen seiner Lage: Trier-Nord. Die meisten Firmen
auf dem Areal sind den Trierern so vertraut wie Porta Nigra oder
Kaiserthermen. Doch alt bedeutet keineswegs verstaubt und hat
nichts mit Stillstand zu tun. Obwohl im Gewerbegebiet Trier-Nord
längst alle Flächen veräußert sind, ist Bewegung angesagt. 80
Betriebe mit 3 800 Beschäftigten sorgen auf dem 70 Hektar großen
Gelände für Vielfalt. Hier Porsche oder Pantoffel, dort Papier
oder prickelnde „Kellergeister“. Ein Blick hinter die Kulissen
der Firmen lohnt sich allemal: Wer weiß zum Beispiel, dass in
Trier eine ganz besondere Maschine arbeitet? Sie heißt zwar „
Europa“, ist aber die größte Sekt-Abfüllanlage der Welt.
VIELFALT IST TRUMPF
„Trier-Nord hat keine Monostruktur, lebt von der gesunden Durchmischung. Viele Branchen sind vertreten, es gibt nicht die Abhängigkeit von einem großen Betrieb“, lobt Gerhard Thesen, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. Aus Sicht der Stadt Trier längst „abgewickelt“ – das Gebiet ist belegt, alle Flächen sind in privater Hand – verfolgt er die Entwicklung dennoch aufmerksam. „80 Betriebe, das kann sich sehen lesen“, sagt Thesen. Er bezieht sich dabei auf das „Ur-Gebiet“ Trier-Nord mit Loeb-, Ruwerer- und Metternichstraße und den Querachsen Dasbach-, Rudolf-Diesel-, Karl-Benz-, Auer-von-Welsbach- und Ohmstraße. Mittlerweile zählt man auch die Herzogenbuscher Straße dazu, wo zum Beispiel die Siemens AG ihren großen Vertriebsstützpunkt für Produkte und Systeme der Anlagentechnik und für den Service hat. Aber „wir meinen grundsätzlich dieses Karree, wenn wir vom klassischen Gebiet Trier-Nord sprechen.“ Geographisch „Trier-Nord“ zuzuordnen und ein wichtiger Baustein des Stadtteilkonzeptes ist natürlich das 15 Hektar große Konversionsgelände Castelforte unmittelbar am Ende der Autobahn. Es wird aber stets gesondert betrachtet. „Während der Autofahrer früher zunächst Zäune der Stadt kennen lernte, sieht er heute Castelforte als lebendiges Handelszentrum, blickt auf Dienstleister und natürlich die Arena Trier“, so Thesen.
TRIER-NORD WAR MESSEPARK
Insgesamt sei dort die ideale Ergänzung geschaffen worden zum „alten“ Gewerbegebiet Trier-Nord mit seinen produzierenden und verarbeitenden Unternehmen sowie den zahlreichen Autohändlern.
Den Grunderwerb tätigte die Stadt von 1961 bis 1969. Es war damals die „einzig verfügbare Fläche im Tal.“ Der Amtsleiter: „ Sie müssen sich die Stadt Trier vorstellen in ihren Grenzen von vor 1969, also vor der Eingemeindung.“ Die Trümpfe von damals stechen auch heute noch: ebene Fläche, günstige Lage zur Stadt, Gleisanschluss, Nähe zum Bahnhof, damals einzige Autobahn-Anbindung der Stadt.
Zunächst jedoch mussten die Kleingärtner ihre 27 Hektar große Anlage räumen und ersten Firmen das Feld überlassen. „Die Stadt hat drei Millionen Mark in die Erschließung und somit in die Zukunft investiert“, weiß Thesen. Es sei die Erkenntnis gewesen, dass Trier nicht allein vom Tourismus leben könne, sondern auch Arbeitsplätze schaffen muss. Zunächst seien in Trier-Nord auch Randthemen „beackert“ worden: Die ersten vier Moselland-Ausstellungen hatten die Adresse „Metternichstraße“, und immer, wenn ein Zirkus seine Zelte aufschlagen wollte oder ein großer Platz für eine Veranstaltung gesucht wurde, habe es den Rat gegeben: „Sprechen Sie mit Herrn Boost“. Mit Erfolg: Die Schiffswerft Boost hatte Platz und stellte ihn auch zur Verfügung.
