15.10.1999
Vor malerischer Kulisse dem Alltag entfliehen
Dieser Text ist vom 15.10.1999 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Im „Landhaus Mühlenberg“ verwöhnen Ulrike und Harald Stoebe ihre Gäste
Zu Zeiten, als die Eltern von Ulrike Stoebe das „Landhaus
  Mühlenberg“ als Pension und Ausflugslokal betrieben, erklärten
  die Gäste: „Wir fahren in die Sommerfrische“. Auch, wenn das
  Landhaus heute längst nicht mehr als Ausflugslokal bezeichnet
  werden kann, hat es, was den besonderen Erlebnischarakter angeht,
  über die Jahre nichts eingebüßt. Ob im Sommer auf der herrlichen
  Terrasse oder zu kühleren Jahreszeiten im liebevoll
  hergerichteten Restaurant – ein Besuch bei Familie Stoebe lässt
  vom Alltag abschalten und Energien auftanken. Dem aktuellen „
  Gault Millau“ war das Haus in seiner Bewertung 16 von 20 Punkten
  wert. Allein der Weg nach Daufenbach macht Appetit auf mehr. Wer
  sich entlang der Kordeler Wälder durch die engen Kurven
  schlängelt, erhält einen Vorgeschmack auf das, was den Gast beim „
  Landhaus Mühlenberg“ erwartet. Mitten im Wald, eingezäunt von
  meterhohen Tannen und mit unbegrenzter Sicht in die Ferne, liegt
  das Restaurant von Ulrike und Harald Stoebe. Direkte Nachbarn
  haben die Gastronomen nicht. Wer den Weg ins Landhaus antritt,
  kann sich auf einen Abend in unvergleichlicher Abgeschiedenheit
  gefasst machen. Sicherlich auch mit ein Grund, weshalb das
  Restaurant nun mehr seit 22 Jahren bei Feinschmeckern als wohl
  bekannter Geheimtipp gilt. eine häufig selbsternannte „Szene“
  verkehrt bei den Stoebes weniger. Sehen und gesehen werden steht
  nicht auf der Tagesordnung.
  
„Zu 90 Prozent empfangen wir Stammgäste“, erklärt Harald Stoebe. Viele kämen aus Trier und Umgebung sowie aus Luxemburg, einige aber auch von weiter her. „Wir haben Gäste, die uns seit 22 Jahren begleiten“, fügt Ehefrau Ulrike hinzu. Diese hätten die stetige Entwicklung hin zum heutigen Feinschmecker-Restaurant mitgemacht und mitgetragen. „Unsere Anfänge lagen woanders“, erklärt die unkomplizierte Küchenchefin. Als sie und ihr Mann 1977 den elterlichen Betrieb überraschend übernahmen („Eigentlich sollte mein Bruder das tun“), führten sie zunächst die Linie ihrer Eltern fort. Etwa zwei bis drei Jahre lang beköstigten sie Vollpensions- wie andere Gäste mit gut bürgerlicher Küche. Die Pension gab das Paar auf, konzentrierte sich fortan auf das Tagesgeschäft im Restaurant.
Mutter und Kollegen halfen zu Anfang
„Wir mussten erst einmal herausbekommen, was die Leute wollen. Sehr schnell haben wir gemerkt, dass man gerade in dieser Lage etwas Besonders bieten muss. Allein für eine frische Forelle oder ein Rumpsteak kommt keiner soweit raus“, meint Harald Stoebe.
