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  • 01.02.2016

    Woher hat der Riesling seinen Namen?

    Namensforscher Prof. Dr. Udolph weiß die Antwort

  • Foto: Albrecht Ehses
    Wein & Tourismus

    Albrecht Ehses

    Tel.: 0651 9777-201
    ehses@trier.ihk.de


Dieser Text ist vom 01.02.2016 und könnte inhaltlich veraltet sein.
Die Herkunft des Rieslings, einer der ältesten Weinsorten, die wir kennen, ist bislang umstritten gewesen. Man dachte an die folgenden Möglichkeiten:

1. Rätischer Wein?
2. Vom Herabrieseln der Blüten?
3. Vom Ruß wegen des dunklen Holzes des Rebgewächses?
4. Wegen der rassigen Säure: reißender Geschmack?
5. Wegen der rissigen Borke?

Buchstabe falsch gedeutet
Zum ersten Mal wird der Riesling im Jahr 1435 erwähnt; man las die entsprechende Stelle – und so steht es auch in der Wikipedia – als Rießling. Aber genau das war und ist ein entscheidender Fehler: es steht dort eindeutig ein -u-, wahrscheinlich zu lesen als -ü-, also als Rüßling. Das passt auch zu den folgenden Schreibungen, die wir kennen: 1453 rueßelinge, 1464 ruesseling, 1490 rüszlinge, 1494 ruszling usw. Also muss die Deutung von einem -u- ausgehen – und somit sind fast alle bisher vorgeschlagenen Deutungen falsch!

Aber ein Weg war schon richtig: wenn man von Rüßling ausgeht, könnte der Ruß eine Rolle spielen. Aber bezog sich die Namengebung auf das dunkle Holz? Es gibt eine andere, bessere Erklärung.

Zuvor muss man aber erklären, warum der Riesling dann heute Riesling heißt und nicht Rüsling. Das liegt an den südwestdeutschen Dialekten: hier klingt die Tür in der Aussprache oft wie Tier, die Küche wie Kiche, süß wie siß usw. Das Wort hat sich also aus Rüßling zu Riesling entwickelt. Deswegen heißt der Wein in jüngerer Zeit auch nur noch Riesling.

Rieslingbeere fällt optisch auf
Und was hat die edle Weinsorte mit dem Ruß zu tun, den wir aus dem Ofen kennen? Man mag zögern, eine edle und sehr geschätzte Weinsorte wie den Riesling mit Ruß, einem schmutzigen Rest nach Verbrennungsvorgängen zu verbinden. Aber Ruß ist schon früh „auf Rußähnliches übertragen worden“, was vor allem daran liegt, dass „von den Eigenschaften des Rußes besonders seine Schwärze hervorgehoben wird“. Aber auch als Farbstoff wurde Ruß seit Jahrtausenden genutzt. Davon zeugt die Rußtinte, davon zeugen aus Ruß hergestellte Farben, vor allem natürlich die schwarze Farbe, aber auch rußbraun ist bezeugt.
Und wie ist rußig in Bezug auf den Wein zu verstehen? Indem man von einer früher Bedeutung „dunkel, schwärzlich“ ausgeht. Und hier kommt nun eine Eigenschaft ins Spiel, die die Beere des Rieslings besitzt. Sie entwickelt im Zuge des Wachstums und der Reife kleine dunkle Punkte. Je weiter der Reifeprozess fortschreitet, umso deutlicher und größer werden die schwarzen Punkte, die eben an Rußflecken erinnern. Bei einer hellen Beere wie beim Riesling ist das sehr auffällig. Hinzu kommt, dass der Riesling langsamer reift als andere Sorten, so dass man ihn relativ spät erntet. Dann sind die dunklen Punkte besonders auffällig.

Prof. Dr. Jürgen Udolph,
Zentrum für Namenforschung, Leipzig


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