01.03.2011
Wo Familie und Beruf keine Gegensätze sind
Dieser Text ist vom 01.03.2011 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Sonja Becker-Weidert setzt mit „MediPrint“ Maßstäbe: gesundes Betriebsklima, flexible Arbeitszeiten und eine gefragte Geschäftsidee
Wer die „MediPrint“-Büroräume betritt und überwiegend verwaiste Schreibtische vorfindet, muss sich keine Sorgen um die Befindlichkeit der Firma machen. Denn das Unternehmen von Sonja Becker-Weidert verzeichnet eine „gute Auftragslage“. Das Büro für „medizinische Dokumentation und Organisationsentwicklung“ hat vor Jahren eine Nische gefunden und erobert. Die angebotene Dienstleistung in der „Re-Organisation und im Management des Ärztlichen Schreibdienstes“ ist gefragt. Mittlerweile zählt MediPrint 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 22 davon sind in Teilzeit beschäftigt.
Dass alle Computer gleichzeitig besetzt sind, ist in der Tat eher selten, hat aber einen guten Grund. Bei MediPrint stehen Begriffe wie Familienfreundlichkeit und flexible Arbeitszeiten nicht nur auf dem Papier, sondern werden gelebt. Es ist also durchaus an der Tagesordnung, dass der Betrieb bereits um fünf Uhr in der Früh hell erleuchtet ist, sich dagegen um 14 Uhr die Reihen lichten und am späten Abend plötzlich wieder Hochbetrieb herrscht.
Sonja Becker-Weidert
„Familie und Beruf gut vereinbaren können. Ein gesundes Arbeitsklima, motivierte Mitarbeiter. Das ist mir sehr wichtig“, sagt Sonja Becker-Weidert.
Im Fall von MediPrint heißt das konkret. Nicht nur die Arbeitszeit insgesamt kann im Rahmen von Monatsplanungen flexibel und individuell gestaltet werden, auch in familiären Ausnahme- und Notsituationen findet die Chefin Lösungen. Kinder im Notfall mit in den Betrieb nehmen? Kein Problem. Für das über Nacht erkrankte Kind da sein? Kein Problem. Zumindest keines, das sich mit gutem Willen nicht lösen ließe.
Die Richtung war klar: Schließlich hatte sie medizinische Vorbildung und bereits für ihren Mann, der im Marien-Krankenhaus Trier-Ehrang arbeitete, Arztbriefe geschrieben.
Daher wusste sie nur zu gut, dass im medizinischen Sektor viel dokumentiert werden muss. Jeder Handgriff, den der Arzt tut, muss schwarz auf weiß festgehalten werden. Ein enormer Aufwand und ein großer Zeitfaktor im medizinischen Alltagsgeschäft. „Als externer Dienstleister im ärztlichen Schreibdienst behilflich sein“ – das war die Grundidee, mit der Sonja Becker-Weidert sich selbstständig machte. Los ging es im Jahr 2000 im eigenen Haus in Schweich in einem „kleinen Büro mit elektrischer Schreibmaschine“. Dort erledigt Sonja Becker-Weidert auch heute noch viele administrative Aufgaben. Doch längst wird ein Schwerpunkt der Arbeit in der Trierer Krahnenstraße erledigt.
Mit dem Auftragsvolumen wuchs ebenso kontinuierlich die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ja, Mitarbeiter. Denn beschäftigte Becker-Weidert anfangs nur Frauen, sind seit 2009 auch zwei Männer mit von der Partie. Die Chefin hat das in einem Beitrag für die Mutterhaus-Zeitschrift „muz“ so formuliert: „Seit 2009 ist die Männerquote in unserem Team deutlich verändert worden.“
Derzeit hat MediPrint eine Auszubildende, die den Zweig „Kauffrau für Bürokommunikation“ ausgewählt hat. Weiterbildung ist auch der Chefin selber extrem wichtig. Ob im Change-Management oder in der Mitarbeiterführung – zu ganz unterschiedlichen Themen sucht sie sich Vorträge heraus, die sie besucht.