In der Phase der Umstellung kam den beiden eine generelle Richtungsänderung gerade gelegen. „Die Zeit der Frischeküche begann, und das war genau die Richtung, die wir einschlagen wollten“, erinnert sich Ulrike Stoebe. Mit frischem Lachs und bald danach Seeteufel ertastete die gebürtige Daufenbacherin das Terrain der gehobenen Küche. Dass sie darüber hinaus auch mit der Rolle als Köchin Neuland betrat, mag heute kaum ein Gast glauben. Als gelernte Hotelfachfrau und spätere Geschäftsführerein eines „ Steigenberger“-Restaurants am Frankfurter Flughafen hatte Ulrike Stoebe „mit der Küche früher nie etwas am Hut“. Unverzichtbare Schützenhilfe leistete zu Anfang ihre Mutter. „Von ihr habe ich enorm viel gelernt. Zudem haben mir gute Kollegen mit Rat und Tat geholfen, zum Beispiel gezeigt, wie man einen Fisch filetiert. Es ging damals unter Kollegen sehr freundschaftlich zu.“
Gemeinsam mit ihrem Mann seit sie viel essen gegangen, um zu schauen und zu lernen. Außerdem habe sie Fachliteratur gewälzt und sich weitergebildet. „Ich habe das Gefühl, dass man früher langsamer in die Aufgabe reinwachsen konnte, der Druck war nicht so groß wie heute.“
Mut zum Würzen
Auch, wenn Erfahrung und Repertoire von Ulrike Stoebe seit ihrem Beginn als Köchin um ein Vielfaches größer geworden sind – an ihrem grundsätzlichen Stil hat sie nichts geändert. „Ich koche sehr spontan. Das heißt, mir kommen Ideen, und dann experimentiere ich. Dabei spielt immer meine Intuition eine Rolle sowie meine Zunge, auf die ich mich als ‚letzte Instanz‘ verlasse.“ Die ist Scharfes gewöhnt, bekennt sich Ulrike Stoebe doch zu „Mut zum Würzen“.
Ihre Basis beschreibt sie als italienisch. „Die italienische Küche ist sehr ursprünglich, entspricht meinen Vorstellungen. Ich mache viel mit frischen Ravioli, frischen Kräutern und verwende hauptsächlich Olivenöl.“ Auch andere Einflüsse, darunter auch schon mal asiatische, finden den Weg in die Stoebeschen Kochtöpfe. Allerdings niemals, um aktuellen Trends zu folgen, sondern nur dann, wenn sie sich harmonisch einfügen.
Der Schwerpunkt liegt auf Fisch-Gerichten. Ehe- und Restaurantfachmann Harald Stoebe reicht so etwas als Vorspeise ein „Laufwarmes Carpaccio von Wildlachs und Frühlingsrolle gefüllt mit Krustentieren auf Ingwersauce“ oder eine „Dorade Royal auf Antipasti mit altem Balsamico“. Die Fisch-Hauptgerichte lassen nicht weniger das Wasser im Munde zusammen laufen: Wolfsbarsch auf weißen Bohnen und Tomaten mit Petersilien-Pesto ist nur eine der köstlichen Fisch-Variationen.
Und noch immer steigt Harald Stoebe für die fünf Sorten fangfrischer Forellen nach eingegangener Bestellung in seine Gummistiefel und fischt aus dem hauseigenen Becken ein paar Meter unterhalb des Anwesens.
Zum Aperitif ins Nebenzimmer
Frische ist das oberste Gebot für das sympathische Gastronomen-Paar. „Unsere Grundprodukte müssen frisch sein und in harmonischen Einklang miteinander gebracht werden.“ Komplette Harmonie besteht für die beiden allerdings erst dann, wenn die drei Komponenten Küche, Service und Ambiente perfekt ineinander greifen. „Der Gast verbringt bei uns in der Regel seinen gesamten wertvollen Feierabend. Den möchten wir ihm so angenehm wie möglich gestalten. Er soll sich fast wie zu Hause fühlen“, erläutert Harald Stoebe die Philosophie des Hauses.
