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01.09.2023

Wie sich die Wirtschaft an KI herantastet


Dieser Text ist vom 01.09.2023 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Experte rät zum Einstieg ins Thema mit kleinem Pilotprojekt

FACHLEUTE SIND SICH EINIG: KÜNSTLICHE INTELLIGENZ (KI) WIRD IN WINDESEILE ALLE GESELLSCHAFTLICHEN BEREICHE SOWIE VOR ALLEM AUCH DIE ARBEITSWELT DURCHDRINGEN UND VERÄNDERN.  BLICKPUNKT WIRTSCHAFT HAT MIT EXPERTEN ÜBER DAS THEMA GESPROCHEN UND STELLT MIT TECHNISAT UND FORST- SERVICE RASKOP ZWEI UNTERNEHMEN AUS DER REGION VOR, DIE SICH KI IM ARBEITSALLTAG BEREITS ZUNUTZE MACHEN.

KI. Zwei Buchstaben, die erst vor wenigen Monaten geradezu explosionsartig den Sprung ins öffentliche Bewusstsein geschafft haben und seither nicht allein medial eine Aufmerksamkeit erfahren, wie es kaum ein anderes Thema der jüngeren Vergangenheit geschafft hat. Künstliche Intelligenz ist in aller Munde. Dabei ist das Thema keineswegs ein neues Phänomen. Die Anfänge reichen beinahe sieben Jahrzehnte zurück. Das Jahr 1956 gilt als Geburtsstunde der Geschichte der Künstlichen Intelligenz. Im Rahmen einer wissenschaftlichen Konferenz im amerikanischen Dartmouth fiel zu diesem Zeitpunkt erstmals der Begriff Artificial Intelligence. Zehn Jahre später prägte Marvin Lee Minsky, einer der Gründerväter der Fachrichtung, die auch heute noch häufig zitierte Definition von KI. Ins Deutsche übersetzt lautet sie: „Künstliche Intelligenz ist die Wissenschaft, Maschinen dazu zu bringen, Dinge zu tun, die Intelligenz erfordern würden, wenn sie von Menschen gemacht würden.“

Tatsächlich hat KI längst in unterschiedlichen anwendungsbezogenen Bereichen Einzug in unseren Alltag gehalten. An dieser Stelle seien als wenige Beispiele die Stichwörter Gesichtserkennung, Musikstreaming, Smart Home oder digitale Sprachassistenten genannt. Gleichwohl ist die Geschichte der KI eine mit Aufs und Abs, wie Prof. Dr. Ralph Bergmann beschreibt. Der gebürtige Trierer beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit der Thematik, hat zum Thema KI promoviert und habilitiert. In einer Doppelfunktion übt er an der Universität Trier seit 2004 seine Professur für Wirtschaftsinformatik aus und leitet an der im Januar 2020 an der Uni Trier gegründeten Außenstelle des Deutschen Forschungsinstituts für Künstliche Intelligenz (DFKI) die Forschungsgruppe „Erfahrungsbasierte Lernende Systeme“. Bergmann sagt: „Man spricht von KI-Winter und KI-Sommer. Im Moment befinden wir uns global gesehen im KI-Hochsommer.“
In Deutschland sei das Thema Mitte der 1970er-Jahre aufgeschlagen, damals hätten erste Workshops und Tagungen stattgefunden. Mitte der 1980er-Jahre habe Deutschland einen KI-Sommer erlebt: „Da waren wir forschungsmäßig weit vorne. Es gab beispielsweise bei Daimler Benz eine große Forschungsgruppe zu maschinellem Lernen. Heute sind die USA führend.“
Anfang der 1990er-Jahre sei hierzulande der Winter eingekehrt – bis vor etwa 15 Jahren, als sich das Blatt wieder zum Positiven gewendet habe. Gefragt nach den Gründen für das zeitweise Ab antwortet Bergmann: „Das lag zum Teil an überhöhten Erwartungen und daran, dass die Ergebnisse aus der Wissenschaft es nicht so in die praktische Anwendung geschafft haben, wie man dachte.“ In den 1970er-Jahren sei auch der Glaube an das Potenzial neuronaler Netze ein wenig verloren gegangen. Die könne man inzwischen beherrschen, schildert Bergmann.
Den gewaltigen Sprung, oder besser gesagt die Sprünge, die die KI-Entwicklung innerhalb kürzester Zeit gemacht hat, führt der Experte auf drei Faktoren zurück: leistungsfähigere Rechner, die Verfügbarkeit großer Datenmengen sowie verbesserte Algorithmen.