Sonja Becker-Weidert freut sich darüber, dass es ihr so viel Spaß bereitet, selbstständig zu sein. Auch wenn es den Preis hat, sehr viel Zeit zu investieren. Mittlerweile versucht sie, sich immer mal einen Tag frei zu nehmen und abzuschalten. Dann geht sie am liebsten schwimmen. Doch: „Ich gestehe, das Handy ist immer im Bademantel dabei.“
Es ist ihr Team, das sie motiviert, sich so sehr für das eigene Unternehmen einzusetzen. Ganz klar, sie trage Verantwortung für die Menschen, die für sie arbeiten, und müsse deshalb „umsatzorientiert arbeiten“. Ansonsten setzt sie andere Prioritäten. Becker-Weidert hat viel mit Führungskräften zu tun und weiß daher, dass „Männer diese Rolle anders als Frauen ausüben“. Sie selber setzt auf Empathie. Becker-Weidert: „Ich gehe auf meine Mitarbeiter ein, will dass sie zufrieden sind.“ Die Rückmeldungen bestätigten, dass sie da offenbar den richtigen Ansatz hat. „Viele sagen mir, dass sie sehr, sehr gerne zur Arbeit kommen. Die geringe Fluktuation ist ein Indiz, dass Klima und Arbeit zu gefallen scheinen.“
Dass alle Computer gleichzeitig besetzt sind, ist in der Tat eher selten, hat aber einen guten Grund. Bei MediPrint stehen Begriffe wie Familienfreundlichkeit und flexible Arbeitszeiten nicht nur auf dem Papier, sondern werden gelebt. Es ist also durchaus an der Tagesordnung, dass der Betrieb bereits um fünf Uhr in der Früh hell erleuchtet ist, sich dagegen um 14 Uhr die Reihen lichten und am späten Abend plötzlich wieder Hochbetrieb herrscht.
Sonja Becker-Weidert
WICHTIGE VORBILDFUNKTION
Dass die Inhaberin von MediPrint mit dieser Philosophie Maßstäbe setzt, wurde 2010 bestätigt. MediPrint überzeugte die Stiftung „Zukunft in Trier-Saarburg“ und sicherte sich den ersten Platz des Wettbewerbs „Familienfreundliche Betriebe im Landkreis Trier-Saarburg“. Landrat Günther Schartz lobte die „Vorbildfunktion“ von Betrieben wie MediPrint. In der Konkurrenz um knapper werdende Fachkräfte, seien die Unternehmen häufig im Vorteil, die familienfreundliche Arbeitsbedingungen anbieten können. Eine familienbewusste Personalpolitik als wichtiger Wettbewerbsvorteil also.Im Fall von MediPrint heißt das konkret. Nicht nur die Arbeitszeit insgesamt kann im Rahmen von Monatsplanungen flexibel und individuell gestaltet werden, auch in familiären Ausnahme- und Notsituationen findet die Chefin Lösungen. Kinder im Notfall mit in den Betrieb nehmen? Kein Problem. Für das über Nacht erkrankte Kind da sein? Kein Problem. Zumindest keines, das sich mit gutem Willen nicht lösen ließe.
KLEINES BÜRO MIT SCHREIBMASCHINE
Die 53-Jährige kann sich gut in die verschiedenen Problemlagen hineinversetzen, schließlich hat auch sie zwei Kinder großgezogen. Für sich selber hatte sie zwar einen anderen Weg gewählt: „Ich war 16 Jahre lang Hausfrau und Mutter. Und das sehr gerne und aus tiefster Überzeugung.“ Als Tochter und Sohn jedoch flügge wurden, war es an der Zeit, „beruflich etwas für mich zu tun und mir etwas aufzubauen“.Die Richtung war klar: Schließlich hatte sie medizinische Vorbildung und bereits für ihren Mann, der im Marien-Krankenhaus Trier-Ehrang arbeitete, Arztbriefe geschrieben.
Daher wusste sie nur zu gut, dass im medizinischen Sektor viel dokumentiert werden muss. Jeder Handgriff, den der Arzt tut, muss schwarz auf weiß festgehalten werden. Ein enormer Aufwand und ein großer Zeitfaktor im medizinischen Alltagsgeschäft. „Als externer Dienstleister im ärztlichen Schreibdienst behilflich sein“ – das war die Grundidee, mit der Sonja Becker-Weidert sich selbstständig machte. Los ging es im Jahr 2000 im eigenen Haus in Schweich in einem „kleinen Büro mit elektrischer Schreibmaschine“. Dort erledigt Sonja Becker-Weidert auch heute noch viele administrative Aufgaben. Doch längst wird ein Schwerpunkt der Arbeit in der Trierer Krahnenstraße erledigt.