Das tun offensichtlich auch viele der Stammgäste. Nicht nur, weil sie regelmäßig wiederkommen. „Die meisten rufen an und reservieren einen Tisch. Ich weiß dann gleich, wo sie gerne sitzen möchten“, erzählt der Hausherr. Manche Gäste bevorzugen einen der beiden Tische im so genannten Bauernstübchen. Andere nehmen lieber an einem der vier Tische im Restaurant Platz. Zum Aperitif oder Digestif, oder um sich in Ruhe eine Zigarre oder Pfeife anzustecken, machen es sich die Gäste im „ Biedermeierstübchen“ gemütlich. Vielleicht ist es eben diese Möglichkeit, die Räumlichkeit während des Abends zu wechseln, die das Gefühl von „Zuhause sein“ unterstützt. Die mit Liebe und Sorgfalt ausgewählten dunklen Möbelstücke tun ihr Übriges dazu. Auffällig sind außerdem die geschmackvollen Tisch-Dekorationen, die Ulrike Stoebe selbst herstellt: „Das ist mein Ausgleich zur Küche.“
Zum Abschalten auf die Terrasse
Für den perfekten, betont dezenten Service ist Ehemann Harald zuständig. Je nach Bedarf stehen ihm Aushilfen zur Seite. Außerdem berät er als ausgebildeter Sommelier fachkundig bei den rund 160 Wein-Positionen. „Selbstverständlich liegt unser Schwerpunkt auf Mosel-Saar-Ruwer. Darüber hinaus führen wir aber auch alle wichtigen Weine aus Frankreich, Italien und Spanien.“
Zum Abschalten nach Restaurant-Schluss setzen sich die beiden gerne selber mit einem Glas Wein auf die Terrasse und lassen den Blick in die Ferne schweifen. „Wir haben das Glück, in einer traumhaften Umgebung zu leben und zu arbeiten. Das versöhnt für vieles.“
Susanne Windfuhr
„Zu 90 Prozent empfangen wir Stammgäste“, erklärt Harald Stoebe. Viele kämen aus Trier und Umgebung sowie aus Luxemburg, einige aber auch von weiter her. „Wir haben Gäste, die uns seit 22 Jahren begleiten“, fügt Ehefrau Ulrike hinzu. Diese hätten die stetige Entwicklung hin zum heutigen Feinschmecker-Restaurant mitgemacht und mitgetragen. „Unsere Anfänge lagen woanders“, erklärt die unkomplizierte Küchenchefin. Als sie und ihr Mann 1977 den elterlichen Betrieb überraschend übernahmen („Eigentlich sollte mein Bruder das tun“), führten sie zunächst die Linie ihrer Eltern fort. Etwa zwei bis drei Jahre lang beköstigten sie Vollpensions- wie andere Gäste mit gut bürgerlicher Küche. Die Pension gab das Paar auf, konzentrierte sich fortan auf das Tagesgeschäft im Restaurant.
Mutter und Kollegen halfen zu Anfang
„Wir mussten erst einmal herausbekommen, was die Leute wollen. Sehr schnell haben wir gemerkt, dass man gerade in dieser Lage etwas Besonders bieten muss. Allein für eine frische Forelle oder ein Rumpsteak kommt keiner soweit raus“, meint Harald Stoebe.
In der Phase der Umstellung kam den beiden eine generelle Richtungsänderung gerade gelegen. „Die Zeit der Frischeküche begann, und das war genau die Richtung, die wir einschlagen wollten“, erinnert sich Ulrike Stoebe. Mit frischem Lachs und bald danach Seeteufel ertastete die gebürtige Daufenbacherin das Terrain der gehobenen Küche. Dass sie darüber hinaus auch mit der Rolle als Köchin Neuland betrat, mag heute kaum ein Gast glauben. Als gelernte Hotelfachfrau und spätere Geschäftsführerein eines „ Steigenberger“-Restaurants am Frankfurter Flughafen hatte Ulrike Stoebe „mit der Küche früher nie etwas am Hut“. Unverzichtbare Schützenhilfe leistete zu Anfang ihre Mutter. „Von ihr habe ich enorm viel gelernt. Zudem haben mir gute Kollegen mit Rat und Tat geholfen, zum Beispiel gezeigt, wie man einen Fisch filetiert. Es ging damals unter Kollegen sehr freundschaftlich zu.“
Gemeinsam mit ihrem Mann seit sie viel essen gegangen, um zu schauen und zu lernen. Außerdem habe sie Fachliteratur gewälzt und sich weitergebildet. „Ich habe das Gefühl, dass man früher langsamer in die Aufgabe reinwachsen konnte, der Druck war nicht so groß wie heute.“
Mut zum Würzen
Auch, wenn Erfahrung und Repertoire von Ulrike Stoebe seit ihrem Beginn als Köchin um ein Vielfaches größer geworden sind – an ihrem grundsätzlichen Stil hat sie nichts geändert. „Ich koche sehr spontan. Das heißt, mir kommen Ideen, und dann experimentiere ich. Dabei spielt immer meine Intuition eine Rolle sowie meine Zunge, auf die ich mich als ‚letzte Instanz‘ verlasse.“ Die ist Scharfes gewöhnt, bekennt sich Ulrike Stoebe doch zu „Mut zum Würzen“.