ChatGPT hat den Markt revolutioniert

Dass KI in jüngster Zeit in aller Munde ist, dafür hat maßgeblich der Amerikaner Sam Altman gesorgt, der im November 2022 mit seinem Unternehmen OpenAI den Sprachgenerator ChatGPT auf den Markt gebracht und ihn damit für jeden und jede öffentlich zugänglich gemacht hat.   
Unisono sprechen Experten von ChatGPT als der größten Revolution seit Erfindung des Internets und dem am schnellsten wachsenden Produkt der Geschichte. Fünf Tage nach dem Start im Herbst verzeichnete der Chatbot bereits eine Million Nutzer.
„Gefüttert“ beziehungsweise trainiert – wie die Fachleute es nennen – mit einer gigantischen Datenmenge, beantwortet ChatGPT in Sekundenschnelle und in fast jeder Sprache so ziemlich jede Frage, die sich das menschliche Hirn nur ausdenken kann. Das Sprachmodell spuckt fertige Texte aus, die in ihrer Perfektion ebenso von einer Person verfasst sein könnten.
„Das Faszinierende ist, dass ich mit diesem Modell in natürlicher Sprache kommunizieren kann, es jederzeit verfügbar und extrem schnell ist, nie müde wird und ich es so oft befragen kann, wie ich möchte“, sagt Christoph Maerz, IT-Mitarbeiter bei der IHK Trier. Maerz, der auch schon als KI-Programmierer gearbeitet hat und neben seiner IHK-Tätigkeit Vorträge und Workshops zu KI hält beziehungsweise anbietet, kann sich derzeit vor Anfragen kaum retten, wie er sagt: „Ich werde gerade überrannt von Unternehmen, die sich beim Thema KI vortasten.“ Nach seiner Erfahrung werde KI bislang „erstaunlich wenig genutzt“, das Wissen darüber beschreibt er in der Mehrheit als „rudimentär“. „Den meisten, die bei mir anfragen, geht es primär darum zu erfahren, welche Möglichkeiten KI bietet.“
Dass KI die Gesellschaft ebenso verändern wird wie die Arbeitswelt steht für Maerz und Bergmann ohne jeglichen Zweifel fest. Und auch, dass der Prozess längst in Gang gekommen und nicht mehr aufzuhalten ist. „Das ist der disruptivste Einschnitt, den ich je erlebt habe“, sagt Maerz. „Es wird wahnsinnig viele Berufe und Unternehmen quer durch alle Branchen sehr stark beeinflussen. Die Einstellung zu Medien wird sich ändern, unser Schulsystem wird transformiert werden.“
Die Einführung von ChatGPT vor nicht einmal einem Jahr hat auch nach Einschätzung von Ralph Bergmann die Wahrnehmung hinsichtlich KI in der Öffentlichkeit und in Unternehmen vollkommen verändert. „Was hat das für Auswirkungen?, fragt man sich in allen Bereichen.“ Die Haltung der Unternehmen gegenüber der Thematik beschreibt er, der mit dem DFKI über die Auftragsforschung in engem Kontakt auch mit der regionalen Wirtschaft steht, als „sehr offen und interessiert“.

„Grundsätzlich ist das Potenzial von KI sehr viel größer als man denkt“, sagt Bergmann. „Deshalb müssen die Unternehmen schauen, dass sie bei der digitalen Transformation vorangehen, um die Chancen zu nutzen.“ Gerade im Bereich von Routinearbeiten werden sich die Arbeitsplätze nach seiner Einschätzung stark verändern, werde man KI-Werkzeuge künftig stärker nutzen. Während Maerz wie Bergmann einerseits davon ausgehen, dass bestimmte Arbeitsplätze durch den Einsatz von KI mittelfristig wegfallen werden, bewerten beide die neuen Technologien als „absolut notwendiges Instrument zum Abfedern des Fachkräftemangels“.