MUTTERHAUS SCHÄTZT MEDIPRINT
2001 nämlich kam als Auftraggeber das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen hinzu. Eine Geschäftsbeziehung, die kontinuierlich ausgebaut wurde. Nicht zuletzt aus Datenschutz-Gründen arbeitet ein Teil der MediPrint-Belegschaft in einem Haus, das zum Klinikum gehört. Dort kann das Team die gesicherten Leitungen nutzen und dank moderner digitaler Diktat-Technik auch schneller und effektiver zuarbeiten als noch zu Zeiten der Diktatkassetten. Das Spektrum der Arbeit umfasst das Schreiben von Arztbriefen, OP-Berichten, Gutachten, Befundberichten und die Krankenblattverwaltung und das Versenden von Briefen. „Wir haben natürlich noch andere Kunden – in Rheinland-Pfalz, im Saarland und in Nordrhein-Westfalen – aber das Mutterhaus ist unser größter Auftraggeber. Wir haben uns unentbehrlich gemacht“, erzählt die MediPrint-Inhaberin, und ein wenig Stolz schwingt in der Stimme mit.STOLZES WACHSTUM
Zu Recht. Denn half Sonja Becker-Weidert zunächst nur dort, wo „gerade Not am Mann“ oder besser an der Frau war, so unterstützen sie und ihr Team mittlerweile 13 Abteilungen im Mutterhaus und übernehmen sogar Vertretungen in Chefarzt-Sekretariaten. Seit 2005 arbeitet MediPrint auch für das Krebsregister in Mainz.Mit dem Auftragsvolumen wuchs ebenso kontinuierlich die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ja, Mitarbeiter. Denn beschäftigte Becker-Weidert anfangs nur Frauen, sind seit 2009 auch zwei Männer mit von der Partie. Die Chefin hat das in einem Beitrag für die Mutterhaus-Zeitschrift „muz“ so formuliert: „Seit 2009 ist die Männerquote in unserem Team deutlich verändert worden.“
FACHWISSEN UNABDINGBAR
Insgesamt setzt MediPrint auf gut ausgebildetes Fachpersonal. „Mein Team muss die medizinische Terminologie beherrschen. Und das bestenfalls sogar in gleich mehreren Bereichen. Die Ärzte diktieren erfahrungsgemäß unter Stress, da muss man schon wissen, was gemeint ist. Zwar wird alles vor der Weitergabe nochmals Korrektur gelesen, aber natürlich haben wir den Anspruch, dass unsere Kunden nicht viel Arbeit mit unseren Texten haben.“Derzeit hat MediPrint eine Auszubildende, die den Zweig „Kauffrau für Bürokommunikation“ ausgewählt hat. Weiterbildung ist auch der Chefin selber extrem wichtig. Ob im Change-Management oder in der Mitarbeiterführung – zu ganz unterschiedlichen Themen sucht sie sich Vorträge heraus, die sie besucht.
Sonja Becker-Weidert freut sich darüber, dass es ihr so viel Spaß bereitet, selbstständig zu sein. Auch wenn es den Preis hat, sehr viel Zeit zu investieren. Mittlerweile versucht sie, sich immer mal einen Tag frei zu nehmen und abzuschalten. Dann geht sie am liebsten schwimmen. Doch: „Ich gestehe, das Handy ist immer im Bademantel dabei.“
Es ist ihr Team, das sie motiviert, sich so sehr für das eigene Unternehmen einzusetzen. Ganz klar, sie trage Verantwortung für die Menschen, die für sie arbeiten, und müsse deshalb „umsatzorientiert arbeiten“. Ansonsten setzt sie andere Prioritäten. Becker-Weidert hat viel mit Führungskräften zu tun und weiß daher, dass „Männer diese Rolle anders als Frauen ausüben“. Sie selber setzt auf Empathie. Becker-Weidert: „Ich gehe auf meine Mitarbeiter ein, will dass sie zufrieden sind.“ Die Rückmeldungen bestätigten, dass sie da offenbar den richtigen Ansatz hat. „Viele sagen mir, dass sie sehr, sehr gerne zur Arbeit kommen. Die geringe Fluktuation ist ein Indiz, dass Klima und Arbeit zu gefallen scheinen.“
UNTERNEHMEN MÜSSEN UMDENKEN
Andere Unternehmen müssten in punkto Arbeitszeit und Arbeitsgestaltung einfach umdenken. Die Qualität der Arbeit sei das Kriterium, nicht wann die Leistung erbracht wurde. Wenn Sonja Becker-Weidert an den Wettbewerb zur Familienfreundlichkeit der Betriebe im Landkreis Trier-Saarburg denkt, lacht sie herzhaft. „Ich habe mich auf den letzten Drücker darum gekümmert, weil gerade so viel zu tun war. Also hab ich mein Team gebeten, mir mal eben per Mail mitzuteilen, was sie an MediPrint gut oder auch schlecht finden, und was bei uns familienfreundlich ist. Die Antworten fand ich dann selber so interessant, dass ich die in Kopie mit eingereicht habe. Die Jury war begeistert.“ Und der Preis ist der beste Beweis, dass leere Büros zur klassischen Kernarbeitszeit ein guter Hinweis auf ein gesundes Unternehmen mit modernen Strukturen sein kann.