„Die Anfänge machten Mut. Ob nun der Milchhof, die Firmen Herres, Romika und Natus oder die Auer-Gesellschaft – sie alle erfüllten das Gebiet mit Leben. Sogar Teppichkehrer wurden dort hergestellt“, blickt Thesen zurück. Einige der Firmen hätten eine erstaunliche Entwicklung genommen. Die Herres-Gruppe zum Beispiel produziere natürlich ihre klassischen Produkte wie „Schloß Trier“ oder „Römer Sekt“, überrasche aber immer wieder auch mit modernen, farbigen und alkoholfreien Mixgetränken, die im Trend liegen. Oder: „Natus ist ein zukunftsträchtiger Betrieb mit weit über 400 Beschäftigten. Das vermutet man gar nicht.“
GLÜCKSFALL „RECYCLING“
Natus habe zum Beispiel das Gelände der Auer-Gesellschaft übernommen, die 1989/1990 den Standort verließ. Aus Sicht der Stadt ist diese Form von Recycling, die „Wiederverwertung von Industriebrachen“, ein Glücksfall. „Nicht zu vergessen“ seien auch die „Holz-Becker GmbH“ mit den riesigen Hölzern im Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerk und Papier und Kartonagen Ehm, aus Sicht von Thesen „ein ganz Großer“ im Konzert von Trier-Nord.
Abgesehen von den Autohändlern trifft man bis heute ausschließlich auf verarbeitende und produzierende Unternehmen. Der Amtsleiter: „Dort ist kein Verbrauchermarkt zulässig.“ Wichtig sei 1970 auch die Verlagerung der Handwerkskammer in die Loebstraße und der Bau des Berufsbildungszentrums gewesen und jüngst der Bau des Arbeitsamtes.
Überhaupt hat die Bautätigkeit in dem Gebiet nicht nachgelassen. Wo gestern noch eine Halle aus Gründertagen allein auf weiter Flur stand, kann heute schon Ultramodernes in guter Nachbarschaft zu finden sein.
AUTOSTADT VOR DER STADT
Neue „Gewächse“ direkt neben der Firma Romika sind das Audi-Zentrum und der Porsche-Rundbau. Sie sind nicht nur wegen des PS-starken Innenlebens für Autofreunde eine Reise wert, sondern locken auch mit architektonischer Raffinesse. „Der Standort ist mit Blick in die Zukunft gewählt. Schließlich ist ja die Autobahnabfahrt von der Pfalzeler Brücke geplant. Dann liegen beide Zentren an der Haupteinfallstraße“, erklärt Gerhard Thesen.
Die beiden schicken Bauten zeugen auch rein optisch von der Zentrumsphilosophie der Löhr-Gruppe: Markenseparierung, um in der Automobilwelt bestehen zu können. „Durch die Fusion sind alle eingebettet in die Löhr-Gruppe. Auch Volkswagen Junk kooperiert mit Löhr. Gleichwohl ist jeder Betrieb eigenständig. Auf unserem Gelände befindet sich aber zum Beispiel die gemeinsame Karosserie- oder Lackier-Abteilung“, erklärt Manfred Dahm, Geschäftsführer von Volkswagen Junk.
MITARBEITER SIND DER MOTOR
Der Standort von VW Junk in der Loebstraße wurde in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut, 115 Mitarbeiter sprechen eine deutliche Sprache. Und Dahm verspricht: „Wir werden weiter investieren und eher expandieren als zurückschalten. Natürlich werden wir auch stark in unsere Mitarbeiter investieren und weiter unserer Verantwortung als Ausbilder nachkommen.“ Geringe Fluktuation bestätige ihn darin, auf das Team zu setzen. „Wir haben sehr gute Mitarbeiter, auf die wir stolz sind. Es gibt viele, die bei uns schon gelernt haben.“ Der Geschäftsführer lobt die Struktur des Gewerbegebietes, die keine Probleme mit Nachbarn beschere, die Nähe zur Stadt und die Anbindung zur Autobahn. Und auch die Konkurrenz vor Ort, die den Wettbewerb belebe. Obwohl er dieses Wort nicht mag. Der Geschäftsführer sieht Volkswagen Junk als Mitbewerber. Etwas mehr unbürokratische Schützenhilfe erwartet er von der Stadt Trier, etwa bei der Ausstattung von Wegweisern, Werbemöglichkeiten zu Sonderaktionen oder bei der Chance, auch sonntags verkaufen zu können.