„Wir brauchen Regeln und Leitplanken“

Auch hinsichtlich der Risiken und Gefahren durch die Nutzung von KI sind sich die beiden Experten einig. „Die große Gefahr, die ich in Verbindung mit generativer KI sehe, ist, dass man sehr realistisch Fake News produzieren kann“, sagt Bergmann. „ChatGPT beispielsweise ist ein Sprachmodell, kein Wissensmodell, das muss man sich klarmachen. Es bildet die Sprache ab, die auf dieser Welt gesprochen wird und ist kein Modell der Wahrheit. Es bildet auch Unwahrheiten ab. Die Herausforderung ist, ChatGPT so zu nutzen, dass möglichst korrekte und nicht nur korrekt erscheinende Ergebnisse erzielt werden, die hinreichend verlässlich sind.“
„Man muss sich der Verantwortung bewusst sein“, mahnt auch Christoph Maerz und plädiert wie Bergmann für eine schnellstmögliche Regulierung. „Wir brauchen Regeln und Leitplanken“, so Maerz.

Auf die Frage, welche Schritte Unternehmer zum jetzigen Zeitpunkt im Hinblick auf diese technologische Zeitenwende machen sollten, rät Bergmann: „Beim Bemühen darum, Unternehmen KI-ready zu machen, ist Daten-Ökonomie ein wichtiges Thema. Der Kern ist, Daten nicht als Abfallprodukt zu betrachten, die in einem Datensilo landen, sondern als Wirtschaftsfaktor, mit dem man Wertschöpfung erreichen kann. Deshalb sollten Daten systematischer erfasst und strukturiert werden, was häufig ein kritischer Punkt in Betrieben ist.“ Darüber hinaus gehe es darum, „Geschäftsziele und Prozesse möglichst gut zu verstehen und zu hinterfragen, welche Unternehmensbereiche mit KI unterstützt werden können“. Beispielsweise überall da, wo man auf Prognosen zurückgreife, wo wissensintensive Prozesse ablaufen, Kundenkontakt bestehe oder Berichtspflichten bestünden, biete sich ein Nachdenken über den Einsatz von KI durchaus an. Eine klare Empfehlung Bergmanns lautet überdies: „Unbedingt zunächst mit kleinen Pilotprojekten starten, um Erfahrungen zu sammeln, ein Gefühl für die Materie zu bekommen und intern Erfolge zeigen zu können.“ Dazu seien Partnerschaften etwa mit Technologieanbietern oder Forschungsinstituten notwendig.

„Wir wollten mit etwas Kleinem starten“

Als hätten sich die Verantwortlichen bei der TechniSat Digital GmbH mit dem Trierer Professor beraten, hat der Anbieter von Unterhaltungs- und Lifestyle-Elektronik mit Hauptsitz in Daun genau dessen Empfehlung umgesetzt. Ende Mai ist das TechniSat-KI-Pilotprojekt „Emma“ live gegangen. „Emma“ ist ein Chatbot, ein virtueller Assistent oder besser gesagt eine virtuelle Assistentin, über die Kunden produktspezifische Fragen oder auch Beschwerden an das Unternehmen richten können. „Im November haben wir das erste Mal ChatGPT ausprobiert. Es war klar, dass diese Neuerung die Welt verändern wird“, sagt Geschäftsführer Tyrone Winbush. „Wir sind bei TechniSat grundsätzlich offen dafür, neue Dinge auszuprobieren, und KI ist etwas, womit man sich beschäftigen muss. Das wird nicht wieder verschwinden. Insofern wollten wir schauen, wie wir das einbauen, um gewisse Prozesse im Unternehmen zu verändern.“
Die Beweggründe, mit einem Chatbot in das Thema KI einzusteigen, beschreibt Winbush wie folgt: „Zum einen war das für uns am schnellsten umzusetzen. Zum anderen wollten wir mit etwas Kleinem starten, damit wir auch intern beweisen können, dass das funktioniert und im Arbeitsalltag hilft, die Servicemitarbeiter entlastet.“

Umgesetzt hat das Unternehmen das Projekt mit dem KI-Spezialisten „LEAD Machine Learning“ aus Berlin. Geschäftsführer Tim Schleicher ist auf das Dauner Unternehmen Ende 2022 zugegangen, wie er schildert. „Uns als Team begeistern Firmen, die wie TechniSat noch etwas produzieren und bewegen wollen und eine Tradition haben. Die Eigentümerstruktur mit der Stiftung ist für uns spannend. Das war von Anfang an eine Partnerschaft auf Augenhöhe.“ Dass TechniSat KI-Bedarf hat, lag für Schleicher auf der Hand: „Das ist eine Branche, in der viele Daten anfallen. Damit gibt es auch immer Schmerzpunkte, an denen der Schuh drückt.“

