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15.03.2004

Wirtschaft und Wissenschaft erobern den Petrisberg


Dieser Text ist vom 15.03.2004 und könnte inhaltlich veraltet sein.

Wohnen, arbeiten und leben auf dem Konversionsgelände über den Dächern Triers: Mit Hilfe der Entwicklungsgesellschaft Petrisberg in den „WIP“-Club

„Belvedere 1“ – die neue Adresse der Entwicklungsgesellschaft Petrisberg mbH hat nicht nur einen wohl klingenden Namen, das Domizil hoch über den Dächern der Stadt Trier kann sich sehen lassen und bietet tatsächlich eine „schöne Aussicht“ auf das riesige Konversionsgelände. Noch kann sich beim Ausblick vom begehbaren Gründach wohl niemand so recht vorstellen, dass auf dem Petrisberg schon bald die Handwerker abziehen, geschweige denn am 22. April die Landesgartenschau eröffnet wird. Dort, wo die Erde noch aufgewühlt ist, wo gehämmert und gegraben wird, wo Baggerfahrer sich ihren Weg bahnen, dort soll sich in so kurzer Zeit alles in sattes Grün und eine blühende Landschaft verwandelt haben? Man erahnt es allenfalls.
Auch der parallel zur Gartenschau entstehende „neue Petrisberg“ ist erst in Konturen erkennbar. Und doch: Bereits jetzt ist das gute Klima für die fruchtbare Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft spürbar.

KASERNE ALS BÜROVILLA
Doch der Reihe nach: Es war ein Herzenswunsch von Christiane Horsch, der nun in Erfüllung geht. Triers Wirtschaftsdezernentin wollte auf dem Konversionsgelände, das nach dem Abzug der Franzosen frei geworden war, die Entwicklungsmaßnahme Petrisberg mit den Eckpfeilern Wohnbebauung und Wissenschaftspark vorantreiben – darin eingebettet die Landesgartenschau. „Wissen vereinen und auf dem Petrisberg eine Wachstumsbranche schaffen' lautete ihr Leitmotiv. Die Überschrift „Der neue Petrisberg. Wohnen. Leben. Arbeiten“ vor Augen wurde zur Umsetzung des Vorhabens Ende 2002 die Entwicklungsgesellschaft Petrisberg mbH (EGP) gegründet. Deren Geschäftsführer, Jan H. Eitel, lobt: „Frau Horsch ist da richtig vorgeprescht.“

Die EGP versteht sich als Dienstleister für alle Fragen rund um Wissenschaftspark (WIP) und Wohngebiete, ist Ansprechpartner für individuelle Büroflächen, Gewerbegrundstücke und Wohnbaugrundstücke. Gesellschafter der EGP sind die Stadt Trier, die GIU Saarbrücken (Gesellschaft für Innovation und Unternehmensförderung mbH & Co. Flächenmanagement KG), Stadtwerke und Sparkasse Trier sowie die Aktiengesellschaft Drees & Sommer aus Stuttgart.

Die EGP setzt die von der Stadt Trier begonnenen Maßnahmen fort, das 70 Hektar große Areal zu einem multifunktionalen Stadtquartier zu machen. Zu den Aufgaben der Gesellschaft zählen: Konzepte finden, den Wissenschaftspark weiterentwickeln, im Zusammenwirken mit der Stadt das Konversionsgelände erschließen, sanieren und neu strukturieren, den Standort vermarkten, den Petrisberg als hochwertigen Büro- und Dienstleistungsstandort etablieren, Wohnbauflächen vermarkten, Gewerbegebiete entwickeln, Bestandsgebäude sanieren und modernisieren und nicht zuletzt Investoren, Projektbeteiligte, Professoren, Studierende und Bürger sensibilisieren und motivieren.

EINE GUTE ADRESSE
Nach dem Umzug aus dem Gebäude des Deutschen Wetterdienstes in der Sickingenstraße hat die EGP im „Belvedere“-Bau für ihr Team eine gute Adresse gefunden. „Eine gute Adresse können und wollen wir aber auch anderen Firmen geben. Das ist Bestandteil unserer Philosophie. Unternehmen sollen auf dem Petrisberg einen Standort bekommen, der etwas zu bieten hat, mit dem sie sich hervorragend präsentieren können“, sagt Jan H. Eitel. Und weiter: „Das Umfeld ist gesund, ansprechend, Wir haben von Anfang an gesehen, dass wir nur dann eine Chance haben, wenn sich das Stadtquartier von anderen Gewerbestandorten unterscheidet. Wir mussten also höherwertig rangehen.“

Das gewisse Etwas hat das neue EGP-Domizil auf jeden Fall. Mit seinem 15 Meter frei herausragenden „Riegel“ scheint das Haus fast zu schweben. Das Investitionsvolumen allein dafür: 897 000 Euro. Schon bald sollen weitere Firmen einziehen, soll es Platz bieten für Tagungen und Seminare. In dem Gebäude ist das WIP-Center, während der Landesgartenschau zudem der Informationspool, angesiedelt.