Eine bessere Autobahnanbindung auf Grund des Engpasses zum Verteilerkreis wünscht sich die Herres-Gruppe. Zu ihr gehören die operativen Unternehmen Sektkellerei Peter Herres GmbH, Keller Geister GmbH &Co. KG, Layat Champagner- und Sekt-Vertriebs GmbH und Pro Health Vital Drink GmbH. Ansonsten fühlt Herres sich wohl in Trier-Nord, beschäftigt 90 Mitarbeiter und kann auf 133 000 Quadratmetern mit modernsten Produktionsanlagen Sekt, Perlweine, weinhaltige Drinks, Cocktails und alkoholfreie Wellness-Drinks erzeugen.
BELEBENDE „KELLER GEISTER“
Die Marken sind gefragt in über 40 Ländern der Welt. Die weltgrößte Sekt-Abfüllanlage „schafft“ 80 000 Flaschen pro Stunde. Der Grundstein dazu wurde 1954 mit der Sektkellerei Peter Herres in Leiwen gelegt. Bereits Anfang der 60-er Jahre folgte der Umzug nach Trier-Nord. „Gute Expansionsmöglichkeiten, Gleisanschluss und Infrastruktur“, listet Petra Roth, Marketing-Leiterin der Wein- und Sektkellerei Peter Herres GmbH, die Gründe auf.
Mit Herres „einer der Ersten“ am Standort Trier-Nord: die Firma Romika zog 1965 „ein“. Zwar sind die Trierer Glanzzeiten vorbei, als der Schuh-Hersteller in Gusterath-Tal produzierte und 3 600 Mitarbeiter beschäftigte, aber die Fäden werden immer noch von Trier aus geknüpft. In Trier-Nord zählt Romika heute 200 Mitarbeiter, dort sitzen Hauptverwaltung und somit die Entscheidungsgewalt sowie das Logistikzentrum. Auch den Werksverkauf gibt es nach wie vor.
PANTOFFEL LAUFEN
Gleichzeitig ist an dem Standort die Ideenschmiede, in der die Designer ihre Muster entwickeln. „Puschen“ sind nach wie vor fester Bestandteil der Kollektionen, nicht zuletzt, weil sie am Markt verlangt werden. Gleichwohl ist man ständig damit beschäftigt, in punkto Schuh-Komfort und Funktionalität auf dem Laufenden zu sein. Ganz so wie damals, als Romika mit der Sensation aufwartete, Tennisschuhe aus Leder anzubieten. Es geht um Einlegesohlen, die sich dem Fuß anpassen, um reflektierende Kinderschuhe, um Membran-Technik und das Versprechen, auch im Winter stets warme Füße zu haben. „Wir bedienen eine kleinere Zielgruppe, die uns aber ganz bewusst nachfragt“, heißt es. Doch von „klein“ kann im Grunde keine Rede sein. In der Fachpresse wird Romika als „Global Player mit neuem Profil“ gerühmt, der nicht nur im Ausland im großen Stil produziere, sondern auch die nord- und mittelamerikanischen Märkte erobere und zu den Großen der Branche zu zählen sei.