„Das A und O ist Führung“

Vor vier Jahren hat Schleicher das Unternehmen gegründet und zwar „unter der Beobachtung, dass KI meist nicht funktioniert“. Vielfach liege der Fokus auf der Technologie. „Das ist aber nur die eine Hälfte. Es geht um die Herausforderung, zu übersetzen, was KI im Alltag heißt, wie man das Thema so auf die Straße bringt, dass es am Ende funktioniert.“ Der Anspruch von „LEAD Machine Learning“ sei stets, „in sehr kurzer Zeit Durchbrüche mit KI zu erzielen. Innerhalb von drei Monaten soll bei uns eine Anwendung live sein“.
Das hat auch bei TechniSat funktioniert. „Emmas“ Aufgaben: die Kunden bei der Produkt-Navigation zu unterstützen, produktspezifische Anfragen zu beantworten, die Servicemitarbeiter beim Beschwerdemanagement zu unterstützen, Standardfragen zu beantworten. Zwei der insgesamt rund zehn Service-Mitarbeiter seien von Anfang an in das Projekt einbezogen worden, hätten den Chatbot mitentwickelt, berichtet Winbush. Selbstverständlich seien auch die Kollegen aus der Web-Entwicklung und dem e-commerce mit an Bord genommen worden. Vorbehalte gegenüber der neuen Technologie habe er nicht im Unternehmen gespürt.  
„Das A und O bei diesen KI-Projekten in Unternehmen ist Führung“, weiß Tim Schleicher. „Es braucht Top-Führungskräfte, die das begleiten und das Verantwortungsbewusstsein, den ethischen Blick darauf zu wahren.“ So nehme man bei TechniSat den Datenschutz sehr ernst. „Alles, was wir übermitteln, darf keine personenbezogenen Daten enthalten“, betont Winbush. Zudem sei „Emma“ sehr restriktiv programmiert, gebe grundsätzlich nur Antworten zu gesichertem Wissen.

Die ersten Erfahrungen mit „Emma“ sind nach Auskunft des Geschäftsführers positiv. Mehr als 1000 Konversationen bislang seien überwiegend positiv verlaufen. „60 bis 70 Prozent der Fragen hat ‚Emma‘ sehr gut beantwortet. Gemeinsam mit LEAD Machine Learning monitoren wir die Ergebnisse und sind bereits dabei, ‚Emma‘ zu optimieren.“ So sollen Kunden beispielsweise die Möglichkeit bekommen, zwischen der virtuellen Assistentin und einem Kontaktformular auszuwählen. Offensichtlich kommt die Kundschaft gut klar mit Emma, denn Tyrone Winbush sagt: „Bisher liegen keine Kundenbeschwerden vor. Ich gehe auch davon aus, dass es nicht dazu kommen wird. Das Tolle ist eben, dass ‚Emma‘ rund um die Uhr online ist.“
Und wie stehen die Service-Mitarbeiter zu ihrer neuen Kollegin? „Ich sehe für sie keinen Nachteil. Im Gegenteil. Tatsächlich können sie sich durch den größeren Freiraum jetzt schon um komplexere Aufgaben kümmern.“