Ihre Basis beschreibt sie als italienisch. „Die italienische Küche ist sehr ursprünglich, entspricht meinen Vorstellungen. Ich mache viel mit frischen Ravioli, frischen Kräutern und verwende hauptsächlich Olivenöl.“ Auch andere Einflüsse, darunter auch schon mal asiatische, finden den Weg in die Stoebeschen Kochtöpfe. Allerdings niemals, um aktuellen Trends zu folgen, sondern nur dann, wenn sie sich harmonisch einfügen.
Der Schwerpunkt liegt auf Fisch-Gerichten. Ehe- und Restaurantfachmann Harald Stoebe reicht so etwas als Vorspeise ein „Laufwarmes Carpaccio von Wildlachs und Frühlingsrolle gefüllt mit Krustentieren auf Ingwersauce“ oder eine „Dorade Royal auf Antipasti mit altem Balsamico“. Die Fisch-Hauptgerichte lassen nicht weniger das Wasser im Munde zusammen laufen: Wolfsbarsch auf weißen Bohnen und Tomaten mit Petersilien-Pesto ist nur eine der köstlichen Fisch-Variationen.
Und noch immer steigt Harald Stoebe für die fünf Sorten fangfrischer Forellen nach eingegangener Bestellung in seine Gummistiefel und fischt aus dem hauseigenen Becken ein paar Meter unterhalb des Anwesens.
Zum Aperitif ins Nebenzimmer
Frische ist das oberste Gebot für das sympathische Gastronomen-Paar. „Unsere Grundprodukte müssen frisch sein und in harmonischen Einklang miteinander gebracht werden.“ Komplette Harmonie besteht für die beiden allerdings erst dann, wenn die drei Komponenten Küche, Service und Ambiente perfekt ineinander greifen. „Der Gast verbringt bei uns in der Regel seinen gesamten wertvollen Feierabend. Den möchten wir ihm so angenehm wie möglich gestalten. Er soll sich fast wie zu Hause fühlen“, erläutert Harald Stoebe die Philosophie des Hauses.
Das tun offensichtlich auch viele der Stammgäste. Nicht nur, weil sie regelmäßig wiederkommen. „Die meisten rufen an und reservieren einen Tisch. Ich weiß dann gleich, wo sie gerne sitzen möchten“, erzählt der Hausherr. Manche Gäste bevorzugen einen der beiden Tische im so genannten Bauernstübchen. Andere nehmen lieber an einem der vier Tische im Restaurant Platz. Zum Aperitif oder Digestif, oder um sich in Ruhe eine Zigarre oder Pfeife anzustecken, machen es sich die Gäste im „ Biedermeierstübchen“ gemütlich. Vielleicht ist es eben diese Möglichkeit, die Räumlichkeit während des Abends zu wechseln, die das Gefühl von „Zuhause sein“ unterstützt. Die mit Liebe und Sorgfalt ausgewählten dunklen Möbelstücke tun ihr Übriges dazu. Auffällig sind außerdem die geschmackvollen Tisch-Dekorationen, die Ulrike Stoebe selbst herstellt: „Das ist mein Ausgleich zur Küche.“
Zum Abschalten auf die Terrasse
Für den perfekten, betont dezenten Service ist Ehemann Harald zuständig. Je nach Bedarf stehen ihm Aushilfen zur Seite. Außerdem berät er als ausgebildeter Sommelier fachkundig bei den rund 160 Wein-Positionen. „Selbstverständlich liegt unser Schwerpunkt auf Mosel-Saar-Ruwer. Darüber hinaus führen wir aber auch alle wichtigen Weine aus Frankreich, Italien und Spanien.“
Zum Abschalten nach Restaurant-Schluss setzen sich die beiden gerne selber mit einem Glas Wein auf die Terrasse und lassen den Blick in die Ferne schweifen. „Wir haben das Glück, in einer traumhaften Umgebung zu leben und zu arbeiten. Das versöhnt für vieles.“
Susanne Windfuhr