TRIER-TREUE
Auch die Natus GmbH & Co. KG, die elektotechnische Spezialfabrik für Industrie-Schaltanlagen-Systeme, strahlt über die Grenzen der Region Trier hinaus, die Produkte kommen weltweit zum Einsatz. „Unsere Kunden kommen weniger aus Trier, sondern eher aus dem Ausland“, sagt Marketingleiter Bernhard Knauf. 1958 als Ingenieurbüro gegründet sei Natus kontinuierlich gewachsen, habe vor allem in den vergangenen 20 Jahren immer weiter ausgebaut und neue Hallen errichtet. Mit guten Produkten, eigenen Systemen habe man in einem kleinen Nischenmarkt seinen festen Platz gefunden. Natus deckt den Bereich Mittelspannung, Niederspannung, Automatisierung und Industriemontage ab, hat zahlreiche Patente und eigene Entwicklungen. Knauf: „Wir haben heute 420 Mitarbeiter, hatten in den vergangenen fünf Jahren jeweils ein Umsatzwachstum von 15 bis 20 Prozent.“ Selbstverständlich könnte Natus auch an einem anderen Standort, fern vom „Hochlohnland“ produzieren, aber Trier und das Umfeld sind dem Unternehmen wichtig. Warum, das erfährt man im Imageprospekt: „Der Standort Trier bietet uns neben seiner zentralen Lage einen hervorragenden Mitarbeiterstamm, qualifizierte Ingenieure, Techniker und Facharbeiter.“
„Unser Standort mitten in Trier“ – mit diesem Slogan wirbt die Papier Ehm GmbH auf ihren Internetseiten. Das Traditionsunternehmen verarbeitet Papier- und Kartonmaterial und gilt als Spezialist rund um die Verpackung. Ehm hat Kartonagen jeder Größe aus Vollpappe oder kaschierter Mikro- und Feinwelle, Verpackungen sind geeignet für Konsumgüter, Lebensmittel und Industriebedarf. Außerdem ist ein wichtiges Segment, Verpackungsprobleme zu analysieren und produktbezogene Lösungen zu erarbeiten. Im Fachgroßhandel bietet Ehm neben Verpackungen und Kartonagen zum Beispiel auch Klebebänder und Folien an, im Abholmarkt finden gewerbliche und private Kunden ein breites Spektrum vom Präsentkarton über die Umzugskiste bis hin zu Büroartikeln und zur Dekoration fürs Fest.
Und sollte eines der Unternehmen im Gewerbegebiet Trier-Nord in eine größere Halle ziehen, gibt es kompetente Hilfe vom „Nachbarn“. Etwa 50 Mitarbeiter zählt die Chorus Spedition Trier GmbH, ist „Partner bei Umzügen aller Art“. Ob Büro, Verwaltung, ob Spezial- und Schwerguttransport, ob Handwerkerleistungen oder Tischlerarbeiten – Chorus „zieht“ mit.
Ingrid Fusenig
VIELFALT IST TRUMPF
„Trier-Nord hat keine Monostruktur, lebt von der gesunden Durchmischung. Viele Branchen sind vertreten, es gibt nicht die Abhängigkeit von einem großen Betrieb“, lobt Gerhard Thesen, Leiter des Amtes für Wirtschaftsförderung. Aus Sicht der Stadt Trier längst „abgewickelt“ – das Gebiet ist belegt, alle Flächen sind in privater Hand – verfolgt er die Entwicklung dennoch aufmerksam. „80 Betriebe, das kann sich sehen lesen“, sagt Thesen. Er bezieht sich dabei auf das „Ur-Gebiet“ Trier-Nord mit Loeb-, Ruwerer- und Metternichstraße und den Querachsen Dasbach-, Rudolf-Diesel-, Karl-Benz-, Auer-von-Welsbach- und Ohmstraße. Mittlerweile zählt man auch die Herzogenbuscher Straße dazu, wo zum Beispiel die Siemens AG ihren großen Vertriebsstützpunkt für Produkte und Systeme der Anlagentechnik und für den Service hat. Aber „wir meinen grundsätzlich dieses Karree, wenn wir vom klassischen Gebiet Trier-Nord sprechen.“ Geographisch „Trier-Nord“ zuzuordnen und ein wichtiger Baustein des Stadtteilkonzeptes ist natürlich das 15 Hektar große Konversionsgelände Castelforte unmittelbar am Ende der Autobahn. Es wird aber stets gesondert betrachtet. „Während der Autofahrer früher zunächst Zäune der Stadt kennen lernte, sieht er heute Castelforte als lebendiges Handelszentrum, blickt auf Dienstleister und natürlich die Arena Trier“, so Thesen.