BLICK INS TAL
Weit vorangeschritten ist auch der Umbau des Kronengebäudes „013“, in Kürze soll sich die frühere Kaserne verwandelt haben in eine moderne, ansprechende Arbeitsstätte mit gläserner Arkade und vielen kleinen Balkonen mit bestem Ausblick ins Tal.

Bereits jetzt arbeiten 220 Menschen im Wissenschaftspark – in Betrieben und Universitätsinstituten. 2 000 Arbeitsplätze in hundert Unternehmen sollen es werden. Interessant sind auch kleine, mittelständische Unternehmen, „die bei uns groß werden können.“ Die Gründe, sich auf dem Petrisberg niederzulassen, liegen für Eitel auf der Hand: „Mitten in den Weinbergen, versehen mit den Annehmlichkeiten der Landesgartenschau ist hier ein guter Nährboden für kreatives Arbeiten in exklusiver Lage.“

Ab dem 1. April in der „Max-Planck Straße 6“ zu finden ist die „lehr IT Service GmbH & Co. KG“, die Unternehmen – auch kleinen und mittelständischen Kunden – Produkte und Dienstleistungen rund um die Informationstechnologie anbietet. Der Umzug von der Innenstadt auf den Petrisberg liegt laut Geschäftsführer Wolfgang Klose in der eigenen Unternehmensausrichtung begründet. So ist der „Spezialist für technologisch hochwertige“ Produkte nicht zuletzt deshalb erfolgreich, weil er auf individuelle Kundenwünsche spezifisch eingeht und eine Beziehung aufbaut; die „das Verhältnis einer Partnerschaft“ widerspiegelt. Klose: „Umso wichtiger war es für uns bei der Suche nach einer neuen Geografie, einen Standort zu finden, der unseren Marktpartnern ein attraktives Klima und Umfeld bietet: zentrale Lage, gute logistische Anbindung, hervorragende Geschäftsinfrastruktur und vor allem die Perspektive, sich künftig zu einem landes- und regionenweit bedeutsamen Geschäftszentrum zu entwickeln.“ Zudem habe es die EGP „mit hoher Kompetenz, Sachverstand, Engagement und fairen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ schnell geschafft, „lehr IT“ von der Qualität zu überzeugen. Das Unternehmen freue sich auf seinen exklusiven Standort inmitten der Landesgartenschau.

Willkommen im „WIP“-Club
Die Besonderheit wird auch in der Wahl der Begriffe und Slogans deutlich. Wer sich im Wissenschaftspark ansiedelt, gehört zum „WIP-Club“. Oder: „High tech mit high touch“. Wesentlicher Faktor ist natürlich die Nähe zur Universität Trier. Manifestiert werden soll die Kommunikation zwischen regionaler Wirtschaft und Forschung. So hat sich im Herbst 2002 zum Beispiel das Institut für Biogeografie im Wissenschaftspark niedergelassen und beschäftigt 37 Mitarbeiter.

Für Eitel und EGP-Mitarbeiter Dr. Martin Koch ist es wichtig, dass wissenschaftliche und forschungsnahe Einrichtungen auf dem Petrisberg siedeln und die Verbindung Hochschule und Unternehmen nicht nur auf dem Papier als Anliegen formuliert ist. „Über Projekte versuchen wir bewusst, diesen Austausch zu fördern. Studierende sollen privatwirtschaftliche Erfahrungen sammeln und auch dafür bezahlt werden. Viele müssen eben Geld verdienen und heuern als Kellner oder Gabelstapler an. Hier erfahren sie, dass sie ihr Wissen bereits während des Studiums in der Praxis einbringen können und ihre wissenschaftliche Arbeit etwas wert ist“, sagt Koch. Etliche Firmen hätten Bereitschaft signalisiert. Ganz nebenbei schaffe man so ein gutes Klima für Existenzgründer. Ziel sei ein regionales Kompetenzzentrum, in dem die Bereiche wie IT, Medien, Design oder Gesundheit, Marktforschung sich wohl fühlen.