Netz im optimalen Bereich laufen lassen


In einer völlig anderen Branche und in einem ganz anderen Bereich macht sich das Landscheider Unternehmen Forst-Service RASKOP Künstliche Intelligenz zunutze. In dritter Generation als Volldienstleister für Waldbesitzer tätig und somit mit der Pflanzung über die Pflege und Fällung bis hin zur Vermarktung beauftragt, haben die Brüder Andreas und Harald Raskop zusammen mit ihrem Vater Walter Raskop vor einigen Jahren damit begonnen, sich ein weiteres Standbein zu schaffen.
Als erster Schritt sind sie 2005 in die Holzhackschnitzel-Produktion eingestiegen und haben mit dem Ersatzbrennstoff beispielsweise das Kloster Himmerod, Schulen oder eine Schreinerei beliefert. Im Zuge seiner Standortverlegung vom Altenhof ins Gewerbegebiet Landscheid investierte der Betrieb 2011 erstmals in eine Hackschnitzelheizung und brachte sein erstes Nahwärmeprojekt mit einer 500-Kilowatt-Leistung auf den Weg.
„Damit sich das rechnet, müssen mehrere Anschlussnehmer mitmachen. Das war am Anfang nicht so einfach“, erinnert sich Harald Raskop. Einen großen Anker-Abnehmer konnte die Firma schließlich 2012 mit dem neu gebauten Alten- und Seniorenheim in Landscheid gewinnen. Nachdem sich die Feuerwehr, ein großer Supermarkt und einige Privathaushalte ebenfalls anschlossen, war die Kapazität 2018 erschöpft.
Für die rührigen Unternehmer war dies die Motivation, in die Planung einer größeren Anlage einzusteigen und sich Gedanken über künftige Abnehmer zu machen. Vor zwei Jahren startete gegenüber dem Firmensitz der Bau eines 500 Quadratmeter großen Gebäudes mit dem Herzstück in Form von zwei neuen Holzhackschnitzel-Kesseln. 5.500 Meter Netz wurden bereits verlegt, 10.000 Meter sollen nach Auskunft von Harald Raskop noch folgen.   
Nach einer Probephase im Winter ging die Anlage im Mai offiziell in Betrieb. Mit der Gesamtleistung von 3.200 Kilowatt können 220 Anschlussnehmer versorgt werden. Diese Zahl sei inzwischen auch erreicht, informiert Raskop. „Der Ukraine-Krieg hat das Projekt enorm gepusht, das Interesse an Fernwärme ist schlagartig gestiegen.“
Mit dem Ziel, das Netz im optimalen Bereich laufen zu lassen und möglichst weder eine Über- noch eine Unterversorgung zu erzeugen, wurde eine KI-basierte Steuerung implementiert. „Die Kunst ist, Daten aus verschiedenen Bereichen zu verknüpfen“, erläutert Harald Raskop. „Unsere Kunden haben bei sich im Gebäude eine Hausübergabestation, etwa so groß wie ein Apothekerschrank. Diese Übergabestation erfasst sämtliche Daten rund um die Frage, wann wieviel Wärme und mit welchen Temperaturen gebraucht wird und leitet sie an unsere Heizzentrale weiter.“
Die Steuerung greife diese individuellen Daten auf, ziehe darüber hinaus auch Meta-Wetterdaten aus dem Internet hinzu, um die benötigte Leistung möglichst punktgenau bereitzustellen.
„So ein Nahwärmenetz ist ein relativ träges System, das ein bis zwei Stunden Vorlauf braucht. Und je größer das Netz ist, desto feiner muss es gesteuert werden“, so Raskop. Dank KI könne das so weit runtergebrochen werden, dass beispielsweise an einem kalten Wintermorgen geschaut wird, wer als Erstes Wärme benötigt. In der Folge würden etwa Schulen die Woche über früh, Kirchen nur sonntags versorgt werden.

Auf das „Pferd KI“ habe ihn der Hersteller der Kesselanlage gesetzt. „Ich sehe es als Chance. Das ist ein Modul, das mir beziehungsweise einem Mitarbeiter Arbeit abnimmt und erspart, die Anlage permanent im Blick zu haben.“ Wichtig sei ihm, als Betreiber der Anlage die Steuerung über seinen PC selbst in der Hand zu haben und eingreifen zu können. Das sei mit dieser Technik gegeben. „Die Bedienung als solches ist einfach, auch wenn man sich im Vorfeld natürlich damit beschäftigen und sich schulen lassen muss.“
Veritable Erfahrungswerte mit der neuen Technik lägen noch nicht vor. Dazu müsse die Anlage über ein bis zwei Winter im Volllastbetrieb beobachtet werden. Auch von seinen Kunden habe er bislang keine Rückmeldung bekommen. Eine Schwachstelle hat Raskop bislang nicht ausgemacht, ist sich jedoch bewusst: „Cyber-Kriminalität ist ein Risiko, das möchte ich mir nicht ausmalen. Deswegen ist es wichtig, sich hinsichtlich entsprechender Sicherheitsvorkehrungen immer auf den neuesten Stand zu bringen.“



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