TRIER-NORD WAR MESSEPARK
Insgesamt sei dort die ideale Ergänzung geschaffen worden zum „alten“ Gewerbegebiet Trier-Nord mit seinen produzierenden und verarbeitenden Unternehmen sowie den zahlreichen Autohändlern.
Den Grunderwerb tätigte die Stadt von 1961 bis 1969. Es war damals die „einzig verfügbare Fläche im Tal.“ Der Amtsleiter: „ Sie müssen sich die Stadt Trier vorstellen in ihren Grenzen von vor 1969, also vor der Eingemeindung.“ Die Trümpfe von damals stechen auch heute noch: ebene Fläche, günstige Lage zur Stadt, Gleisanschluss, Nähe zum Bahnhof, damals einzige Autobahn-Anbindung der Stadt.
Zunächst jedoch mussten die Kleingärtner ihre 27 Hektar große Anlage räumen und ersten Firmen das Feld überlassen. „Die Stadt hat drei Millionen Mark in die Erschließung und somit in die Zukunft investiert“, weiß Thesen. Es sei die Erkenntnis gewesen, dass Trier nicht allein vom Tourismus leben könne, sondern auch Arbeitsplätze schaffen muss. Zunächst seien in Trier-Nord auch Randthemen „beackert“ worden: Die ersten vier Moselland-Ausstellungen hatten die Adresse „Metternichstraße“, und immer, wenn ein Zirkus seine Zelte aufschlagen wollte oder ein großer Platz für eine Veranstaltung gesucht wurde, habe es den Rat gegeben: „Sprechen Sie mit Herrn Boost“. Mit Erfolg: Die Schiffswerft Boost hatte Platz und stellte ihn auch zur Verfügung.
„Die Anfänge machten Mut. Ob nun der Milchhof, die Firmen Herres, Romika und Natus oder die Auer-Gesellschaft – sie alle erfüllten das Gebiet mit Leben. Sogar Teppichkehrer wurden dort hergestellt“, blickt Thesen zurück. Einige der Firmen hätten eine erstaunliche Entwicklung genommen. Die Herres-Gruppe zum Beispiel produziere natürlich ihre klassischen Produkte wie „Schloß Trier“ oder „Römer Sekt“, überrasche aber immer wieder auch mit modernen, farbigen und alkoholfreien Mixgetränken, die im Trend liegen. Oder: „Natus ist ein zukunftsträchtiger Betrieb mit weit über 400 Beschäftigten. Das vermutet man gar nicht.“
GLÜCKSFALL „RECYCLING“
Natus habe zum Beispiel das Gelände der Auer-Gesellschaft übernommen, die 1989/1990 den Standort verließ. Aus Sicht der Stadt ist diese Form von Recycling, die „Wiederverwertung von Industriebrachen“, ein Glücksfall. „Nicht zu vergessen“ seien auch die „Holz-Becker GmbH“ mit den riesigen Hölzern im Säge-, Hobel- und Holzimprägnierwerk und Papier und Kartonagen Ehm, aus Sicht von Thesen „ein ganz Großer“ im Konzert von Trier-Nord.
Abgesehen von den Autohändlern trifft man bis heute ausschließlich auf verarbeitende und produzierende Unternehmen. Der Amtsleiter: „Dort ist kein Verbrauchermarkt zulässig.“ Wichtig sei 1970 auch die Verlagerung der Handwerkskammer in die Loebstraße und der Bau des Berufsbildungszentrums gewesen und jüngst der Bau des Arbeitsamtes.
Überhaupt hat die Bautätigkeit in dem Gebiet nicht nachgelassen. Wo gestern noch eine Halle aus Gründertagen allein auf weiter Flur stand, kann heute schon Ultramodernes in guter Nachbarschaft zu finden sein.
AUTOSTADT VOR DER STADT
Neue „Gewächse“ direkt neben der Firma Romika sind das Audi-Zentrum und der Porsche-Rundbau. Sie sind nicht nur wegen des PS-starken Innenlebens für Autofreunde eine Reise wert, sondern locken auch mit architektonischer Raffinesse. „Der Standort ist mit Blick in die Zukunft gewählt. Schließlich ist ja die Autobahnabfahrt von der Pfalzeler Brücke geplant. Dann liegen beide Zentren an der Haupteinfallstraße“, erklärt Gerhard Thesen.