DAS „ROTE U“ ALS AUSHNGESCHILD
Von bereits erfolgreicher Ansiedlungspolitik zeugt das so genannte „rote U“. Die drei früheren Kasernengebäude fallen nicht nur durch Anordnung und roten Farbanstrich ins Auge, sie sind auch so etwas wie das Aushängeschild. Die Telekom-Säulen T-Com mit etwa 90 Beschäftigten und T-Systems (hundertprozentige Tochter der Telekom) mit 46 Mitarbeitern sind dort eingezogen. „ Durch die Verlagerung sind die beiden Firmen Trier erhalten geblieben. Arbeitsplätze wurden so gesichert. Obwohl vom Park der Zukunft noch nicht viel zu sehen war, stellte das rote U eine Perspektive dar“, freut sich Jan H. Eitel.

Als „richtige Standortentscheidung in die Zukunft“ bezeichnet Armin Scherer, Geschäftsführer von T-Systems, die Wahl „pro Petrisberg“. Im Nachhinein betrachtet, so Scherer, hätte man mit dem Umzug jedoch besser bis nach der Landesgartenschau gewartet. Seit zwei Jahren seien extreme Bauaktivitäten zu verkraften. Zu Anfang seien Infrastruktur und Busanbindung schlecht gewesen. Doch bald könne man sich auch so nach außen präsentieren, wie es einem „innovativen Unternehmen“ gut zu Gesicht steht. Eine wichtige Rolle spiele die Nähe zu den Hochschulen. T-Systems lebe die Philosophie vom Austausch bereits, beschäftige Werkstudenten und Praktikanten. Auch der Kontakt zur Hochschule Luxemburgs sei gut. Zwar sei T-Systems Dienstleister für Informations- und Kommunikationstechnologie, aber im Bereich „Consulting & Beratung“ seien Synergieeffekte vorhanden, sei das Know-how von Studierenden der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre gefragt.

Ebenfalls Mieter im „roten U“ ist seit einem Jahr das Unternehmen IT-Transfer mit acht Beschäftigten. Zuständig ist die Firma für weltweite Wert- oder Schadengutachten für technische Systeme und Anlagen. Geschäftsführer Axel Opp räumt ein, dass das kreative Umfeld nur „peripher wichtig“ ist. Da werde viel drüber geredet, auch über den Austausch mit Hochschulen. Opp: „Das ist eine geisteswissenschaftlich orientierte Uni. Ich aber brauche Techniker.“ Der Idee steht er dennoch aufgeschlossen gegenüber, hat er selber doch immer „Jugend forscht“ unterstützt. Zunächst hatte Opp vor, aus der Stadt nach Gusterath zu gehen, was preiswerter gewesen wäre. Die gute Lage habe aber den Ausschlag für den Petrisberg gegeben. „An unserem Beispiel ist gut zu erkennen, was man in einer Kaserne aus einem Dachgeschoss machen kann. Das hat Flair.“

Zügig voran geht das Wohngebiet, die ersten Häuser sind bereits hochgezogen. Es entstehen Einfamilienhäuser mitten im Gelände der Landesgartenschau sowie witzige Wohnräume „an der Wasserkante“. Es ist eine Reihenhausbebauung entlang des für die Gartenschau eingerichteten 215 Meter langen Wasserbandes. Das Besondere dieser Häuser: Sie dürfen nach individuellen Vorstellungen der Bauherren gestaltet werden, sind also nicht uniform.

SAAT DER SYNERGIE GEHT AUF
Eine große Rolle spielt natürlich auch die Landesgartenschau. Der EGP ist durchaus bewusst, dass es auf dem Gelände von April bis Oktober unruhig werden und es zu Parkplatz-Engpässen kommen kann. Auch die Bauphase des vergangenen Jahres mit großen „Erdbewegungen“ sei belastend gewesen. Aber: „Ohne die Landesgartenschau wären diese Entwicklung und Wertigkeit nicht möglich. Der WIP profitiert von Naturraum und Freizeiteinrichtungen, die geschaffen werden. Erholungsraum ist Kreativraum. Das ist ein Idealzustand, ein fruchtbares Zusammenwirken. Das Modell ist gut, es ist ein ausgetüfteltes System, das den Synergieeffekt bestens nutzt“, befindet Jan H. Eitel. Die Landesgartenschaugesellschaft sei Auftragnehmer der EGP und baut für sie alle Daueranlagen. Eitel: „ Vorteil für uns: Wir haben einen Ansprechpartner, der für uns in Rekordzeit ein tolles Umfeld auf die Beine stellt. Vorteil für die LGS: Sie hat nur einen Bauherrn.“
INGRID FUSENIG

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