Die beiden schicken Bauten zeugen auch rein optisch von der Zentrumsphilosophie der Löhr-Gruppe: Markenseparierung, um in der Automobilwelt bestehen zu können. „Durch die Fusion sind alle eingebettet in die Löhr-Gruppe. Auch Volkswagen Junk kooperiert mit Löhr. Gleichwohl ist jeder Betrieb eigenständig. Auf unserem Gelände befindet sich aber zum Beispiel die gemeinsame Karosserie- oder Lackier-Abteilung“, erklärt Manfred Dahm, Geschäftsführer von Volkswagen Junk.
MITARBEITER SIND DER MOTOR
Der Standort von VW Junk in der Loebstraße wurde in den vergangenen Jahren stetig ausgebaut, 115 Mitarbeiter sprechen eine deutliche Sprache. Und Dahm verspricht: „Wir werden weiter investieren und eher expandieren als zurückschalten. Natürlich werden wir auch stark in unsere Mitarbeiter investieren und weiter unserer Verantwortung als Ausbilder nachkommen.“ Geringe Fluktuation bestätige ihn darin, auf das Team zu setzen. „Wir haben sehr gute Mitarbeiter, auf die wir stolz sind. Es gibt viele, die bei uns schon gelernt haben.“ Der Geschäftsführer lobt die Struktur des Gewerbegebietes, die keine Probleme mit Nachbarn beschere, die Nähe zur Stadt und die Anbindung zur Autobahn. Und auch die Konkurrenz vor Ort, die den Wettbewerb belebe. Obwohl er dieses Wort nicht mag. Der Geschäftsführer sieht Volkswagen Junk als Mitbewerber. Etwas mehr unbürokratische Schützenhilfe erwartet er von der Stadt Trier, etwa bei der Ausstattung von Wegweisern, Werbemöglichkeiten zu Sonderaktionen oder bei der Chance, auch sonntags verkaufen zu können.
Eine bessere Autobahnanbindung auf Grund des Engpasses zum Verteilerkreis wünscht sich die Herres-Gruppe. Zu ihr gehören die operativen Unternehmen Sektkellerei Peter Herres GmbH, Keller Geister GmbH &Co. KG, Layat Champagner- und Sekt-Vertriebs GmbH und Pro Health Vital Drink GmbH. Ansonsten fühlt Herres sich wohl in Trier-Nord, beschäftigt 90 Mitarbeiter und kann auf 133 000 Quadratmetern mit modernsten Produktionsanlagen Sekt, Perlweine, weinhaltige Drinks, Cocktails und alkoholfreie Wellness-Drinks erzeugen.
BELEBENDE „KELLER GEISTER“
Die Marken sind gefragt in über 40 Ländern der Welt. Die weltgrößte Sekt-Abfüllanlage „schafft“ 80 000 Flaschen pro Stunde. Der Grundstein dazu wurde 1954 mit der Sektkellerei Peter Herres in Leiwen gelegt. Bereits Anfang der 60-er Jahre folgte der Umzug nach Trier-Nord. „Gute Expansionsmöglichkeiten, Gleisanschluss und Infrastruktur“, listet Petra Roth, Marketing-Leiterin der Wein- und Sektkellerei Peter Herres GmbH, die Gründe auf.
Mit Herres „einer der Ersten“ am Standort Trier-Nord: die Firma Romika zog 1965 „ein“. Zwar sind die Trierer Glanzzeiten vorbei, als der Schuh-Hersteller in Gusterath-Tal produzierte und 3 600 Mitarbeiter beschäftigte, aber die Fäden werden immer noch von Trier aus geknüpft. In Trier-Nord zählt Romika heute 200 Mitarbeiter, dort sitzen Hauptverwaltung und somit die Entscheidungsgewalt sowie das Logistikzentrum. Auch den Werksverkauf gibt es nach wie vor.
PANTOFFEL LAUFEN
Gleichzeitig ist an dem Standort die Ideenschmiede, in der die Designer ihre Muster entwickeln. „Puschen“ sind nach wie vor fester Bestandteil der Kollektionen, nicht zuletzt, weil sie am Markt verlangt werden. Gleichwohl ist man ständig damit beschäftigt, in punkto Schuh-Komfort und Funktionalität auf dem Laufenden zu sein. Ganz so wie damals, als Romika mit der Sensation aufwartete, Tennisschuhe aus Leder anzubieten. Es geht um Einlegesohlen, die sich dem Fuß anpassen, um reflektierende Kinderschuhe, um Membran-Technik und das Versprechen, auch im Winter stets warme Füße zu haben. „Wir bedienen eine kleinere Zielgruppe, die uns aber ganz bewusst nachfragt“, heißt es. Doch von „klein“ kann im Grunde keine Rede sein. In der Fachpresse wird Romika als „Global Player mit neuem Profil“ gerühmt, der nicht nur im Ausland im großen Stil produziere, sondern auch die nord- und mittelamerikanischen Märkte erobere und zu den Großen der Branche zu zählen sei.
TRIER-TREUE
Auch die Natus GmbH & Co. KG, die elektotechnische Spezialfabrik für Industrie-Schaltanlagen-Systeme, strahlt über die Grenzen der Region Trier hinaus, die Produkte kommen weltweit zum Einsatz. „Unsere Kunden kommen weniger aus Trier, sondern eher aus dem Ausland“, sagt Marketingleiter Bernhard Knauf. 1958 als Ingenieurbüro gegründet sei Natus kontinuierlich gewachsen, habe vor allem in den vergangenen 20 Jahren immer weiter ausgebaut und neue Hallen errichtet. Mit guten Produkten, eigenen Systemen habe man in einem kleinen Nischenmarkt seinen festen Platz gefunden. Natus deckt den Bereich Mittelspannung, Niederspannung, Automatisierung und Industriemontage ab, hat zahlreiche Patente und eigene Entwicklungen. Knauf: „Wir haben heute 420 Mitarbeiter, hatten in den vergangenen fünf Jahren jeweils ein Umsatzwachstum von 15 bis 20 Prozent.“ Selbstverständlich könnte Natus auch an einem anderen Standort, fern vom „Hochlohnland“ produzieren, aber Trier und das Umfeld sind dem Unternehmen wichtig. Warum, das erfährt man im Imageprospekt: „Der Standort Trier bietet uns neben seiner zentralen Lage einen hervorragenden Mitarbeiterstamm, qualifizierte Ingenieure, Techniker und Facharbeiter.“
„Unser Standort mitten in Trier“ – mit diesem Slogan wirbt die Papier Ehm GmbH auf ihren Internetseiten. Das Traditionsunternehmen verarbeitet Papier- und Kartonmaterial und gilt als Spezialist rund um die Verpackung. Ehm hat Kartonagen jeder Größe aus Vollpappe oder kaschierter Mikro- und Feinwelle, Verpackungen sind geeignet für Konsumgüter, Lebensmittel und Industriebedarf. Außerdem ist ein wichtiges Segment, Verpackungsprobleme zu analysieren und produktbezogene Lösungen zu erarbeiten. Im Fachgroßhandel bietet Ehm neben Verpackungen und Kartonagen zum Beispiel auch Klebebänder und Folien an, im Abholmarkt finden gewerbliche und private Kunden ein breites Spektrum vom Präsentkarton über die Umzugskiste bis hin zu Büroartikeln und zur Dekoration fürs Fest.
Und sollte eines der Unternehmen im Gewerbegebiet Trier-Nord in eine größere Halle ziehen, gibt es kompetente Hilfe vom „Nachbarn“. Etwa 50 Mitarbeiter zählt die Chorus Spedition Trier GmbH, ist „Partner bei Umzügen aller Art“. Ob Büro, Verwaltung, ob Spezial- und Schwerguttransport, ob Handwerkerleistungen oder Tischlerarbeiten – Chorus „zieht“ mit.
Ingrid Fusenig